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Eine private Firma arbeitet immer gewinnorientiert . Da werden auch schnell mal sachen erfunden.
Wenn es mal wieder darum ging AVZ zu kürzen bei SFOR oder KFOR gab es halt bei nächsten Patrouillen mal Schusswechsel und schon war das vom Tisch. Solche Firmen provozieren auch schnell mal Handlungen die man dann nicht wieder einfangen kann.
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(01.05.2025, 16:14)alphall31 schrieb: Eine private Firma arbeitet immer gewinnorientiert . Da werden auch schnell mal sachen erfunden.
Wenn es mal wieder darum ging AVZ zu kürzen bei SFOR oder KFOR gab es halt bei nächsten Patrouillen mal Schusswechsel und schon war das vom Tisch. Solche Firmen provozieren auch schnell mal Handlungen die man dann nicht wieder einfangen kann.
Wie gesagt, ich wüsste keinen Fall, wo jemals Blackwater/Academi oder die Gruppe Wagner einen Krieg vom Zaun gebrochen hätte. Es geht hier ja nicht um Friedenssicherungseinsätze, und es geht auch nicht um die normale Grenzsicherung in Friedenszeiten. Es geht nicht darum, dass eine Privatarmee an der Grenze zu Russland steht, wo man mal einen Schusswechsel initiieren kann. Sondern es geht darum, dass sie sich bereit halten für den Fall einer begrenzten Invasion. Das ist kein Status, aus dem heraus man irgendeinen Schuss abgeben kann.
Ansonsten müsste Rheinmetall, Diehl, Hensoldt usw. auch im Verdacht stehen, einen Konflikt mit Russland zu provozieren. Denkst du, die überlegen sich, wen sie für false-flag-Operationen rekrutieren könnten? Wenn die das die letzten Jahrzehnte nicht getan haben, obwohl sie von zunehmenden Spannungen enorm profitieren, warum sollte es ein Söldnerunternehmen tun? Wo ist der Unterschied? Es gibt immer Firmen, die von einem Krieg profitieren können, aber will hier im Forum wirklich jemand ernsthaft behaupten, dass solche Unternehmen in Europa eine relevante Gefahr für den Frieden wären?
Oder, wenn du von SFOR und KFOR schreibst: Hat die Bundeswehr vielleicht auch versucht, den Konflikt mit Russland anzuheizen, damit sie endlich besser ausgestattet wird? Es macht einen riesigen Unterschied, ob man den Auftrag hat mit Waffengewalt ein Gebiet zu kontrollieren oder ob man den Auftrag hat in der Kaserne zu sitzen. Im einen Fall kann man gefahrlos etwas provozieren, im anderen nicht.
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So, ich hab mir mal erlaubt Herrn Dr. Konstantinos Tsetsos zu fragen, wie er meinen Vorschlag mit der privatwirtschaftlichen europäischen Söldnertruppe einschätzt, und er hat mir erlaubt seine Antwort hier zu posten:
Vielen Dank für Ihre durchdachte Analyse zur sicherheitspolitischen Lage Europas und der potenziellen Herausforderung, die sich aus einem begrenzten russischen Angriff auf NATO-Territorium ergeben könnte. Ihr Vorschlag trifft einen wunden Punkt: Die EU ist sicherheitspolitisch zu langsam und zu fragmentiert, um auf hybride Bedrohungen oder begrenzte militärische Schläge unserer Gegner schnell und entschlossen zu reagieren. Aber der Weg über private Truppen wäre aus rechtlicher, politischer und ethischer Sicht ein gefährlicher Umweg, der evtl. mehr Probleme schafft als er löst.
Als Probleme sehe ich vor allem:
- Bruch mit dem staatlichen Gewaltmonopol und das Umgehen des ius ad bellum Rechts von Staaten (gemäß UN-Charta)
- Ius in bello Zuständigkeit und Verantwortung, Gerichtsbarkeit, Genf ZP I+II
- Politische Legitimität (da ohne Zustimmung nat. Parlamente)
- Söldnerverbot in einigen Staaten (bspw. DEU)
Die Lösung liegt langfristig tatsächlich – wie Sie anmerken – in einer glaubwürdig ausgestatteten, politisch legitimierten gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und mittelfristig in der klaren Stärkung europäischer Einsatzbereitschaft innerhalb der NATO-Strukturen – etwa durch eine schnellere Eingreiftruppe unter EU-Flagge mit klaren politischen und rechtlichen Mandaten. Notfalls ginge dies auch mit einer Koalition der Willigen.
Aber, ich denke private Sicherheitsfirmen können innerstaatlich Sicherheitsbehörden, Polizei und Co unterstützen und entlasten (bspw. Objektschutz oder Schutz von KRITIS) und wir werden in diesem Zusammenhang sicherlich eine Steigerung des Bedarfs sowie Einsatz der Unternehmen/Sicherheitsleute sehen.
Beste Grüße
K.Tsetsos
Ich gehe mal schwer davon aus, dass er Recht hat .... und finde es schon ziemlich traurig, wenn eine zuverlässige Verteidigung Europas an rechtlichen Hürden scheitert .... bzw. klar, Gesetze werden vom Gesetzgeber gemacht und geändert, aber selbst bei vorhandenem politischen Willen wäre es wohl ein Aufwand, der das Ganze eher zu einem Langfristprojekt machen würde, und das war ja nicht die Idee ...
Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Herrn Dr. Tsetsos!
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(10.05.2025, 09:54)LieberTee schrieb: - Bruch mit dem staatlichen Gewaltmonopol und das Umgehen des ius ad bellum Rechts von Staaten (gemäß UN-Charta)
- Ius in bello Zuständigkeit und Verantwortung, Gerichtsbarkeit, Genf ZP I+II
- Politische Legitimität (da ohne Zustimmung nat. Parlamente) Zitat:.... und finde es schon ziemlich traurig, wenn eine zuverlässige Verteidigung Europas an rechtlichen Hürden scheitert .... bzw. klar, Gesetze werden vom Gesetzgeber gemacht und geändert, ...
Das sind ja keine übertrieben bürokratischen Regelungen oder überarbeitungswürdigen Gesetze, sondern absolute Grundregeln politisch-gesellschaftlichen Handelns. Das würde ich nicht als "rechtliche Hürden" unterbewerten.
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(10.05.2025, 09:54)LieberTee schrieb: So, ich hab mir mal erlaubt Herrn Dr. Konstantinos Tsetsos zu fragen, wie er meinen Vorschlag mit der privatwirtschaftlichen europäischen Söldnertruppe einschätzt, und er hat mir erlaubt seine Antwort hier zu posten:
Vielen Dank für Ihre durchdachte Analyse zur sicherheitspolitischen Lage Europas und der potenziellen Herausforderung, die sich aus einem begrenzten russischen Angriff auf NATO-Territorium ergeben könnte. Ihr Vorschlag trifft einen wunden Punkt: Die EU ist sicherheitspolitisch zu langsam und zu fragmentiert, um auf hybride Bedrohungen oder begrenzte militärische Schläge unserer Gegner schnell und entschlossen zu reagieren. Aber der Weg über private Truppen wäre aus rechtlicher, politischer und ethischer Sicht ein gefährlicher Umweg, der evtl. mehr Probleme schafft als er löst.
Als Probleme sehe ich vor allem:
- Bruch mit dem staatlichen Gewaltmonopol und das Umgehen des ius ad bellum Rechts von Staaten (gemäß UN-Charta)
- Ius in bello Zuständigkeit und Verantwortung, Gerichtsbarkeit, Genf ZP I+II
- Politische Legitimität (da ohne Zustimmung nat. Parlamente)
- Söldnerverbot in einigen Staaten (bspw. DEU)
Die Lösung liegt langfristig tatsächlich – wie Sie anmerken – in einer glaubwürdig ausgestatteten, politisch legitimierten gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik und mittelfristig in der klaren Stärkung europäischer Einsatzbereitschaft innerhalb der NATO-Strukturen – etwa durch eine schnellere Eingreiftruppe unter EU-Flagge mit klaren politischen und rechtlichen Mandaten. Notfalls ginge dies auch mit einer Koalition der Willigen.
Aber, ich denke private Sicherheitsfirmen können innerstaatlich Sicherheitsbehörden, Polizei und Co unterstützen und entlasten (bspw. Objektschutz oder Schutz von KRITIS) und wir werden in diesem Zusammenhang sicherlich eine Steigerung des Bedarfs sowie Einsatz der Unternehmen/Sicherheitsleute sehen.
Beste Grüße
K.Tsetsos
Ich gehe mal schwer davon aus, dass er Recht hat .... und finde es schon ziemlich traurig, wenn eine zuverlässige Verteidigung Europas an rechtlichen Hürden scheitert .... bzw. klar, Gesetze werden vom Gesetzgeber gemacht und geändert, aber selbst bei vorhandenem politischen Willen wäre es wohl ein Aufwand, der das Ganze eher zu einem Langfristprojekt machen würde, und das war ja nicht die Idee ...
Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Herrn Dr. Tsetsos!
Eine "Koalition der Willigen" wäre für mich das wahrscheinlichste Szenario in einem Artikel 42.7 Szenario. Wenn es darum geht eigene Truppen zu schicken stellt sich die Frage, wie die eigene Bevölkerung mit evtl. Verlusten umgeht ? Wenn wir uns die Potentiellen Kriegsgegner einer EU - Eingreiftruppe oder einer "Koalition der Willigen anschauen", so heißen diese nicht Afghanistan, Jemen, der Irak unter Saddam Hussein, Serbien. Bei Dschihadisten im nordafrikanischen Raum würden sich die Verluste in Grenzen halten ohne das es einen Aufschrei gibt. Bei einem richtigen Gegner drohen schon heftige Verluste, wie es der Westen seit Vietnam nicht mehr gesehen hat !
Daneben gibt es in vielen EU Staaten Migranten aus Ländern die als potentielle Gegner in Frage kommen, hier kann eine Entsendung eigener nationaler Truppen zu inneren Unruhen führen !
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(10.05.2025, 12:05)Broensen schrieb: Das sind ja keine übertrieben bürokratischen Regelungen oder überarbeitungswürdigen Gesetze, sondern absolute Grundregeln politisch-gesellschaftlichen Handelns. Das würde ich nicht als "rechtliche Hürden" unterbewerten.
"Bruch mit dem staatlichen Gewaltmonopol und das Umgehen des ius ad bellum Rechts von Staaten (gemäß UN-Charta)"
Das mit dem staatlichen Gewaltmonopol ist aus meiner Sicht im Innern wichtig, also im Verhältnis zwischen Staat und Staatsbürger. Ob ein Feind von außen durch eine staatliche Institution oder einen staatlich beauftragten privatwirtschaftlichen Akteur abgewehrt wird .... also da sehe ich das Problem für mich als Bürger nicht. Völkerrechtlich ist es ja auch egal, ob ich mich mit Wehrpflichtigen oder Söldnern verteidige.
"- Ius in bello Zuständigkeit und Verantwortung, Gerichtsbarkeit, Genf ZP I+II"
Wenn die EU eine Söldnertruppe finanziert und beauftragt, dann ist doch Zuständigkeit und Verantwortung klar ... oder? Sorry ich hab keine Ahnung ... also klar müsste man das erst noch genauer definieren, es bräuchte wohl einen Kommissar bzw. eine beaufsichtigende Stelle. Angesichts dessen dass eine EU-Armee langfristig sowieso anzustreben ist, sehe ich hier durchaus überarbeitungswürdige (Nicht-)Regelungen.
"- Politische Legitimität (da ohne Zustimmung nat. Parlamente)"
Es kann ja das Europaparlament zustimmen. Wieso soll das nicht legitim sein? Dem Europaparlament traue ich ja allgemein wenig sinnvolles zu, aber in einem solchen Fall würde sich das Europaparlament aus meiner Sicht sehr viel leichter tun als ein nationales Parlament, Soldaten zu schicken.
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Das Hauptproblem an deiner Idee ist die privatwirtschaftliche Ausrichtung, also dass es Menschen gibt, die von einem Konflikt massiv profitieren und zugleich erheblichen Einfluss erlangen würden.
Abgesehen davon wäre eine Söldnertruppe auch mit nationalem Recht nur schwer vereinbar. Wie soll bspw. eine Privatfirma die Genehmigung erhalten, Waffen und Munition durch Deutschland zu verlegen oder sich gar zu sammeln? Das geht nur für verbündete Streitkräfte, was eine Firma nicht sein kann. Man müsste also eine ganze Reihe Gesetze ändern, um deinen Vorschlag umzusetzen. Und das müssten Politiker tun, die dadurch selbst Souveränität abgeben würden.
Stell einfach eine EU-Armee auf, die direkt der Kommission oder dem Parlament unterstellt ist und es entsteht kein Problem. Die kostet genauso Geld, ist aber legitimiert und verfolgt kein Eigeninteresse, das im Zweifelsfall dem Interesse des Souveräns entgegen stehen könnte.
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(11.05.2025, 12:25)Broensen schrieb: Das Hauptproblem an deiner Idee ist die privatwirtschaftliche Ausrichtung, also dass es Menschen gibt, die von einem Konflikt massiv profitieren und zugleich erheblichen Einfluss erlangen würden.
Abgesehen davon wäre eine Söldnertruppe auch mit nationalem Recht nur schwer vereinbar. Wie soll bspw. eine Privatfirma die Genehmigung erhalten, Waffen und Munition durch Deutschland zu verlegen oder sich gar zu sammeln? Das geht nur für verbündete Streitkräfte, was eine Firma nicht sein kann. Man müsste also eine ganze Reihe Gesetze ändern, um deinen Vorschlag umzusetzen. Und das müssten Politiker tun, die dadurch selbst Souveränität abgeben würden.
Stell einfach eine EU-Armee auf, die direkt der Kommission oder dem Parlament unterstellt ist und es entsteht kein Problem. Die kostet genauso Geld, ist aber legitimiert und verfolgt kein Eigeninteresse, das im Zweifelsfall dem Interesse des Souveräns entgegen stehen könnte.
Ja .... mein Argument war ja, das mit der Söldnertruppe ginge schneller, aber dieses Argument ist wohl hinfällig angesichts der rechtlichen Hürden.
EU-Armee wird so schnell auch nix .... dann bleibt mir nur die Hoffnung.
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Eigentlich wäre eine EU-Armee sogar recht einfach zu realisieren. Man müsste sie nur zusätzlich zu und unabhängig von den nationalen Streitkräften aufstellen, über das Eurocorps der NATO unterstellen und den Nationalstaaten ihren jeweiligen Kostenanteil als NATO-Beiträge (%-BIP) bescheinigen. Dürfen halt die Nicht-NATO-Staaten in der EU nicht mitmachen, schert doch auch keinen. Für den Anfang vielleicht aufwuchsfähig eine verstärkte Brigade, aus der heraus Regimentskampfgruppen als EU-QRF gebildet und im Wechsel in hoher Bereitschaft gehalten werden.
Für die Aufstellung akzeptiert man Dienstgrade von bisherigen Dienstzeiten in Streitkräften von EU-Staaten und setzt das als Einstellungskriterium voraus, dann braucht man für's erste nur eine reduzierte eigene Ausbildungsorganisation zur Angleichung. Material wird zwangsweise nur aus EU-Staaten bezogen, bevorzugt aus PESCO-Programmen usw.
Wäre recht einfach machbar, wenn man sich damit abfindet, dass es eben eine neue, zusätzliche Truppe wäre und nicht aus den bestehenden Streitkräften heraus gebildet würde. Aber es wäre ein Anfang, auf den man dann sukzessive aufbauen könnte.
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Die Lage an der Ostgrenze der NATO spitzt sich zu:
Russland sammelt einerseits nahe der finnischen Nato-Grenze immer mehr Soldaten, Panzer und Kampfflugzeuge. Vier Militär-Stützpunkte geraten in den Fokus.
Andererseits droht Russland gleichzeitig, Nato-Militärübung in Litauen zu „neutralisieren“.
Psychologisch würde man vermuten, dass da jemand ggf. gehörige Komplexe hat, die er mit Drohungen ausgleicht um sich als "(Schein-)Riese" zu präsentieren.
Daraus resultieren dann die üblichen "Schulhofrangeleien" oder "Machtspielchen". Die Bande der "Roten Zora" von der Y-Straße zeigt der Bande von "Tom Sawyer" aus der X-Straße, dass man stark genug ist, die "feindliche Truppe" zu besiegen.
In der Internationalen Politik wird aber in der Regel eher rational und nicht "aus dem Bauch heraus" gehandelt. Ein Beispiel war die Prager Frühling (tschechisch Pražské jaro, slowakisch Pražská jar): Als in der Nacht vom 20. zum 21. August 1968 etwa eine halbe Million Soldaten der Sowjetunion, Polens, Ungarns und Bulgariens in die Tschechoslowakei einmarschierten und innerhalb weniger Stunden alle strategisch wichtigen Positionen des Landes besetzten, zogen sich die NATO-Truppen von der deutsch-tschechischen Grenze zurück: ein Signal, dass die NATO nicht zugunsten der seinerzeitigen Tschechoslowakei eingreifen würde.
Heute sind Finnland oder Litauen zu NATO-Mitgliedern geworden. Und daher ist die Ausgangsbasis völlig anders. Nun müssen die NATO-Mitglieder zeigen, dass der Beistands- und Verteidigungspakt weiter für alle Mitglieder gilt. Da ist ein Truppenaufmarsch vor der Grenze, verbunden mit wüsten Drohungen, alles andere als deeskalierend.
Und gerade, wenn nicht sicher ist, wie weit der große Bruder jenseits des Teiches noch zu seinen Zusagen steht, müssen die restlichen Indianer auf der europäischen Seite zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern lassen sondern ein festes Verteidigungsbündnis besteht.
Damit sind wir dann wieder bei den "Machtspielchen" zwischen Westeuropa und Russland.
Und dazu gehört eine klare Ansage, wie sie Merz jetzt in seiner Regierungserklärung formuliert hat:
Zitat: "In der Ukraine steht nicht weniger als die Friedensordnung unseres ganzen Kontinents auf dem Spiel", sagte Merz. Das von Russland angegriffene Land war das erste große Thema der Rede. Russland benannte er klar als Aggressor, der längst auch Deutschland und Europa ins Visier genommen habe. Das zeige sich in ständigen Cyberangriffen sowie in der Spionage bis zu Morden in europäischen Städten, auch in Berlin.
Dabei betonte er, dass Deutschland gemeinsam mit den anderen Staaten Europas und den USA handeln werde. ...
Von der Ukraine kam Merz zur Bundeswehr. Die solle die "stärkste konventionelle Armee Europas werden", sagte der Kanzler. Ein Satz, der zwar nicht überraschte, so deutlich aber bisher nicht zu hören gewesen war. "Das ist dem bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Land Europas angemessen", sagte Merz. Das forderten die "Partner und Freunde". ....
Damit ist klar:
Merz steht zu einer europäischen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik. Und das ist nicht nur ein verbales Bekenntnis.
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(11.05.2025, 14:00)Broensen schrieb: Eigentlich wäre eine EU-Armee sogar recht einfach zu realisieren. Man müsste sie nur zusätzlich zu und unabhängig von den nationalen Streitkräften aufstellen, über das Eurocorps der NATO unterstellen und den Nationalstaaten ihren jeweiligen Kostenanteil als NATO-Beiträge (%-BIP) bescheinigen. Dürfen halt die Nicht-NATO-Staaten in der EU nicht mitmachen, schert doch auch keinen. Für den Anfang vielleicht aufwuchsfähig eine verstärkte Brigade, aus der heraus Regimentskampfgruppen als EU-QRF gebildet und im Wechsel in hoher Bereitschaft gehalten werden.
Für die Aufstellung akzeptiert man Dienstgrade von bisherigen Dienstzeiten in Streitkräften von EU-Staaten und setzt das als Einstellungskriterium voraus, dann braucht man für's erste nur eine reduzierte eigene Ausbildungsorganisation zur Angleichung. Material wird zwangsweise nur aus EU-Staaten bezogen, bevorzugt aus PESCO-Programmen usw.
Wäre recht einfach machbar, wenn man sich damit abfindet, dass es eben eine neue, zusätzliche Truppe wäre und nicht aus den bestehenden Streitkräften heraus gebildet würde. Aber es wäre ein Anfang, auf den man dann sukzessive aufbauen könnte.
Hey, ja, Danke, das macht wieder Hoffnung ..... also wenn das Eurokorps einfach eine eigene Truppe bekäme, würde die Entscheidungshoheit beim Rat der EU liegen der einstimmig beschließen müsste .... das ist natürlich Murks, und deshalb sagst du, diese Truppe sollte der NATO unterstellt sein? Wer beschließt dann über einen Einsatz? Doch nicht auch wieder alle im Konsens??
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(15.05.2025, 01:00)LieberTee schrieb: ..... also wenn das Eurokorps einfach eine eigene Truppe bekäme, würde die Entscheidungshoheit beim Rat der EU liegen der einstimmig beschließen müsste .... das ist natürlich Murks, und deshalb sagst du, diese Truppe sollte der NATO unterstellt sein? Wer beschließt dann über einen Einsatz? Doch nicht auch wieder alle im Konsens?? Es gibt diese Truppe ja noch nicht, also gibt es auch die Regularien dafür nicht. So blöd es auch klingt, aber ich würde den Parlamentsvorbehalt hier noch für das beste, am wenigsten blockierbare Mittel halten. Also müsste das EU-Parlament diese Truppe aufstellen, oder zumindest die Entscheidungsgewalt übernehmen.
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Zum vorherigen Thema, Mindset: Ich möchte mal exemplarisch auf die Leserreaktionen in der größten österreichischen Zeitung, der 'Krone' verweisen, auf die Nachricht hin, dass die Merz-Regierung die deutschen Verteidigungsausgaben deutlich erhöhen will. Einfach überfliegen: ( Link)
Der Geburtsfehler der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik besteht darin, dass man erstens Ländern wie Österreich* und Irland groteske Extrawürste gebraten hat, und zweitens überhaupt versucht, disparate Sicherheitsinteressen zusammenzuführen. (* Besonders lustig in diesem Zusammenhang, Ex-Kanzler Nehammers Interpretation der Irland-Klausel. 2023 behauptete Nehammer ernsthaft, Österreich hätte ein Anrecht darauf, von seinen Nachbarn mitverteidigt zu werden, und müsse im Gegenzug nichts dafür tun.)
Besser wäre hier wohl ein "Europa der zwei Geschwindigkeiten". Wer nicht militärisch mitarbeiten will, bitte, derjenige soll sich dann aber bitte auch keinen Beistand erwarten.
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Europa wird kriegstüchtiger: Niederlande rüsten auf und bestellen die stärkste Leopard-Version - aber das ist insgesamt immer noch die Aufrüstung einzelner EU-Mitgliedsstaaten.
Und auch, wenn eine gewisse Standardisierung durch einheitliche Waffensysteme erkennbar ist - von einer gemeinsamen EU-Verteidigung sind wir noch weit entfern.
(15.05.2025, 22:32)muck schrieb: ...
Besser wäre hier wohl ein "Europa der zwei Geschwindigkeiten". Wer nicht militärisch mitarbeiten will, bitte, derjenige soll sich dann aber bitte auch keinen Beistand erwarten. auf den ersten Blick bestechend - aber wie soll das gehen?
Sobald ein EU-Staat anfängt, sein Defizit zu beseitigen und einige Gewehre, Munition und Manpads beschafft, kann er dann Beistand erwarten?
Und wie ist der Beistand dann - uneingeschränkt oder gleichwertig den Ausgaben des angegriffenen EU-Staates, also etwa auf eine Kompanie von Gebirgsschützen aus Bayern beschränkt?
Was ist, wenn ein EU-Land zu klein ist, um eine eigene Luftwaffe zu unterhalten? Gibt es dann keine Luftunterstützung durch andere EU-Mitglieder?
Und wenn ein EU-Land nicht 5 % sondern nur 2,5 % des BIP für Verteidigungsausgaben aufwendet - werden dann auch nur 50 % der Streitkräfte des Landes mit dem höher finanzierenden Etat eingesetzt?
Ich glaube, über kurz oder lang führt an gemischten Brigaden oder tatsächlich einer EU-Verteidigung kein Weg vorbei. Und dann ist es auch kein Nachteil, wenn sich (analog der "komperativen Vorteile" aus der VWL) die Staaten bei dem, was dort eingebracht wird, auf das konzentrieren, was sie am Besten können.
Man kann natürlich wie bei der NATO anfangen, gemeinsame Manöver abzuhalten und den gemeinsamen Einsatz zu üben - zwar ggf. ohne US-Truppen, aber dafür mit den Staaten wie Österreich, die zwar EU-Mitglieder, aber nicht in der NATO vertreten sind.
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Zumal genau dieses ja die Mentalität ist, welche wir bei Trump bezüglich der Nato kritisieren.
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