20.07.2010, 13:16
Zitat: Diesem Punkt fehlt auch weiterhin die sachliche Begründung. Das habe ich bereits mit meinem Zaunpfahl-Wink (letzter Absatz) im letzten Beitrag bemängelt. Zitat von mir "Sachliche Überlegungen kreisen daher vor allem um wirtschaftliche, strategische und kulturelle Aspekte. Der Sympathiefaktor gegenüber Einzelnen dient vielleicht besonders konservativen Christen oder aus anderen Motiven Islamophoben als Grundlage zur Meinungsfindung oder als Vorwand."Der Sympathiefaktor gegenüber einzelnen Personen (hier: Erdogan) dient sicherlich konservativen Christen oder Islamophoben auch als Vorwand, aber eben nicht nur solchen Personenkreisen. Abgesehen davon wäre es auch wiederum recht einfach, Leute diesen Kreisen zuzuordnen, nur weil sie sich über das Verhalten einer Person wundern oder diese ablehnen, vor allem weil die Vita bestimmter Personen eine eindeutige Vorbelastung erkennen lässt.
Zitat: Den zweiten Punkt kann ich ebenfalls nicht so wirklich nachvollziehen, denn einerseits halte ich meine Aussage zur Relevanz von Personalien für einen solchen Prozess weiterhin für zutreffend und andererseits schließt sich die Nähe zu Teheran und Brüssel nicht gegenseitig ausEs bleibt, wie gesagt, abzuwarten, inwieweit in der Türkei Personalwechsel erfolgen oder nicht und vor allem bleibt dann auch die Frage, inwieweit nachfolgende Politiker die Politik der jetzigen AKP-geführten Regierung bereit sind zu ändern. Abgesehen davon sehe ich Erdogans Position derzeit als sehr gefestigt an. Die Nähe zwischen Teheran und Ankara, bzw. das Entfernen zu Brüssel, sehe ich auch in Teilen in der jetzigen Haltung und vor allem auch der Art und Weise der Argumentation und der Tonlage Erdogans bezüglich des Israel-Palästina-Konfliktes. Ferner hat der Mann in früheren Tagen schon ganz, ganz andere und sehr radikale Töne angeschlagen, die man durchaus in Nähe mancher persischer Fundamentalisten rücken könnte. Von den unverantwortlichen Reden über die „Kasernen“ in den Moscheen bis hin zu seinen Sympathien für die Scharia (angeblich).
Ich streite nicht ab, dass er einige Reformen und Erfolge verbuchen konnte (wirtschaftliches Wachstum, Abschaffung der Todesstrafe), aber zugleich scheinen seine Verhaltensmuster derzeit sehr stark dahingehend zu weisen, dass er im Kern immer noch ein Fundamentalist ist, der nur den „Marsch durch die Institutionen“ angetreten hat und sich als demokratischer Reformer gibt, weil er schon einmal mit seinen Radikalpositionen scheiterte und im Gefängnis landete und weil er sieht, dass er nicht mit dem Kopf durch die Wand kann. Und genau deswegen bin ich sehr vorsichtig und verorte ihn auch nicht in die Nähe Brüssels...
Zitat: Ich kenne aber einige Leute, die in dieses Raster fallen und entsprechende Vorurteile gegenüber der Türkei, wie auch gegenüber anderen islamisch geprägten Kulturkreisen hegen.Nicht jeder Vorwurf oder jede Kritik ist ein Vorurteil...
Schneemann.