20.01.2009, 14:30
Im Folgenden will ich erstmal nur ein paar wenige Punkte aus diesem Gewirr aus Argumenten und Halbargumenten herausgreifen und kommentieren:
(1) Siedlungen und Konfliktgenese
IMO wird in der Bewertung der Ereignisse immer wieder ein sehr plattes Verständnis der Zusammenhänge von einigen Usern hier zur Schau gestellt. Man kann natürlich nicht derart simplifiziert sagen, dass es ohne Siedlungen keinen Raketenbeschuss gäbe. Aber man muss eben die politische und historische, aber auch räumliche Ineinanderwebtheit der beiden Konfliktseiten konstatieren. Und daher muss man sehen, dass die eigene Aktion immer nichtbedachte Nebenfolgen auf die andere Seite hat und damit als Resultat auch letztlich als neulich provozierte Reaktion der anderen auch einen selbst trifft. Das trifft eben auf beide Seiten zu.
Die Hamas und die radikalen Palästinensergruppen, die derzeit in Gaza weiterhin militant die Israelis angreifen, sehen in gewisser Hinsicht diese Verkettung. Ihnen ist die isrealische Überlegenheit durch und durch bewusst. Aber es ist ihnen bis zu einem gewissen Grad egal. Die Palästinneser waren seit über 60 Jahren die "Dummen" in dem Nah-Ostkonflikt. Von den arabischen Staaten als Bauernopfer instrumentalisiert und geopfert und von den Israelis als Fußabtreter und Kolonisationsgrund benutzt, haben sie eine prägende Geschichte des Todes, der Niederlage, der Katastrophe. Im Englischen würde man wohl sagen: The narrative of this people is totally negativ and deeply influenced by the permanent pressure, death and attack and therefore of the suffering of their people. Für sie ist das Niederdrücken Normalität, sei es nun in Form von Wirtschaftsblockaden, Landenteignung, Vertreibung oder ständigen Kontrollen. In der Mehrheit haben diese Erfahrungen meistens Apathie erzeugt, aber bei einer Minorität wird es immer wieder zu fanatischem und - ich nenn es mal - indifferent-blindem Hass kommen. Selbst kleine Nadelstiche, wie selbstgebastelte Raketen auf israelisches Gebiet zu schießen, ist für sie ein Erfolg, weil für diese Kreise das bloße Weiterkämpfen, das bloße Nicht-Aufgeben angesichts ihrer Geschichte und der Überlegengeit des anderen schon ein Erfolg ist. Das ist aber das Selbstbild und die Eigenkonzeption weiter Kreise des inzwischen arg radikalisierten Widerstandes. Und da kann Israel wie so oft schon seinen Überlegenheit ausspielen: Die Majorität der Palästinser bleibt apathisch und radikale, fast nihilistische "Widerstandskämpfer" werden sich aber in bestimmten Zahlen immer finden - so war es auch in der Vergangenheit und es dürfte wohl so bleiben. Dass dieser Fanatismus dieser Minorität (die mal größer, mal kleiner ist) letztlich zu keinem echten Erfolg führt, dürfte klar sein. Andererseits hat man mit dieser Attitude immerhin Oslo und den Abzug aus Gaza "erzwungen", denn - um ehrlich zu sein - ohne den paläst. Widerstand hätte man Israel kaum erkannt, dass diese arabischen Eingeborenen ihre Okkupation missbilligen.
In Israel wiederum sieht man von dem ganzen wenig bis gar nichts. Da - wie bei den propaganditischen Fürsprechern - designt man solche Konflikteskalationen als gerechtfertigten Widerstand gegen unprovozierte Angriffe. Aber waren die Angriffe wirklich unproviziert? Wie kann man nach 60 Jahren Nah-Ost-Konflikt schon davon sprechen, dass ein Angriff tatsächlich unproviziert war und nicht doch nur eine Antwort auf vorherige eigene Aktionen? Ich denke nicht, dass eine Okkupationsmacht davon sprechen kann, dass die Angriffe auf sie unprovoziert seien. Da wäre etwas mehr Ehrlichkeit seitens Israel sicherlich wünschenswert, würde es doch dazu beitragen, ein neues Bewusstsein bezüglich des Konflikts aufzubauen. Natürlich und das wiederhole ich gerne, sind die Formen des Widerstandes von Hamas und Co moralisch und rechtlich-formal zu verurteilen, aber es bleibt dennoch aus der Sicht der Palästinenser Grund und Anlaß für palästinensischen "Ärger" und auch "Widerstand" gegen Israel. Man darf immerhin nicht vergessen, dass das Widerstandsrecht in der Evolution europäischer staatsrechtlicher Gedanken schon früh in der Neuzeit auftauchte.
Ein John Locke, wären ihm wie den paläst. Bauern sein Land für Siedlungen einer fremden macht enteignet worden, dann hätte er auch kaum Däumchen gedreht und zugeguckt....
Daher kann ich nur betonen, dass aus meiner Sicht die ganze Politik Israels gegenüber den Palästinenser absolut verfehlt ist und damit Israel an den Auseinandersetzungen auch Mitschuld trägt. Schließlich wird so ein Status Quo genährt, der immer wieder periodisch zu neuen Gewalteskalationen führen wird.
(2) Nun zum Islam
Da möchte ich Seleukos gravierenden Denkfehler kurz und gut benennen. Du bist schlicht und ergreifend völlig falsch hier. Hier wird über Politik, Macht, soziale Strukturen diskutiert. Das ist kein Religionsforum, in dem religiöse Exergese betrieben hat.
Um es pointiert zu machen: "Mein Kampf" war nicht der Nationalsozialismus, noch die Grundlage für das Dritte Reich; die Bibel war nicht das christliche Mittelalter, noch die Grundlage für das christliche Heilige Röm. Reich Dt. Nation, noch sind die diversen islamischen religiösen Quellenschriften der Islam, die islamische Kultur, noch die Grundlage für die korrupte und miese Politik der meisten moslemischen Staaten. Dein Fokus ist schlicht und ergreifend falsch und fehlgeleitet. Ganz davon abgesehen, dass du nicht fähig bist, die feinen Unterschiede zwischen Kultur, Religion und deren historischen und sozialen Synthesen und bestimmten politisierten religiös basierten Ideologien zu kapieren, bist du in deiner Kritik so derart monokausal, dass es jedem intelligenten Menschen mit sozialwisenschaftlicher Bildung weh tut, deine Ausführungen zu lesen.
Die "Grundlagen" moslemischer Staaten sind die beginnenden Transformationsprobleme in Richtung auf Ökonomisierung, Urabnisierung, die dazu kommenden Clashs zwischen Stadt und Land/Peripherie; dazu noch der Gegensatz zwischen Tribalismus, Nation und Religion usw...
"Der Islam" ist eine Gesamtkonstruktion, mit einer geschrieben-textlichen Fundierung (die du gerne kritisieren kannst, aber bitte woanders... Ich würde persönlich sowohl den Koran wie auch die Bibel in ihrer wörtlichen Bedeutung in die Tonne treten...), dann aber auch als reale, sozial-gesellschaftliche-politische Lebenspraxis, die sich aus der Geschichte, einer bestimmten Form der Anwendung der Texte, der vorherrschen politischen Struktur (Stamm, Staat..) und den kulturellen Gegenbenheiten einer bestimmten Region speist. Was du hier versuchst, nochmal, ist der Versuch gegen ein nie so existentes, virtuelles, puristisch-textliches Konstrukt zu Felde zu ziehen. Das würde ich irgendwo zwischen Religionshass, radikal-konstruktivistisch verirrter Denke und Missachtung für Geschichte und politisch-soziale Determinanten einordnen, alles in allem, ein arg irrlichternder Ansatz.
Bei der Analyse der Transformationsprobleme der moslemischen Staaten muss man über die Religion sprechen, ohne Frage, aber mit etwas Feindifferenzierung und auch aus strategisch-semantischen Gründen heraus, ist dein Ansatz gefährlich und falsch.
(1) Siedlungen und Konfliktgenese
IMO wird in der Bewertung der Ereignisse immer wieder ein sehr plattes Verständnis der Zusammenhänge von einigen Usern hier zur Schau gestellt. Man kann natürlich nicht derart simplifiziert sagen, dass es ohne Siedlungen keinen Raketenbeschuss gäbe. Aber man muss eben die politische und historische, aber auch räumliche Ineinanderwebtheit der beiden Konfliktseiten konstatieren. Und daher muss man sehen, dass die eigene Aktion immer nichtbedachte Nebenfolgen auf die andere Seite hat und damit als Resultat auch letztlich als neulich provozierte Reaktion der anderen auch einen selbst trifft. Das trifft eben auf beide Seiten zu.
Die Hamas und die radikalen Palästinensergruppen, die derzeit in Gaza weiterhin militant die Israelis angreifen, sehen in gewisser Hinsicht diese Verkettung. Ihnen ist die isrealische Überlegenheit durch und durch bewusst. Aber es ist ihnen bis zu einem gewissen Grad egal. Die Palästinneser waren seit über 60 Jahren die "Dummen" in dem Nah-Ostkonflikt. Von den arabischen Staaten als Bauernopfer instrumentalisiert und geopfert und von den Israelis als Fußabtreter und Kolonisationsgrund benutzt, haben sie eine prägende Geschichte des Todes, der Niederlage, der Katastrophe. Im Englischen würde man wohl sagen: The narrative of this people is totally negativ and deeply influenced by the permanent pressure, death and attack and therefore of the suffering of their people. Für sie ist das Niederdrücken Normalität, sei es nun in Form von Wirtschaftsblockaden, Landenteignung, Vertreibung oder ständigen Kontrollen. In der Mehrheit haben diese Erfahrungen meistens Apathie erzeugt, aber bei einer Minorität wird es immer wieder zu fanatischem und - ich nenn es mal - indifferent-blindem Hass kommen. Selbst kleine Nadelstiche, wie selbstgebastelte Raketen auf israelisches Gebiet zu schießen, ist für sie ein Erfolg, weil für diese Kreise das bloße Weiterkämpfen, das bloße Nicht-Aufgeben angesichts ihrer Geschichte und der Überlegengeit des anderen schon ein Erfolg ist. Das ist aber das Selbstbild und die Eigenkonzeption weiter Kreise des inzwischen arg radikalisierten Widerstandes. Und da kann Israel wie so oft schon seinen Überlegenheit ausspielen: Die Majorität der Palästinser bleibt apathisch und radikale, fast nihilistische "Widerstandskämpfer" werden sich aber in bestimmten Zahlen immer finden - so war es auch in der Vergangenheit und es dürfte wohl so bleiben. Dass dieser Fanatismus dieser Minorität (die mal größer, mal kleiner ist) letztlich zu keinem echten Erfolg führt, dürfte klar sein. Andererseits hat man mit dieser Attitude immerhin Oslo und den Abzug aus Gaza "erzwungen", denn - um ehrlich zu sein - ohne den paläst. Widerstand hätte man Israel kaum erkannt, dass diese arabischen Eingeborenen ihre Okkupation missbilligen.
In Israel wiederum sieht man von dem ganzen wenig bis gar nichts. Da - wie bei den propaganditischen Fürsprechern - designt man solche Konflikteskalationen als gerechtfertigten Widerstand gegen unprovozierte Angriffe. Aber waren die Angriffe wirklich unproviziert? Wie kann man nach 60 Jahren Nah-Ost-Konflikt schon davon sprechen, dass ein Angriff tatsächlich unproviziert war und nicht doch nur eine Antwort auf vorherige eigene Aktionen? Ich denke nicht, dass eine Okkupationsmacht davon sprechen kann, dass die Angriffe auf sie unprovoziert seien. Da wäre etwas mehr Ehrlichkeit seitens Israel sicherlich wünschenswert, würde es doch dazu beitragen, ein neues Bewusstsein bezüglich des Konflikts aufzubauen. Natürlich und das wiederhole ich gerne, sind die Formen des Widerstandes von Hamas und Co moralisch und rechtlich-formal zu verurteilen, aber es bleibt dennoch aus der Sicht der Palästinenser Grund und Anlaß für palästinensischen "Ärger" und auch "Widerstand" gegen Israel. Man darf immerhin nicht vergessen, dass das Widerstandsrecht in der Evolution europäischer staatsrechtlicher Gedanken schon früh in der Neuzeit auftauchte.
Ein John Locke, wären ihm wie den paläst. Bauern sein Land für Siedlungen einer fremden macht enteignet worden, dann hätte er auch kaum Däumchen gedreht und zugeguckt....
Daher kann ich nur betonen, dass aus meiner Sicht die ganze Politik Israels gegenüber den Palästinenser absolut verfehlt ist und damit Israel an den Auseinandersetzungen auch Mitschuld trägt. Schließlich wird so ein Status Quo genährt, der immer wieder periodisch zu neuen Gewalteskalationen führen wird.
(2) Nun zum Islam
Da möchte ich Seleukos gravierenden Denkfehler kurz und gut benennen. Du bist schlicht und ergreifend völlig falsch hier. Hier wird über Politik, Macht, soziale Strukturen diskutiert. Das ist kein Religionsforum, in dem religiöse Exergese betrieben hat.
Um es pointiert zu machen: "Mein Kampf" war nicht der Nationalsozialismus, noch die Grundlage für das Dritte Reich; die Bibel war nicht das christliche Mittelalter, noch die Grundlage für das christliche Heilige Röm. Reich Dt. Nation, noch sind die diversen islamischen religiösen Quellenschriften der Islam, die islamische Kultur, noch die Grundlage für die korrupte und miese Politik der meisten moslemischen Staaten. Dein Fokus ist schlicht und ergreifend falsch und fehlgeleitet. Ganz davon abgesehen, dass du nicht fähig bist, die feinen Unterschiede zwischen Kultur, Religion und deren historischen und sozialen Synthesen und bestimmten politisierten religiös basierten Ideologien zu kapieren, bist du in deiner Kritik so derart monokausal, dass es jedem intelligenten Menschen mit sozialwisenschaftlicher Bildung weh tut, deine Ausführungen zu lesen.
Die "Grundlagen" moslemischer Staaten sind die beginnenden Transformationsprobleme in Richtung auf Ökonomisierung, Urabnisierung, die dazu kommenden Clashs zwischen Stadt und Land/Peripherie; dazu noch der Gegensatz zwischen Tribalismus, Nation und Religion usw...
"Der Islam" ist eine Gesamtkonstruktion, mit einer geschrieben-textlichen Fundierung (die du gerne kritisieren kannst, aber bitte woanders... Ich würde persönlich sowohl den Koran wie auch die Bibel in ihrer wörtlichen Bedeutung in die Tonne treten...), dann aber auch als reale, sozial-gesellschaftliche-politische Lebenspraxis, die sich aus der Geschichte, einer bestimmten Form der Anwendung der Texte, der vorherrschen politischen Struktur (Stamm, Staat..) und den kulturellen Gegenbenheiten einer bestimmten Region speist. Was du hier versuchst, nochmal, ist der Versuch gegen ein nie so existentes, virtuelles, puristisch-textliches Konstrukt zu Felde zu ziehen. Das würde ich irgendwo zwischen Religionshass, radikal-konstruktivistisch verirrter Denke und Missachtung für Geschichte und politisch-soziale Determinanten einordnen, alles in allem, ein arg irrlichternder Ansatz.
Bei der Analyse der Transformationsprobleme der moslemischen Staaten muss man über die Religion sprechen, ohne Frage, aber mit etwas Feindifferenzierung und auch aus strategisch-semantischen Gründen heraus, ist dein Ansatz gefährlich und falsch.