24.04.2009, 13:02
@ Thomas
Die Ängste setzen sich meiner Ansicht nach nicht nur aus dem Über-Trauma Shoa zusammen. Auch wenn dieser Punkt vom vielen Wiederholen mittlerweile einen gummiartigen Beigeschmack hat, so muss man zu den "alte historische Überlebensängste" noch die Kriege aus der Anfangszeit, also bis in die 70er Jahre addieren, die sicher ihrerseits zu der Radikalisierung bzw. Sensibilisierung für die Sicherheitslage beigetragen haben. Und nachdem ein de-facto-Frieden mit den Nachbarn erreicht war, wurde einen gewisse Belagerungsstimmung durch die Radikalinskis aus dem Mittleren Osten aufrecht erhalten - erst Irak unter S. Hussein und mittlerweile hat die IR Iran unter Ahmedinedschad den Kommandostab des Israel-feindlichen Lagers übernommen. Dass Irak und die anderen Araber so leicht zurück in die Wüste geschickt werden konnten, wusste man auch erst nachher. Und wenn die Europäer und Amerikaner Ahmedinedschads Tiraden um den diplomatischen Fortschritt willen mit "Der will doch nur Spielen" abtun, dann glauben die Israelis das nicht mehr.
Ich glaube es geht nicht nur um Hisbollah und Hamas, sondern eher um die lange Andauern und das Stehaufmännchen-ähnliche Erscheinen eines erklärten Feind des israelischen Staates.
Nachdem das israelische Friedenslager so arg gerupft aussieht, geht es bei vielen Israelis nicht mehr um, was sie wollen, sondern was eigentlich noch möglich ist.
Das macht es nicht besser. Nachdem es kein einklagbares Recht auf regionalen Großmachtstatus gibt, würde mir als Israeli die Aussicht darauf zu spekulieren, ob die iranische Regierung als regionale Großmacht freundlicher ist, eher Bauchschmerzen bereiten. Wenn die Perser zwangsläufig gegen die aktuellen Strukturen stoßen, dann erzeugt dies zwangsläufig Ängste bei den Profiteuren dieser und dann müssen sie auch zwangsläufig die Konsequenzen daraus tragen und mit diesen umgehen.
ThomasWach schrieb:Die Frage lautet IMHO nicht, ob Ängste an sich begründet sind. Angst ist durch und durch menschlich. Aber man muss fragen, wieviel Angst im Rahmen einer bestimmten sicherheitspolitischen Konstellation denn berechtigt und auch sinnvoll ist. Und bestimmte irrationale/übersteigerte Ängste, verpackt in sinn- und orientierungstiftenden "Mythen" und "Erzählungen" haben nunmal eine große Bedeutung, auch und vor allem in der Politik (und das weiß man auch schon vor Münklers neuem Buch...). Und dies sehe ich eben auch in Israel wirksam. Ängste rund um die Überlebenschancen haben seit dem Holocaust einen enorme Wirksamkeit und orientieren und richten Politik sehr viel mehr aus als der nüchterne Blick auf die Bedrohungen. Für mich ist und bleibt der Verweis auf eine bessere mittelgroße Partisanentruppe und eine schlecht bewaffnete Miliz (Hizbullah und Hamas) etwas arg daneben, wenn es darum geht, alte historische Überlebensängste in die Gegenwart zu projezieren. Hier sehe ich eben spätestens seit 1990 große Missverhältnisse. Weder die Hamas noch die Hizbullah sind neue Nazis und haben deren Möglichkeiten. Hier wird eben mehr der "Mythos" und alte historische Reflexe bemüht anstatt wirklich anhand der jetzigen Umstände Politik zu machen. Ergo kurz: Denk- und politiksemantische Strukturen hinken den realiter bestehenden Strukturen weit hinterher.
Die Ängste setzen sich meiner Ansicht nach nicht nur aus dem Über-Trauma Shoa zusammen. Auch wenn dieser Punkt vom vielen Wiederholen mittlerweile einen gummiartigen Beigeschmack hat, so muss man zu den "alte historische Überlebensängste" noch die Kriege aus der Anfangszeit, also bis in die 70er Jahre addieren, die sicher ihrerseits zu der Radikalisierung bzw. Sensibilisierung für die Sicherheitslage beigetragen haben. Und nachdem ein de-facto-Frieden mit den Nachbarn erreicht war, wurde einen gewisse Belagerungsstimmung durch die Radikalinskis aus dem Mittleren Osten aufrecht erhalten - erst Irak unter S. Hussein und mittlerweile hat die IR Iran unter Ahmedinedschad den Kommandostab des Israel-feindlichen Lagers übernommen. Dass Irak und die anderen Araber so leicht zurück in die Wüste geschickt werden konnten, wusste man auch erst nachher. Und wenn die Europäer und Amerikaner Ahmedinedschads Tiraden um den diplomatischen Fortschritt willen mit "Der will doch nur Spielen" abtun, dann glauben die Israelis das nicht mehr.
Ich glaube es geht nicht nur um Hisbollah und Hamas, sondern eher um die lange Andauern und das Stehaufmännchen-ähnliche Erscheinen eines erklärten Feind des israelischen Staates.
Nachdem das israelische Friedenslager so arg gerupft aussieht, geht es bei vielen Israelis nicht mehr um, was sie wollen, sondern was eigentlich noch möglich ist.
Zitat:Der Iran verfolgt eben eine regionale Großmachtpolitik und muss daher zwangsläufig gegen die momentan gültigen Machstrukturen stoßen. Daher versucht man alles mögliche auszunutzen, um sich selbst regional besser zu positionieren. Daher eben auch die Referenz auf die Palästina-Frage.
Das macht es nicht besser. Nachdem es kein einklagbares Recht auf regionalen Großmachtstatus gibt, würde mir als Israeli die Aussicht darauf zu spekulieren, ob die iranische Regierung als regionale Großmacht freundlicher ist, eher Bauchschmerzen bereiten. Wenn die Perser zwangsläufig gegen die aktuellen Strukturen stoßen, dann erzeugt dies zwangsläufig Ängste bei den Profiteuren dieser und dann müssen sie auch zwangsläufig die Konsequenzen daraus tragen und mit diesen umgehen.