08.10.2010, 13:30
Zitat:und die Geschichte wiederholt sich insofern, dass jedes fremde Land, das länger als ein Jahr (!) in Afghanistan war, als Besatzer (und nicht mehr als Befreier) empfunden und dementsprechend zunehmend bekämpft wurde.
"Wer die Geschichte nicht kennt ist verurteilt, sie nochmal zu erleben ..." auf dieser Grundlage hat der Artikel der FTD durchaus seine Berechtigung
Es gibt keine geschichtlichen Axiome. Nichts wiederholt sich, nichts ist gleich.
Zunächst mal zu Afghanistan selbst: dieses ist ein künstliches Land das überhaupt erst aus den Verteilungskämpfen zwischen Briten und Russen und erst vor kurzer Zeit entstanden ist.
Es gibt daher wie bei all diesen Kunststaaten des späten Europäischen Imperialismus keine Afghanische Nation, genau genommen kein Afghanisches Volk.
Viele Afghanen sind sogar nicht mal lange Muslime. Weite Teile Afghanistans und zwar insbesondere die Gebiete zwischen Pakistan und Afghanistan die heute das Zentrum der Islamisten sind, wurden erst im späten 19 Jahrhundert zum Islam bekehrt.
Die Kämpfe der Briten im 19 Jahrhundert unterscheiden sich daher völlig von den Kämpfen der Sowjets und den Kämpfen heute.
Wenn man über das geograpische Gebiet Afghanistans sprechen möchte ist festzuhalten, daß dieses durchaus schon erfolgreich erobert wurde: Die Mongolen besetzten Afghanistan und beherrschten es absolut über ungefähr 100 Jahre lang.
Die Geschichte wiederholt sich nie.
Nun zur Frage inwieweit die Drogengelder den Terror finanzieren: Shahab3 hat schon recht, wenn er schreibt die wirklich großen Preisaufschläge erst im Westen selbst erfolgen. Aber zum einen zähle ich diese Kreise eher zur Nachfrage Seite, zum anderen müssen diese wiederum auch aus diesen Einnahmen wiederum die Afghanen bezahlen.
Und die Afghanen gehen immer mehr weg von der reinen Urproduktion und immer mehr hin zur Produktion der Endprodukte.
Würde man daher die Nachfrage-Seite massiv bekämpfen, dann hätte das meiner Überzeugung nach einen großen Effekt auf die für Militärische Aufgaben in Afghanistan zur Verfügung stehenden Finanzen.
Auch wenn natürlich hier im Westen viel mehr gezahlt wird als bei den Afghanen ankommt ändert das nichts an dem Mechanismus, das da wo keine Nachfrage mehr ist, gar kein Geld mehr fließt und folglich auch kein Geld nach Afghanistan.
Ansonsten ist nur noch festzuhalten, daß der Krieg in Afghanistan schlicht und einfach verloren ist. Die einzige ernsthafte Chance auf eine Erreichung unserer Ziele wurde vergeben als man den Völkern der Nordallianz keine Minderheitenherrschaft über das Land in die Hände gegeben hat. Der Widerstand der Paschtunen hätte dann diese Völker der Nordallianz weiter zusammen gehalten und wir hätten eine zumindest für die nächsten Jahre stabile Gewaltherrschaft gehabt und abziehen können.