30.12.2009, 19:16
Ich glaube wie auch Schneemann, dass man mit generellen, allgemeinen Trends im fragmentierten Afghanistan nur partiell ins Schwarze trifft. Es kommt eben darauf an, wo man wen befragt.
Ich würde allerdings auch noch bemerken wollen, dass Taliban nicht unbedingt gleich Taliban sind. Haqqani oder Hekmatyar haben andere Unterstützer als Mullah Omar. Und die diversen Warlords und Unterführer der "Taliban", teilweise deckungsgleich mit den Drogenhändlern, haben auch ihre Unterstützer, obschon eben jene sicher nicht das alte Talibanregime in Reinform sich zurückwünschten. Gerade die Drogenhändler und die drogenanbauenden Bauern wünschen sich das alte, den Drogenanbau bekämpfende Talibanregime nicht zurück, aber mit den heutigen Taliban, die vor Ort mit ihnen kooperieren und von ihnen profitieren, haben sie weniger Probleme als mit korrupten Karzai-Beamten, die halbherzig versuchen, den Drogenhandel zu bekämpfen.
Das Bild ist meines Erachtens sehr diffus, extrem viele Grautöne dominieren. Ich sehe schlicht auch keine in sich geschlossene Talibanfront, sondern es gibt verschiedene mehr mal mal weniger verbundene dezentrale Widerstands- und Kampfbewegungen, sowohl gegen die westliche Präsenz, als auch gegen die derzeitigen afghanischen Machtträger. Und da die Unzufriedenheit recht groß ist, sowohl mit Karzai und seinem korrupten Regime als auch mit den dürftigen Ergebnissen der versprochenen westlichen Wideraufbauhilfe und Präsenz, gibt es eine je nach Region verschieden starke greifbare Ablehnung der derzeitigen Verhältnisse. Im Norden ist diese Ablehnung relativ schwach, weil die dort dominierenden Turkmenen und Usbeken mit den Verhältnissen sich arrangiert haben. Weiter im Süden dagegen, vor allem in den Gebieten der Paschtunen sorgen Drogengeschäfte, schleppernder Wideraufbau, korrupte Beamte und Clanstreitigkeiten dagegen aber für verbreiteten Frust und Ablehnung der Verhältnisse. Das geht so weit, dass man sich selbst innerhalb der Karzai-Familie gegenseitig umbringt (ein Cousin Karzais tötete einen anderen Cousin von Karzai vor ein paar Monaten).
Zu der Sache mit den Luftschlägen und der positiven Bewertung in und um Kunduz selbst, kann man nur Quintus erste Kommentare dazu betonen: Die potentiellen Unterstützer der Taliban, seien sie erzwungen, erkauft oder freiwillig, sind auf bestimmte dort in der Minderheit befindliche Paschtunenclans beschränkt. Die zivilen Opfer rekrutierten sich daher auch aus Dörfern, die von den dortigen Taliban "kontrolliert" werden. Und da die Taliban im Norden aber keine größeren Rückhalt in der breiten Masse besitzen, wurden die zivilen Toten mit geringem Interesse zur Kenntnis genommen. In vergleichbaren Situationen im Süden dagegen, wurden zivile paschtunische Tote dagegen sehr viel mehr beklagt und auch zum Anlaß für Protest und Widerstand genommen.
Und was die Anzahl der Anschläge angeht: Der Luftschlag mag sicher einen Impakt haben auf die Fähigkeiten der Taliban vor Ort, auch wenn der eigentlich ins Fadenkreuz genommene Talibanführer Abdul Rahman sich rechtzeitig vom Ort des Geschehen absetzen konnte. Aber im Winter haben die Zahl der Anschläge immer abgenommen, schlicht aufgrund der Witterung. Wie es dann im nächsten Frühjahr weitergeht, das ist entscheidend. Und bis dahin können die Taliban in Kunduz durchaus Verstärkung aus anderen Gegenden erhalten haben.
Ich würde allerdings auch noch bemerken wollen, dass Taliban nicht unbedingt gleich Taliban sind. Haqqani oder Hekmatyar haben andere Unterstützer als Mullah Omar. Und die diversen Warlords und Unterführer der "Taliban", teilweise deckungsgleich mit den Drogenhändlern, haben auch ihre Unterstützer, obschon eben jene sicher nicht das alte Talibanregime in Reinform sich zurückwünschten. Gerade die Drogenhändler und die drogenanbauenden Bauern wünschen sich das alte, den Drogenanbau bekämpfende Talibanregime nicht zurück, aber mit den heutigen Taliban, die vor Ort mit ihnen kooperieren und von ihnen profitieren, haben sie weniger Probleme als mit korrupten Karzai-Beamten, die halbherzig versuchen, den Drogenhandel zu bekämpfen.
Das Bild ist meines Erachtens sehr diffus, extrem viele Grautöne dominieren. Ich sehe schlicht auch keine in sich geschlossene Talibanfront, sondern es gibt verschiedene mehr mal mal weniger verbundene dezentrale Widerstands- und Kampfbewegungen, sowohl gegen die westliche Präsenz, als auch gegen die derzeitigen afghanischen Machtträger. Und da die Unzufriedenheit recht groß ist, sowohl mit Karzai und seinem korrupten Regime als auch mit den dürftigen Ergebnissen der versprochenen westlichen Wideraufbauhilfe und Präsenz, gibt es eine je nach Region verschieden starke greifbare Ablehnung der derzeitigen Verhältnisse. Im Norden ist diese Ablehnung relativ schwach, weil die dort dominierenden Turkmenen und Usbeken mit den Verhältnissen sich arrangiert haben. Weiter im Süden dagegen, vor allem in den Gebieten der Paschtunen sorgen Drogengeschäfte, schleppernder Wideraufbau, korrupte Beamte und Clanstreitigkeiten dagegen aber für verbreiteten Frust und Ablehnung der Verhältnisse. Das geht so weit, dass man sich selbst innerhalb der Karzai-Familie gegenseitig umbringt (ein Cousin Karzais tötete einen anderen Cousin von Karzai vor ein paar Monaten).
Zu der Sache mit den Luftschlägen und der positiven Bewertung in und um Kunduz selbst, kann man nur Quintus erste Kommentare dazu betonen: Die potentiellen Unterstützer der Taliban, seien sie erzwungen, erkauft oder freiwillig, sind auf bestimmte dort in der Minderheit befindliche Paschtunenclans beschränkt. Die zivilen Opfer rekrutierten sich daher auch aus Dörfern, die von den dortigen Taliban "kontrolliert" werden. Und da die Taliban im Norden aber keine größeren Rückhalt in der breiten Masse besitzen, wurden die zivilen Toten mit geringem Interesse zur Kenntnis genommen. In vergleichbaren Situationen im Süden dagegen, wurden zivile paschtunische Tote dagegen sehr viel mehr beklagt und auch zum Anlaß für Protest und Widerstand genommen.
Und was die Anzahl der Anschläge angeht: Der Luftschlag mag sicher einen Impakt haben auf die Fähigkeiten der Taliban vor Ort, auch wenn der eigentlich ins Fadenkreuz genommene Talibanführer Abdul Rahman sich rechtzeitig vom Ort des Geschehen absetzen konnte. Aber im Winter haben die Zahl der Anschläge immer abgenommen, schlicht aufgrund der Witterung. Wie es dann im nächsten Frühjahr weitergeht, das ist entscheidend. Und bis dahin können die Taliban in Kunduz durchaus Verstärkung aus anderen Gegenden erhalten haben.