(Allgemein) Bundeswehr im Ausland
Ich würde auch ganz kurz in der Debatte um die Nachwirkung und die Wirkstärke des Luftangriffs gerne mal wie schon von Spooky angefüht das Thema der Jahreszeiten und der damit verbundenen Aktivitätsmuster anbringen. Wenn man sich über längere Zeit die Aktivitätsmuster der Widerstandsgruppen anschaut, dann fallen deutliche saisonale Schwerpunkte auf und das gilt eigentlich sowohl für die verschiedenen Widerstandsgruppen, für die verschiedenen Jahre seit dem Wiederaufflauen der Talibanaktivitäten seit 2004/2005 als auch für die verschiedenen Regionen. Es war immer so, dass im Winter erheblich weniger Angriffe vorkamen und dass im Frühjahr verstärkte Aktivitäten einsetzten.

Ich will ja gar nicht mal pauschal abstreiten, dass neben deutlichen zivilen Verlusten auch einige Laufburschen der Taliban damals getötet wurden und vielleicht kann man mit viel gutem Willen und ner Extraportion Wunschdenken gar annehmen, dass die Mannschaftsstärke der Taliban in Char Darreh tatsächlich deutlich dadurch abgenommen hat. Aber zum einen wurden wie schon mehrfach berichtet die eigentlich auch anvisierten regionalen Talibanführer, die auch kurzzeitig an den Tankwagen weilten, verpaßt, weil die vor dem Angriff sich zurückzogen und verschwanden. Und genau diese Führer wollte wohl Oberst Klein auch nur zu gerne treffen. Diese aber entzogen sich rechtzeitig, es blieben niedere Chargen, vor Ort rekrutierte Männer, die letztlich ersetzbar waren und sind und die Zivilisten.
Und zum anderen wären so oder so die Aktivitäten der Taliban aufgrund der klimatischen Verhältnisse zurückgegangen. Luftschlag hin oder her, die Verluste dieses Frühjahrs hätte es auch ohne Luftschlag erst im Frühjahr gegeben, da spielt der Luftschlag keine Rolle und hat keine Bedeutung, weil das eben eine Frage von Aktivitätsmustern ist. Und wer sich daran erinnert, wie in den Zeitungen über die Wahlen im Herbst im Afghanistan berichtet worden, also nicht über den Betrug, sondern über die schwierigen Verhältnisse, dass insbesondere ab Oktober das Wetter sehr schlecht und es sehr kalt wurde, Transportwege schwerer passierbar wurden etc., wer sich daran erinnert oder schlicht sich überlegt, welches Klima dort herrscht, dem leuchtet schnell ein, dass es im Winter immer weniger Anschläge gibt und es im Frühjahr eigentlich in jedem neuen Jahr eine Frühjahrsoffensive seitens der Talibangruppen gibt.

Überdies muss man ja auch nun konzedieren, dass laut neuen Berichten eben nicht nur paschtunische Talibangruppen sich den NATO und afghanischen Einheiten im Norden entgegentreten, sondern auch radikale usbekische Gruppierungen. Und da fällt dann auch letztlich die Dezimierung von ein paar paschtunischen Taliban-freundlichen Dörfern unsererseits nicht mehr wirklich als großer Vorteil für uns ins Gewicht...
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