07.04.2010, 13:19
Die ganze Diskussion zeichnet sich durch das Für und Wider von Sicherheitsdenken und Feuerkraft-Idealen aus. Ich lese derzeit ein recht interessantes Buch über die Wehrmacht und deren Partisanenbekämpfung. Ich will jetzt gar nicht auf Verbrechen und zerstörte Dörfer hinaus oder einen Vergleich zwischen Wehrmacht und Bundeswehr anstellen. Wohl aber interessant sind m. E. z. B. die Verhaltensweisen der Wehrmacht bei der Partisanenbekämpfung auf dem Balkan, besonders dort in den gebirgigen und schwer zugänglichen Waldgebieten, sowie bei Anti-Partisanenoperationen etwa im Kaukasus. Zentraler Punkt dabei ist, dass i. d. T. schweres Gerät (Panzer, meist Beutefahrzeuge, Artillerie und teils auch Panzerzüge) eingesetzt wurde, aber eben a) zur Sicherung von Stützpunkten oder Versorgungswegen (Schienenstränge). Ging es aber ins Gebirge oder in den Wald, war die Infanterie der entscheidende Faktor. Und ich denke in dieser Hinsicht, wenngleich auch wirklich nur in dieser, kann man ein Ableiten eigener Strategien festmachen.
Jetzt gilt es, dieses Schema zu sieben: Heute habe ich - im Gegensatz zu früher - a) Drohnen, b) Kampfhubschrauber und c) sehr schnelle Kommunikationswege sowie d) eine allgemein wesentlich höhere Feuerkraft (wenn sie denn da ist), dazu kommt auch, dass der jetzige Gegner e) eine recht schwache Truppe von ein paar hundert Mann ist, zumindest gemessen an früheren Partisanenkriegen, wo die Deutschen teils ganze Divisionen zum Einsatz brachten und die Partisanen im Gegenzug (wie etwa im Jugoslawien) sogar eigene Luftstreitkräfte hatten (wenngleich auch nur alte Hawker Hurricane Mk. I).
Insofern: Wenn denn ein Panzereinsatz erfolgen soll, dann wirklich nur aus den Gründen "Stützpunktsicherung" und "Objektschutz" sowie wegen des "Abschreckungswertes". Reinen Kampfwert sehe ich aber dennoch keinen großen. Und Kommentare, wie dass man meinen könnte, ein Panzer brauche anscheinend eine Straße (Nightwatch), bzw. brauche dies nicht, ist nicht praktisch anwendbar auf den Hindukusch, man solle sich mal vergegenwärtigen, wie die Infrastruktur-Verhältnisse in Afghanistan und die Topographie beschaffen sind. Wieso z. B. drängten sich deutsche Panzerkolonnen während des Einmarsches im Kosovo 1999 (die Bilder habe ich noch im Kopf) auf Straßen hintereinander wie die Lemminge? Wohlgemerkt, im Kosovo, nicht am Hindukusch. Zum Glück erfolgte da nirgendwo ein Hinterhalt. Wieso quetschte die IDF ihre Merkava im Libanon-Krieg auf recht engen Bergstraßen im Südlibanon zusammen, was zu einigen unnötigen Verlusten führte und die Hisbollah nicht wirklich abschreckte? Wieso führten die stark motorisierten Panzerkeile der Roten Armee keine Großoperationen während ihrer Afghanistan-Kampagne durch, sondern verzettelten sich auf Bergstraßen und führten allenfalls Sicherungsaufgaben aus (auch wenn die Panzer schlechtere waren als die heutigen Exemplare)?
Kurz: Panzer können sinnvoll sein, vielleicht sind sie es auch in Bezug auf manche Aufgaben, aber man kann nicht einfach ihre Befähigung eine Kampfhandlung zu entscheiden einfach auf jedes Terrain übertragen. Nordafghanistan ist weder die Kalmücken-Steppe noch der topfebene Irak.
Es ist, um ein Gleichgewicht in der Argumentation zu erhalten, aber sicherlich auch richtig, dass man in Afghanistan mehr Feuerkraft braucht. Da stimme ich ausdrücklich zu und ich erinnere mich auch gut an Quintus Hinweise auf die Ausbildung bei der Bundeswehr und die dortigen Schwächen, die sich an der aktuellen Diskussion zu bestätigen scheinen. Nur sehe ich die Lösung nicht in einem schnellen und Aktionismus beladenen Ruf nach "Panzern!", sondern in einer Kombination. Panzer dort, wo ich sie einsetzen kann (im Umkreis der Stützpunkte), ansonsten Artillerie und CAS (Kampfhubschrauber, PzH, Gunships) und verdammt nochmal Infanterie, um die Taliban aus den Löchern zu hohlen.
Schneemann.
Jetzt gilt es, dieses Schema zu sieben: Heute habe ich - im Gegensatz zu früher - a) Drohnen, b) Kampfhubschrauber und c) sehr schnelle Kommunikationswege sowie d) eine allgemein wesentlich höhere Feuerkraft (wenn sie denn da ist), dazu kommt auch, dass der jetzige Gegner e) eine recht schwache Truppe von ein paar hundert Mann ist, zumindest gemessen an früheren Partisanenkriegen, wo die Deutschen teils ganze Divisionen zum Einsatz brachten und die Partisanen im Gegenzug (wie etwa im Jugoslawien) sogar eigene Luftstreitkräfte hatten (wenngleich auch nur alte Hawker Hurricane Mk. I).
Insofern: Wenn denn ein Panzereinsatz erfolgen soll, dann wirklich nur aus den Gründen "Stützpunktsicherung" und "Objektschutz" sowie wegen des "Abschreckungswertes". Reinen Kampfwert sehe ich aber dennoch keinen großen. Und Kommentare, wie dass man meinen könnte, ein Panzer brauche anscheinend eine Straße (Nightwatch), bzw. brauche dies nicht, ist nicht praktisch anwendbar auf den Hindukusch, man solle sich mal vergegenwärtigen, wie die Infrastruktur-Verhältnisse in Afghanistan und die Topographie beschaffen sind. Wieso z. B. drängten sich deutsche Panzerkolonnen während des Einmarsches im Kosovo 1999 (die Bilder habe ich noch im Kopf) auf Straßen hintereinander wie die Lemminge? Wohlgemerkt, im Kosovo, nicht am Hindukusch. Zum Glück erfolgte da nirgendwo ein Hinterhalt. Wieso quetschte die IDF ihre Merkava im Libanon-Krieg auf recht engen Bergstraßen im Südlibanon zusammen, was zu einigen unnötigen Verlusten führte und die Hisbollah nicht wirklich abschreckte? Wieso führten die stark motorisierten Panzerkeile der Roten Armee keine Großoperationen während ihrer Afghanistan-Kampagne durch, sondern verzettelten sich auf Bergstraßen und führten allenfalls Sicherungsaufgaben aus (auch wenn die Panzer schlechtere waren als die heutigen Exemplare)?
Kurz: Panzer können sinnvoll sein, vielleicht sind sie es auch in Bezug auf manche Aufgaben, aber man kann nicht einfach ihre Befähigung eine Kampfhandlung zu entscheiden einfach auf jedes Terrain übertragen. Nordafghanistan ist weder die Kalmücken-Steppe noch der topfebene Irak.
Es ist, um ein Gleichgewicht in der Argumentation zu erhalten, aber sicherlich auch richtig, dass man in Afghanistan mehr Feuerkraft braucht. Da stimme ich ausdrücklich zu und ich erinnere mich auch gut an Quintus Hinweise auf die Ausbildung bei der Bundeswehr und die dortigen Schwächen, die sich an der aktuellen Diskussion zu bestätigen scheinen. Nur sehe ich die Lösung nicht in einem schnellen und Aktionismus beladenen Ruf nach "Panzern!", sondern in einer Kombination. Panzer dort, wo ich sie einsetzen kann (im Umkreis der Stützpunkte), ansonsten Artillerie und CAS (Kampfhubschrauber, PzH, Gunships) und verdammt nochmal Infanterie, um die Taliban aus den Löchern zu hohlen.
Schneemann.