30.01.2010, 23:34
ich setz das jetzt hierher, weil Schneemann schon auf mein posting geantwortet hatte, als ich auf Tiger eingegangen bin - daher mein letzes Posting auch zweimal edititiert - einmal die Antwort an Tiger erstellt, und dann wieder ausgeschnitten und als eigenes Posting hier angeführt.
Er sagt zum Einen, dass sich die Briten in Kabul (um den Anschein einer Besatzungsmacht zu vermeiden) nicht richtig verschanzt hatten. Damit waren die Briten ein leichtes Opfer, als der Aufstand in Kabul ausbrach.
Der SPIEGEL weist zum anderen darauf hin, dass die britische Regierung die Finanzen für den Afghanistan-Einsatz massiv zusammen gestrichen hatte. Damit wurden die "Maut-"Zahlungen an die Paschtunen entlang "der Rückzugsstraße nach Peschawar" eingestellt - und die Straße prompt blockiert.
Beides sind - möglicherweise - Analogien zur jetzigen Situation, insbesondere zur Frage, ob mit Zahlungen an Taliban eine (vorübergehende) Beruhigung erreicht werden könnte.
Wichtig ist die Frage, wie lange sich diese Eroberer im Lande halten konnten.
Alexander war im damaligen Sogdien (329 - 327 v. Chr.) und Bakrien (327 v. Chr.) nur ganz kurz, und er ist schon auf dem Rückweg von der gescheiterten Eroberung Indiens (326 v. Chr.) mit seinem Heer massiv angegriffen (wenn nicht sogar vertrieben) worden. Sene Nachfolger, die Seleukiden, waren in Baktrien (das entspräche in etwa dem Gebiet des heutigen Nordafghanistans) und Persien eigentlich schon wieder ein Staat mit iranischer Bevölkerungsgrundlage. Der "hellenistische Resteinfluss" wurde dann von den neupersischen Sassaniden endgültig beseitigt. Es gibt sogar den Begriff der kushano-sassanidischen Zivilisation für die gemeinsame iranische Kultur.
Dschingis Khan (+ 1227) hat Afghanisan nicht erobert, das Gebiet des heutigen Afghanistans wurde zwar ~1259 Teil eines Mongolenreiches der Nachfolger Dschingis Khans, und spätestens unter Timur Lenk (Tamerlan) schon Teil eines unabhängigen Reiches mit überwiegend iranisch / afghanischem Bevölkerungskern und einer türkisch sprachigen, mongolisch stämmigen Herrschaftsschicht.
Dazwischen war Afghanistan infolge der arabischen Eroberungen (642 Hauptschlacht mit den Sassaniden bei Nehawend, 712 Eroberungen an Chinas Grenze) sogar noch Teil eines arabisch-islamischen Kalifenreiches.
Und vor den Arabern gab es türkische Eroberungen.
Aber die konnten sich alle nicht lange als Eroberer halten.
@Schneemann:
Du hast bezüglich der "Ausgewogenheit" im Ansatz recht - wenn ich ein Dossier schreibe, dann muss ich auch solche positiven Meinungen wiedergeben.
In einem Diskussionsforum ist das nicht unbedingt der Fall. Die Diskussion lebt von kontroversen Meinungen. Daher sei es auch gestattet, eigene subjektive Überzeugungen einzuführen - ja sogar manchmal zu provozieren, um die Diskussion im Forum zu beleben.
Tiger schrieb:....der schon mehrfach erwähnte SPIEGEL-Artikel bringt dagegen zwei andere Punkte, stellt die Niederlage damit in einen größeren Zusammenhang.
Er ist nur eine grobe Zusammenfassung der jüngeren afghanischen Geschichte, und viele Details - die für ein umfassendes und klares Bild wichtig sind - fehlen einfach.
Es wird z.B. nicht erklärt, warum die britische Armee 1842 nach ihrem Rückzug aus Kabul so übel aufgerieben werden konnte. So wird dabei unterschlagen, das der Befehlshaber der britischen Armee, ein Major General Elphinstone, ein vorzeitig gealterter und unfähiger Offizier war. ....
Er sagt zum Einen, dass sich die Briten in Kabul (um den Anschein einer Besatzungsmacht zu vermeiden) nicht richtig verschanzt hatten. Damit waren die Briten ein leichtes Opfer, als der Aufstand in Kabul ausbrach.
Der SPIEGEL weist zum anderen darauf hin, dass die britische Regierung die Finanzen für den Afghanistan-Einsatz massiv zusammen gestrichen hatte. Damit wurden die "Maut-"Zahlungen an die Paschtunen entlang "der Rückzugsstraße nach Peschawar" eingestellt - und die Straße prompt blockiert.
Beides sind - möglicherweise - Analogien zur jetzigen Situation, insbesondere zur Frage, ob mit Zahlungen an Taliban eine (vorübergehende) Beruhigung erreicht werden könnte.
Tiger schrieb:....das gelang auch den Briten (mehrfach), den Sowjets und zuletzt den Alliierten.
Last not least wird im Artikel vergessen, das es sowohl Alexander dem Großen als auch Dsinghis Khan gelang, das heutige Afghanistan zu erobern.
Wichtig ist die Frage, wie lange sich diese Eroberer im Lande halten konnten.
Alexander war im damaligen Sogdien (329 - 327 v. Chr.) und Bakrien (327 v. Chr.) nur ganz kurz, und er ist schon auf dem Rückweg von der gescheiterten Eroberung Indiens (326 v. Chr.) mit seinem Heer massiv angegriffen (wenn nicht sogar vertrieben) worden. Sene Nachfolger, die Seleukiden, waren in Baktrien (das entspräche in etwa dem Gebiet des heutigen Nordafghanistans) und Persien eigentlich schon wieder ein Staat mit iranischer Bevölkerungsgrundlage. Der "hellenistische Resteinfluss" wurde dann von den neupersischen Sassaniden endgültig beseitigt. Es gibt sogar den Begriff der kushano-sassanidischen Zivilisation für die gemeinsame iranische Kultur.
Dschingis Khan (+ 1227) hat Afghanisan nicht erobert, das Gebiet des heutigen Afghanistans wurde zwar ~1259 Teil eines Mongolenreiches der Nachfolger Dschingis Khans, und spätestens unter Timur Lenk (Tamerlan) schon Teil eines unabhängigen Reiches mit überwiegend iranisch / afghanischem Bevölkerungskern und einer türkisch sprachigen, mongolisch stämmigen Herrschaftsschicht.
Dazwischen war Afghanistan infolge der arabischen Eroberungen (642 Hauptschlacht mit den Sassaniden bei Nehawend, 712 Eroberungen an Chinas Grenze) sogar noch Teil eines arabisch-islamischen Kalifenreiches.
Und vor den Arabern gab es türkische Eroberungen.
Aber die konnten sich alle nicht lange als Eroberer halten.
@Schneemann:
Du hast bezüglich der "Ausgewogenheit" im Ansatz recht - wenn ich ein Dossier schreibe, dann muss ich auch solche positiven Meinungen wiedergeben.
In einem Diskussionsforum ist das nicht unbedingt der Fall. Die Diskussion lebt von kontroversen Meinungen. Daher sei es auch gestattet, eigene subjektive Überzeugungen einzuführen - ja sogar manchmal zu provozieren, um die Diskussion im Forum zu beleben.