25.01.2011, 01:36
hunter1 schrieb:Die Vorteile für die Regierung Karsai, mit der NATO zusammenzuarbeiten, sind grösser als die Nachteile.
Ganz bestimmt ist das so. Die NATO könnte ihn jederzeit durch einen organisierten Anschlag "absetzen". Ein Nachfolger würde einberufen, der durch Zufall auch die nächste Wahl gewinnt. Gar kein Problem und das weiß Karzai auch sicherlich zu schätzen. Andererseits sitzen ihm noch andere im Nacken. Sowohl die Taliban als auch die Besatzungsmacht kann sehr gut damit leben, dass in Kabul ein sehr schwacher Anführer sitzt, der sich aus seinem Amtssitz kaum heraus traut. Insofern würde ich seine Position auch im Augenblick alles andere als überbewerten.
Zitat:Und falls Karsai mal stürzt, wird einfach die nächste Regierung von den Amis gekauft. Solange das so bleibt, wird von höchster afghanischer Stelle keine Aufforderung zum Abzug kommen.
Doch, fordern kann er einen Abzug, hat er auch schon getan und sich dafür direkt Ärger eingehandelt. Seine Situation ist eben im Endeffekt die oben beschriebene.
Zitat:Aber es gibt jedes Mal, wenn die NATO gegen lokale Gepflogenheiten verstösst oder Zivilisten tötet, einen Aufschrei in der afghanischen Bevölkerung.
Dass Fremde und Besatzer nur Böses wollen, ist kein unbekannter Stereotyp in einem von fremden Menschen dominierten Land.
Nun sind rund 10 Jahre rum, in denen es viele vermeidbare und unvermeidbare zivile Opfer gegeben hat. Mit welchem Effekt? Nichts hat der US geführte Einfall den Afghanen gebracht. Insofern würde mich Deine Erwartungshaltung in diesem Szenario interessieren. Die Wut wird (mit Recht) groß sein, sonst würde man diese Opfer eher hinnehmen.
Zitat:Und das Mass ist dann irgendwann voll. Wenn die gesamte afghanische Bevölkerung die NATO raushaben will, wird auch die afghanische Regierung dafür sein müssen, um sich selbst zu retten. Da brauchts keine Volksabstimmung dafür. Zudem können die afghanische Regierung und das afghanische Parlament jederzeit entscheiden, die NATO per Gesetz rauszuwerfen. Werden sie aber nicht tun, weil dann das ganze Geld, dass via NATO ins Land kommt, wegfällt und Ruckzuck die Taliban in Kabul einmarschieren.
Eben. Und die Beteiligten machen das doch auch alles nicht zum ersten Mal durch.. Ein von der afghanischen Regierung durchgedrücktes Referendum ist ebenso undenkbar, wie eines von den Besatzungsmächten initiiertes. Es wird also auch sicherlich auch keines geben. Es sei denn, der Abzug ist im Vorfeld bereits beschlossene Sache.
Zitat:Wie die NATO auf einen Rauswurf reagieren würde, ist für die Afghanen eigentlich egal.
Egal ganz sicher nicht. Aber sie können das ja auch nicht wirklich beeinflussen.