20.03.2011, 13:40
Zitat:Nach der ersten Angriffswelle von Flugzeugen Grossbritanniens, Frankreichs und der USA gegen Truppen des libyschen Machthabers Ghadhafi ist es am Sonntag Vormittag in Libyen ruhig geblieben. Ghadhafi stellte den Angreifern einen langen und zähen Krieg voraus.Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/rebellen_halten_benghasi__ghadhafi_gibt_sich_trotzig_1.9961961.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/i ... 61961.html</a><!-- m -->
Fassen wir mal zusammen, was seit gestern geschehen ist:
1. Der Angriff der libyschen Armee auf Bengasi mit schweren Waffen ist vorerst gestoppt worden. Frankreich meldet die Zerstörung von vier Panzerfahrzeugen südwestlich von Bengasi durch seine Luftwaffe; seither gab es keine Berichte mehr über Artillerie- und Panzerangriffe auf die Rebellen im Osten.
2. Die nächtlichen Angriffe der USA und GBs richteten sich gegen die libysche Luftverteidigung. Einen Enthauptungsschlag gegen Gadhafi schliesse ich aus, damit würde man die Resolution verletzen.
Vermutung: der Krieg wird zukünftig vor allem mit leichten Waffen in den Städten geführt werden, da die libysche Armee davon ausgehen muss, dass schwere Waffen aus der Luft angegriffen werden, sobald sie in die Kämpfe eingreifen. Das wiederum heisst, dass die Rebellen nicht auf Luftunterstützung zählen können, denn die involvierten ausländischen Mächte werden sich hüten, Infanterie in den Städten aus der Luft anzugreifen. Die Gefahr, dabei Zivilisten oder Rebellen zu treffen, ist einfach zu hoch. Wenn es den Rebellen in einem solchen Infanterie-Szenario nicht gelingt, die Oberhand gegen eine inzwischen mobilisierte und professionell vorgehende Armee zu gewinnen, dann könnte sich die Lage tatsächlich zu einem langen und zähen Krieg entwickeln.
Fazer600 schrieb:Nach einigen Tagen werden sich die Luftangriffe auf Ghaddafis Truppen verheerend auswirken, ihre Kampfmoral drastisch sinken und sie werden sich zurückziehen, wenn nicht sogar auseinanderlaufen.Falls es Luftangriffe gibt! Wie gesagt, die Franzosen haben bisher 4 (vier) Panzer zerstört. Das ist, gelinde gesagt, bescheiden. Wenn Gadhafis Truppen ihre schweren Waffen ruhen lassen, dann muss die internationale Gemeinschaft zuerst einen Vorwand finden, um sie zu zerstören.
Andererseits ist die Loyalität der Gadhafi-Truppen in der Tat entscheidend. Wenn weitere Teile seiner Armee desertieren oder überlaufen, dann verschiebt sich das Kräfteverhältnis natürlich zugunsten der Rebellen. Denkbar ist auch, dass angeheuerte Söldner keine Lust haben, in der derzeitigen Situation weiterzukämpfen.
Zitat:Die Rebellen dagegen fassen neuen Mut und werden das ausnutzen, bis auf Tripolis und Sirte wird Ghaddafi aber nichts mehr zu verteidigen haben. Und auch in diesen Städten ist die Bevölkerungsmehrheit sicher nicht Ghaddafigläubig, sich nach aussen zu verteidigen und nach innen Demonstrationen niederschlagen übersteigt sicher die Kraft seiner Volkmilizen.Ob es zu einem zweiten Vorstoss der Rebellen nach Westen kommt, bezweifle ich jetzt. Der müsste nämlich von den internationalen Mächten gebilligt werden. Ansonsten verpflichtet die UN-Resolution nämlich, einen solchen Vorstoss genauso aufzuhalten, da dabei Gefahr für libysche Zivilisten besteht (ja, die Gadhafi-Anhänger sind auch libysche Zivilisten).
Im Grunde genommen müssten die Rebellen eine Art Aufstand II anzetteln. Zu Beginn des Aufstands gab es in Tripolis Demos. Das müsste sich wiederholen und zwar in allen von Gadhafi gehaltenen Städten. Wenn dann diese Protestierenden von Gadhafi-Treuen angegriffen werden, hätten die Rebellen eine Legitimation, ihnen zu Hilfe zu eilen. Aber angenommen, das klappt nicht und die Städte, die momentan unter Gadhafis Kontrolle sind, bleiben es auch. Dann kommt evtl. irgendwann mal der Punkt, an dem die Konfliktparteien anfangen, zu verhandeln. Und wie ich weiter oben schrieb, hat sich Gadhafi für diesen Fall eine bequeme Ausgangsposition aufgebaut: er kontrolliert die wichtigsten Ölhäfen sowie weite Teile des Landes.