01.01.2009, 19:28
Schneemann schrieb:....das "Zahlenverhältnis" zwischen toten "Kämpfern" und "Zivilsiten" wird auch von der UNO bestätigt, aber:
Ich denke, dass wird im Kern auch gar nicht bestritten. Und wenn ein unschuldiges Kind stirbt (in dem Sinne: Gibt es auch schuldige Kinder?), so ist dies immer eines zuviel. Aber wenn von ca. 380 Toten mehr als 70 Prozent den Kämpfern der gegnerischen Seite zuzuordnen sind, so ist dies – angesichts der verschachtelten Enge und der Unübersichtlichkeit in Gaza und der Vermischung von zivilen und militärischen Anlagen – dennoch bemerkenswert und kann wiederum m. E. nicht als unverhältnismäßig angesehen werden.
Wenn die Masse der Opfer keine Kämpfer wären, würde ich dir zustimmen, aber gegenwärtig sagen alle Einschätzungen etwas anderes, auch wenn natürlich es IMMER Zivilisten gibt, die unter einem Krieg leiden. .... Aber unverhältnismäßig geführt wird dieser Krieg derzeit nicht.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/7/0,3672,7498599,00.html">http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/7/0 ... 99,00.html</a><!-- m -->
Zitat:...die Süddeutsche meldet dazu:
Bei der seit fünf Tagen anhaltenden Militäroffensive Israels sind bislang mindestens 400 Palästinenser getötet worden. Wie der Direktor der Gesundheitsbehörde in Gaza am Mittwoch weiter mitteilte, wurden etwa 2000 Menschen verwundet. 300 von ihnen sollen in Lebensgefahr schweben. Nach Angaben eines Sprechers des UNO-Hilfswerkes für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) handelt es sich bei mindestens jedem vierten getöteten Palästinenser um einen Zivilisten.
Bei mehr als 250 Raketenangriffen aus dem Gazastreifen sind in Israel nach Armeeangaben bislang vier Personen getötet worden.
...
Zitat:.... Nach Angaben eines Sprechers des UN-Hilfswerkes für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) handelt es sich bei mindestens jedem vierten getöteten Palästinenser um einen Zivilisten.
Bei mehr als 250 Raketenangriffen aus dem Gaza-Streifen sind in Israel nach Armeeangaben bislang vier Personen getötet worden. Allein am Mittwoch schlugen nach Armeeangaben mehr als 60 Raketen auf israelischem Boden ein.
ebenso der Spiegel: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,599061,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 61,00.html</a><!-- m -->
Zitat:...Die Zahl der Todesopfer der schwersten israelischen Luftangriffe auf den Gaza-Streifen seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 stieg auf 407. Mindestens ein Viertel davon waren nach Uno-Angaben Zivilisten. Mehr als 1700 Menschen wurden verletzt. Vier Israelis kamen im palästinensischen Raketenbeschuss seit Beginn der Luftoffensive am Samstag ums Leben. ....aber ...
Wir haben also - um die abstrakten Zahlen gegenüber zu stellen - etwa 1/4 aus rund 400 palästinensischen Toten, also rund 100 zivilie Todesopfer gegen 4 tote Israeli ... das ist ein Verhältnis von etwa 1 : 25 - auf jedes zivilie Opfer Israels treffen 25 zivile Opfer auf Seite der Palästinenser .... verstehst Du das als "verhältnismäßig" oder ausgewogen?
Schneemann schrieb:...Du unterschlägst, dass neben dem Hamas-Führer (ganz nebenbei: einem neuen "Martyrer") auch dessen Frau und acht Kinder getötet wurden
Und sie treffen schon auch die richtigen Personen. Hierzu:
Zitat:GAZALink: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,599061,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 61,00.html</a><!-- m -->
Ranghoher Hamas-Führer stirbt bei Luftangriff
Die israelische Luftwaffe hat im Gaza-Streifen einen hochrangigen Hamas-Führer getötet. Die Rakete löschte auch die gesamte Familie von Nisar Rajan aus. Eine Armeesprecherin sagte, Rajan sei das Ziel des Angriffs gewesen. Die Hamas schwört nun Rache.
....
Schneemann.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.n-tv.de/1078427.html">http://www.n-tv.de/1078427.html</a><!-- m -->
Zitat:Donnerstag, 1. Januar 2009
Hamas-Führer getötetGewaltspirale dreht sich
Im Nahen Osten ist noch kein Ende der Gewalt in Sicht. Knapp eine Woche nach dem Start der blutigen Militäroffensive Israels im Gazastreifen warten jetzt die Bodentruppen auf ihren Einsatzbefehl. Die israelische Luftwaffe tötete erstmals ein Mitglied des engsten Führungszirkels der radikal-islamischen Hamas sowie dessen Frau und acht Kinder. Gleichzeiitg setzten militante Palästinenser ihre Raketenangriffe auf israelische Städte fort. Als Folge der Gewalt sind bislang mindestens 410 Palästinenser und vier Israelis getötet worden. ...
Dabei bestehen ganz erhebliche Zweifel, ob die Aussagen der israelischen Militärführung über "Erfolge" wirklich richtig sind:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/politik/410/453105/text/">http://www.sueddeutsche.de/,tt2m1/polit ... 3105/text/</a><!-- m -->
Zitat:01.01.2009 16:34 Uhrhmpf... 15- bis 20.000 Hamas-Mitgliedern, von denen bisher 300 getötet wurden ....
Krieg im Gaza-Streifen
Die Pause vor dem Sturm
Wenn Worte und Wirklichkeit nicht zusammenpassen: Mit jedem Tag feuert Hamas mehr Raketen auf Ziele in Israel. ...
Sechs Tage nach Beginn der israelischen Offensive gegen die Hamas klaffen Worte und Wirklichkeit klar auseinander. Glaubt man den Tag und Nacht verbreiteten Meldungen der Streitkräfte, dann haben die massiven Luftangriffe die Terror-Struktur der radikal-islamischen Organisation bereits zu einem Viertel zerstört. In den Nachrichtensendungen brüsten sich Armee-Sprecher mit der Zerstörung von Dutzenden von Tunneln, durch die Sprengstoff in den Gaza-Streifen geschmuggelt worden sei; sie rühmen sich der Schläge gegen die Islamische Universität, in der man gegen den "zionistischen Feind" hetzte, gegen Moscheen, in denen sich Waffendepots befunden haben sollen. Doch mit jedem Tag feuert Hamas mehr Raketen auf Ziele in Israel, und diese fliegen mitunter bis zu 40 Kilometer weit.
Wie im Libanonkrieg vor zweieinhalb Jahren sind auch bei der Operation "Gegossenes Blei" die Ziele für die Luftwaffe nach tagelangem Bombardement weitestgehend ausgereizt. Will Israel, wie Premier Ehud Olmert unablässig betont, tatsächlich den Raketenregen der Hamas stoppen, muss es mit Bodentruppen in das am dichtesten bevölkerte Gebiet der Erde vordringen. Darauf warten die rund 15.000 bis 20.000 Hamas-Mitglieder geradezu.
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Und um die Diskussion noch etwas anzuheizen:
Wie gesagt, ich bin nicht überzeugt, dass die Eskalation der Gewalt ein Mittel zur Befriedung ist.
Und wenn man den Israeli das Recht auf eine "notwendige Demonstration" zugesteht, dann muss man auch - zumindest - versuchen, die Angelegenheit aus Sicht der Pallis zu sehen. Ich rekapituliere hier den Bericht eines gläubigen Juden vom August letzten Jahres:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.arendt-art.de/deutsch/palestina/Stimmen_international/shannon_harry_gaza_schockierende_verwuestung.htm">http://www.arendt-art.de/deutsch/palest ... estung.htm</a><!-- m -->
Zitat:Gazas schockierende VerwüstungHarry Shannon ist Professor für klinische Epidemiologie und Biostatistik an der MxMaster-Universität und lebt in Dundas.
Harry Shannon, Hamilton Spectator 14.August 2008
Als kanadischer Jude, der die besetzten Gebiete besucht, schäme ich mich über das, was ich sah. Ich hatte erwartet, dass die Lage in Gaza schlecht sein wird, aber als ich im Juli dort war, war ich über die Verwüstung doch sehr geschockt.
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Meine Schwester und ihr Mann sind orthodoxe Juden, die in der Nähe Tel Avivs leben. Sie sind wütend über Israels Verhalten, besonders was die Einschränkungen gegenüber Kranken betrifft, die den Gazastreifen verlassen müssten. Mein Schwager, ein früherer Vorsitzender der Allgemeinmedizin an der Universität Tel Aviv und ein Spezialist in medizinischer Ethik hat sich öffentlich darüber beklagt.
Als Jude schäme ich mich und bin entrüstet über das, was hier geschieht. Israel braucht Sicherheit – aber was hier geschieht, geht weit über Sicherheitsbelange hinaus.
Israels Aktionen sind Kollektivstrafen, die nach dem Völkerrecht verboten sind.
Ich schäme mich, dass die Harper-Regierung der bedingungslosen Unterstützung Israels gegen die Palästinenser nachgegeben hat. Die augenblickliche Politik ist unerhört, wie jeder, der den Gazastreifen besucht, sehr wohl sehen kann.
Wie - so frage ich mich - kann man den Palästinensern erklären, dass ihre Aktionen keine "Notwehr gegen Besatzer" sind, die Tausende von Palästinensern von ihrem Land vertrieben und in das "Ghetto Gaza" gezwungen haben?
Müsste man nicht auch - um der Objektivität willen - den Pallis auch ein Recht auf "Widerstand" zugestehen?
Oder aber - und das wäre mein Credo - ist es nicht endlich an der Zeit, die beiderseitige Eskalation der Gewalt zu beenden? Der von mir zitierte Vorschlag von David Grossmann würde dazu eine Chance bieten.