Israel-Palästina
Thomas Wach schrieb:
Zitat: Was heißt hier schon, dass Hintergünde keine Rolle mehr spielen?? Die Israelis sind wohl doch mit die Ersten, die sich für Hintergünde keinen Deut interessieren und ihre Politik eindimensional und kurzsichtig seit Jahren durchziehen.
Zudem kann man genauso gut fragen, wieviel Substanz denn hinter den absolut überzogenen und weißgefärbten israelischen Rechtfertigungen steckt. Gerade wenn sich ein Land immer damit brüstet, sich doch nur zu verteidigen, und als einzige wahre Demokratie in der Region doch völlig im Recht zu sein, muss man sich kritische Frage gefallen lassen, wenn plötzlich ans Tageslicht kommt, dass Rabbis fatwa-artige Positionen an die Truppen gaben, nur ja keine Gnade dem Feind zu zeigen und unnachgiebig zu sein. Klingt nicht nur wie fundamentalistische Islamisten, die Ähnlichkeit ist ziemlich stark.
Ich meinte die Hintergründe, wie es zu dem Krieg kam. Es würde, so nehme ich an, eher darauf eingegangen, dass es ja sowieso israelische Kriegsverbrechen gegeben hat und deshalb der ganze Gaza-Krieg ein Verbrechen gewesen ist. Diesen Darstellungsstil befürchte ich bei zukünftigen Konfliktsituationen. Von der Vorgeschichte (Raketenbeschuss) würde sicher mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr geredet werden.

Abgesehen davon muss sich Israel sehr wohl kritische Fragen gefallen lassen – zu Recht. Es wäre auch nicht so, dass diese ignoriert werden würden. Sie werden höchstens dann ignoriert, wenn sie aus bestimmten Ecken stammen.

Und wegen den Rabbis: Mag sein, dass es teils eine radikal-jüdische Indoktrination von politisch-religiösen Rechtsauslegern auf Soldaten gibt. Aber: Bei einer Armee, die aus Wehrpflichtigen besteht, wo die Bürger eine Pflicht zum Wehrdienst haben, wo viele Strömungen aus der Gesellschaft zu finden sind, wo Soldaten auch über Schweinereien auspacken (was sicher nicht passiert wäre, hätte die rechte Indoktrination Erfolg gehabt), etc. kann man nicht sagen, dass die Indoktrination sonderlich viel Erfolg hatte (wenn man mal das Negative positiv umdeuten wöllte) – und schon gar nicht kann man dies mit radikal-islamischen Versuchen dieser Art vergleichen, die leider erfolgreicher sind, egal wie man es wenden möchte.
Zitat: In der internationalen Ausgabe der New Yort Times war beispielsweise vor ein paar Tagen ein Artikel, der sich mit dem tiefen Riss zwischen Säkularen und Religiösen in Israel beschäftigt. Und da wurde auch beschrieben, wie die religiöse Rechte versucht die Armee mehr und mehr zu vereinnahmen und dort ihre Politik auch in die Tat umzusetzen. Rabbis, die Soldaten indoktrinieren und sie zum heiligen Krieg anzuspornen, gehören sicherlich mit zum Gesamtbild und erklären zum Teil die abstrusen Geschichten, die kursieren. Solche Entwicklungen kann man aber eben nicht einfach so übersehen und oder wegwischen. Quintus Kommentar, Israel sei kein westliches Land, wird mit solchen Entwicklungen glaubwürdiger und man muss fragen, ob der Westen einen heiligen Krieg seitens der religiösen Rechten in Israel denn wirklich unterstützen will.
Du übertreibst wirklich. Der Gegensatz zwischen Rechten und Gemäßigten ist nicht neu. Und Israel ist deswegen zwar Spannungen ausgesetzt, zerbricht aber nicht daran, auch wenn man das aus deinem Text herauslesen könnte. Wenn es nun bei den Wahlen z. B. einen Rechtsruck gegeben hat, so ist dies auch nicht auf irgendwelche rechten Vereinnahmungsversuche zurückzuführen, sondern eher auch auf die massiven Sorgen der Menschen vor den leider zahlreichen Feinden und dem Gedanken, endlich mal in Ruhe leben zu können (wobei sich viele Israelis auch mit dem Zwei-Staaten-Modell anfreunden können). Ich betrachte den Rechtsruck auch mit gewissen Sorgen, sehe aber kein rechtsgerichtetes, biblisches, großmachtsüchtiges Grossisrael im Entstehen. Das ordne ich in den Bereich antizionistischer Phrasen ein. Im Gegenteil: Israel wurde in den letzten Jahren immer kleiner. Und selbst der Ton der Politik wurde auch nicht harscher, wie oft angemahnt - in den 80er und teils auch 90er Jahren waren die Aussagen teils brutaler; genauso wie die militärischen Aktionen dieser Zeit: Sowas wie z. B. 1982 im Libanon (Sabra und Schatila) wäre heute (zum Glück) gar nicht mehr möglich, auch wenn jetzt in Gaza sicherlich teils einige Unschuldige starben.

Der Westen unterstützt insofern kein Land, dass von religiösen Rechten zunehmend dominiert wird, sondern immer noch ein demokratisches Land mit vielen gemäßigten, aber auch enttäuschten Menschen, die sehen, dass ihr Land immer kleiner, die Sicherheit aber fragwürdiger wird, weil die Losung Land gegen Frieden fast immer Nachteile und keinen Frieden gebracht hat.

Schneemann.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Israel-Palästina - von Helios - 23.05.2004, 14:06
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 11.05.2021, 23:01
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 12.05.2021, 10:55
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 13.05.2021, 19:45
RE: Israel-Palästina - von Quintus Fabius - 15.05.2021, 15:36
RE: Israel-Palästina - von Schneemann - 07.08.2022, 08:44

Gehe zu: