30.01.2010, 21:38
Erich schrieb:
Dieses muntere Kungeln mündete im Februar 1998 in einem Zusammenschluss zwischen al-Qaida-Führern, pakistanischen Dschihadisten und den Taliban in der Provinzhauptstadt Khost, wobei alle Beteiligen sich zur „Internationalen islamischen Front für den Dschihad gegen Juden und Kreuzritter“ zusammentaten, bzw. diese „Front“ begründeten. Nur kurze Zeit später entstand in Afghanistan das erste Bin-Laden-Camp zur Terroristenausbildung (Al Badr, später auch Muawia [wobei hier auch pakistanische Gruppen mitmischten]), das unter dem Schutz der Taliban stand. Und nur sechs Monate später flogen die Botschaften in Tansania und Kenia in die Luft (August 1998), wobei über 200 Menschen starben.
So, und du meinst also, es gäbe da keine Verbindung und die Taliban haben absolut nichts mit Anschlägen gegen westliche Ziele am Hut? Mutig, mutig...
Zum Beitrag der UNI Kassel – Auszug:
Des weiteren habe ich heute den SPIEGEL von dieser Woche gelesen („Friedhof der Supermächte“) und mir fielen einige Parallelen auf zwischen deinen Aussagen („Die Berge sind die gleichen!“) und denen, die sowjetische Offiziere lt. SPIEGEL getroffen haben. Das sei noch irgendwo egal oder nicht allzu hochzuhängen, aber zusammenfassend fällt auf, dass du viele der negativen Aussagen selbst fast genau gleich übernommen hast, aber die positiven Einschätzungen der russisch-sowjetischen Seite, was die Chancen des Westens angeht, schlicht nicht eingebracht hast (etwa, dass russische Offiziere sagen, dass der Westen durchaus Chancen hat, weil keine Mehrheit der Weltöffentlichkeit, bzw. keine starke Macht, hinter den Islamisten stünde – so wie die USA während des sowjetischen Afghanistan-Krieges hinter den Mudschaheddin). Auch die Umfrage, dass 60 – 70 Prozent der Afghanen eher positiv in die Zukunft schauen, bei aller Skepsis gegenüber der westlichen Präsenz, findet sich bei dir nicht. Vielleicht hast du das ja aber auch nur übersehen...
Schneemann.
Zitat: soll ich das so verstehen, dass Analphabetismus und mangelnde humanistische Bildung ausreichen, ein Land zu besetzen...Nein, das behaupte ich auch nicht. Ich habe die anderen Faktoren genannt, die hier eine Rolle gespielt haben.
Zitat:Diese von mir genannten Anschläge gingen auf das Konto von al-Qaida, die sich ganz dick mit den Taliban eingelassen hatten. Bin Laden zog bereits 1996, noch ehe die Taliban ihre eigentliche Macht konsolidiert hatten, mit Kindern und 3 Ehefrauen nach Jalalabad und ließ sich dort nieder. Die Taliban hießen ihn willkommen, so sehr, dass sie ihn dazu animierten 1997 nach Kandahar zu ziehen, wo er ein ganz dicker Kumpel von Taliban-Chef Mullah Omar wurde und seitdem unter dem Schutz der Taliban stand (obwohl er bereits 1996 seinen privaten Dschihad gegen die Amerikaner ausgerufen hatte).Zitat:Und es sei daran erinnert, dass der Terror sich schon viel früher entlud oder anbahnte zu entladen, noch ehe der Westen in Afghanistan Fuss gefasst hatte, sei es bei dem geplanten Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt 1999 oder den Anschlägen 1998 in Ostafrika.
diese von Dir aufgeführten Anschläge waren kein Werk der "Taliban", die sich an keinem Anschlag im Wesen beteiligt hatten (s.o.), können also auch nicht als Begründung für einen Angriff gegen die Taliban herangezogen werden.
Dieses muntere Kungeln mündete im Februar 1998 in einem Zusammenschluss zwischen al-Qaida-Führern, pakistanischen Dschihadisten und den Taliban in der Provinzhauptstadt Khost, wobei alle Beteiligen sich zur „Internationalen islamischen Front für den Dschihad gegen Juden und Kreuzritter“ zusammentaten, bzw. diese „Front“ begründeten. Nur kurze Zeit später entstand in Afghanistan das erste Bin-Laden-Camp zur Terroristenausbildung (Al Badr, später auch Muawia [wobei hier auch pakistanische Gruppen mitmischten]), das unter dem Schutz der Taliban stand. Und nur sechs Monate später flogen die Botschaften in Tansania und Kenia in die Luft (August 1998), wobei über 200 Menschen starben.
So, und du meinst also, es gäbe da keine Verbindung und die Taliban haben absolut nichts mit Anschlägen gegen westliche Ziele am Hut? Mutig, mutig...
Zitat: aua - wenn das bei uns als Asylrecht (bei den Paschtunen "Gastrecht") bezeichnete System als Begründung für eine Invasion dienen darf, dann könnte (z.B.) China damit einen Angriff auf Deutschland begründen; schließlich erhalten Menschen aus Xinjiang ("Ostturkestan"), die den Chinesen mit "teroristischen Methoden" (so die offizielle chinesische Wahrnehmung) Widerstand leisten, auch bei uns Asyl.Hä? Flüchtlinge aus China, Uiguren etwa, werden zuhause unterdrückt, gefoltert und ermordet. Und das natürlich das chinesische Staatssystem von „terroristischen Methoden“ redet, wenn diese Leute sich wehren, weil ihnen nichts mehr anderes übrigbleibt, ist klar. Was ist denn das aber bitte für ein Vergleich zu einem steinreichen arabischen Multimillionär, der mit Privatjet, Steuerfachmann, 3 Frauen und 13 Kindern nach Afghanistan fliegt, sich dort niederlässt und von dort aus einen Privatkrieg anfängt und am anderen Ende der Welt unschuldige Zivilisten umbringt? Diesen Sachverhalt mit einem geschundenen, von China unterdrückten und nach Deutschland geflohenen Menschen zu vergleichen ist ja fast schon boshaft.
Zitat:Ja, ich gehe sogar weiter: Atta und seine Qlique waren längere Zeit in Deutschland! Wir haben sie zeitweilig beherbergt, es gibt sogar gute Gründe für die Annahme, dass der Anschlag vom 11. September in Deutschland mit vorbereitet wurde. Mit Deiner Begründung hätten die USA jederzeit (! einen Angriff auf Deutschland starten können.Wenn man sich so auf einen Vgl. einlässt, hätten die USA sich auch gleich selbst bombardieren können, weil die Attentäter ihre Flugausbildung in den USA absolviert haben. Tatsache ist, dass die Beteiligten ihre Ausbildung in Terrorcamps in Afghanistan erst erfahren haben, egal ob sie sich zuvor in Hamburg in der Moschee zum Phrasendreschen oder in den USA zum Pilotentraining getroffen haben.
Da haben sich also - mit Verlaub - die Wertmaßstäbe etwas verschoben.
Zitat: davon bist Du überzeugt - ich bin es nicht, aber mit "wäre" und "hätte" kann natürlich trefflich spekuliert werden!Nein, die Türkei hätte als NATO-Mitglied niemals einfach so unbefangen reagieren können, ja hätte nicht wirklich eine Wahl gehabt. Bei Ägypten wäre es vielleicht etwas fraglicher gewesen, aber Mubarak, der schon seine Moslembrüder einsperren lässt, hätte sich das Islamisten-Pack letztlich auch schnellstens vom Halse schaffen wollen.
Zum Beitrag der UNI Kassel – Auszug:
Zitat: Es war klar, dass Massud der Kopf Afghanistans sein würde, wenn die Taliban - einst von den Gegnern der Sowjetunion hofiert und protegiert - erst vertrieben sein würden. Das war das gemeinsame Ziel Massuds und seiner Wegbegleiter.Wenn sich die Autorenschaft dieses Textes etwas mehr Mühe gegeben hätte, so wüsste sie, dass die Taliban nicht die Mudschaheddin sind, die einst vom Westen tatsächlich unterstützt und hofiert wurden. Das macht den Text zumindest nicht gerade besser.
Des weiteren habe ich heute den SPIEGEL von dieser Woche gelesen („Friedhof der Supermächte“) und mir fielen einige Parallelen auf zwischen deinen Aussagen („Die Berge sind die gleichen!“) und denen, die sowjetische Offiziere lt. SPIEGEL getroffen haben. Das sei noch irgendwo egal oder nicht allzu hochzuhängen, aber zusammenfassend fällt auf, dass du viele der negativen Aussagen selbst fast genau gleich übernommen hast, aber die positiven Einschätzungen der russisch-sowjetischen Seite, was die Chancen des Westens angeht, schlicht nicht eingebracht hast (etwa, dass russische Offiziere sagen, dass der Westen durchaus Chancen hat, weil keine Mehrheit der Weltöffentlichkeit, bzw. keine starke Macht, hinter den Islamisten stünde – so wie die USA während des sowjetischen Afghanistan-Krieges hinter den Mudschaheddin). Auch die Umfrage, dass 60 – 70 Prozent der Afghanen eher positiv in die Zukunft schauen, bei aller Skepsis gegenüber der westlichen Präsenz, findet sich bei dir nicht. Vielleicht hast du das ja aber auch nur übersehen...
Schneemann.