Kulturen im Konflikt
Samun und Tiger:

Speziell zu Amerika möchte ich noch anmerken, dass man die entscheidende Militärische Seite der Eroberung vielleicht zu sehr hinter Bürgerkriegen, Pocken usw versteckt. Die Spanier waren selbst zahlenmässig weit überlegenen Heeren von Eingeborenen militärisch weit überlegen. Sie waren natürlich insgesamt militärisch unterlegen.

Aber ohne ihre militärische Überlegenheit hätten die sie begleitenden Indianerheere keine Chance gehabt, die Spanier bildeten Schwerpunkte und waren in diesen immer weit überlegen. Sie brachen dadurch die feindlichen Heere auf und diese verloren ihren Zusammenhalt bzw wurden durchstoßen und gerade dadurch allein war es den indianischen Verbündeten möglich, den Rest zu besiegen. Für sich alleine hätten die Spanier natürlich nicht so schnell so extreme Erfolge erzielt, aber auf Dauer wäre es auch nicht anders gekommen.

Zu Tlaxcala sollte man beispielsweise bedenken, dass die Tlaxcalteken die Spanier zunächst angriffen und sich mit diesen mehrere Feldschlachten lieferten in denen Tlaxcala von den Spaniern besiegt wurde. Durch Erschöpfung wäre das spanische Heer aber aufgrund der numerischen Übermacht ihrer Gegner auf Dauer vernichtet worden, kurz bevor die Spanier nicht mehr konnten, bot Tlaxcala dann das Bündnis an.

Davor aber siegten die Spanier in offener Feldschlacht gegen die Streitkräfte Tlaxcalas. Ebenso wie bei anderen Gelegenheiten sehr kleine Europäische Heere über sehr große Indianische Heere siegten. Abgesehen von der bloßen Zahl hatten die Einheimischen der damals bestehenden Europäischen Militärtechnologie fast nichts entgegen zu setzen. Insbesondere die Kombination von Rondartschen (Stahlschilden) mit Plattenrüstungen und Degen war für indianische Gegner im Nahkampf vernichtend, noch dazu wenn man als Formation kämpfte. Die Gegner der Spanier hatten eigentlich nur die Möglichkeit, diese durch bloße Abnutzung in Form von Erschöpfung zu erledigen.

Ein besseres Beispiel für die These des Machtvakuums stellen wie von Tiger genannt die Inka dar. Hier war es tatsächlich primär der Bürgerkrieg in Kombination mit der Pockenepedemie der für die Spanier den Ausschlag gab.

Aber insgesamt bin ich der Überzeugung, dass die Europäer auch ohne diese Verhältnisse sich in Amerika mit der Zeit durchgesetzt hätten, nur halt nicht so schnell, sondern viel langsamer. Insgesamt aber war Europa den Indianischen Kulturen schlicht und einfach militärisch weit überlegen.

Um nun Samuns Flexibilitätsthese aufzugreifen: Was insbesondere in Amerika auffällt ist, dass die meisten Indianischen Kulturen schlicht und einfach nicht in der Lage waren, sich an die ihnen überlegene Kriegsführung der Europäer anzupassen. Von daher ist die Eroberung Amerikas durch die Europäer meiner Ansicht nach ein weiterer guter Beleg für die These, dass die Frage der Anpassungsfähigkeit entscheidend ist. Fast alle indiansichen Gegner der Europäer waren bis zum Schluß nicht in der Lage, ihre Kriegsführung anzupassen. Sie führten selbst in ihren letzten Schlachten noch die ritualisierte Kriegsführung durch, die ihren Untergang herbei zwang. Umgekehrt gelang es den Europäern, sich wenn notwendig, ihren indianischen Gegnern anzupassen, wenn dies bestimmte Umstände erzwangen.

Auch hierfür bietet Südamerika das beste Beispiel: die Inka waren nicht in der Lage, ihre Kriegsführung zu modernisieren und ihre Kultur an die Europäer anzupassen. Daher scheiterte ihr Widerstand selbst dann, als sie sich dann geschlossen gegen die Spanier stellten.

Die Mapuche Indianer gleich südlich der Inka hingegen passten ihre Kriegsführung extrem schnell an die Europäer an, genau so wie sie ihre Kriegsführung zuvor an die Inka angepasst hatten. Sie konnten von den Spaniern nie besiegt werden (genau so wenig wie die Inka sie zuvor besiegen konnten), und erst der moderne Staat Chile konnte die Mapuche im 19 Jahrhundert wirklich unterwerfen.

Wenn man also nun die These der Anpassungsfähigkeit hernimmt, stellt sich nun die Frage, warum die Europäer anpassungsfähiger waren als andere Kulturen bzw Völker ?

Warum waren die Europäischen Völker flexibler und anpassungsfähiger ?

Sind sie es noch heute ?

Wann begann diese Anpassungsfähigkeit und woraus genau resultierte sie ?
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