Korps der Bundeswehr ?!
Broensen:

Zitat:eigentlich sollte so ein Ansatz ja sogar unseren realen Herausforderungen sehr viel eher gerecht werden können. Man würde ja quasi das Prinzip der NRDCs auf die Brigadeebene übertragen. Es gäbe Stäbe, die von ihren Truppen theoretisch unabhängig sind und somit hätte man sowohl für IKM, als auch für den Friedens- und "Bereitschaftsdienst", den unsere BW mit sowas wie VJTF, Div25/27 oder auch dem NFM leistet, ein Baukastensystem, das es sehr viel einfacher machen würde, die gewünschten bzw. geforderten Bereitschaftsgrade herzustellen. In der Aufstellungsphase könnte man diese Stäbe sogar unabhängig von den Divisionen aufstellen oder zumindest untereinander austauschen. Man könnte Stäbe auf bestimmte Aufgaben und Einsatzräume spezialisieren, ohne dass das auch für die unterstellten Truppen gelten würde. Stäbe fielen nicht aus der Verwendung, nur weil ihre Truppen gerade wegen Materialumstellung nicht einsatzbereit sind usw. usf.

Ja natürlich. Und wie gesagt, ironischerweise startete die Bundeswehr mit genau so einem offenen Kampfgruppensystem. Die Stäbe in den ersten Divisionen der Bundeswehr waren von den Truppen unabhängig, und je nach Bedarf hätte man ihnen Einheiten zugeteilt um damit dann jeweils eine Kampfgruppe zu bilden.

In der Theorie ist das ein überlegenes Konzept. Aber ist für diesen Strang viel zu weit ins Wunschkonzert übergehend.

Nun sind natürlich die Vorteile einer festen Struktur nicht von der Hand zu weisen. Aber beides schließt einander ja nicht aus. Man hätte halt in der Zielstruktur eine direkt aus Regimentern aufgebaute Division, die für sich genommen funktioniert. Lediglich die Zusammensetzung des Divisionsstabes ist derart, dass dort für die Einsatzführung der Kampftruppen eine Unterstruktur eingezogen ist. Und selbst die könnte ja formal starr sein und nur bei Bedarf dann umgliedern, so wie es ja innerhalb der Panzertruppenbataillone auch üblich ist.

Der wesentlichste Vorteil der festen Struktur ist, dass sie einfacher ist, schlichter, und vor allem dass alle sich untereinander besser kennen, besser aufeinander eingestellt sind, besser und schneller miteinander kooperieren. Es sei denn, die Qualität der Offiziere, Unteroffiziere usw. wäre herausragend gut.

Das war übrigens in der frühen Bundeswehr dann das Argument für die Division 1959 f.f. Dass man die Qualität welche man für das offene Kampfgruppensystem bräuchte so nicht in der notwendigen Masse bereit stellen könne, weil man diese mit dem vorhandenen Potential nicht ausbilden könne und dass die Kriegserfahrung (!) welche das praktisch möglich macht dann in der Zukunft immer weitergehender fehlen wird. Eine offene Kampfgruppenstruktur ist also etwas, was insbesondere Soldaten mit echter Kriegserfahrung leisten können.

Und da kommen wir wieder zum Punkt Psychologie. Im Krieg kommen vollständig andere psychologische Charaktere nach oben bzw. sind dort erfolgreich als im Friedensbetrieb.

Das Hauptargument aber für eine feste Struktur ist heute die querschnittlich größere Geschwindigkeit in den Führungsprozessen.

Das Hauptargument für die offene Struktur wäre wiederum, dass die moderne Technologie und die vernetzte Kriegsführung hier inzwischen Möglichkeiten bieten, die weit über alles hinaus gehen, was man sich früher hätte vorstellen können.

Das Kontrargument dazu ist wiederum, dass diese vernetzte Kriegsführugn im nächsten großen Krieg etwaig nicht funkionieren wird und die Kommunikationsnetze welche wir als selbstverständlich ansehen eine Schwachstelle darstellen.

[quote]Die hohe Ausdauer des Luchs 2 soll sich ja wohl eher auf den Erhalt der Einsatzkraft der Besatzung in Einsätzen von bis zu 2 Wochen beziehen, also sind Vorräte und ein viertes Besatzungsmitglied sehr viel entscheidender als die Reichweite. Und der Tankinhalt dient dann auch in nicht unerheblichem Umfang der Stromgewinnung und nicht nur der Fahrreichweite.

Geht alles mit Motorrädern ganz genau so, insbesondere wenn man eine solche Einheit per Drohne und/oder Heli versorgt.

Ein grundsätzliches Problem großer Räume mit sehr geringer Truppendichte ist, dass dort feindliche Aufklärung nicht ausreichend bekämpft / niedergehalten / ausgeschaltet werden kann und die Wirkmittel heute von Reichweite und Präzision zu leistungfähig geworden sind. In einem solchen Gebiet kann man angesichts der Dichte und der Leistungsfähigkeit der Sensoren im weitesten Sinne (bis hin zu den Smartphones der Zivilbevölkerung etc) sich schlussendlich nur schwer verbergen und man kann in diesem Gebiet den Kampf um die Aufklärung nicht gewinnen.

Das bedeutet, dass dort feindliche Aufklärung und an diese gekoppelte Wirkung aktiv sein wird. Das bedeutet, dass dort Fahrzeuge wie ein Spähpanzer außerordentlich gefährdet sind. Stellt man diesen aber wiederum entsprechenden Schutz und Unterstützung zur Seite, steigt sofort der Aufwand immens und man verwendet dann Systeme für eine Aufgabe in einem Maß, dass diese zum einen an anderer, wesentlicher Stelle fehlen, und darüber hinaus kann diese Aufgabe eben auch anders gelöst werden.

Damit machen Spähpanzer für solche leeren Räume keinen Sinn (mehr). Um diese dort einsatzfähig zu halten müsste man einen immensen Aufwand betreiben, weit über den Spähpanzer hinaus. Und damit wird dieser für diese Aufgabe ineffizient.

Zitat:Das wären ultraleichte Kräfte, die mehr oder weniger nur aufklären können und auch über nur sehr wenig Ausrüstung verfügen, wenn sie über mehrere Tage im Einsatz durchhaltefähig sein sollen. Um mit dem gleichen Personalaufwand auch eine gewisse Kampfkraft vor Ort zu haben, wären eben bewaffnete Fahrzeuge vonnöten.

Die Kampfkraft wird nicht von diesen ultraleichten Fernaufklärern geleistet, sondern von der Feuerkraft welche sie abrufen können. Warum aber diese überhaupt? Genügen dann nicht Drohnen et al für sich allein? Die Antwort liegt darin, dass Gelände, Witterungsbedingungen, feindliche Aufklärung, und auch das dezentrale Lenken und Nutzen von Drohnen solche Kräfte vor Ort erfordern. Das reicht von einer direkten Lenkung der Drohne auf Sicht über das Bergen einer abgestürzten Drohne oder die Versorgung von Drohnen mit neuen Batterien etc. bis hin zur eigenen Aufklärung an den Stellen, Orten, Zeiten, Witterungsbedingungen welche Drohnen einschränken.

Die Vernichtung feindlicher Einheiten erfolgt hingegen durch Fernkampfmittel. Und je mehr der Feind davon konzentriert, desto verheerender wird das für ihn. Darüber hinaus können eigene Kampftruppen unter ihrem eigenen Schutz einen "Ausfall" in dieses Gebiet machen, sollte dies erforderlich sein.

Das führt gleich zu einem der wesentlichsten Punkte überhaupt wenn wir über Korps, Divisionen und Brigaden sprechen:

Man kann diese heute nicht mehr überraschend einsetzen. Das wird zunehmend ein Ding völliger Unmöglichkeit sein. Sobald ich einen Großkampfverband zusammen ziehe, ist er aufgeklärt. Und damit bekämpfbar. Und wird damit angegriffen werden. Dislozierung hingegen und der Mangel an Möglichkeiten für eine operative Überraschung bedeuten, dass mechanisierte Kriegsführung, die von Schwerpunkten und Überraschung lebt, dadurch stark eingeschränkt wird. Es sei denn, man akzeptiert diese Umstände und setzt stattdessen darauf, die Verbände so aufzustellen, dass sie sich selbst in viel erheblicherem Umfang schützen können als dies bisher üblich ist.

Deshalb so Konzepte von mir wie Kampfpanzer mit Maschinenkanonen anstelle großkalibriger BK welche uneingeschränkt auch gegen Luftziele eingesetzt werden können etc etc

Das heißt umgekehrt auch, dass der Feind sobald er eine gewisse Konzentration in Räumen geringer Truppendichte erreicht dort sicher aufgeklärt wird und auch wir umgekehrt keine wirklichen operativen Überraschungen erleben (können). Das zwingt eine völlig andere Denkweise und Kampfweise herbei.

Und entsprechend brauchen wir keine Spähpanzer in diesen Räumen, sondern eine Kombination aus ultraleichten Aufklärungskräften am Boden (damit sich diese der feindlichen Aufklärung weitergehender entziehen können als dies ein Spähpanzer könnte) und Drohnen und technischer Aufklärung.

In diesem Kontext werden die heutigen Methoden technischer Aufklärung über große Distanzen heillos unterschätzt.

Man kann heute Fahrzeuge über Distanzen von 30km, 60km oder gar 90km präzise orten, sogar ausmachen waas für Fahrzeug es exakt sind (geländeabhängig). Akustiksensoren können kleine leise Drohnen selbst bei gewaltigem Lärm auf einen Kilometer präzise orten und auch noch bestimmen was für eine Drohne das ist. Man kann das Flüstern einer Person oder den Herzschlag eines Soldaten mit den modernsten Sensoren auf mehrere Kilometer ausmachen, und nein, dass ist keine Science Fiction. Dazu noch die ständig steigenden Fähigkeiten bei der Thermalsicht, die Vernetzung verschiedenster Sensoren zu einer Aufklärungsleistung, die immer noch krasseren Möglichkeiten was Radar angeht, und dass die Sensoren durch KI und immer leistungsfähigere Programme immer noch neue Hochleistungen erbringen können. Darüber hinaus sind sie auch noch immer kleiner, immer leichter, und immer transportabler und damit auch immer stärker dislozierbar. Entsprechend werden wir einem Netz von Sensoren gegenüberstehen dass praktisch kaum ausschaltbar ist und dass es unmöglich machen wird Großkampfverbände zu sammeln und zu bewegen ohne dass dies durchgehend aufgeklärt wird.

Dabei entsteht aber kein transparentes Gefechtsfeld, sondern statt dem Nebel ein Kaleidoskop des Krieges. Welches dann KI zu entwirren zu versuchen. Das wesentlilchste also in Zukunft wird Ambiguität sein, und eine immens gesteigerte Kampfkraft was die eigene Verteidigung angeht.

Zitat:Hab' ich die nicht, dann brauche ich aber auch keine Motorradspäher mit Feldstecher und Funkgerät, dann kann ich auch einfach Drohnen nehmen. Jetzt können aber natürlich Drohnen inzwischen auch kämpfen, daher reduziert sich der Sinn von Spähpanzern in dieser Aufgabe immer weiter.

Die Kampfkraft der Spähpanzer, insbesondere ihre Fähigkeit zum Selbstschutz ist völlig unzureichend. Entsprechend verwendet man also einen Verband, womit aber der Sinn des Spähpanzers erst recht dahin ist - oder man verwendet eben Drohnen. Aber um das nochmal aufzugreifen: warum dann nicht einfach nur Drohnen? Diese sind nicht so leistungsfähig wie man glaubt. Weil es viele Einschränkungen in Bezug auf ihren Einsatz gibt. Ich habe das ja schon oben angerissen, aber der wesentlichste Aspekt ist, dass solche Drohnen in diesem Raum welchen wir hier diskutieren vor allem in Kombination mit anderen Einheiten eine deutliche Leistungssteigerung darstellen. Für sich allein sind sie hingegen weniger Leistungsfähig. Also stellt sich die Frage, welche anderen Einheiten die beste Zuarbeit liefern und dies für den geringsten Aufwand und dann landet man bei ultraleichten Kräften. Und nein, die verwenden keine Feldstecher.

Spähpanzer hingegen gehören direkt in die Kampftruppe, insbesondere um entlang der VRV und der SL aufzuklären. Als direkte Zuarbeit für die Kampftruppe und geschützt durch diese im Verbund mit dieser und deren Fähigkeiten Angriffe auf sich abzuschlagen.
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zu Azov:

Zitat:Hast du eine Vorstellung davon, wie diese Kampfgruppen geführt werden? Ist das dann immer einfach ein verstärktes Infanteriebataillon oder können da auch mal mehrere InfBtl gemeinsam geführt werden und falls ja: von wem?

Das ist oft vogelwild. Da untersteht dann ein Bataillon einem anderen Bataillon. Oder es wird eine Kampfgruppe aus mehreren Bataillonen gebildet und von ein paar Offizieren aus dem Stab der Brigade ad hoc geführt. Oder das Panzer-Bataillon dem Drohnen-Bataillon unterstellt. Es gab es sogar schon mal, dass ein InfBat einer Kompanie unterstellt wurde.

Azov pfeift da praktisch auf alle Regeln die man sonst so als gegeben ansieht. Das geht auch nur, weil der harte Kern sich seit Jahren sehr gut kennt, das alles Überzeugungstäter sind und Konventionen und militärische Regularien auch sonst bei denen kaum eine Rolle spielen.

Aber üblich ist die Unterstellung eines Bataillons unter ein anderes Bataillon an welches dann noch zusätzlich Kompanien angehängt werden. Laut Azov kann übrigens ein Mann ein Bataillon auch mal alleine führen. Ganz allgemein sind die Führungsstrukturen dort oft ultraschlank und selbst nach meinen Vorstelllungen zu schlank.

Zitat:Ganz wichtig. In einem andauernden Krieg sind das dann Ruhephasen zur Regenration, während sie im Frieden eben die Phasen geringer Bereitschaft zur Umrüstung o.ä. darstellen. Das spricht für mich ja bekanntlich gegen eine starr binäre Struktur. Die flexibilisierte Variante könnte dem aber natürlich Rechnung tragen.

In einem andauernden Zermürbungskrieg ja. Aber wir können keinen solchen gegen Russland führen. Die Umstände wären völlig anders als gegen die Ukraine, insbesondere müsste man den Einsatz von taktischen Atomwaffen mit bedenken.

Im weiteren würden bei einem solchen Krieg unsere Großkampfverbände derart schnell verbluten, dass es dann ohnehin darauf hinaus laufen würde, überlebende Einheiten in andere Großkampfverbände einzuziehen.

Die binäre Gliederung würde also im Krieg so oder so nicht aufrecht erhalten werden, ganz von selbst. Sie würde sich daher, wenn der Krieg länger andauert von selbst auflösen. Warum aber nicht gleich dann mit einer anderen Gliederung planen? Weil die binäre Gliederung für die entscheidende Eröffnungsschlacht Vorteile bietet. Und es ist so entscheidend wie noch nie diese Eröffnungsschlacht zu gewinnen.

Zitat:Durch die hohe Verbreitung von Drohnen auf allen Ebenen würde ich davon ausgehen, dass diese Aufklärungselemente eigentlich nur der Führungsunterstützung direkt dienen, also unter das fallen, was wir als C4ISTAR betrachten.

Ja richtig.

Zitat:Du willst Kampfpanzer als Feldartillerie bei den mKr verwenden? Oder sind das separate Aussagen?

Das sind seperate Aussagen.

In Bezug auf großkalibrige BK könnte man hier natürlich einmal mehr auf den Cockerill Turm in 105mm verweisen und ähnliche Konzepte, bei welchen mit deutlich erhöhter Reichweite auch im Steilfeuer gewirkt werden kann. Was meiner Kenntnis nach ein Konzept ist, welches du auch schon mehrfach gut geheißen hast.

Schlussendlich könnte man solche Kanonenträger dann wortwörtlich als Sturmgeschütze verwenden. Zur direkten Feuerunterstützung der Infanterie (gegen Bunker, Stellungen usw.) und als Feldartillerie. Dann etwaig auch anstelle von Mörsern bzw. auf jeden Fall anstelle von Panzermörsern.

Man bräuchte, wenn man solche großkalibrigen Kanonen hätte dann eben keine Panzermörser !
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Allgemein:

Wir stehen heute vor dem Problem, wie überhaupt ein Korps, eine Division und/oder eine Brigade oder eine Kampfgruppe geschlossen eingesetzt werden soll, da sie durchgehend aufgeklärt wird und bei größerer Konzentration dann auch schon auf erstaunliche Distanzen bekämpft werden kann und ihre Versorgung immer angreifbarer wird.

1. Darin liegt für die operative Ebene die größte Schwierigkeit, und selbst auf der taktischen Ebene stehen wir vor folgenden Grundproblemen:

2. Die Schwerpunktbildung wird immer schwieriger bzw. erzeugt Gefährdungen und Verluste die nicht tragbar sind.

3. Es ist kaum noch eine Überraschung des Gegners möglich.

4. Die Versorgung ist nicht aufrechterhaltbar wenn ein großer Verband offensiv agiert.

5. Die Großkampfverbände sind gegenüber bestimmten feindlichen Systemen zu wenig durchsetzungsfähig.

6. Es benötigt das Erzeugen bestimmter Umstände um mechanisierte Verbände überhaupt offensiv einsetzen zu können. Diese Umstände zu erzeugen wird aber immer aufwendiger.

7. Der Effekt offensiver mechanisierter Kriegsführung reduziert sich. Das gilt insbesondere für die strategische und operative Ebene, reicht aber auch immer weiter herunter auf die taktische Ebene.

Das alles wirft die Frage auf, wie man überhaupt noch ein Korps offensiv einsetzen will in Zukunft und wie dieses dafür gestaltet werden sollte.

Ein paar grundsätzliche Überlegungen:

Abgesehen davon dass wir die Luftherrschaft haben müssen und das Artillerieduell sich dann durch diese von selbst gewinnt, verbleibt für die Frage der Bodentruppen selbst folgendes:

1. Die Kampftruppe selbst benötigt sehr viel mehr Sensorik. Das bedeutet beispielsweise, dass jedes Kampffahrzeug und jeder Soldat sensorisch viel weitergehender befähigt werden muss.

2. Unsere Vernetzung muss wesentlich robuster werden (Stichwort EloKa)

3. Wir benötigen selbst immense Mengen an EloKa

https://www.tagesschau.de/investigativ/n...n-100.html

Und diese muss deutlich durchhaltefähiger sein (es ist nämlich gar nicht so leicht beispielsweise über längere Zeiträume durchgehend ausreichend zu stören)

4. Wir benötigen eine Kampftruppe die Systeme aufweist, welche in massivem Umfang dazu befähigt sind den Kampf um die Aufklärung, insbesondere den Kampf gegen Drohnen zu gewinnen. So wie die Pike feindliche Kavallerie abhielt, benötigt heutige Kampftruppe eine Bewaffnung mit welcher die gesamte Feuerkraft aller Systeme praktisch beispielsweise gegen Luftziele eingesetzt werden kann, wohlgemerkt die gleiche Feuerkraft welche auch dann gleichermaßen gegen Bodenziele einsetzbar ist

5. Wir dürfen nicht gleiches gegen gleiches setzen, müssen also dort Schwerpunkte bilden wo der Gegner es nicht gleichermaßen kann, und dass bedeutet heute bei der Luftwaffe. Die Luftwaffe muss in der Priorisierung über den Bodentruppen stehen. Der Ukrainekrieg verstellt diesbezüglich völlig den Blick dafür was da möglich ist

6. Klandestine Kriegsführung mit allen Mitteln muss immens an Bedeutung gewinnen, auch und gerade eben unter Verwendung geheimdienstlicher Methoden und unter Missachtung des Kriegsrechts

7. Statt darauf zu setzen eine Überraschung zu erzielen und den Feind auszumanövrieren, sollte man ihn ganz offen zermalmen und vernichten und eine Situation der vollständigen Hilf- und Hoffnungslosigkeit für ihn gestalten. In welcher es irrelevant ist was er dagegen zu tun versucht.

Und dazu benötigt man wirklich große Kampfverbände. Die im Verbund mit unseren Luftwaffen so kampfstark sind, dass der Feind ihnen praktisch hilflos ausgeliefert ist. Also einsatzfähige mechanisierte Korps !
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(04.11.2025, 22:38)Quintus Fabius schrieb: Und entsprechend brauchen wir keine Spähpanzer in diesen Räumen, sondern eine Kombination aus ultraleichten Aufklärungskräften am Boden (damit sich diese der feindlichen Aufklärung weitergehender entziehen können als dies ein Spähpanzer könnte) und Drohnen und technischer Aufklärung.
Ich versuche dann mal nicht mehr weiter, für ein System zu argumentieren, während ich selbst nicht davon überzeugt bin. Wink Die eigentliche Aufklärung in den entsprechenden Räumen wird sich ja auch mMn zusammensetzen aus weitreichender technischen Aufklärung, ergänzt durch punktuelle leichte Späher/Fernspäher und ggf. unterstützt durch die Heeresflieger oder sogar als Teil dieser.
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Noch mal zurück zur Frage der Spähpanzer und warum diese direkt in die Kampftruppe hinein gehören:

Die Kampftruppe hat heute das primäre Problem, dass ihre Sensorik unzureichend ist um bestimmte gegnerische Systeme, insbesondere aber Infanterie im Gelände wirklich aufzuspüren. Diese stellt aber sowohl eine Möglichkeit der Aufklärung dar, wie auch ein Relais nach "hinten" und schlussendlich damit die Möglichkeit vernichtende Feuerkraft aus der Distanz präziser einzusetzen.

Im Krieg zwischen Armenien und Azerbeidschan waren beispielsweise gar nicht die Drohnen das erfolgreichste (was oft nicht verstanden wird) sondern azerische Spezialeinheiten. Von den über 200 zerstörten armenischen Panzern (vermutlich was zwischen 240 und 260) wurde der Gros aus der Distanz zerstört. Es waren aber mehr Spezialeinheiten daran beteiligt prozentual als Drohnen (ich schreibe jetzt bewusst hier über Panzer und nicht über Luftabwehr und Artillerie wo die Drohnen relevanter waren).

Einem heutigen Panzerbataillon fehlen schlicht und einfach die organischen Möglichkeiten entsprechende feindliche Stellungen / Systeme / Infanterie ausreichend aufzuklären, bevor man diesen sozusagen "in die Falle" läuft.

In diesem Kontext eine ganz interessante Anekdote: das USMC führte vor ein paar Jahren ein Manöver durch, bei welchem ein Commando der Royal Marines die Feinddarsteller machte. Schlussendlich kam es zu einem Einsatz einer Kompanie der Royal Marines gegen ein de facto mechanisiertes Regiment des USMC. Das Ergebnis war, dass das mechanisierte Regiment von dieser einen Kompanie bei geringen Verlusten für die Royal Marines bis zur Kampfunfähigkeit niedergemacht wurde. Als primäre Gründe wurden seitens des USMC identifiziert: 1. die Befähigung der leichten Infanterie sich stark zu dislozieren und auch mit massiv verringerter Versorung verstreut länger kämpfen zu können - 2. die Befähigung indirektes Feuer herbei rufen zu können (ein Gros der Verluste des USMC wäre durch zielsuchende Munition und Artillerie entstanden, - 3. in diesem Kontext: die Unfähigkeit den Kampf um die Aufklärung zu gewinnen - 4. in diesem Kontext die Unfähigkeit die Commandos aufzuklären.

Und genau deshalb brauchen heutige Kampfverbände organische Spähpanzer. Mit einer wesentlich leistungsfähigeren Sensorik. Die Zahl der Spähpanzer aber ist begrenzt. Und der Bedarf in der Kampftruppe ist hoch. Daher müssen die Spähpanzer in den Kampftruppen konzentriert werden. Und wäre es gerade eben Verschwendung sie als Korpstruppe für einen Auftrag vorzuhalten, bei welchem sie eine tatsächliche Einsatzquote von gerade mal um die 2% hätten. Es wäre daher ineffizient Spähpanzer als Korpstruppe auf diese Weise zu verschwenden!
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Zitat:Die Kampftruppe hat heute das primäre Problem, dass ihre Sensorik unzureichend ist um bestimmte gegnerische Systeme, insbesondere aber Infanterie im Gelände wirklich aufzuspüren. Diese stellt aber sowohl eine Möglichkeit der Aufklärung dar, wie auch ein Relais nach "hinten" und schlussendlich damit die Möglichkeit vernichtende Feuerkraft aus der Distanz präziser einzusetzen.
Dazu brauch ich aber keine Spähpanzer , das ist Aufgabe der Barü , spähpanzer sollen mir erzählen was dann hinter den 30 km kommt.
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alphall31:

Zitat:spähpanzer sollen mir erzählen was dann hinter den 30 km kommt.

Das können sie aber heute entweder so nicht mehr, also braucht man dafür andere Systeme, oder es wäre Verschwendung sie dafür einzusetzen. Darüber hinaus macht Aufklärung in dieser Tiefe im realen praktischen Einsatz nur einen sehr geringen Anteil der Aufträge aus. Noch in jedem Krieg stellte man fest, dass man dezidierte Fahrzeuge für diese Aufgabe vorgesehen hat, diese aber genau diesen Bereich nur selten bearbeiteten. Selbst wenn man also dafür Spähpanzer einsetzen würde, so wäre es heillos ineffizient.

Zitat:Dazu brauch ich aber keine Spähpanzer , das ist Aufgabe der Barü

Das ist AUCH Aufgabe des bodengebundenen Aufklärungs- und Überwachungssystem (Radar), aber dieses allein wird in Zukunft unzureichend sein. Stattdessen muss die Sensorik entlang der VRV und SL deutlich verdichtet werden. Und es bedarf eines ganzen Sensorverbundes, in allen möglichen Bereichen, von Radar über Thermal und elektrooptisch bis hin zu Akustisch, um in Zukunft als Kampftruppe überhaupt bestehen zu können. Das hat seinen Hintergrund darin, dass das selbst durch Einheiten geringster Signatur abrufbare Feuer eine Reichweite und Präzision erlangt hat, dass die einzige Chance welche man hat für die Kampftruppe darin liegt das Kaleidoskop so zu nutzen, dass der Gegner durch die Ambiguität seiner Beobachtungen behindert wird. Während man selbst weniger behindert wird. Um den Kampf um die Aufklärung zu gewinnen, muss man die Aufkärung des Gegners aufklären, und dazu reicht die Sensorik der Kampftruppe entlang VRV und SL selbst mit dem BARÜ nicht. Ganz im Gegenteil ! könnte dieses zu einem Problem werden.

Im übrigen reicht das Radar dieses Systems was beispielsweise feindliche Infanterie angeht keineswegs 30 km weit. Eine sich bewegende Person kann man selbst bei günstigem Gelände auf maximal 5 km aufklären. In ungünstigem Gelände auf wesentliche kürzere Distanzen. Auch ist die Anzahl der Geräte arg begrenzt. Das wesentlichste aber ist, dass der Gegner durch das erzeugen falscher Signaturen, durch geschickte Bewegung und Täuschung solche Systeme gegen uns wenden kann. Es genügt daher nicht ein solches System zu haben, sondern man benötigt einen Sensorernverbund verschiedener Sensoren.

Allgemein:

Noch ein Grund warum solche Spähpanzer sehr hoher Ausdauer bei der Kampftruppe wertvoll wären:

Sie haben verringerte logistische Anforderungen und senken damit den logistischen Aufwand für die Kampftruppe. Sie können die unmittelbare Versorung der Kampftruppe sichern, welche zunehmend gefährdet ist. Sie bieten zusätzliche Feuerkraft mit weniger Regieaufwand. Und wie Broensen es schon angerissen hat, kann man ihre Maschinen und den höheren Treibstoffvorrat dazu verwenden Batterien zu laden und der Verbrauch an Akkus wird stetig zunehmen.

Kurz und einfach, Spähpanzer in der Kampftruppe bieten logistische Vorteile. Die Logistik / Versorgung der Kampftruppen wird in Zukunft immer schwieriger werden. Versorgungspunkte müssen weiter nach hinten, die frontnahe Versorgung wird de facto ein taktischer Auftrag, die Wege der Versorgung werden immens lang und können nicht gesichert werden, die Versorgungstruppen müssen selbst weitgehend zum Kampf befähigt werden usw usf

Alles was diese Problematik mindert ist es Wert exploriert zu werden.
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(Gestern, 00:17)alphall31 schrieb: spähpanzer sollen mir erzählen was dann hinter den 30 km kommt.
Das ist doch eine Vorstellung, die nur dort funktionieren kann, wo es extrem geringe Konzentrationen von Truppen, Drohnen, Minen etc. gibt. Das wird aber in einem Krieg gegen Russland nicht der Fall sein. Alleine schon nicht aufgrund unserer defensiven Doktrin, die Tiefe Vorstöße Richtung Ural ausschließt. Die Front wird in jedem Fall derart mit Truppen, Minen und Drohnen überflutet sein, dass keinerlei Chance besteht, mit einem Radspähpanzer mehrere Kilometer vor die eigene Kampftruppe zu gelangen.

(Gestern, 07:37)Quintus Fabius schrieb: Das ist AUCH Aufgabe des bodengebundenen Aufklärungs- und Überwachungssystem (Radar), aber dieses allein wird in Zukunft unzureichend sein. Stattdessen muss die Sensorik entlang der VRV und SL deutlich verdichtet werden. Und es bedarf eines ganzen Sensorverbundes, in allen möglichen Bereichen, von Radar über Thermal und elektrooptisch bis hin zu Akustisch, um in Zukunft als Kampftruppe überhaupt bestehen zu können.
Eine Erkenntnis, auf der in Teilen meine Annahme beruht, dass es in einem "MGCS" einen neuen Typ Panzer braucht, der Eigenschaften und Funktionen von KPz, SPz, FlakPz und SpähPz in sich vereint und den Kern des Panzertruppenverbunds bildet. Aber dafür haben wir ja einen eigenen Strang, in dem wir das ausführlich diskutiert haben.
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Man musss dazu anmerken, dass die Bundeswehr das tatsächlich so vorsieht: Spähfahrzeuge / Spähpanzer dringen weit ins Hinterland des Gegners vor und klären dort ausdauernd auf. Dazu diffundieren sie quer durch feindliche Verbände wenn diese entsprechend disloziert sind oder umfahren diese etc. und beziehen dann Stellung.

Eine solche Mission wäre in einem echten Krieg ein reines Selbstmordkommando. Und sie würde im Verhältnis zum Risiko nicht einmal wirklich so viel bringen. Schlussendlich würde man reihenweise Spähpanzer und deren Besatzungen opfern, für bescheidene Effekte.

Die Idee, dass man heute noch mit einem bewaffneten Spähpanzer dieser Größe in kleinen Trupps (beispielsweise zu zwei Fahrzeugen) weit ins Hinterland vorstoßen und dann dort aufklären kann, ist abenteuerlich. Aber die Bundeswehr glaubt ja auch daran, dass man 150 km Breite mit einer Brigade halten kann......

Es widerspricht auch dem was früher die Panzeraufklärungstruppe leisten sollte (die als eigene Truppe ja 2008 aufgelöst wurde). Der Hauptsächliche Einsatz der Panzeraufklärer wäre es nämlich gewesen, Aufklärungsergebnisse anderer Einheiten sozusagen zu verifzieren bzw. diese weiter zu verdichten. Zwar sah man früher durchaus vor, jenseits der 30 km weiter in feindliches Hinterland vorzustoßen (oder sich überrollen zu lassen), aber damals waren die Voraussetzungen einfach noch ganz andere und selbst damals ging man für den realen praktischen Kriegseinsatz von horrenden Verlusten aus. Die Hauptaufgabe aber war die Aufklärung im Einsatzraum der Brigade bzw. Division und die enge Zusammenarbeit bzw. Zuarbeit mit der Kampftruppe im Gefecht.

Dabei hat die Bundeswehr den Widerspruch der Panzeraufklärer, für Kampf und Aufklärung zugleich geeignet zu sein nie aufgelöst und schlussendlich wie schon weiter oben erläutert einen Kompromiss geschaffen der in vielen Aspekten schlecht war und ist. Und diesen will sie nun anscheinend konsequent so fortsetzen, obwohl sich die Umstände nochmals drastisch zum negativen gewandelt haben.

Und heute stellt sich die Bundeswehr und so manch anderer vor, die Panzeraufklärer seien doch das geeignete Mittel für die Sicherung überlanger Nachschublinien, für den Konvoischutz, für die Sicherung der Nachschubeinheiten usw. Womit die ganze Idee dieser Truppe an sich noch weiter ad absurdum geführt wird, statt für diese Aufgaben die Nachschubtruppen selbst zu befähigen, diese also so weit wie möglich zum Kampf zu befähigen.
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Stichwort Korps:

Die rückwärtigen Dienste eines Korps, insbesondere dessen Transport- und Logistikeinheiten müssen weitgehend zum Kampf aus eigener Kraft befähigt werden. Dass ist so ein Punkt, der meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung findet.

Durch die immer tiefer reichende Aufklärung und die immer höhere Reichweite und Präzisision der Fernkampfmittel werden zwingend die Wege welche Transport- und Logistikeinheiten auf Korps-Ebene zurücklegen müssen immer länger werden. Etwaige Depots etc. müssen immer weiter nach hinten, wahrscheinlich mehr als 100 km von der VRV entfernt (oder mehr). Entsprechend entstehen überdehnte Linien welche praktisch nur schwer zu sichern sind. Fließt aber der Nachschub nicht ausreichend, kann ein Korps allein deshalb schon nicht richtig in die Offensive gehen.

In diesem Kontext ist es übrigens bemerkenswert, dass einige Ukrainer in Bezug auf die verkleckerten ukrainischen Offensiven angemerkt haben, dass ein Grund dafür nicht zuletzt logistische Probleme waren. Man konnte nicht die Menge an Truppen in einem Gebiet konzentrieren, weil man sie aufgrund der fortwährenden Bedrohung der Nachschuwege gar nicht hätte versorgen können.

Die Idee nun für die Sicherung dieser überdehnten Linien eigene Truppen oder Kampftruppen einzusetzen würde dazu führen, dass ein Gros der ohnehin schon zu spärlichen Kampftruppen dafür verschwendet wird. Dezidierte Einheiten dafür zu schaffen ist ebenfalls ineffizient.

Der Umkehrschluss ist, dass man die rückwärtigen Dienste eines Korps so weitgehend wie möglich zum Kampf befähigen muss. Sie müssen sozusagen ein Hybrid werden: Kampftruppe als auch Unterstützung in einem. Das bedeutet, dass Nachschubsoldaten et al eine weitreichende Kampfausbildung benötigen und auch die Waffensyteme um aus eigener Kraft kämpfen zu können.

Dies halte ich rein persönlich in Bezug auf die Korps-Ebene für eine der wesentlichsten Anforderungen des modernen Gefechtsfeldes.

Die zwei primären Gefährdungen sind hier feindliche Sondereinheiten (Stichwort azerische SOF) und Drohnen / zielsuchende Munition sowie Aufklärungsmittel aller Art die feindliche Fernkampfmittel einsetzen. Entsprechend müssen Nachschubtruppen in besonderem Maße zur Tarnung und zur Täuschung befähigt werden und eine Kampofkraft erhaltetn, welche ausreicht um damit aus eigener Kraft Drohnen etc abzuschlagen und auch feindliche SOF aus eigener Kraft zu bekämpfen.

Gleichzeitig stellen solche Nachschubtruppen dann eine mögliche Reserve für das Korps dar, sollte die Kampftruppe verbluten und damit zugleich die Anforderung an den Nachschub sinken.

Kurz und einfach zusammen gefasst: alle Unterstützungs-, Wartungs-, Inst-, Logistik-, Nachschub-, Versorgungs-, Transport-, und auch Santitätseinheiten müssen sehr weitgehend bewaffnet und zum Kampf ausgebildet werden.
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Zitat:Die Idee, dass man heute noch mit einem bewaffneten Spähpanzer dieser Größe in kleinen Trupps (beispielsweise zu zwei Fahrzeugen) weit ins Hinterland vorstoßen und dann dort aufklären kann, ist abenteuerlich. Aber die Bundeswehr glaubt ja auch daran, dass man 150 km Breite mit einer Brigade halten kann......

Weil das hier immer wieder behauptet wird , in welchen Doktrin steht das denn das eine Brigade das kann
Oder möglich wäre ? Da diese Behauptung ja hier immer wieder Einzug findet muss sie ja irgendwo festgeschrieben sein . Eine solche Zahl findet sich ja nicht mal im Zusammenhang mit den mittleren Kräften die aufGrund das sie die ersten bündnisstruppen die bei einem Bündnissfall vor Ort wären ganz automatisch einen viel breiteren Raum zu verteidigen hätten . Selbst da wird nirgends behauptet das sie das kann , aber zwangsläufig muss. Da die Verteidigungsstrategien aber auch nicht von der Bundeswehr kommen sondern diese auch nur Befehlsempfänger ist wäre diese Zahl n den letzten Dekaden also französischen oder amerikanische Ursprunges .
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Zunächst mal warst du es, der diese Zahl hier als erster genannt hat. Und dann erklärt hat, dass eine Brigade dies wird leisten müssen, bis weitere andere Brigaden eintreffen.

Zitat: da wird nirgends behauptet das sie das kann , aber zwangsläufig muss.

Also bitte ! du schreibst hier jetzt ernsthaft, dass eine Brigade etwas tun muss, was sie nicht tun kann!? Nicht dein Ernst!?

Brigaden müssen also eingangs zwangsläufig etwas tun, was sie gar nicht können....... Das macht die ursprüngliche Aussage zu den 150 km noch abstruser.

Zitat: Da die Verteidigungsstrategien aber auch nicht von der Bundeswehr kommen sondern diese auch nur Befehlsempfänger ist


Bleiben wir mal bei diesem noch viel interessanteren Punkt !

Warum ist die Bundeswehr nur Befehlsempfänger? Denn man kann noch so sehr behaupten, die Bundeswehr müsse, dürfe nicht, werde fremdgesteuert, in Wahrheit sind das meiner Überzeugung nach nur bequeme Ausreden. Damit man nur ja nichts selbst denken, tun oder organisieren muss.

Als ob irgend jemand es verhindern könnte, wenn die Bundeswehr nicht tut was "man" ihr sagt.

Damit man zum bloßen Befehlsempfänger degradiert wird, gehören zwei. Nämlich insbesondere einer der sich derart degradieren lässt.
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1. ging es dabei um einen Bereich von 120 km

2. betraf dies ausschließlich die mittleren Kräfte im Auftrag der Bündnissverteidigung im Baltikum

Das betraf weder die Bw im Ganzen , noch die Bw in der Landesverteidigung, noch die Bundeswehr in der Bündnissverteidigung in Rumänien oder Norwegen.

Und in diesem Fall wären die mittleren Kräfte nun mal Befehlsempfänger unter dem NATO Befehl .
Ohne diese Unterstellung gibt es keinen Grund für die mittleren Kräfte sich im Baltikum aufzuhalten .
Die binationalen Verträge zur Truppenstationierung beschränken sich auf die PzBrig Litauen.

Die NATO wäre garantiert begeistert wenn sie dieses Problem nicht hätte und wäre für jeden Vorschlag offen .
Eine Preisgabe des Baltikums wird vor Ort garantiert nicht so gut ankommen .
Ob man hierzulande seinen Bündnissverpflichtungen nachkommt entscheidet ebenfalls nicht die Bundeswehr , sondern Politiker . Das sind die die jeder hier aller vier Jahre wählt. Das waren auch die , die entschieden haben die NATO zu erweitern, könnte man jetzt noch auslegen .
Das diese nicht so weit gedacht haben was passiert wenn nicht mehr alle Länder mitspielen , tja shit Happens .
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In Beitrag 65 dieses Stranges hast du selbst geschrieben - Zitat:

Zitat:Die Breite der FLOT einer Div ist heute aber auch bedeutend größer als früher . Eine Brigade wird zu Beginn von kampfhandlungen einen Streifen von bis zu 150 km zu verteidigen haben

Aber es ist völlig gleich ob 150 km, oder 120 km oder 100 km oder 70 km was du als nächsten Wert nennen willst.

Eine Brigade kann keine dieer genannten Breiten verteidigen.

Zitat:2. betraf dies ausschließlich die mittleren Kräfte im Auftrag der Bündnissverteidigung im Baltikum

Eine Brigade mittlere Kräfte kann im Baltikum keine 120 km verteidigen.

Das ist ein unwiderlegbarer Fakt.

Und bevor du nun anfängst die Distanz noch weiter zu reduzieren: sie kann auch keine 100 km verteidigen und sie täte sich selbst mit dem dann oft seitens der Bundeswehr genannten Streifen von 40 km in Wahrheit schwer. Die 40 km stellen bei günstiger Lage und günstigen Feindbedingungen sowie günstigem Gelände eigentlich bereits die absolute Obergrenze dar, was bewältigt werden kann. Wobei daran zu zweifeln ist, dass eine solche Breite im Baltikum praktisch machbar ist.

Zitat:in diesem Fall wären die mittleren Kräfte nun mal Befehlsempfänger unter dem NATO Befehl .
Ohne diese Unterstellung gibt es keinen Grund für die mittleren Kräfte sich im Baltikum aufzuhalten .

Als ob es für die EU keine Verteidigungsverpflichtungen gäbe, die weit über die NATO Verpflichtungen hinaus gingen und das Baltikum nicht EU Gebiet wäre.

Zitat:Die binationalen Verträge zur Truppenstationierung beschränken sich auf die PzBrig Litauen.

Dieses legalistische und bürokratische Denken ist genau der Grund warum die Bundeswehr im Verhältnis zu Aufwand und Kosten so wenig Kampfkraft liefert.

Zitat:Eine Preisgabe des Baltikums wird vor Ort garantiert nicht so gut ankommen .

Mit mittleren Kräften auf 120 km Breite verteidigen zu wollen ist 1. Eine Preisgabe des Baltikums und 2. eine Preisgabe dieser mittleren Kräfte.

Aber um nicht immer nur zu nörgeln noch mal im allgemeinen was zu mittleren Kräften und einer Divisionsstruktur welche 2 mechanisierte Brigaden und 1 motorisierte Brigade umfasst:

Allgemein:

Mal wieder ein kleiner Schwenk in die Bundeswehrgeschichte. 1959 f.f. strebte die Bundeswehr die sogenannte Einheits-Division an. Der Grund dafür war die politische Festlegung auf 12 Divisionen, womit man eine größere Kampfkraft dadurch erreichen wollte, dass man die Brigaden vollumfänglich zum Kampf als Mini-Divisionen befähigt (darin ist man gescheitert), dazu kamen aber auch noch Überlegungen wie solche Verbände zukünftig in einem Atomkrieg kämpfen sollen, weshalb man die Panzergrenadier-Truppe massiv ausbaute.

Man plante dann mit 5 Panzergrenadier-Bat pro Division und das hieß bei 10 Divisionen dann 50 PzGren Bat. Um diese aufzustellen wurden die vorher eigentlich bereits perfekt strukturierten PzGren Bat. praktisch gesehen halbiert um neue Bat zu kalben.

Da man nicht genug Pz Bat hatte und wegen der ungeraden Zahl, kann man nun auf den Trichter, Brigaden aufzustellen, die jeweils aus 2 PzGrenBat und 1 PzBat bestanden (PzGren Brgd) oder umgekehrt aus 1 PzGrenBat und 2 PzBat (Pz Brgd). Die ursprüngliche Idee war, dass jede Division schlussendlich 1 Pz Brgd und 2 PzGren Brgd haben solle. Praktisch übersetzt bedeutet dies aber eine Verkleckerung der Pz Bat auf die Infanterie und umgekehrt, dass den PzBrgd es an Infanterie fehlte.

Und diese Einheits-Division ab 1959 f.f. war und ist schlussendlich die Grundstruktur, auf welcher sich die Bundeswehr bis heute aufbaut und die bis heute durchgehend Struktur und Doktrin der Bundeswehr massiv geprägt hat.

Es gab damals aber Gegenvorschläge ! Es war damals allgemeiner Konsens, dass bei mechanisierten Einheiten eine Vierer-Gliederung (zwei Binome) am besten geeignet ist. Man lehnte also die Triangulare Struktur ab und sah diese spezifisch als nur für Infanterie nützlich an.

Also kam man zu folgendem Vorschlag (und wohlgemerkt, wir sprechen hier vom Zeitraum 1960 bis 1965 ugnefähr: man wollte die Divisionen so umbauen, dass sie weiter Einheits-Divisionen seien, aber mit einer anderen internen Gliederung, nämlich:! 2 Mechanisierte Brigaden mit je 2 PzBat und 2 PzGrenBat pro Brigade. Und dazu (trommelwirbel) eine Infanterie-Brgd mit 3 Infanterie-Bat. Für diese wollte man günstige leicht gepanzerte schnelle Schützenpanzer beschaffen.

Nun, das kommt einem heute wohl bekannt vor ! Schlussendlich also 2 Panzer-Brigaden kombiniert mit 1 Jäger-Brigade. Es gab sogar damals einzelne wie von von Senger und Etterlin die von Panzerschützen sprachen oder wie in seinem Buch über die Panzergrenadiere von schnellen Panzergrenadieren (anstelle von normalen Panzergrenadieren). Schlussendlich also Mittlere Kräfte. Das Fahrzeug für diese sollte leicht sein, besonders geländegängig und mit Kette und schwächerer Bewaffnung, da es primär als Transportpanzer gedacht war. Transportpanzer deshalb, um bei Einsatz von ABC Waffen Schutz zu haben und zum Schutz gegen Artillerie / Splitter. Als maßgeblich sah man aber damals vor allem, dass das Fahrzeug mechanisch so einfach und robust sein sollte wie möglich und dass es unbedingt Kette haben müsse.

Das heutige Konzept der Brigaden mittlerer Kräfte in einer Division wurde also schon 1959 erwogen, jedoch dann verworfen. Ebenso die symetrische Doppel-Binom (de facto Kareee) Gliederung der mechanisierten Brigaden.
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Was sagt uns das?
Leo und Puma Boxer beizustellen fand man schon damals suboptimal.
Hab ich schonmal den G5 erwähnt ?
Big Grin
TRACKX von Patria böte sich auch an oder eine APC Variante von Puma oder Lynx, alles besser geeignet als die Frontkräfte auf Kette mit Rad unterstützen zu wollen, an der Front.



Was das Baltikum angeht sehe ich unsere Brigade dort nicht als Kräfte, welche 40km halten könnten oder sollten. Das müssen die Litauer machen und unsere Brigade Durchstöße ermöglichen oder selbige zerschlagen. Zu mehr ist eine schweres Regiment nicht in der Lage. Wer da anders plant hat meiner Meinung nach nicht viel in der Führung eines Panzerregiments verloren. Selbst wenn das ganze eine Brigade mit zusätzlichen Schakalen wird/wäre dann wären die nur zur Sicherung des Durchbruchs oder zur Unterstützung der schweren Kräfte in der Flanke ausreichend. Für die 40km vorne braucht es Jäger auf Mog, Caracall und Eagle, also das was wir nicht haben, die Litauer mit ihren Milizen/Reservisten sehr wohl.
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Um mal den unseligen Begriff Mittlere Kräfte oder Jäger nicht zu verwenden.

Die Aufgaben schneller mechanisierter Kräfte sind meiner Meinung nach wie folgt:

1. Sicherungsaufgaben im unbefriedeten Operationsgebiet
2. Sicherung von Nachschubwegen
3. Eingreifreserve bei Verteidigung auf breiter Front (!)
4. Aufklärung
5. Verschleierung
6. zeitlich begrenzte Verteidigung
7. Flankenschutz
8. Hinhaltender Kampf (das umfasst mehr als nur Verzögerung, ich meinte damit also die frühere Definition)
9. Angriff mit begrenztem Ziel
10. Verfolgung und Exploration von Durchbrüchenv

Und entsprechend können schnelle mechanisierte Kräfte nur eine Unterstützung anderer Kräfte liefern.

Entsprechend wäre es grundfalsch, diesen einen festen Streifen, eine bestimmte Breite, einen bestimmten Abschnitt zuzuteilen, wie das die Bundeswehr anscheinend vorsieht. Sondern das sind Einheiten, die im Kontext von anderen Großkampfverbänden gedacht werden müssen.

Die Bundeswehr hingegen sieht sie als eine Avantgarde vor dem Eintreffen anderer Verbände. Darin liegt bereits der Fehler.

Falli75:

Zitat:Hab ich schonmal den G5 erwähnt ? Big Grin

Ich bin auch ein Freund dieses Fahrzeuges. Das Problem aber ist, dass die Fahrzeugvielfalt immer mehr überhand nimmt. Schon jetzt konterkariert die aktuelle Beschaffungspolitik jedwede Zielrichtung einer Vereinheitliichung der Plattformen.
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alphall31:

Aus einem deiner früheren Beiträge hier:

Zitat:Kennst Du überhaupt die aufgaben einer Stabs und Versorgungskp im V Fall ?

In den Anfängen der Bundeswehr propagierte man übrigens eine jeweils voneinander getrennte Stabs- und Versorungskompanie. Dass beide zusammen gelegt wurden (was sich bis heute fortpflanzt) ist ein Resultat der Personalfrage in der Einheits-Division von 1959 f.f. Die ursprüngliche Kriegsgliederung von 1956 sah eine viel weitergehende logistische Selbstständigkeit der (deutlich größeren) Bataillone vor, und damit eine 1 Stabs-Kompanie und davon getrennt 1 Versorgungs-Kompanie.

Rein persönlich halte ich dies immer noch für richtig, die Versorgung auf Bataillons-Ebene zu verstärken und die Stabs- und Versorungs-Kompanie aufzuteilen und stattdesen zwei Kompanien zu verwenden.
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