02.11.2011, 19:51
Das ist vielleicht ein ganz interessanter Artikel, zwar nicht im Direktbezug, aber im übergeordneten Rahmen, auch von wegen Kriegen, Kriegskultur und Kriegshäufigkeit.
Schneemann.
Zitat:Gewalt heute und gestern<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/wissen/gewalt-heute-und-gestern-katzen-verbrennen-geht-nicht-mehr-1.1178970-3">http://www.sueddeutsche.de/wissen/gewal ... .1178970-3</a><!-- m -->
Katzen verbrennen geht nicht mehr
Der Evolutionspsychologe Steven Pinker hat eine gewagte These aufgestellt, die er mit kühnen Argumenten begründet: Er versucht zu beweisen, dass Krieg und Gewalt weltweit abnehmen. Eine Erfolgsgeschichte der Menschheit?
Zu klären war unter anderem die Frage, wieso Sätze wie die folgenden heute in kultivierter Gesellschaft nicht mehr vorstellbar sind: "Hinaus nach Charring Cross, um zu sehen, wie der Generalmajor Harrison gehenkt, geschleift und gevierteilt wird; was dort getan wurde, während er so munter aussah, wie es für einen Mann in diesem Zustand möglich ist", schrieb der spätere Staatssekretär und Präsident der britischen Royal Society Samuel Pepys am 13. Oktober 1660 in sein Tagebuch - und fährt fort: "Er wurde sogleich heruntergeschnitten, und sein Kopf und Herz wurden den Menschen gezeigt; woraufhin es laute Freudenrufe gab. . . . von dort zu meinem Herrn und Captain Cuttance und Mr. Sheeply mit in die Sun Tavern genommen und ihnen ein paar Austern spendiert." [...]
Das Beispiel ist eines von vielen, das der Evolutionspsychologe Steven Pinker von der Harvard University in seinem 1200-Seiten-Werk Gewalt. Eine neue Geschichte der Menschheit (S. Fischer, 2011, 26 Euro) ausbreitet, um einer Idee zu widersprechen, die sich bis heute in den Köpfen der Menschen hält, dass nämlich die alten Zeiten gute Zeiten gewesen seien; und Grausamkeit, Völkerkrieg und Genozid Erfindungen der Moderne seien. Welch ein Irrtum, ruft Pinker aus: "Die Gewalt ist über lange Zeiträume immer weiter zurückgegangen, und heute dürften wir in der friedlichsten Epoche leben, seit unsere Spezies existiert." [...]
Die Behauptung, dass die Neuen Kriegen 80 bis 90 Prozent zivile Opfer forderten, sei "völliger Unsinn", sagt Pinker, zudem sei die Zahl der Opfer insgesamt geringer als beim Kampf staatlicher Armeen, schon wegen der schlechten Bewaffnung. So einfach sei es nicht, widersprechen Experten. So ließen sich Kombattanten und Zivilisten im Kongo oder in Somalia oft nicht auseinanderhalten, weil sie ihre Rollen ständig wechselten. [...]
Selbst wenn sich Pinkers Thesen bestätigen sollten, was haben leidende Menschen in gescheiterten Staaten davon, wenn ihnen Steven Pinker erklärt, dass die Weltgewalt im Durchschnitt sinke?
Vielleicht die Hoffnung, dass die Menschen trotz ihrer immer zur Gewalt fähigen Natur angenehmere Lebewesen werden können.
Schneemann.