23.04.2009, 14:29
Shahab3 schrieb:
Thomas Wach schrieb:
Schneemann.
Zitat: Nur wer darf sich denn dann tatsächlich in Kritik üben? Die UN darf es nicht. Menschenrechtsorganisationen dürfen es nicht, der Deutsche darf es natürlich nicht, der Iraner darf es sowieso nicht, der Araber bzw. Palästinenser darf es ohnehin auch nicht, der Ami und der Engländer würden es nie tun. China und Russland haben andere Probleme. Bleibt die Auswahl derjenigen mit denen Du in eine sinnvolle Diskussion treten könntest, doch sehr gering.Kritik kann und darf geübt werden, es bleibt einfach die Frage, wie, von wem und mit welchem Ziel sie geübt wird. Das die USA nicht sonderlich kritisch sind, von einigen kritischen Botschafter-Aussagen abgesehen, lässt sich erklären (egal, ob man es gutheißt oder nicht). Darüber hinaus sind Kritiken aus islamischen Ländern, besonders dem Iran, schlichtweg absurd, solange eine derartige Hass- und Terrorpolitik betrieben wird von eben jenen. Außerdem sind wiederum manche Länder mit ihrer Kritik noch hinter den Europäern anzusiedeln, weil teils entgegengesetzte Strömungen einfach niedergehalten werden durch die Israelis, etwa was Ägypten und die Hamas angeht, was wiederum einigen arabischen Regimen fast recht ist. Was die UN und diverse Menschenrechtsorganisationen angeht, gilt es einfach eine gewisse Distanz zu wahren, weil deren Urteil oft einseitig gefärbt ist (bzw. meistens ist es so, dass zuerst laut Israel kritisiert wird und die Verstöße radikaler Palästinensergruppen meist eher kleinlaut hinten anstehen). Und auf solche „objektiven“ Kritiker kann man dann auch wieder gerne verzichten.
Thomas Wach schrieb:
Zitat: Israel hat auch unter den Oslo-Verträgen nie ernsthaft den Frieden mit den Palästinensern versucht, es hat nur bestenfalls auf einen Gnadenfrieden unter israelischen Bedingungen hingearbeitet, die die radikalen Palästinenser wie auch die breite Mehrheit immer wieder abgelehnt haben auf Seiten der Palästinenser.Das man Oslo leider ein wenig hat untergehen lassen, mag stimmen. Und das ist sicher auch das Ergebnis einer recht hastigen und sich wandelnden israelischen Politik, einverstanden. Aber man muss sich fragen, wenn man die Selbstbehauptungsängste anführt, wieso diese überhaupt wieder so aufkommen? Ist es denn nur die Politik Israelis, die seit einigen Jahren schlingert, oder ist es nicht doch eine begründete Angst? Ich habe es schon mal geschrieben: Es sind schon viele Politiker in Israel auf die Losung „Land gegen Frieden“ aufgestiegen, was letztlich dann zur Folge hatte, dass Israel immer kleiner, aber der Friede dennoch nicht näher kam. Im Gegenteil nahm der Terror einiger radikaler Gruppen, dank Aufrüstung von einigen Ländern, sogar zu. Man kann berechtigterweise anführen, dass Israel für die Entstehung von manchen Strömungen sein Scherflein zu beigetragen hat (etwa die Hisbollah im Libanon), aber dass diese Gruppen in den letzten Jahren massiv aufgerüstet wurden/haben und aggressiv aufgetreten sind, ist wiederum nicht Israels Schuld, sondern die Schuld einiger Unterstützer, die Morgenluft wittern. Und das vor diesem Hintergrund nun in Israel Selbstbehauptungsängste umgehen, ist doch nur zu verständlich. Auch die jetzige Regierung ist quasi ein Ergebnis davon.
Anstatt also die Probleme zu lösen und Frieden zu schaffen, wurde in Israel Politik auf der Basis alter Selbstbehauptungsängste gemacht. Und wie immer wurde aus Angst Aggressivität - noch heute fressen sich die israelischen Siedlungen in die Westbank.
Zitat: Als Historiker sollte man aber besonders wissen, dass die zionitische Nationalbewegung der Juden gerade zu dem Zeitpunkt ihre territoriale Manifestation erhielt, in dem die arabische(n) Nationalbewegung auch ihrerseits sich staatlich versuchte auszudrücken.Einverstanden.
Zitat: Sei es wie es sei. Israel besteht und dies ist auch gut so. Aber man sollte gerade als historisch interessierter und kundiger nicht so naiv sein und die eigenen politischen Überzeugungen über einen tiefergehenden analytischen Blick in die Geschichte stellen.Das tue ich sicher nicht. Gerade weil es nicht so ist, sehe ich gerne auch hinter die Kulissen, gleichwohl habe ich aber auch meine Meinung. Man sollte aber auch nicht den Fehler machen, einen vermeintlich mangelnden Blick in die Geschichte als Ursache für eine Meinung sehen zu wollen.
Zitat: Und gerade auch beim Iran muss man die historischen Umstände einkalkulieren. Persien sah sich über lange Zeit seit dem 19. Jahrundert erheblichen britischen Gänglungsversuchen gegenüber, 1953 designten die USA und GB die politische Landschaft in Persien und unterstützten einen autoritären Schah. All dies wird nicht vergessen. Die USA, auch etwas in Nachfolgeschaft zu Großbritannien, ist für den Islamischen Iran eine Art natürlicher Feind geworden aus der historischen Perpsektive heraus. Und welchen engsten Freund hat der große Satan in der Region? Nun ja, wir wissen die Antwort. Für sie, das Überbeibsel kolonialer westlicher Entscheidungsmacht im Nahen Osten, der israelische Staat.Natürlich kann man die Denkweise so erklären, auch vor dem historischen Hintergrund. Nur gibt es auch islamische Staaten, die ihren Frieden mit Israel gemacht haben, was beiden Seiten durchaus entgegen kam; und diese Staaten haben ihre Kriege gegen Israel geführt (der Iran lässt ja neuerdings nur führen) und ihre Lehren daraus gezogen, dass eine friedliche Koexistenz besser ist. Und das hat auch nichts mit einer wie auch immer gearteten „Überbleibsel“-Denke zu tun, sondern einfach mit Vernunft.
Zitat: Mögen Ahmedinedschads Worte natürlich innenpolitisch ausgerichtet sein und von überhöhtem Populismus gekennzeichnet, so drücken sie doch eine historisch fundierte Perspektive aus...Nein. Wie kann ich jemandem eine historisch fundierte Perspektive zugestehen, wenn er z. B. solchen Mist über den Holocaust erzählt? Der Mann ist schlichtweg ein dummer, verblendeter Hetzer und weiß es nicht besser, oder aber er weiß es sehr wohl und erzählt einfach was anderes (was die Sache aber wiederum auch nicht besser macht).
Schneemann.