18.03.2008, 12:04
Mal ein paar Kommentare:
Zunächst zur Geschichte: Hoj, hier liegst du einfach etwas daneben. Würdest du deine Ausführungen einem Chinesen vortragen, dann würde er dich nur auslachen bzw. - sofern er Nationalist ist - dich böse verhauen. China sieht sich in seinem traditionellen historischen Verständnis als Mitte der Welt, als Reich der Mitte. Und dann soll es erst als Kommunistischer Staat 1949 entstanden sein? Bitte, ein bißchen mehr Akkuratess!
China als Reich unterlag vielen äußeren Einflüßen und Eroberungen, bestand aber Reich der Mitte in verschiedenen Formen fort. Die Manchu, über die hier gestritten wird, eroberten China Anfang des 17. Jahrhunderts von der alten Dynastie der Ming (1644). Dennoch aber war es letztlich als Reich China, das handelte. Und große Reiche nutzen immer bzw. öfters "fremde Völker" in ihren Diensten. In diesem Fall eben war das fremde Volk auch die neue Militär- und Herrscherkaste. Allerdings passten sich die neuen Herren sukzessive der chinesischen Tradition an und wurden assimiliert. Der letzte Kaiser 1911 nannte sich ja auch nicht Kaiser der Mongolen, sondern Kaiser von China. Chinesische Kultur, Religion etc. setzen sich dort und veränderten die Eroberer und nicht umgekehrt. Ergo ist dein Beharren mehr oder minder falsch. Die Eroberer übernahmen eben chinesische Sitten, Kultur, Institutionen etc....
Mir wäre nicht bekannt, dass die Franken Sitten und Kultur und Institutionen der Römer übernommen hätten.
Nun mal zu den Eriegnissen:
Ich beginne mit einer klaren Bewertung: Die Sache der tibetischen Nationalisten ist längst verloren, unumstößlich. Die Ereignisse jetzt bedeuten wohl ein gut inszenierte und durchgeführtes Auflackern der Problemlage, insbesondere angesichts Olympia, aber dennoch, es ist wohl ein letztes Auflackern. China läßt schon seit Jahrzehnten vermehrt Han-Chinesen nach Tibet einwandern. Leider fehlen mir die Zahlen, aber ich kenne Berichte von Leuten, die dort waren. Echte Tibeter sind letztlich eine Ausnahme geworden in den Straßen Lhasas. Damit fällt schon mal die Bezeichnung flach, dass "das Volk" hier handelt. Das Volk schon mal gar nicht, denn die Mehrheit dürften in Tibet wohl sicher schon die Hanchinesen haben. Hier geht es mehr und mehr um Minderheitenrechte. Eine Unabhängigkeit wird im Rahmen der erfolgreichen chinesischen Waffe der Demographie also zu einer Fata Morgana, zu einem Swimmingpool mitten in der Wüste Gobi.
Angesichts eines sich verstärkenden und auch von der Regieurng lancierten chinesischen Nationalismus fällt es mir schwer, an irgendeinen Fortschritt in Sachen Minderheitenrechte für Tibet zu glauben. Gewalt wird wohl wenig bewegen, das sieht man ja schon bei den aufständischen Türkvölkern in Xinjiang. Ich wüßte nicht, dass sich deren Lage durch ihr entschlossenes Vorgehen verbessert hätte. Denn es braucht schon eine starke und durchorganisierte terroristische Kampagne um den überdimensionierten chinesischen Staat in Bedrängnis zu bringen. Und dann muss man auch Glück haben, dass der nicht immer brutaler zurückschlägt, sondern lieber auf Verhandlungen setzt. Sehr zweifelhaft. Und ob das die paar engagierten tibet. Nationalisten das leisten und durchhalten können. Auch zweifelhaft. Nightwatchs Logik entpuppt sich hier wie so oft als wenig durchdacht. Und ehrlich, deine pauschalen Kommentare sind weder richtig, noch klug, noch durchdacht. Gewalt wie Diplomatie sind Mittel, sind meinetwegen Schlüssel. Manchmal passt er und macnhmal nicht und manchmal (wie in diesem fall) wird wohl kein Schlüssel, kein Mittel ausreichen um etwas zu bewegen. Dagegen spricht die autoritäre Regierungsweise Chinas, der endemische chin. Nationalismus und die demographische Waffe und Stärke der Chinesen in Tibet.
Wahrscheinlich kann man nur auf eine Zivilisierung und Liberalisierung Chinas hoffen und eine stärkere Abnahme des Nationalismus um dann irgendwann mal mehr MInderheitenrechte zugestanden zu bekommen. Andere realistische Varianten sehe ich da nicht. Getimt ist dieser Aufstand sicher gut kurz bevor Olympia, aber gesellschaftlich, sozial, politisch paßt dieser Aufstandsversuch einfach nicht in die jetzige Verfassung Chinas. Da spielt eben auch der immer weiter ansteigende chinesische Nationalismus eine Rolle, nicht nur die autoritäre Regierung. Es wären eben nicht nur die Regierungsbeamten, es wären auch die jungen aufstrebenden Wirtschaftsleute, die Neu-Reichen Chinas in Shanghai, in Shenzuang, in Peking, sicher auch in Hongkong, die eine Unabhängigkeit des "chinesischen" Tibets nie zustimmen würden. Vielleicht mal stärkere Minderheitenrechte, aber auch das wird Zeit brauchen.
Ich denke daher vor allem, dass man sich wie immer vor vereinfachten Bewertungen hüten muss. Weder spricht hier das Volk in Tibet, denn das dürfte schon mehrheitlich chinesisch sein, noch ist dies allein eine Frage der autoritären chinesischen Regierung, es ist auch eine Frage des chinesischen Nationalismus, der eben auch die Neureichen Chinas beseelt und auch der Chinesen der Tibet...
Alles etwas komplexer... Natürlich kann man aus einer moralischen Sichtweise so sprechen wie Nightwatch oder auch Bastian, aber eindimensionale Moral scheitert an der dreisimensionalen Realität.
Und wenn man das so sieht, dann müßte man - Erich trefflich kommentiert hat - die serbischen Ausschreitungen im Kosovo auch feiern als gerechtfertigten Aufstand des Volkes gegen die bösen autoritäören, militaristischen Unterdrücker.... Alles eben eine frage der Perspektive!
Zunächst zur Geschichte: Hoj, hier liegst du einfach etwas daneben. Würdest du deine Ausführungen einem Chinesen vortragen, dann würde er dich nur auslachen bzw. - sofern er Nationalist ist - dich böse verhauen. China sieht sich in seinem traditionellen historischen Verständnis als Mitte der Welt, als Reich der Mitte. Und dann soll es erst als Kommunistischer Staat 1949 entstanden sein? Bitte, ein bißchen mehr Akkuratess!
China als Reich unterlag vielen äußeren Einflüßen und Eroberungen, bestand aber Reich der Mitte in verschiedenen Formen fort. Die Manchu, über die hier gestritten wird, eroberten China Anfang des 17. Jahrhunderts von der alten Dynastie der Ming (1644). Dennoch aber war es letztlich als Reich China, das handelte. Und große Reiche nutzen immer bzw. öfters "fremde Völker" in ihren Diensten. In diesem Fall eben war das fremde Volk auch die neue Militär- und Herrscherkaste. Allerdings passten sich die neuen Herren sukzessive der chinesischen Tradition an und wurden assimiliert. Der letzte Kaiser 1911 nannte sich ja auch nicht Kaiser der Mongolen, sondern Kaiser von China. Chinesische Kultur, Religion etc. setzen sich dort und veränderten die Eroberer und nicht umgekehrt. Ergo ist dein Beharren mehr oder minder falsch. Die Eroberer übernahmen eben chinesische Sitten, Kultur, Institutionen etc....
Mir wäre nicht bekannt, dass die Franken Sitten und Kultur und Institutionen der Römer übernommen hätten.
Nun mal zu den Eriegnissen:
Ich beginne mit einer klaren Bewertung: Die Sache der tibetischen Nationalisten ist längst verloren, unumstößlich. Die Ereignisse jetzt bedeuten wohl ein gut inszenierte und durchgeführtes Auflackern der Problemlage, insbesondere angesichts Olympia, aber dennoch, es ist wohl ein letztes Auflackern. China läßt schon seit Jahrzehnten vermehrt Han-Chinesen nach Tibet einwandern. Leider fehlen mir die Zahlen, aber ich kenne Berichte von Leuten, die dort waren. Echte Tibeter sind letztlich eine Ausnahme geworden in den Straßen Lhasas. Damit fällt schon mal die Bezeichnung flach, dass "das Volk" hier handelt. Das Volk schon mal gar nicht, denn die Mehrheit dürften in Tibet wohl sicher schon die Hanchinesen haben. Hier geht es mehr und mehr um Minderheitenrechte. Eine Unabhängigkeit wird im Rahmen der erfolgreichen chinesischen Waffe der Demographie also zu einer Fata Morgana, zu einem Swimmingpool mitten in der Wüste Gobi.
Angesichts eines sich verstärkenden und auch von der Regieurng lancierten chinesischen Nationalismus fällt es mir schwer, an irgendeinen Fortschritt in Sachen Minderheitenrechte für Tibet zu glauben. Gewalt wird wohl wenig bewegen, das sieht man ja schon bei den aufständischen Türkvölkern in Xinjiang. Ich wüßte nicht, dass sich deren Lage durch ihr entschlossenes Vorgehen verbessert hätte. Denn es braucht schon eine starke und durchorganisierte terroristische Kampagne um den überdimensionierten chinesischen Staat in Bedrängnis zu bringen. Und dann muss man auch Glück haben, dass der nicht immer brutaler zurückschlägt, sondern lieber auf Verhandlungen setzt. Sehr zweifelhaft. Und ob das die paar engagierten tibet. Nationalisten das leisten und durchhalten können. Auch zweifelhaft. Nightwatchs Logik entpuppt sich hier wie so oft als wenig durchdacht. Und ehrlich, deine pauschalen Kommentare sind weder richtig, noch klug, noch durchdacht. Gewalt wie Diplomatie sind Mittel, sind meinetwegen Schlüssel. Manchmal passt er und macnhmal nicht und manchmal (wie in diesem fall) wird wohl kein Schlüssel, kein Mittel ausreichen um etwas zu bewegen. Dagegen spricht die autoritäre Regierungsweise Chinas, der endemische chin. Nationalismus und die demographische Waffe und Stärke der Chinesen in Tibet.
Wahrscheinlich kann man nur auf eine Zivilisierung und Liberalisierung Chinas hoffen und eine stärkere Abnahme des Nationalismus um dann irgendwann mal mehr MInderheitenrechte zugestanden zu bekommen. Andere realistische Varianten sehe ich da nicht. Getimt ist dieser Aufstand sicher gut kurz bevor Olympia, aber gesellschaftlich, sozial, politisch paßt dieser Aufstandsversuch einfach nicht in die jetzige Verfassung Chinas. Da spielt eben auch der immer weiter ansteigende chinesische Nationalismus eine Rolle, nicht nur die autoritäre Regierung. Es wären eben nicht nur die Regierungsbeamten, es wären auch die jungen aufstrebenden Wirtschaftsleute, die Neu-Reichen Chinas in Shanghai, in Shenzuang, in Peking, sicher auch in Hongkong, die eine Unabhängigkeit des "chinesischen" Tibets nie zustimmen würden. Vielleicht mal stärkere Minderheitenrechte, aber auch das wird Zeit brauchen.
Ich denke daher vor allem, dass man sich wie immer vor vereinfachten Bewertungen hüten muss. Weder spricht hier das Volk in Tibet, denn das dürfte schon mehrheitlich chinesisch sein, noch ist dies allein eine Frage der autoritären chinesischen Regierung, es ist auch eine Frage des chinesischen Nationalismus, der eben auch die Neureichen Chinas beseelt und auch der Chinesen der Tibet...
Alles etwas komplexer... Natürlich kann man aus einer moralischen Sichtweise so sprechen wie Nightwatch oder auch Bastian, aber eindimensionale Moral scheitert an der dreisimensionalen Realität.
Und wenn man das so sieht, dann müßte man - Erich trefflich kommentiert hat - die serbischen Ausschreitungen im Kosovo auch feiern als gerechtfertigten Aufstand des Volkes gegen die bösen autoritäören, militaristischen Unterdrücker.... Alles eben eine frage der Perspektive!