(Allgemein) Bundeswehrreform(en)
(07.06.2025, 19:46)Wittgenstein schrieb: UCAV und bemannte Jets in gemischte Geschwader zusammen zu fassen, ist kein guter Ansatz. Dafür ist die Logistik zu verschieden.
Das kann man mMn nicht so pauschal feststellen. Es macht da einen erheblichen Unterschied, ob wird über bewaffnete Heron TP oder Loyal Wingman sprechen. Letztere müssen mMn zwingend zusammen mit den durch sie begleiteten bemannten Kampfjets geführt werden. Entsprechend wären sie eben in kombinierten Geschwadern richtig aufgehoben. Ein MALE-UCAV für IKM/COIN ist da eine ganz andere Angelegenheit, SigInt/MPA/Recce-Drohnen ebenso.
Zitat:Ohne Awacs und Tanker sind UCAV (Kampfflugzeuge auch) nur halb so viel wert. Auch die müssen integriert werden. Ich denke wir brauchen Verbände oberhalb des Geschwaders.
Dem Gedanken kann ich folgen, gerade wenn mit FCAS o.ä. ein Gesamtverbund zum Einsatz gebracht werden muss, der sehr unterschiedliche Systeme zusammen führt, insbesondere wenn das nicht über heimischem Terrain erfolgt. Allerdings weiß ich auch nicht, wie aktuell das Zusammenwirken von AWACS, Tankern, ECR und Kampfjets koordiniert wird.
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Du hast Recht, man kann in einem Geschwader mehrere Typen einsetzen.
Das Taktisches Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ ist ein gutes Beispiel dafür.

Zur Luftwaffenstruktur. Die Führung in Einsatz übernimmt das CAOC der Nato. Das ist die Ebene über den Geschwader und quasi Nachfolger der Luftwaffe Divisionen. Es gibt 4 CAOC in Europa. Die CAOC unterstehen dem Allied Air Command, das wiederum dem Nato HQ untersteht.
Die AWACS der NATO Airborne Early Warning & Control Force Command unterstehen direkt dem HQ.

Die MRTT der Multinational MRTT Unit , ein Nato Verband , untersteht dem EATC,(kein Nato Verband, sondern EU)

Das EATC soll alle europäischen Tank und Transportflugzeug koordinieren.
Die nationalen Geschwader bleiben allerdings erhalten.

Die Luftwaffe ist noch mehr als die anderen TSK internationalisiert. Das ist weder gut noch schlecht. Komplexe Luftoperationen werden wir national nicht mehr durchführen können.
Wir leisten uns eine Menge Doppelstrukturen.

Die reale Führung im Ernstfall übernimmt das CAOC in Uedem. Hier werden die Einsätze geplant und überwacht. Die benötigten Maschinen werden von nationalen Geschwadern und internationalen Unterstützungskommandos angefordert.

2 Fragen:
Funktioniert das auch ohne US Unterstützung?
Reicht uns das? oder sollten wir einen nationalen Verband oberhalb des Geschwaders stellen. Ein nationales CAOC mit eigenen AWACS und MRTT.
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Das Thema war ja schön öfters auf dem Tapet:
Zitat:Aufforderung an Pistorius

Verband bemängelt Masse an "Verwaltungssoldaten" bei der Bundeswehr

Der Verband der Beamten und Beschäftigten der Bundeswehr kritisiert das Vorgehen des Verteidigungsministers beim Umbau der Bundeswehr. Pistorius solle Soldaten aus bürokratischen Jobs in Einheiten verlegen, statt sich einseitig auf die Gewinnung von neuem Personal zu fokussieren. [...]

Die Truppe habe sich "in den letzten Jahren sozusagen selber demilitarisiert", indem immer mehr bürokratische Aufgaben übernommen worden seien: "Wir haben in der Bundeswehr zu viele 'Verwaltungssoldaten'." [...] Als Beispiel dafür führte die Personalvertreterin an, "dass nur eines von sechs U-Booten über eine vollzählige Crew verfügt und auslaufen kann, aber viele U-Boot-Fahrer in Stäben gebunden sind".
https://www.n-tv.de/politik/Verband-bema...66457.html

Schneemann
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Alleine für die Bearbeitung der Bürokratie das die Fwdl ab nächstes Jahr alle SaZ werden braucht man zusätzlich Sachbearbeiter im dreistelligem Bereich.
Das ein nicht gerade kleiner Teil der in dem Artikel angesprochenen Personen nur noch bei der Bw weil sie eben diese ausweichstelle jetzt besetzen sollte man allerdings auch dazu sagen.
Beschaffungsamt und Ministerium haben da alleine schon mehr als 7000 Soldaten in Beschlag .
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Das ist die eine Seite der Antwort auf die Frage, wo überhaupt die Kämpfer sind. Die andere ist, dass die Ausrichtung als Mehrzweckarmee mit einem Schwerpunkt auf Angriff, mit mechanisierten Großkampfverbänden und Luftwaffe als primären Anteil der Kampftruppe extrem viele Soldaten in den rückwärtigen Diensten bindet, damit diese Systeme überhaupt eingesetzt werden können.

Und entsprechend führen Überbürokratisierung und Übertechnisierung zu einem Zustand, indem nur noch 1 von 10 Soldaten ein Kämpfer ist (abnehmend), während der ganze Rest ihm nur noch zuarbeitet. Und dieses zuarbeiten wird dann mit der Zeit zum Selbstzweck - und so erzeugen die eigentlich als Unterstützer gedachten Anteile einen eigenen Bedarf der wiederum erneut eigene Unterstützung generiert, bis dahin, dass auch von ihnen nur noch ein Anteil tatsächlich die Kämpfer befähigt, während der Gros nur noch mit sich selbst beschäftigt ist.
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@Quintus
Das Problem ließe sich aber ausschließlich durch Geräte lösen, welche durch den Fahrer/Mechaniker mit Hammer und Schraubenschlüssel wieder in Gang gebracht werden können.
Sobald irgendwas nicht funktioniert, sei es der Blinker oder der Scheibenwischermotor, muss heute ein Softwareupdate her, weil der Ersatzmotor 2 Watt mehr benötigt.
Überspitzt...
Dazu habe ich mal ein interessantes Interview gehört, ich meine es war dieser britische Panzerguru, seiner Meinung nach gibt es in der Ukraine nur zwei sinnvolle Arten von einsetzbaren Panzern. Alte aber in der Optik und Feuerleitung massiv aufgerüstete , oder moderne Panzer. Dieser Punkt ist immer der entscheidende Punkt, zuerst feuern und dann auch treffen. Das beinhaltet im Umkehrschluss aber ja immer moderne Technik, welche eben nicht mit Hammer und Schraubenschlüssel repariert werden kann.
Der generelle Gedanke die Masse der Russen mit überlegener Technik zumindest in Schranken zu halten ist ja nun kein neuer. Es darf nur nicht zur numerischen Unterlegenheit wie im WK2 mit 20 zu 1 kommen. Genau dieser feine Grad ist bloß etwas das wir verlernt haben. In den 70er 80ern war der noch da.
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Es geht hier ja fast ausschließlich um Stellen die von Zivilisten besetzt werden müssten und zu großen Teilen sogar Beamtenstatus bringen würde . Weder ist man in der Lage diese Stellen von Außen zu besetzen , noch haben die Soldaten die jetzt dafür eingesprungen sind Interesse an einem Wechsel in die zivile beamtenlaufbahn . Mittlerweile gibts schon Prämien für Bewerber bei Stov bei umterschrift Arbeitsvertrag .
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Wieviele Gasten, Maate und Bootsleute dienen den in Stäben, sodass man die 5 U-Boote voll besetzen könnte?

Das Grundproblem der Kopflastigkeit ist ja altbekannt und das nicht nur bei der Bundeswehr.
In diesem Sinne ist die BW wirklich ein Spiegelbild der Gesellschaft.

Allerdings wird auch kein Straßenbauingenieur aus dem Amt losgeschickt, um einen Straßenablauf zu reinigen, wenn es an Straßenwärtern auf dem Bauhof mangelt.

Davon ab stehen den rund 180.000 Soldaten rund 80.000 Zivilbeschäftige gegenüber. Das Verhältnis von 1 Zivilangestellten auf 2,25 Soldaten spricht Bände über diese Selbstverwaltungs-Armee.

Sieht der VBB hier auch Handlungsbedarf? Wenn ja, welchen?
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Neu ist allerdings in den letzten Jahren dazu gekommen das man nicht einmal die beamtenstellen besetzt bekommt .
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Das spricht tatsächlich Bände.

In diesem Kontext ist es auch ein Problem, dass man versucht Bürokratie durch Vorschriften, Gesetze und Bürokratie zu lösen.

Ein witziges Projekt in der BW in diesem Zusammenhang ist Adminimum:

https://www.bundeswehr.de/de/adminimum

Geht übrigens ursprünglich von der Marine aus.
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Siehst und mit Homeoffice hat man auch schon wieder Bürokratie abgebaut , da brauch man auch keine Parkmarke
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(Gestern, 15:09)Quintus Fabius schrieb: In diesem Kontext ist es auch ein Problem, dass man versucht Bürokratie durch Vorschriften, Gesetze und Bürokratie zu lösen.

Das ist halt die inhärente Logik des Systems. Mit den richtigen Leuten und Vorstellungen an den richtigen Stellen kann das sogar funktionieren (selbst erlebt), aber darauf läuft es halt immer hinaus: du brauchst jemanden, der die Verantwortung übernimmt, egal ob bei einer Lösung innerhalb des Systems, oder mit deinem radikaleren Ansatz.
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Die Verantwortung ist das eine. Die will niemand mehr in dem Maße übernehmen wie es erforderlich wäre, überwiegend aus selbstischen Motiven. Bei allen deutschen Armeen vor 1945 bekämpfte man deshalb Karrieristen und versuchte diese auszusieben, insbesondere in der Offizierslaufbahn. Heute dominieren solche und suchen wiederum primär ihresgleichen als zur Führung geeignet.

Das andere aber, was da noch dazu treten muss, ist reale Macht, also tatsächliche Befähigung etwas zu gestalten. Und auch das fehlt zunehmend, weil diese Macht real zu handeln durch ein Übermaß an Regulierung so stark eingeschränkt wurde. Es gäbe durchaus Offiziere die etwas tun wollen und tun würden, aber sie dürfen es nicht. Und tun sie es trotzdem, verlieren sie ihre Position, ihre Karriere, und werden ihrer Macht beraubt.

Man müsste daher einem geeigneten, sehr kleinen Kreis, real die Macht zugestehen, tatsächlich etwas zu tun, und dies dann auch so akzeptieren, selbst wenn es nicht das denkbare theoretische Optimum ist.

Stattdessen hat die Führung, Zivil wie auch Militärisch ein tiefes Unbehagen vor Macht wie auch vor Verantwortung, wie auch vor ihren Untergebenen. Deshalb auch die ganze Bespitzelei, die ganzen Machenschaften des MAD gegen die eigenen Soldaten, das ganze unsoldatische, ehrlose Stasiartige Getue zu großer Anteile der Führung, der es mehr um Kontrolle als um die Sache selbst geht.

Die Bundeswehr hat ein Führungsproblem. Denn die Führung entscheidet dort wo es darauf ankäme nicht, überreguliert dafür alles und besteht aus geistig Gefangenen des von ihr selbst geschaffenen Systems. Sie entscheidet aber rigoros und überwacht und kontrolliert und drückt die eigenen Soldaten nieder, dort wo es für sie keinerlei Nachteile hat. Da wird dann geführt und entschieden, als Selbstzweck.

Dort wird geführt, wo keine Verantwortung übernommen werden muss, dort aber wo solche die Folge wäre, und damit auch nur das geringste Risiko für einen selbst und die eigene Karriere, dort wird nicht geführt, weil die eigene Karriere wesentlicher ist als die Sache. Und viel wesentlicher als jedweder Soldat den man da führt.

Es sind also charakterliche, psychologische Defizite bei zu vielen der höheren Offiziere, welche diese Problematik hervorrufen, und der Umstand, dass man mit der Zeit ein System geschaffen hat, welches alles dermaßen lähmt, dass zu viele glauben, dass sie überhaupt keine Handlungsfreiheit mehr haben.

Wo immer aber ein Systemsprenger sich diese trotzdem heraus nimmt, dann wird dies von den Karrieristen, welche in ihm nur einen Konkurrenten sehen nur dazu verwendet, ihn abzusägen und aus dem System zu entfernen.

Schlussendlich haben wir hier ein sich selbst stabilisierendes System, welche jede Abweichung aktiv einfängt und aktiv abstraft und welches eben nicht der Kriegsführung dient, nicht der Sicherheit, sondern nur sich selbst - vor allem anderen aber dem Prozess ohne Sinn und Ergebnis, und dieser wiederum ist der einzige Bewertungsmaßstab für die Frage wer Karriere macht und wer nicht.

Entsprechend dient dieses System nur noch den Prozessrobotern, welche die sinnlosen und von ihrem ursprünglichen Zweck befreiten Prozesse zu ihrem Eigennutz einsetzen, und sie einfach abspulen, und dies selbst dort, wo es aktiv der Sache schadet. Denn nur wenn der Prozess blind und buchstabengetreu abgespult wird, kann man Karriere machen. Ziele sind dafür nicht mehr erforderlich und wo solche überhaupt noch forumliert werden, sind sie nur noch ein Alibi für den Prozess als Selbstzweck.
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Das Hauptproblem ist mangelndes Vertrauen in die eigenen Soldaten, ein tiefes Misstrauen gegen Soldaten an sich, die Unkultur des Bespitzelns und durch Überregulierung niederdrückens, die Kontrollwut und das ständige Mikromanagement - und dass das ganze System immer weitergehender allein den Karrieristen und deren Karriere dient und nichts anderem.

Heute dominieren bei der Bundeswehr vom Charakter her in der Führung bestimmte Typen. Bestimmte psychologische Eigenheiten führen dazu, dass man bei der Bundeswehr erfolgreich wird. Genau diese psychologischen / charakterlichen Eigenheiten aber führen zu diesen Problemen, nämlich Misstrauen, Überkontrolle und einer grundsätzlich negativen Führungsphilosophie.

Misstrauen gegen andere, Flucht vor Verantwortung und Drang nach Sicherheit sind aber immer die Folgen schlechter Erfahrungen, und nicht angeborene menschliche Eigenschaften.

Die Bundeswehr züchtet solche Menschen regelrecht, und lockt umgekehrt Charaktere mit einer entsprechenden Vorprägung überproportional an.

Ich hab mich mal vor Jahren schon mit einem Psychologen darüber unterhalten. Er stimmte zu, äußerte aber sofort, dass die Art von Menschen welche ich für geeignet ansehen würde in einer Friedensgesellschaft, einem Rechtsstaat und einer Demokratie untragbar als Soldaten wären. Davon war er nicht abzubringen - auch er misstraute also Soldaten im allgemeinen und wollte schlussendlich eigentlich gar keine, und weil man nun mal nicht ohne kann, so müsse man diese eben engmaschig kontrollieren und unter Kontrolle halten.

Kurz und einfach: diese Gesellschaft will mehrheitlich eigentlich gar keine richtige Armee. Sie will keine Kämpfer usw. Alle Probleme welche wir hier sehen sind also ein Ausfluss der Sozialkultur in dieser Bundesrepublik.
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(Gestern, 15:09)Quintus Fabius schrieb: Ein witziges Projekt in der BW in diesem Zusammenhang ist Adminimum:

https://www.bundeswehr.de/de/adminimum
Das System der Labore scheint mir gar kein schlechtes zu sein, weil es engagierten Soldaten ermöglicht, sich BW-weit zu einem Thema zusammen zu finden, sich untereinander abzustimmen und dann mit einem vorabgestimmten Konzept an Entscheider heran zu treten, die das dann auch BW-weit umsetzen können.

Allerdings sind die beiden vorgeschalteten Schemata ein schlechter Scherz. Wer so wenig gesunden Menschenverstand mit bringt, auf diese Dinge nicht selbst zu kommen, sollte sich wohl besser auch nicht zu solchen Themen äußern.
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