15.06.2009, 17:31
Schneemann schrieb:Reine Taktik. Sagen wir so: Ich schaue mir Aljazeera eigentlich fast jeden Tag mal an. Nicht, dass ich den Sender mögen würde, er ist m. M. n. eindeutig befangen, weshalb ich ihn auch so gut wie nie zitiere. Aber in diesem Fall erschien es mir angebracht, eine islamische Medienstimme auch einzubringen. Weil: Hätte eine westliche Stimme das gemeldet, hätte man evtl. schon mit Unterstellungen rechnen können, dass hier jemand was sagt, der ja eigentlich nicht weiß wovon er redet (ist ja bei Diktatur-Beschwichtigern ein beliebter Sport). Bzw. es hätte sicher Kommentare gegeben, wie z. B. „westliche Meinung“, „Stimmungsmache“, etc.; und um dem Versuch den Wind von vornherein aus den Segeln zu nehmen, dachte ich, poste ich mal eine Stimme einer muslimischen Nachrichtenagentur, die eben dies meldet. Da lässt es sich dann schwerer gegen anmosern...
Ich habe keine Einwände dagegen, verschiedene Stimmen zu posten. Ganz im Gegenteil, weil man nur so die Gesamtzusammenhänge begreift. Man sollte sich aber bewusst sein, mit wem man es zu tun hat. Aljazeera ist ein Sender, der primär eine golfarabisch-sunnitische Sichtweise darstellt. Diese ist mitunter nicht viel anders gefärbt gegenüber dem Iran, wie bspw. israelische Medien. Dass die als demokratisch gefeierten Präsidentschaftswahlen in massiven Ausschreitungen endeten, ist erstmal das Beste was den arabischen Monarchen passieren konnte. Gleichsam birgt es die Gefahr, gewisse Prozesse in Gang kommen könnten, die auch die einheimische Stimmungslage wandelt.
Das Argument "islamische Quelle" ist hier ziemlich irrelevant. Es gibt bekanntlich keine funktionierende Einheit unter Moslems. Im Übrigen grenzt das aus London gesendete Europa-Programm von Aljazeera geradezu an Pornografie, wenn man das aus einem sehr islamistischen Standpunkt aus betrachten würde.
Wie gesagt, immer zu. Welt, Spiegel, Aljazeera, ... Wichtig ist zu wissen, wer da spricht/schreibt und warum.