Militärische Lehren aus dem Ukraine-Krieg
(28.06.2025, 18:57)Wittgenstein schrieb: Stimmt. Meine Absicht war nicht gegen die Artillerie zu argumentieren. Ich bezog mich damit eher auf die Drohnen Skepsis welche in Deutschland immer noch weit verbreitet ist.


Dem stimme ich zu. Du bist deiner Zeit jedoch voraus.
Schwere mechanisierte Truppen sind mMn logistisch zu aufwendig und zu teuer. Das "tooth to tail" Verhältnis stimmt schon lange nicht mehr. Die Kosten sind nicht zu rechtfertigen. Die jüngsten Beschaffungen von BOXER und Puma sind wirtschaftliche Verbrechen.



Stimme ich auch zu und plädiere dafür schon lange:
Wir brauchen eine industrielle Revolution im Rüstungsbereich.
https://www.twi-global.com/locations/deu...ustrie-5.0
Darin sollte wir unsere Sonderschulden investieren und nicht für nutzlosen Unsinn wie handgefertigte PumaBoxer verpulvern.
(P.S. ich hasse den BOXER)

Ansonsten stimme ich dir weitestgehend zu.

Wie man das Heer am besten strukturiert und ausrüstet ist für mich ein großes Rätsel. In der Ukraine ist das Heer, durch Drohnen, zur Unbeweglichkeit und Passivität gezwungen. Im Iran waren nur verdeckte Kommandos aktiv.
ich denke es geht in diese Richtung:
https://warontherocks.com/2025/06/the-me...-of-sight/
Das ist die dritte und letzte Verlinkung.

Leichte Drohnen Infanterie unterstützt durch weitreichende Artillerie. Tarnung, Abstandsfähigkeit und hohe Beweglichkeit werden bzw. sind wichtiger als Schutz und Feuerkraft. Zumindest in der Defensive.
Wie das Heer jedoch offensiv agieren kann, ist damit nicht beantwortet. Das werden zukünftige Konflikte zeigen.


Anderer Artikel: (nochmal weil er sehr gut ist)

https://warontherocks.com/2025/06/why-re...ry-taiwan/


Zentralisierte Strukturen sind extrem anfällig für einen "Enthauptungsschlag".


Genau das. Wir müssen die Stückzahlen der Hauptwaffensystem massiv erhöhen. Das geht nur in dem man die Waffen selbst aber auch die Herstellung ändert.

Ansonsten bleibt die Frage wie sich Nicht-Atommächte gegen Atomächte verteidigen können.
Ich kenne nur einen guten Ansatz, den Südkoreanischen:

Three-Axis Defence Strategy

https://cenjows.in/south-koreas-three-ax...deterrent/
https://www.cfr.org/blog/south-koreas-re...xis-system


3 Punkte:

1. "Kill Chain": präventiver Erstschlag gegen die strategischen Kräfte des Feindes.
2. Korea Air and Missile Defense (KAMD) System: erklärt sich selbst und ist wichtig falls der Feind zuerst angreift oder Punkt 1 nicht alle Ziele auschaltet.
3. Korea Massive Punishment and Retaliation (KMPR) Plan: RacheBig Grin. falls der Feind angreift und/oder Nuklearwaffen einsetzt, werden die Verantwortlichen Eliten eliminiert. Auch die feindliche Hauptstadt soll zerstört werden.

Für uns ergeben sich ein paar Probleme:
Wie haben es mit RU und nicht mit Nordkorea zu tun.
Punkt 1 wäre für uns wesentlich schwieriger durchzuführen und wir bräuchten tausende von Langstrecken Effektoren + verdeckte Kommandos. Unmöglich ist es jedoch nicht.
Punkt 2 ist unbezahlbar, zumindest für einen längeren Zeitraum. Der Iran Krieg hat bewiesen, das LFK gestützte Flugabwehr zu teuer ist und nur kurzfristig Schutz bietet.
Punkt 3 ist technisch/militärisch mit Punkt 1 identisch. Die Ziele sind andere.

Es gibt an dem Ansatz auch Kritik:

https://www.csis.org/analysis/south-kore...ts-dilemma

Dennoch ist die Strategie für eine Nachkriegs Ukraine und auch für die BRD erstrebenswert.

Der Ansatz ignoriert völlig die Bedeutung der Luftwaffe für alle Bodenoffensiven. Diese Kleinstdrohnen haben noch zu keinem Moment bewiesen dass sie ein Frontabschnitt entsprechend vorbereiten können für einen signifikanten Landgewinn jenseits “bis zum nächsten Baum” taugen. Natürlich wenn die Front so erstarrt ist, dass sich Drohnebediener sich gemütlich positionieren können und ihre Drohnen auf kürzester Entfernung losschicken können, dann sagt es mehr über die grundsätzliche Befähigung beider Seiten aus.

Von Russland lernen heißt hier nicht siegen lernen.
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(29.06.2025, 07:50)Pmichael schrieb: Der Ansatz ignoriert völlig die Bedeutung der Luftwaffe für alle Bodenoffensiven. Diese Kleinstdrohnen haben noch zu keinem Moment bewiesen dass sie ein Frontabschnitt entsprechend vorbereiten können für einen signifikanten Landgewinn jenseits “bis zum nächsten Baum” taugen. Natürlich wenn die Front so erstarrt ist, dass sich Drohnebediener sich gemütlich positionieren können und ihre Drohnen auf kürzester Entfernung losschicken können, dann sagt es mehr über die grundsätzliche Befähigung beider Seiten aus.

Von Russland lernen heißt hier nicht siegen lernen.
Ich weiß nicht, worauf du dich beziehst. Welchen Ansatz meinst du? Wo habe ich was von Russland geschrieben?
Ich habe doch geschrieben, das die derzeitige Ukraine Taktik nicht offensiv ist. Auch die Leichte Drohnen Infanterie kann nur defensiv agieren, steht im Absatz.
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Hier geht es um die Idee von leichter Infanterie in der Verteidigung, wie sie in deinem verlinkten Artikel von War on Rocks beschrieben wird.
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Zum Thema Bodenoffensive:
Die aktuelle russische Sommeroffensive:

[Bild: https://db7kr0zw9l8146.archive.is/bKHpE/...166fae.jpg]


https://www.twz.com/news-features/fight-...both-sides

Die Offensive wird durch massive Luftangriffe unterstützt.
Zitat:Overnight Sunday, Russia launched the largest aerial attack of the war, firing 477 drones and 60 missiles, according to the Ukrainian Air Force, adding that of these, 249 were shot down and 226 were lost, likely having been electronically jammed. At least 10 people on the ground were killed. In addition, a Ukrainian F-16 pilot was killed defending against that onslaught, according to the Ukrainian Air Force.


CNN:
https://edition.cnn.com/2025/06/29/europ...raine-intl
Zitat:Russian troops are trying to advance in multiple areas of the 1,200-kilometer (746-mile) frontline. Ukrainian Commander-in-Chief Oleksandr Syrskyi said this week there are now 111,000 Russian troops in one part of the frontline alone – near the flashpoint city of Pokrovsk in Donetsk, where there are at least 50 clashes every day. That compares to about 70,000 Russian troops in the area last December, according to the Ukrainian General Staff.


100.000 Mann, Luftangriffe, Artillerie und dennoch gibt es keinen nennenswerte Geländegewinne.

Über die Ursachen:
https://www.washingtonpost.com/world/202...offensive/
https://www.newsweek.com/map-reveals-sca...ne-2093026

Die Z-Blogger machen Korruption, Personalmangel, Alkoholismus, fehlende Motivation und schlechtes Training verantwortlich.
Das mag alles sein. Reicht als Erklärung nicht aus.
Die technisch/taktische Analyse wird interessant werden.

Meine Vermutung:
Frontalangriffe mit dem Ziel Durchbruch war schon immer die verlustreichere Taktik. Durch Überwachung sind Frontalangriffe Tage vorher aufklärbar. Genug Zeit für die Verteidiger sich vorzubereiten. Schwer gepanzerte Truppen sind für feindliche Artillerie und Drohnen ein vergleichbares einfaches Ziel. Minenfelder haben sich ebenfalls als effektiv erwiesen.

Es scheint als ob auf beiden Seiten nur die Taktiken Infiltration/Penetration zu gewissen Erfolgen (im Verhältnis zu den Verlusten) führt. Die Herausforderung wird es sein, diese Taktiken weiter zu entwickeln und mit den Ziel Geländegewinn zu vereinen.
Schwierig. Schwierig.

Wittgenstein - Armchair General
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