10.02.2010, 10:23
Kosmos schrieb (S. 129, Bezugnahme zum Golfkrieg 1):
Nightwatch schrieb:
Anmerkung:
Die Sache mit Rom würde ich durchaus auch gerne ausdiskutieren, aber vielleicht sollten wir einen anderen Thread suchen, da der hier sich nicht gerade zu eignet; nichtsdestotrotz stimmt es, was Quintus hier sagt.
Schneemann.
Zitat: Mehr noch, den wirklich blutigen Krieg gleich zu Anfang hat ihnen ausgerechnet ein US Vasale mit US Unterstützung bescherrt......Man sah Saddam schon als Verbündeten, aber genau genommen war es nicht der Westen, der Saddam am Leben hielt: 80% der irakischen Militärmaschine stammten aus sowjetischen Beständen, egal ob AK, T-62, MiG-23, RPG, SA-2 oder BMP. Saddam war insofern der beste Kunde der UdSSR und Chinas, die seine Bestände nach jeder Schlappe in Chuzestan oder am Schatt el-Arab wieder auffüllten. Der Konflikt im Übrigen begann nicht erst mit dem Sturz des Schah und Khomeinis Aufstieg 1979, er reichte viel weiter zurück. Bereits in den 50er und 60er Jahren, noch ehe man im Irak einen „Gegenpol“ zu den Mullahs entdeckte, zündelte der Irak in Richtung des ölreichen Chuzestan. Als Saddam dann losschlug, der die Zeit der Wirren im Iran meinte ausnutzen zu müssen, nahm man es eher billigend zu Kenntnis, als das man einen „Vasallen“ gezielt in den Krieg geschickt hätte. Dazu musste/n ihn der Westen, oder auch die USA, nicht groß motivieren, die anti-persische Grundhaltung, die Gier nach Einfluss zu Ungunsten des Iran und die „Erinnerungen“ an historische Siege im 7. Jahrhundert (Al-Qadisiyah) taten ein übriges. Als man von iranischer Seite zudem noch damit drohte, die iranische Revolution auch auf andere Staaten des Nahen Ostens auszudehnen, entschloss sich Saddam zum Krieg.
Zitat: wie tun Russland und Chinesen das ermöglichen?Na, da bin ich aber froh. Dem nächsten Spinner, der Atomwaffen bauen will, sage ich: Vergiss die ganzen Techniker, Atomingenieure und Urananreicherungsanlagen. Nein, du brauchst nur böse Machtspielchen, dann klappt’s mit der Bombe schon von alleine.
Iranisches Programm hat ihre Wurzel in Machtspielchen des Westens und USA, genauso wie irakisches Programm seinerzeit.
Nightwatch schrieb:
Zitat: Ich würde die Bombe auch gegen Persepolis wenns denn sein muss.Ich würde sie dennoch nicht gegen Persepolis einsetzen, weil das für mich als Kulturliebhaber, Historiker und Hobby-Archäologe ein kulturhistorischer Affront wäre. Nur weil ich die Mullahs in die Steinzeit schicke, heißt das nicht, dass man Kulturgüter, die diese 30 Jahre Mullahherrschaft um das zeitlich hundertfache übertreffen, notfalls zum Ziel erklären dürfte. Selbst bei einer noch so entschlossenen Kriegsführung darf ich nicht in blinde Zerstörungsorgien flüchten, sondern muss immer noch versuchen zu differenzieren und ein gewisses Augenmaß wahren. Und zwar nicht gegenüber den Mullahs, sondern aber eben gegenüber der Kulturzivilisation an sich und eben auch der persischen Kultur, die du ja, wie auf Seite 130 hier angemerkt, berechtigterweise von den Mullahs differenziert sehen willst (im Post gegenüber Thomas Wach).
Aber das ist dann doch reilich jenseits des real Denkbaren.
Zitat:Es ginge bei einem "totalen" Krieg gegen den Iran weder darum die persische Kultur noch das iranische Volk auszulöschen.Okay, ein klares Statement. Das sehe ich auch so und dieser Art Antwort kann ich mich anschließen.
Zitat:Stattdessen würde ein derartiger Waffengang darauf angelegt sein die militärische und wirtschaftliche Infrastruktur des Landes restlos zu vernichten.Das erscheint logisch. Wobei ersterer Punkt klar ist, bei zweitem gilt es aber abzuwägen, inwieweit ich die Grundlage der Versorgung eines Volkes zerstöre, weil dies wiederum nicht unser Ziel sein darf und sollte bzw. nicht mit dem geltenden Kriegsrecht in Einklang zu bringen ist.
Zitat:Im Detail wurde dieses "Endszenario" von K. Pinckney in "The Iran Warplan" ausgebreitet.Das Buch sagt mir jetzt nichts, aber ich werde es im Hinterkopf mal abspeichern.
Zitat: Der Iran sitzt schon jetzt auf dem größten Terrorpool den es je gegeben hat.Wobei man aber jetzt noch den Vorteil hat, zu wissen, wen man am Wickel schnappen muss. Wenn sich alles zersplittert, wird keine zentrale Kraft hinter den Terrorstrukturen mehr stehen (wie jetzt der Iran), sondern es wird viele kleine Gruppen, Richtungen, Parteien geben, die alle ihr Süppchen kochen und die wir hier im Westen nicht mehr überschauen. Was „failed states“ für Probleme bereiten können, sah man an Afghanistan und teils im Irak und sieht man zunehmend in Somalia, in den Stammesgebieten Pakistans (ich weiß auch nicht, wie du zu der Ansicht kommst, man hätte in Pakistan den „Daumen drauf“; das Land ist ein Alptraum) und im Jemen, wo viele lokale Gruppen aktiv sind, die einen zwar irgendwo hassen und die irgendwelche Terrorgruppen stützen, die man aber gar nicht richtig kennt und die man fast nicht mehr greifen kann ohne einen undurchdringlichen, größeren Guerilla-Krieg riskieren zu müssen, wo wir (d. h. der Westen) – und da stimme ich Quintus ausdrücklich zu – mit unserer Moral und unseren Vorstellungen heillos überfordert wären. Zustände wie in Somalia wären, bezogen auf ein Land von der Größe des Iran mit 70 – 75 Mio. Menschen, ein logistisches und militärisches Desaster, vor allem auch, weil a) viele regionale Problemfälle an das Land angrenzen (Afghanistan, Irak) und b) weil strategisch das Land an einer wichtigen Position liegt (Ölrouten, Öllagerstätten, Straße von Hormuz). Vor allem auch sollte man nicht vergessen, dass Teile des jetzigen Atomprogramms in alle Teile der Region verstreut werden könnten, jede Gruppierung könnte in den Besitz eines Teils der Kenntnisse über die Atombewaffnung kommen.
Wenn sie es vorziehen würden sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen ist das für den Rest der Region positiv zu bewerten.
Anmerkung:
Die Sache mit Rom würde ich durchaus auch gerne ausdiskutieren, aber vielleicht sollten wir einen anderen Thread suchen, da der hier sich nicht gerade zu eignet; nichtsdestotrotz stimmt es, was Quintus hier sagt.
Schneemann.