07.12.2007, 14:15
Allein wenn ich schon den Begriff der Interessen lese, dreht sich bei mir der Magen... Was sind denn die israelischen Interessen? Immer nur durch inadäquate Politik den Nah-östlichen Konfliktzirkel anzuheizen oder was sind die Interessen Irans? Ständig mit ihrer rhetorischen Keule die sunnitischen Araber (ähm ich mein die sunnitischen Regimes) und die Amerikaner zusammenzuschweißen??
Interessen sind nur wahrgenommene Handlungspräferenzen und das übersimplifiziert bzw. selten realitäts-adäquat. Und meistens landet solch ein Verhalten auch genau dort, wo man nicht hin wollte.
Sorry, da gehlt einfach der kritische Blick und das kritische Hinterfragen bei dir.
Interessen sind genauso wie das Verhalten der Staaten keine monolithischen Blöcke oder Naturgegebenheiten (auch wenn du das zu glauben scheinst), sondern sind immer wieder von neuem Resultate von Diskussionen, selektivem Informationssammeln usw.
Alles rekonstruierbar.
Da können sich Sachen auch ändern, sonst müssten heute noch Franzosen, Polen und Deutsche sich gegenseitig in Europa abschlachten...
Da fehlt es einfach an vielen Punkten an Überlegtheit:
Bein Standpunkt zu Israel ist - mit Verlaub - lächerlich: Ich analysiere, schreib dazu nix, aber behaupte trotzdem, was ich behaupte. Und worüber wollen wir dann diskutieren? Ich kann dir versichern, dass deine Einstellungen (die 1950 oder 1960 absolut passend waren) heute nichts anderes als kontraproduktiv sind, die islamistischen Hardliner wie Hamas, aber auch Hizbullah stärken und daher genauso den Frieden verhindern wie die überzogenen Konflikteinstellungen von Hamas und Co. Denn deine Einstellungen spiegeln nunmal offizielle israelische Politik wieder und die - eingespeist - in die Konfliktmatrix des Nahen Osten genauso dafür sorgt, dass diese Konflikte weiter so vor sich brodeln. Denn da werden Lerneffekte blockiert bei den Akteuren.
Daher: Mit so einer "Argumentation" brauchst du echt nicht kommen.
Und nebenan: Wenn man nicht distanziert, "neutral" an so ne Sache rangeht, dann ist es sowieso keine Analyse, sondern ne akteursspezifische Sichtweise. Dazwischen liegen Welten und je mehr man sich selbst als parteiisch ansieht, desto mieser auch die Einschätzung (siehe deine Einschätzungen). Denn dann transportiert man die entsprechenden konfliktverstärkenden selektiven Wahrnehmungen in den Einschätzungen unhinterfragt gleich mit... *Kopfschüttel*
Und wenn du da von Differenzierungswolke Sieben schreibst, naja... lassen wir nen Kommentar. Aber ich halte solch eine unreflektierte Position für völligen Blödsinn, weil man da weder Fehler erkennen, noch den anderen auch nur ansatzweise richtig in seinen Handlungen deuten kann. :roll:
Daher Iran:
Ja, all das ist wichtig und muss bedacht werden, auch und gerade die Haltung der Mullahs. Denn so kann man versuchen abzuschätzen, welche Politik des Westens wirklich ans Ziel führt und nicht entsprechend den eigenen Glaubensbekenntnisse nur zu handeln. Denn wie willst du hinbekommen, dass die Iraner keine Bombe bauen? Da muss man sich doch zuallererst überlegen, was die anderen denken und wollen. Und nur dann kann man auch entsprechend Handlungsweisen wählen, die einem ans Ziel bringen! Solche Kindergartenüberlegungen wie bei manchen Amerikanern oder auch - auf der anderen Seite des Spektrums - bei manchen Europäern sind doch völliger Blödsinn. Weder reichen konzessive verhandlungen, noch wird die militärische Drohung allein etwas bewegen. Der Glaube an eins der beiden Mittel ist eben genau das, der reine Glaube! Geht man den Iran zu hart ran, wird er entsprechend seines Selbstbildes innenpolitisch nur noch mehr austreten... und wenn man ihn zu wenig eindämmt, dann werden die radikalen Großsprecher dies als Gelegenheit sehen, zu expansive Politik zu machen. Was braucht man da? Eine aiusgewogene Politik, mit Sanktionen, Drohungen, aber auch Entgegenkommen und Anreizen. Die ganze Debatte jetzt hier ist völlige athematisch. Iran wird im Rahmen seines Atomprogramms immer eine nukleare Option sich offen halten wollen. Angesichts der sunnitischen Regime, eines nuklear bewaffneten Isreals, der USA im Westen und im Osten in direkter Nachbarschaft (irak und Afghanistan) ist dies absolut kein Wunder! Als iranischer Politiker würde ich auch so verfahren!
Letztlich kommt es darauf an, im ganzen Nahen Osten eine stabilere politische Ordnung zu etablieren und da muss eben der Iran auch seinen Platz haben. Da müssen auch die Amerikaner direkt mit den Iranern reden. Das gibt nicht von heute auf morgen Frieden, aber merklich eine entspanntere Atmosphäre. Und in solch einem Kilma können auch im Iran dann moderatere Kräfte ans Ruder kommen, die entsprechend auch besser mit der IAEO zusammenarbeiten.
Das ist alles möglich und machbar, man muss halt nur den Mut haben, seine eigenen Handlungsweisen zu hinterfragen.
Und noch ein großer Fehler bei dir: Ich kann dir genauso sagen, warum die theoretische Konfliktlösung nicht funktioniert, das ist ja der zentrale Aspekt bei mir: Ich reite nämlich schon die letzten 3 Posts examplarisch an deinen Ausführungen darauf rum: Es ist das menschliche Beharren/Dummheit (etwas extrem ausgedrückt...)! Man beharrt auf seinen eigenen Positionen und Sichtweisen und hinterfragt sie nicht kritisch. Man glaubt eben, dass die Konfrontation, der Versuch maximale, abstrakte eigene Werte oder spezifische Ziele durchzusetzen (Israel: Sicherheit, USA: Demokratie, Macht, Öl; Iran: Anerkennung als Regionalmacht) legitim ist und nicht anders möglich ist. Blöderweise ist das Resultat eben nicht das, was man will und ist eben nicht interessenorientiert. Solch eine Einstellung, wie du sie hast, ist leider nur zu examplarisch für viel zu viele Konflikte - und sie führt eben gerade dahin, dass diese Konflikte auch weiter gehen. Verzerrte Wahrnehmungen sind nämlich extrem wirksame und hochbedeutende Konfliktkatalysatoren und Antreiber für Konflikte. Und wenn man die nicht bedenkt, hat ne Bewertung eines Konfliktes das Label Analyse nicht verdient...
Man hätte spätestens 2002/2003 das ganze entschärfen können in Sachen Iran, als jene den Amerikanern umfassende Gespräche anboten.. doch die USA hatten in ihrer machtpolitischen Verblendung abgelehnt, nun haben sie die Misere.
Genauso Israel/Palästina. Als in den 90er Jahren die Palästinenser mehr und mehr gesprächsbereit wurden, was taten die Israelis? Sie zementierten die Besetzung über Checkpoints, neue israelische Sicherheitsstraßen, die das Land teilten und noch MEHR jüdische Kolonialsiedlungen. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Palästinenser das Reden über den Frieden auch nicht ernst nehmen oder wenn Arafat in Camp David 2000 dann plötzlich Forderungen von einem anderen Planeten stellt. Das hat alles wenig mit Interessen oder bösen Absichten zu tun bzw. nur vordergründig. Realiter sind das jeweils im Konfliktgeschehen, im mit-einander-auseinandersetzen produzierter Ärger, Überheblichkeiten, verzerrte Wahrnehmungen. Diese 3 Beispiele waren allesamt nicht im Interesse der handelnden Akteure, dennoch glaubten sie damals jeweils, sie handelten in ihrem Interesse...
Also überleg dir dreimal, wann und wie du von Interesse sprichst...
PS: Wenns um Forschung geht und asymmetrische Bedrohungen... kennst du die, hast du viel Ahnung von dem akademischen Forschungsstand da? Ich glaub nicht... also erstmal beschäftigen und dann urteilen...
Nicht weder versteht was von Militärtechnik, aber auch nicht jeder versteht was von Politik und Konfliktgenesen...
Interessen sind nur wahrgenommene Handlungspräferenzen und das übersimplifiziert bzw. selten realitäts-adäquat. Und meistens landet solch ein Verhalten auch genau dort, wo man nicht hin wollte.
Sorry, da gehlt einfach der kritische Blick und das kritische Hinterfragen bei dir.
Interessen sind genauso wie das Verhalten der Staaten keine monolithischen Blöcke oder Naturgegebenheiten (auch wenn du das zu glauben scheinst), sondern sind immer wieder von neuem Resultate von Diskussionen, selektivem Informationssammeln usw.
Alles rekonstruierbar.
Da können sich Sachen auch ändern, sonst müssten heute noch Franzosen, Polen und Deutsche sich gegenseitig in Europa abschlachten...
Da fehlt es einfach an vielen Punkten an Überlegtheit:
Bein Standpunkt zu Israel ist - mit Verlaub - lächerlich: Ich analysiere, schreib dazu nix, aber behaupte trotzdem, was ich behaupte. Und worüber wollen wir dann diskutieren? Ich kann dir versichern, dass deine Einstellungen (die 1950 oder 1960 absolut passend waren) heute nichts anderes als kontraproduktiv sind, die islamistischen Hardliner wie Hamas, aber auch Hizbullah stärken und daher genauso den Frieden verhindern wie die überzogenen Konflikteinstellungen von Hamas und Co. Denn deine Einstellungen spiegeln nunmal offizielle israelische Politik wieder und die - eingespeist - in die Konfliktmatrix des Nahen Osten genauso dafür sorgt, dass diese Konflikte weiter so vor sich brodeln. Denn da werden Lerneffekte blockiert bei den Akteuren.
Daher: Mit so einer "Argumentation" brauchst du echt nicht kommen.
Und nebenan: Wenn man nicht distanziert, "neutral" an so ne Sache rangeht, dann ist es sowieso keine Analyse, sondern ne akteursspezifische Sichtweise. Dazwischen liegen Welten und je mehr man sich selbst als parteiisch ansieht, desto mieser auch die Einschätzung (siehe deine Einschätzungen). Denn dann transportiert man die entsprechenden konfliktverstärkenden selektiven Wahrnehmungen in den Einschätzungen unhinterfragt gleich mit... *Kopfschüttel*
Und wenn du da von Differenzierungswolke Sieben schreibst, naja... lassen wir nen Kommentar. Aber ich halte solch eine unreflektierte Position für völligen Blödsinn, weil man da weder Fehler erkennen, noch den anderen auch nur ansatzweise richtig in seinen Handlungen deuten kann. :roll:
Daher Iran:
Ja, all das ist wichtig und muss bedacht werden, auch und gerade die Haltung der Mullahs. Denn so kann man versuchen abzuschätzen, welche Politik des Westens wirklich ans Ziel führt und nicht entsprechend den eigenen Glaubensbekenntnisse nur zu handeln. Denn wie willst du hinbekommen, dass die Iraner keine Bombe bauen? Da muss man sich doch zuallererst überlegen, was die anderen denken und wollen. Und nur dann kann man auch entsprechend Handlungsweisen wählen, die einem ans Ziel bringen! Solche Kindergartenüberlegungen wie bei manchen Amerikanern oder auch - auf der anderen Seite des Spektrums - bei manchen Europäern sind doch völliger Blödsinn. Weder reichen konzessive verhandlungen, noch wird die militärische Drohung allein etwas bewegen. Der Glaube an eins der beiden Mittel ist eben genau das, der reine Glaube! Geht man den Iran zu hart ran, wird er entsprechend seines Selbstbildes innenpolitisch nur noch mehr austreten... und wenn man ihn zu wenig eindämmt, dann werden die radikalen Großsprecher dies als Gelegenheit sehen, zu expansive Politik zu machen. Was braucht man da? Eine aiusgewogene Politik, mit Sanktionen, Drohungen, aber auch Entgegenkommen und Anreizen. Die ganze Debatte jetzt hier ist völlige athematisch. Iran wird im Rahmen seines Atomprogramms immer eine nukleare Option sich offen halten wollen. Angesichts der sunnitischen Regime, eines nuklear bewaffneten Isreals, der USA im Westen und im Osten in direkter Nachbarschaft (irak und Afghanistan) ist dies absolut kein Wunder! Als iranischer Politiker würde ich auch so verfahren!
Letztlich kommt es darauf an, im ganzen Nahen Osten eine stabilere politische Ordnung zu etablieren und da muss eben der Iran auch seinen Platz haben. Da müssen auch die Amerikaner direkt mit den Iranern reden. Das gibt nicht von heute auf morgen Frieden, aber merklich eine entspanntere Atmosphäre. Und in solch einem Kilma können auch im Iran dann moderatere Kräfte ans Ruder kommen, die entsprechend auch besser mit der IAEO zusammenarbeiten.
Das ist alles möglich und machbar, man muss halt nur den Mut haben, seine eigenen Handlungsweisen zu hinterfragen.
Und noch ein großer Fehler bei dir: Ich kann dir genauso sagen, warum die theoretische Konfliktlösung nicht funktioniert, das ist ja der zentrale Aspekt bei mir: Ich reite nämlich schon die letzten 3 Posts examplarisch an deinen Ausführungen darauf rum: Es ist das menschliche Beharren/Dummheit (etwas extrem ausgedrückt...)! Man beharrt auf seinen eigenen Positionen und Sichtweisen und hinterfragt sie nicht kritisch. Man glaubt eben, dass die Konfrontation, der Versuch maximale, abstrakte eigene Werte oder spezifische Ziele durchzusetzen (Israel: Sicherheit, USA: Demokratie, Macht, Öl; Iran: Anerkennung als Regionalmacht) legitim ist und nicht anders möglich ist. Blöderweise ist das Resultat eben nicht das, was man will und ist eben nicht interessenorientiert. Solch eine Einstellung, wie du sie hast, ist leider nur zu examplarisch für viel zu viele Konflikte - und sie führt eben gerade dahin, dass diese Konflikte auch weiter gehen. Verzerrte Wahrnehmungen sind nämlich extrem wirksame und hochbedeutende Konfliktkatalysatoren und Antreiber für Konflikte. Und wenn man die nicht bedenkt, hat ne Bewertung eines Konfliktes das Label Analyse nicht verdient...
Man hätte spätestens 2002/2003 das ganze entschärfen können in Sachen Iran, als jene den Amerikanern umfassende Gespräche anboten.. doch die USA hatten in ihrer machtpolitischen Verblendung abgelehnt, nun haben sie die Misere.
Genauso Israel/Palästina. Als in den 90er Jahren die Palästinenser mehr und mehr gesprächsbereit wurden, was taten die Israelis? Sie zementierten die Besetzung über Checkpoints, neue israelische Sicherheitsstraßen, die das Land teilten und noch MEHR jüdische Kolonialsiedlungen. Da muss man sich nicht wundern, wenn die Palästinenser das Reden über den Frieden auch nicht ernst nehmen oder wenn Arafat in Camp David 2000 dann plötzlich Forderungen von einem anderen Planeten stellt. Das hat alles wenig mit Interessen oder bösen Absichten zu tun bzw. nur vordergründig. Realiter sind das jeweils im Konfliktgeschehen, im mit-einander-auseinandersetzen produzierter Ärger, Überheblichkeiten, verzerrte Wahrnehmungen. Diese 3 Beispiele waren allesamt nicht im Interesse der handelnden Akteure, dennoch glaubten sie damals jeweils, sie handelten in ihrem Interesse...
Also überleg dir dreimal, wann und wie du von Interesse sprichst...
PS: Wenns um Forschung geht und asymmetrische Bedrohungen... kennst du die, hast du viel Ahnung von dem akademischen Forschungsstand da? Ich glaub nicht... also erstmal beschäftigen und dann urteilen...
Nicht weder versteht was von Militärtechnik, aber auch nicht jeder versteht was von Politik und Konfliktgenesen...