31.12.2009, 19:12
ThomasWach schrieb:....dazu hat die taz einen interessanten Artikel veröffentlich:
Ich würde allerdings auch noch bemerken wollen, dass Taliban nicht unbedingt gleich Taliban sind. ...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.taz.de/nc/1/debatte/kommentar/artikel/1/taliban-sind-viele">http://www.taz.de/nc/1/debatte/kommenta ... sind-viele</a><!-- m -->
Zitat:30.10.2009
Der Westen sollte anerkennen, dass nicht alle Taliban Terroristen sind
Taliban sind viele
KOMMENTAR VON THOMAS RUTTIG
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Es fällt schwer, die Taliban nicht zu verabscheuen. Und doch ist es notwendig, möglichst nüchtern zu analysieren, wer die Aufständischen in Afghanistan genau sind und was sie wollen. Denn erst eine differenzierte Antwort auf diese Fragen hilft zu entscheiden, was im Einzelnen zu tun ist, um wieder Frieden in Afghanistan herzustellen.
Die Bewegung der Aufständischen in Afghanistan ist heterogen. Sie besteht aus mindestens sieben unterschiedlichen Organisationen, die aus verschiedenen Beweggründen kämpfen und ganz unterschiedlich in der Bevölkerung verankert sind.
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Afghanistans Taliban sind ein Netzwerk von Netzwerken. Ihre Feldkommandeure werden manchmal straff geführt, manchmal lässt man ihnen große Spielräume. Nach außen treten sie zunehmend geschlossen auf.
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In Teilen des Landes unterhält diese Guerilla eigene Parallelstrukturen. Ihre Gerichte funktionieren oft effizienter als die der Regierung und fallen nicht nur durch Halsabschneiden auf. Das Prädikat "mafiös" (Britta Petersen in der taz vom 22. 10.) hebt sie nicht wirklich von den Strukturen ab, die im Umfeld Karsais entstanden sind. Deshalb schließen sich ja so viele Afghanen den Taliban an. Gut 80 Prozent der Taliban-Kämpfer agieren in den Gebieten, aus denen sie stammen. Sie hüten sich, auf fremdem Gebiet Gräueltaten zu begehen, weil das Blutrache heraufbeschwören könnte. Dieses Vorgehen sichert ihnen einen gewissen Rückhalt in der lokalen Bevölkerung.
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Eine Sonderrolle spielt der frühere Mudschaheddin-Kommandeur Dschallaluddin Hakkani. Sein Netzwerk kooperiert mit der Islamischen Dschihad-Union, ...
Anders als das Hakkani-Netzwerk, haben sich die Mainstream-Taliban um Mullah Omar ideologisch und operativ bisher nicht von al-Qaida einfangen lassen. Sie hängen keiner "globalen Ideologie" an und sind auch nicht "weltweit" aktiv. Sie beteiligen sich nicht an Terroranschlägen außerhalb ihres Landes ...
. Kurz: die afghanischen Taliban machen ihr eigenes Ding und verfolgen, wie manch andere islamistische Gruppe - siehe Hisbollah im Libanon oder Hamas - eine nationale Agenda: in diesem Fall, die ausländischen Truppen aus Afghanistan zu vertreiben und, wenn möglich, ihr Emirat wieder zu errichten.
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Moderate" - besser: "pragmatische" oder "politisch denkende" - Taliban gibt es auch unter den Aufständischen im Feld oder in Quetta.
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Die unterschiedlichen Strömungen unter den afghanischen Aufständischen auseinander zu halten, darin liegt der Schlüssel für eine politische Lösung. Denn die meisten Afghanen haben das Blutvergießen in ihrem Land satt. Der Westen aber muss anerkennen, dass nicht alle Taliban Terroristen sind, und die "Pragmatiker" in ihren Reihen ernst nehmen und stärken. Verhandlungen mit den Taliban werden langwierig und hart, das ist sicher, eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Aber auch keine echte Alternative.