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(Gestern, 02:06)goschi schrieb: ...
Jedoch liegt der Grund meines Erachtens weniger beim bösen POTUS, sondern darin, dass sich die USA mit all ihren Ressourcen auf China konzentrieren müssen.
Und das könnte sich auch für Europa noch als sehr richtig erweisen. dem wollte ich nicht widersprechen. Die DT-Administration ist ein "Weckruf" für Europa".
Allerdings ist zu bemerken, dass die DT-Regierung nicht mehr an der Stärkung des europäischen Partners sondern an seiner Schwächung arbeitet. Dazu meldet etwa der Tagesspiegel: "Trump-Regierung plante offenbar Spaltung der EU – und Sicherheitsallianz mit Russland und China" - ebenso etwas populistischer ist z.B.
Donald Trump: Geheimplan aufgedeckt ... bis hin zu Begehrlichkeiten gegenüber europäischen Staaten "Dänischer Militärgeheimdienst sieht in USA mögliche Sicherheitsbedrohung" Schon der Wortlaut im offiziellen US-Papier "ist eigentlich unfassbar". Der Chef-Außenpolitiker der SPD, Adis Ahmetović, meint dazu: Zitat:"Die beste Vision darauf ist kurzfristig, mittelfristig und langfristig mit einem starken, stolzen und sehr selbstbewussten Europa darauf zu antworten und aus diesem großen Tanker einen agilen Tanker zu machen und zu sagen, wir lassen uns von niemandem auf diesem Globus etwas diktieren." Wer mit Europa auf "Augenhöhe und Respekt" sprechen wolle, sei herzlich dazu eingeladen. "Aber unsere Gesellschaften und unsere Regierungen lassen sich von niemandem etwas aus dem Ausland diktieren", so der SPD-Politiker.
Das Agieren der DT-Administration ist der typische Reflex einer absteigenden Großmacht. Man will keine Partnerschaft "auf Augenhöhe" sondern abhängige Satelliten - und deshalb werden potentielle Konkurrenten soweit möglich geschwächt.
(Gestern, 02:06)goschi schrieb: ...
Die USA brauchen Russland als Verbündeten gegen China, was die Russen auch liebend gerne wären.
... ich glaube, der Zug ist abgefahren. Putin hat sich in der Ukraine verrannt. Er ist ein Hasardeur, der eher bis zum Zusammenbruch blufft und hart bleibt, als zuzugeben, dass es nicht gut steht. Er ist zudem wohl unzureichend informiert und wähnt sich auf dem Siegerweg.
Putin kann sein Ziel nur mit chinesischer Unterstützung erreichen - oder einem Verrat westlicher Partner an der Ukraine.
Die erste Alternative hat bisher schon dazu geführt, dass Russland immer mehr zum Juniorpartner in den bilateralen Beziehungen mit China wird. China dehnt seine Dominanzansprüche gegenüber Russland leise, aber effizient immer weiter aus.
Die zweite Alternative geht (noch) nicht, solange die EU geschlossen hinter der Ukraine steht. Dazu ist die EU schon jetzt zu stark. An der zweiten Alternative arbeitet die russische Administration, indem DT umgarnt und mögliche Wackelkandidaten innerhalb der EU herausgebrochen werden, der komplette "geeinte Westen" also gespalten wird.
Und ob die Russen "liebend gerne Verbündete gegen China wären" möchte ich stark bezweifeln. Russlands Bevölkerung hat sich schon in der Vergangenheit nicht als Teil des europäischen Westens gesehen (wie die Balten oder Ukrainer), sondern auf einem Mittelweg zwischen dem "dekadenten" Westen und Asien. Das ist eine emotionale Einstellung, die auch die geographische Trennung am Ural wiederspiegelt.
Russlands "main stream" würde sich gerne "auf Augenhöhe" mit der Supermacht USA, zumindest aber mit einer Großmacht USA und einer Großmacht China sehen. Auch dazu müssten sowohl die USA wie auch die EU massiv geschwächt, wenn möglich müsste die EU sogar eliminiert werden.
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Die US-Administration lässt immer mehr den "Schleier fallen":
Zitat: Geheimstrategie enthüllt: Trump will Keil in EU treiben
Stand:11.12.2025, 12:07 Uhr
Washington D.C. – Die US-Regierung unter Donald Trump beabsichtigt, Ungarn und Italien von der Europäischen Union (EU) wegzuziehen, wie aus einer durchgesickerten Kopie der US National Security Strategy (NSS) hervorgeht.
...
Die NSS schlägt laut der Quelle Defence One vor, dass die USA daran arbeiten sollen, Beziehungen zu europäischen Ländern zu fördern, die mit der Trump-Regierung im Einklang stehen. Dem Dokument zufolge führt es Italien, Ungarn, Polen und Österreich als Länder auf, mit denen die USA „mehr zusammenarbeiten sollten ... mit dem Ziel, sie von der [Europäischen Union] wegzuziehen“.
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Patriotische Parteien in Europa im Fokus: Trump sucht Verbündete im Kampf gegen EU
Dies scheint auf dem Schwerpunkt des offiziellen Dokuments aufzubauen, in dem versucht wird, „Widerstand gegen Europas gegenwärtige Entwicklung innerhalb der europäischen Nationen zu kultivieren“ und potenzielle Verbündete im „wachsenden Einfluss patriotischer europäischer Parteien“ auszumachen. Die Parteien bleiben ungenannt, gelten aber als mutmaßlich einschließend Marine Le Pens Rassemblement National in Frankreich, Vox in Spanien, Reform im Vereinigten Königreich, die AfD in Deutschland und Melonis Brüder Italiens.
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(Gestern, 11:23)Schneemann schrieb: Wenn ich mir aber das oftmals widersprüchliche, wenig belastbare und auch teils egoistisch-aggressive Gebaren gegenüber anderen Staaten (auch Verbündeten) anschaue, dann bin ich mir nicht sicher, ob es jenseits von "America first" tatsächlich eine solche Art von Strategie gibt.
Die US-Strategie dürfte langfristig angelegt sein und weder mit Trump beginnen, noch mit ihm enden.
Was mir jetzt erleben, ist der Trumpismus als Mittel, diese Strategie zu verfolgen.
Das kommt natürlich beim Betrachter als völlige Groteske (siehe Island) an.
Aber das ist eben Trump, bei dem so ziemlich alles grotesk ist.
(Gestern, 13:06)Kongo Erich schrieb: Und ob die Russen "liebend gerne Verbündete gegen China wären" möchte ich stark bezweifeln. Russlands Bevölkerung hat sich schon in der Vergangenheit nicht als Teil des europäischen Westens gesehen (wie die Balten oder Ukrainer), sondern auf einem Mittelweg zwischen dem "dekadenten" Westen und Asien. Das ist eine emotionale Einstellung, die auch die geographische Trennung am Ural wiederspiegelt.
Russland möchte in Europa führend mitspielen und ernst genommen werden.
So eine Art immerwährender Wiener Kongress.
Und natürlich will man in London,.Paris und Mailand weiterhin shoppen gehen.
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(Vor 7 Stunden)goschi schrieb: ...
Russland möchte in Europa führend mitspielen und ernst genommen werden.
So eine Art immerwährender Wiener Kongress.
Und natürlich will man in London,.Paris und Mailand weiterhin shoppen gehen. trifft das auf "ganz Russland" zu, oder nur auf eine städtisch elitäre Elite?
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Ist auch die Titelstory des SPIEGELs diese Woche.
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(Vor 6 Stunden)Kongo Erich schrieb: trifft das auf "ganz Russland" zu, oder nur auf eine städtisch elitäre Elite?
ich vermute, auf die meisten Einwohner im europäischen Teil Russlands.
Natürlich ist das ambivalent und es gibt auch nationalistische und andere Abwehrreflexe.
In der langen Linie jedoch sehe ich den Wunsch nach Zugehörigkeit.
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(Vor 6 Stunden)EuropeanMind schrieb: Ist auch die Titelstory des SPIEGELs diese Woche.
... danke für den Hinweis. In einem Interview im Tagesspiegel analysiert Peter R. Neumann, Professor für Sicherheitsstudien am King’s College in London, was hinter den Tiraden steckt; Zitat:...
Woher kommt die offensichtliche Abneigung Trumps und der US-Regierung gegenüber Europa?
Bei Trump persönlich spielt sicher eine Rolle, dass er Europa für „Schmarotzer“ hält, die vom Schutz der USA profitieren, ohne selbst dafür genügend zu leisten. Bei seiner Regierung spielen zweifellos auch weitere, ideologische Motive eine Rolle.
Außenpolitisch steht Europa aus ihrer Sicht für die alte, wertebasierte transatlantische Partnerschaft, die auf Ideen wie Demokratie, Rechtsstaat und einer regelbasierten Ordnung beruhte und nach deren Meinung irrelevant geworden ist.
Aber noch wichtiger: Europa und speziell die EU stehen für ein linksliberales, sklerotisches, von Migration zerfressenes und in sich zerfallendes System, zu dem sich die USA unter Trump als Gegenentwurf verstehen.
...
Letztlich hätte die Trump-Regierung ganz gerne ein Europa, das so ähnlich denkt und agiert wie sie selbst – also das Gegenteil des größtenteils liberalen und demokratischen Europas, dem sie heute gegenübersitzt.
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(Vor 5 Stunden)Kongo Erich schrieb: danke für den Hinweis. In einem Interview im Tagesspiegel analysiert Peter R. Neumann, Professor für Sicherheitsstudien am King’s College in London, was hinter den Tiraden steckt;
Bei den Zitaten von Neumann unterstellt dieser offenbar, dass er es mit einem "normalen Politiker" zu tun hat.
Dem ist aber nicht so.
Es geht - zumindest Trump - nicht darum, ob nun Europa so oder anders ist, links oder rechts, oben oder unten.
Es geht einfach um Tiraden, um Wüten, um Unterhaltung des Publikums.
Meist geht es auch zur Entlastung von wem-auch-immer um die Suche nach "Schuldigen" für irgendwas.
Aber auch das ist beliebig und austauschbar.
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(Gestern, 02:06)goschi schrieb: Die USA brauchen Russland als Verbündeten gegen China, was die Russen auch liebend gerne wären. Ich weiss nicht, in meinen Augen geht es jetzt in eine andere Richtung, siehe auch C5 Vorschlag.
Zitat:But the 2025 NSS does reveal a shift in how President Donald Trump's second administration sees the US-China rivalry, framing the "ultimate stakes" for the future of Asia as centered on business deals, securing trade routes and "maintaining economic preeminence." [...]
Gone is the emphasis from Trump's first security strategy in 2017 on "great power competition," which warned China and Russia both were seeking to "shape a world antithetical to US values and interests." Also missing in the new 33-page document is the long-running portrayal of China as a systemic rival pushing an alternative world order. [...]
The US will avoid "imposing democratic or other social change" on other countries while pursuing "good and peaceful commercial relations." [...] It is a markedly different tone from the 2017 NSS that singled out China for "expanding its power at the expense of the sovereignty of others."
"Beijing will love the explicit declaration that the US preference is noninterference in other nations' affairs and the clear statement about respecting states' sovereignty," she says. [...] The NSS devotes a considerable amount of space to Taiwan.
https://www.dw.com/en/what-does-trumps-n...a-75075316
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(Vor 5 Stunden)goschi schrieb: ich vermute, auf die meisten Einwohner im europäischen Teil Russlands.
Natürlich ist das ambivalent und es gibt auch nationalistische und andere Abwehrreflexe.
In der langen Linie jedoch sehe ich den Wunsch nach Zugehörigkeit. Der Großteil der russischen Bevölkerung ist vollkommen apolitisch.
Das sind weder bekennende Nationalisten, noch haben diese irgendeine Zukunftsvision von Russlands Platz in der Welt. Durch Jahrhunderte an Unterdrückung und gescheiterten Revolutionen hat das russische Volk gelernt, dass die zuverlässigste Methode in Russland zu überleben ist, nicht aufzufallen. Weder im positiven noch im negativen Sinne. Man macht mit, was man mitzumachen hat, klatscht wenn es von einem verlangt wird, kümmert sich ansonsten um seine eigene Suppe.
Das ist eine Art Gesellschaftsvertrag zwischen dem russischen Volk und denjenigen die jeweils über jenes herrschen. Bis auf die Gesellschaftsschicht der Oligarchen und Politiker hat niemand in diesem Land ein politisches Interesse an irgendetwas, was die jeweilige Person nicht direkt betrifft. Da ändern auch Staatspropaganda und die Politisierung der Schulen nichts daran, auch wenn man sich von Seiten des Kremls alle Mühe gibt, die Gesellschaft als patriotisch und zu Russland bekennend darstellen zu lassen.
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