07.09.2009, 18:28
Zitat:Fakt ist doch wohl eher, dass Afghanistan zwischen 1989, nach dem russischen Abzug, und 2001 kaum jemanden mehr groß interessiert hat, vor allem dem „Westen“ war (leider) das Land verdammt egal
Das stimmt nur in Bezug auf das Volk und die Medien, den westlichen Regierungen aber war Afghanistan keineswegs egal.
Gerade eben das westliche Interesse führte zur Vorherrschaft der Taliban. Die Taliban wurden jahrelang vom Westen massiv mit Waffen, Informationen, Geld und Ausrüstung versorgt mit dem Ziel Afghanistan unter die Kontrolle nur einer Gruppierung zu bringen damit Afghanistan dann als Transitweg zu den zentralasiatischen Staaten dienen kann. Und um ein Gegengewicht zum Iran aufzubauen. Und um den russischen Einfliuß in Zentralasien zu zerstören usw usf
Der Westen und insbesondere die USA folgten in dieser Zeit massiv der Geostrategie eines gewissen Polen (Buchempfehlung: Die einzige Weltmacht)
Und gerade diese Geostrategie hatte auf Afghanistan massivste Auswirkungen und führte zur Herrschaft der Taliban.
Zitat:Anderen Wertesystemen die Existenzberechtigung abzusprechen ist ideologisch ausgesprochen fragwürdig, aber typisch westlich
Es ist typisch menschlich. Viele muslimische Staaten (zB der Iran) und insbesondere die Islamisten schreiben genau so allen nichtislamischen Wertesystemen die Existenzberechtigung ab.
Das ist der typische Kampf von Memen gegeneinander um sich selbst zu verbreiten und zu überleben.
Zitat:Böse gesagt, hatten seit den Mongolen nur wenige Besucher so wenig spannende Mitbringsel für den Afghanen im Reisegepäck
Die Mitbringsel des Westens sind die interessantesten und spannendsten überhaupt. Nämlich Geld und unzählige Möglichkeiten der Bereicherung.
Das Problem ist, wer dann davon profitiert, wer sich diese Dinge unter den Nagel reißt, kurzum wen wir damit beglücken.
Gerade unsere Mitbringsel sind in Afghanistan das eigentliche Problem. Viele Probleme in Afghanistan rühren gerade eben von unseren Mitbringseln her.
Zitat:Rückständig ist nur in jedem Fall die Sichtweise, Ideologien mit Waffengewalt verbreiten zu wollen.
Der Westen verbreitet heute nur noch die Ideologie des Kapitalismus wobei es ihm egal ist ob in anderen Ländern wirklich ein Glaube daran entsteht oder nicht solange man diese Länder nur weiter ausbeuten kann. Genau genommen verbreitet der Westen sogar immer öfter gar nichts mehr, er nimmt nur noch oder versucht die Rahmenbedingungen zu schaffen damit er nehmen kann.
Viele Islamisten hingegen und insbesondere der Iran verbreiten jedoch ihre Ideologie mit Waffengewalt. Ich werte das aber nicht moralisch. Es ist für die westlichen Staaten schlicht und einfach rein praktisch ein Problem.
PS: Zum Luftschlag:
Wenn die Angaben stimmen und es ungefähr 120 bis 130 Tote waren, wobei um die 20 bis 40 Zivilisten waren, dann war dieser Luftschlag immer noch ein glänzender militärischer Erfolg. Mehr Tote Gegner als Tote Zivilisten, daß ist in einem assymetrischen Krieg eine sehr gelungene Operation.
Man sollte aber alle Berichte zur Zeit mit äußerster Skepsis aufnehmen. Insbesondere die Berichterstattung der US Amerikaner (Washington Post) verfolgt ganz bestimmte US Amerikanische Ziele in Bezug auf den Norden. Und die Afghanische Berichterstattung wurde und wird hier noch von den USA vorgegeben.
Erst mal abwarten was geschehen ist.