22.04.2010, 07:47
Schneemann schrieb:Ich stimme Quintus Fabius (um ihn hier mal zu bemühen) durchaus nicht immer zu, aber in Bezug auf Perspektivenfanatismus ist die Beschreibung nicht pauschal und richtig. Natürlich ist es falsch was oben steht, und jeder der Israel zumindest ein bißchen kennt wird den Kopf schütteln (ich auch). Aber es ist eben so. In deiner Sicht als aufgeklärtem Menschen ist seine Ausführung pauschal, richtig, in seiner ist das aber das allumfassende Credo des Selbstverständnisses und des "Weltverständnisses". Und ich bin es auch leid, ständig mich über die haltlosen und verunglimpfenden Vorwürfe gegen Israel aufzuregen, die eh Bullshit sind (fast wäre es aber wieder passiert).
Ich habe selbst (als Israelfreund und auch trotz familiärer Erfahrungen dahingehend) durchaus manchmal auch Bauchweh, was manche Entwicklungen in Israel angeht - und das sage ich dann auch (Presserecht, Siedlungen) -, aber solche infamen Behauptungen wie oben sind einfach falsch. Und deswegen keines weiteren Kommentars wert.
Vielmehr muss man sich aber wohl oder übel damit abfinden, dass es schlicht Leute gibt, die derartige Meinungen vertreten. Da diese Ansichten aber m. Mn. sehr gefährlich sein können und manchen Alpträumen der Vergangenheit Tür und Tore öffnen könnten, muss man sich eben wappnen, um im schlimmsten Fall nicht unvorbereitet dazustehen. Und man muss - da man nicht damit rechnen kann, diese radikale Denke mit Logik zu überwinden - sich selbst darauf vorbereiten, notfalls gewaltsam zu reagieren, wenn den der Wahn sich Bahnen bricht und die Katastrophe drohen könnte. Das ist auch der Grund, weswegen ich nicht an Verhandlungslösungen in Sachen Iran glaube.
Und täglich grüßt das Murmeltier. Danke für die übliche Psychoanalyse.
Ich weiß, dass ich ausgesprochen spannend bin. Trotzdem bin auch ich mal gespannt wie ein Flitzebogen, ob der möglicherweise eingebrachten Argumente mit inhaltlichen Bezug.
Gerade wer Israel -nach seiner eigener Einschätzung- gut kennt und dabei einen anderen Eindruck über die gesellschaftlichen Regeln und Grundsätze, den Stellenwert des Militärs und die Möglichkeiten der Kritik gewonnen hat, sollte keine Probleme haben, dies zu verschriftlichen und eine hinreichende Menge an Gegenargumente bei der Hand zu haben, um an der Sache zu argumentieren, inhaltlich zur Diskussion beizutragen und letztlich die Leserschaft oder den Diskutanten von der Richtigkeit der eigenen Aussage zu überzeugen. Für einen Israelkenner und -freund müsste das eine der einfachsten Übungen sein. Oder etwa nicht?
Eine entsprechende Erwiderung könnte etwa anfangen mit, "nein stimmt, weil...". Man könnte auch relativieren und sagen "das kann man so pauschal nicht sagen, denn es gibt Gegenbeispiele, wie Bürgerbewegung XYZ", etc..
Es wurden von mir ganz konkrete Punkte aufgezeigt, die den herausragenden Stellenwert des Militärs und die stark eingeschränkten Möglichkeiten der Kritik an seiner Vorgehensweise und mögliche Kriegsverbrechen betreffen. Wenn man bereits als Kriegsdienstverweigerer ins Gefängnis kommt und gesellschaftlich geächtet wird, arbeitet man als Enthüllungsjournalist oder Friedensnaktivist in einer sehr speziellen Situation. Die aktuellen Pressemeldungen und inner-israelischen Diskussionen habe ich in diesen Kontext eingeordnet. Der Vorwurf des Hochverrats für zwei Enthüllungsjournalisten ist darin einzuordnen. Und verwundert daher eben nicht. Auch habe ich versucht, Erklärungen für die dort vorherrschende besondere Situation zu liefern. Das sind Punkte, auf denen man eine sachliche Diskussion aufbauen kann, sofern man denn als potentieller Diskussionspartner argumentativ etwas beizusteuern hätte.
Leider kommt da außer persönlichen Unterstellungen und Verunglimpfungen (Fanatismus, Bullshit, Unaufgeklärtheit, ...) -mal wieder- nichts. Es dreht sich wieder nur um die Person, die die unangenehmen Dinge angesprochen hat. Das ist ein bekanntes Muster. Übrigens auch diskurstheoretisch.
