Welchen Nationen gehört das 21.jahrhundert??
#68
Zitat: Die Frage für mich ist dabei zunächst, ob es hier nicht auch um eine andere Differenz geht - "kollektivistisches Denken" gegen "Individualismus". Also eine Differenz, die weniger mit der Frage "Demokratie oder Diktatur" zu tun hat - denn auch eine Demokratie kann zu Kollektiven Entwicklungen und Leistungen fähig sein.
Auch in der Demokratie muss man "kollektive Mehrheiten" finden.

Damit geht es nun wieder um den Entscheidungsprozess - findet der "von unten nach oben" statt, oder gelenkt (und diktiert) von oben nach unten?
Da mag in Grundzügen etwas dran sein, wobei der Begriff „kollektive Mehrheiten“ in Bezug auf die Demokratie nicht anzuwenden ist. Demokratien werden keine kollektiven Mehrheiten ausbilden können, allenfalls vielleicht einfache Mehrheiten – und das ist teils schon schwer. Insofern sollte man nicht versuchen, eine kollektive Mehrheit suchen oder finden zu wollen. Man kann einen übergeordneten Interessenblock vielleicht im Ansatz herausarbeiten, aber auch dies wird recht schwer sein.

Was China angeht, so ist dieses kollektivistische Denken auch nicht direkt vorhanden (ein kollektivistisches Denken einem Volk zu unterstellen, ginge vielleicht auch etwas weit). Vielmehr mischen sich verschiedene Faktoren zu einem Konglomerat von Gemeinsamkeiten, die man u. U. als eine solche Denke ansehen kann, bzw. die uns in Europa als eine solche erscheint. Zum einen dürfte es ein erheblicher Nationalismus sein, wozu teils Parteihörigkeit (da man der Partei auch zugesteht, am Erfolg der letzten Jahre beteiligt zu sein), aber auch teils Überlegenheitsgefühle im Rahmen des Erfolgs und persönliche Wohlstandambitionen hinzukommen, die sich mit teils konfuzianischem Geschäftseifer paaren. In China einigen sich insofern viele Strömungen zu einem steigenden Selbstbewusstsein, das sich schlimmstenfalls in latentem Rassismus (gegenüber anderen Asiaten vor allem) und einem Überlegenheitsgefühl gegenüber allem nichtchinesischen (also auch westlichen) ausdrückt.

Weiterhin gibt es m. M. nach in China ein Schwanken zwischen dem angesprochenen Wechsel von unten nach oben und umgekehrt. Einerseits dürfte viele Erleichterungen seit den 80er (also „von oben“) den Erfolg angestoßen haben, andererseits steigt das Regime mittlerweile gerne als Aushängeschild auf den Erfolg „von unten“ auf und vermischt ihn mit nationalen Tönen, insofern kommt der Anstoß also „von unten“. Man lässt im Rahmen der Führungsdoktrin der KP auch gewähren (was wieder „von oben“ hieße), hat aber dennoch die Finger drauf. Es ist insofern ein Wechselspiel, wobei die Führung darauf achtet, dass dieses nicht zu weit geht.
Zitat:Das "kollektivistische Denken" der Chinesen in einer ausgeprägten Hierarchie setzt wesentlich weniger individuelle Kreativität und Erfindungsreichtum frei ais das "individualistische Denken" im Westen.
Damit bleibt China zunächst die Rolle des Kopierens, des Imitierens - und nicht der eigenständigen Entwicklung.
Kreativität und Querdenkertum - das sind die Stärken der individualistischen Demokratie im Westen, und solange wir diese Stärken beibehalten und fördern, werden wir den Kopisten immer einen Schritt voraus sein.
Dem kann ich zustimmen.

Kosmos schrieb:
Zitat: - westlicher Wohlstand hat nur indirekt was mit Demokratie zu tun
- Demokratie in westlichen Staaten hatte ihren Ursprung in Mittelschicht
- Demokratie hat sich nicht in 15 Jahren etabliert
- Westen hat keine Wohltätigkeit betrieben als es China das Geld
verdienen ließ
Alles recht unübersichtlich und schlagwortartig. Alles was du schreibst, hat so eigentlich auch niemand bisher hier gesagt. Weder die Wohltätigkeit (eher ging es Devisenreserven, die China durch das Aufkaufen seiner Produkte erlangte) noch die 15 Jahre zur Etablierung einer Demokratie (wobei es das durchaus so gibt und auch geben kann; Deutschland brauchte vier Jahre von den Trümmern einer Diktatur bis zu einer Demokratie - von 1945 bis 1949) noch der Mittelschichtsgedanke, wobei dieser auch so nicht ganz richtig ist. Das würde aber etwas den Rahmen sprengen und zu sehr von der Diskussion hier abgleiten...
Zitat: Demokratie ist eine Innenangelegenheit, Demokratie verbessert Lebensqualität der Menschen im Inland.
In der Außenpolitik gibt es keine Demokratie, Kritik des Westens wird in der Tat meinst dazu benutzt eigene außen politische Interessen durchzusetzen.
Das hört sich irgendwie so überrascht an. Natürlich hat jeder Staat außenpolitische Interessen und vertritt diese auch – auch durch Kritik –, aber es gibt sehr wohl auch eine Art Demokratie in der Außenpolitik, das zeigen die vielen internationalen Organisationen und Konferenzen, die teils unübersichtlich viele sind. Wenn deine These stimmen würde, gäbe es diese nicht, bzw. würde jeder einfach machen was er will. Und natürlich mag die Demokratie auch die Innenangelegenheit eines jeweiligen Staates sein, aber nur solange, wie sich niemand einmischt. Wenn die Demokratie durch totalitäre Systeme herausgefordert wird, so nimmt die Einmischung sehr wohl Formen an, die konkretisiert werden können – und müssen!

Schneemann.
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