Drohnenkrieg
#16
Am Ende kämpfen so beide Seiten primär mit der gleichen Waffe, nämlich genau genommen der Bombe. Die einen werfen sie von Drohnen ab, die anderen verstecken sie oder tragen sie selbst ins Ziel. Beim Einsatz von Bomben als Waffe sind getötete Unschuldige unvermeidlich. Im Krieg an sich mit Moral und Ethik daher zu kommen, das Töten von Menschen im Krieg für falsch zu erklären weil es Zivilisten seien, ist ohnehin ein lachhafter Humbug. Einen mit einem AK-47 bewaffneten Gegner aus der Luft niederzubomben ist nichts anderes als einen unbewaffneten Menschen aus der Luft niederzubomben.

Die ganze Unterscheidung Zivilist - Kombattant ist lachhafte Augenauswischerei und hat lediglich die Funktion, das Töten im Krieg psychisch erträglicher zu machen und dadurch leichter zu ermöglichen. Töten aber ist Töten. Man sollte diese ganzen Euphemismen fallen lassen, und der Wahrheit ins Gesicht blicken.

Der Einsatz der Drohnen scheint ausreichend effizient zu sein, und die Drohnen erzeugen beim Gegner ein Gefühl der völligen Hilflosigkeit und Furcht (genau wie dessen Bomben bei uns). Drohnen sind daher vor allem auch hervorragende psychologische Waffen, sie terrorisieren den Feind. Meiner Ansicht nach aber besitzt dieser Feind sozusagen den längeren "psychologischen Atem".
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#17
Ich würde dir widersprechen mit dem längeren psychologischen Atem.
Sie besitzen lediglich ein kürzeres Gedächtnis für die psychologische Wirkung, weil sie nicht so lange leben.
Und jede neue Generation muss die psychologische Wirkung selbst erfahren, damit sie wirksam wird.
Zudem sprechen wir von Männern, die soziologisch keine andere Wahl haben. Die Männer, die da kämpfen sind oft auch der Abschaum ihrer jeweiligen Gesellschaft und der Krieg gegen uns ist nur ein gesellschaftliches Ventil, wo man die günstig entsorgen kann. Wenn sie nicht gegen uns kämpfen würden, müsste man einen neuen Feind suchen oder gesellschaftliche Instabilität in Kauf nehmen. Und dass sie durch ihren Kampf gesellschaftliche Anerkennung bekommen, ist im Prinzip nur Propaganda und ein Selbstbetrug, obwohl die meisten wohl wissen, dass es nicht stimmt. Aber das kann man ja verdrängen.
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#18
Es gibt schon einen Unterschied im Verständnis der Kampfführung. Zunächst wegen der Zahlen, auch bezüglich Shahabs gepostetem Beitrag: Die Zahl von ca. 2.300 Getöteten bezieht sich auf Drohnenangriffe seit 2004 (im aktuellen Spiegel auch detailliert aufgelistet). D. h., auf ca. sieben Jahren betrachtet, es starben also durchschnittlich rund 300 Menschen im Jahr, davon wohl ein Drittel Unbeteiligte. Das ist schlimm. Aber: Wenn man bedenkt, dass von den rund 30.000 Toten in Afghanistan seit der NATO-Intervention 2001 rund 70% auf das Konto der Taliban und anderer Islamisten gehen und diese nicht von der NATO verschuldet wurden, so erscheint klar, wer hier wie "alle" bedroht (nur um die Überschrift des betreffenden Beitrags aufzugreifen).

Und in dem Zusammenhang zu Quintus: Es besteht schon ein Unterschied zwischen "beiden Bomben". Einen Drohnen-Operator sieht nicht zu 100%, wer sich in einem Haus befindet, er kann nur eingrenzen und hoffen, die Richtigen zu treffen. Wenn er feuert und dabei auch Unschuldige sterben, so ist dies schlimm, aber keine Absicht. Und vor allem: Es war nicht gezielt gewollt.

Was aber, wenn hingegen der Selbstmordbomber, zumindest halbwegs im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, sehenden Auges in eine Nahrungsmittelverteilung der UN, die seine Landsleute ernährt, reinspaziert und sich in Luft jagt, so wie im Dezember 2010 in Pakistan geschehen, und dabei 40+ Menschen (zu 95% gläubige Muslime) pulverisiert und von den Opfern ganze 2 (!) Milizen sind und ca. 40 zur hungernden Bevölkerung gehören. Und das war gewollt.

Ich weiß ja nicht, aber für mich besteht irgendwie hier schon ein "kleiner" Unterschied. Zumindest ist es ziemlich scheinheilig, wenn man dann und angesichts solcher Taten die NATO, den Westen oder sonstwen für die "ganzen zivilen Toten" verantwortlich macht, ja wenn sogar von gezieltem Massenmord der westlichen Allianz geschwafelt wird, wie das manche hier schon getan haben.

Schneemann.
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#19
ein weiterer Unterschied ist offensichtlich:
der "Drohnenpilot" sitzt weitab von jeder Selbstgefährdung und geht anschließend nach seinem "war game Bürojob" nach Hause, in die Disco oder zum saufen, in den Sportclub oder oder oder
der "Selbstmordbomer" geht anschließend nirgendwo mehr hin
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#20
Die gehen wohl auch nirgendwo mehr hin...
Zitat:Süd-Waziristan

Mehrere Tote nach Drohnenangriff in Pakistan

Nach Angaben des pakistanischen Geheimdienstes sind mehrere mutmaßliche Extremisten bei einem Raketenangriff in Süd-Waziristan getötet worden. Unter den Toten sollen zwei ranghohe Anführer einer Taliban-Gruppe sein.

Bei einem amerikanischen Drohnenangriff sollen im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan nach Angaben aus Geheimdienstkreisen vier bis fünf Aufständische getötet worden sein. Unter den Toten seien zwei ranghohe Anführer einer Taliban-Gruppe unter der Führung von Maulawi Nasir, sagte ein pakistanischer Geheimdienstmitarbeiter, der anonym bleiben wollte. Ein unbemanntes Flugzeug habe am Donnerstag im Stammesgebiet Süd-Waziristan sechs Raketen auf ein Fahrzeug abgeschossen. Alle Insassen seien getötet worden.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/sued-waziristan-mehrere-tote-nach-drohnenangriff-in-pakistan-11506648.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 06648.html</a><!-- m -->

Schneemann.
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#21
kommen wir zu Afghanistan zurück:
nach dem Vorfall im Iran ist klar, dass die USA auch Aufklärungsdrohen vom Typ RQ-170 in Afghanistan haben. Und das diese Drohnen nicht nur über Afghanistan, sondern auch über dem Iran im Einsatz sind. Wie die NYT meldete, zur Aufklärung des iranischen Atomprogramms.
Was mich zur Frage bringt: was können solche Drohnen, was über Satelliten nicht aufklärbar ist?
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#22
War das nicht so das ein Sat nicht dauerhaft auf einen Punkt fixiert werden kann, da die Rotation da nicht mitspielt? Man könnte gegensteuern, nur Frage ist wie aufwändig das wär. Falls das bei modernen System überhaupt noch notwendig ist.

Denke so ne Drohne hat da deutlich mehr Fähigkeiten, wenn ich alleine an den Eurohawk denke der SMS abfängt.. Da ist die RQ-170 sicherlich noch begabter.
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#23
Die Auflösung eines Satelliten ist immer schlechter als die eines UAV, das viel tiefer fliegt.
Außerdem sind Spionagesatelliten, damit sie überhaupt was sehen, nicht geostationär, sondern haben einen sehr tiefen Orbit. Damit können sie nichtmal theoretisch stationär bleiben, sondern überqueren immer nur kurz ein bestimmtes Gebiet. Und da diese Zeiten oft bekannt sind, werden die Beobachteten immer dann ihre Aktivitäten kurz einstellen und nach dem Überflug weitermachen, wie vorher ohne, dass was auf Satellitenaufnahmen auftaucht.
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#24
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,806522,00.html">http://www.spiegel.de/wissenschaft/tech ... 22,00.html</a><!-- m -->
Zitat:01.01.2012

Spionagedrohne
US-Armee schickt Superspäher nach Afghanistan

Von Markus Becker

Die US-Armee weitet den Drohneneinsatz in Afghanistan aus. Ein Flieger mit 1,8-Gigapixel-Kamera soll demnächst große Gebiete komplett überwachen. Bereits im Einsatz ist ein unbemannter Transporthelikopter, und bald sollen kleine Kamikaze-Drohnen auch von U-Booten starten.
...
ob die nicht auch Iran, Pakistan und China überfliegen werden?
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#25
Sie sind nachwievor aktiv, auch wenn es gelegentlich den Anschein hatte, es wäre ruhiger um sie geworden. Jetzt hat es wohl einen ranghohen Terrorführer erwischt...
Zitat:Afghanistan

Islamisten-Führer stirbt bei US-Drohnenangriff

Bei einem US-Drohnenangriff in Pakistan ist nach Angaben des afghanischen Geheimdienstes ein ranghohes Mitglied des radikal-islamischen Hakkani-Netzwerks getötet worden. Bei dem Toten handele es sich um Badruddin Hakkani, sagte ein Sprecher der Behörde in Kabul. Er sei in der vergangenen Woche im pakistanischen Stammesgebiet Nord-Waziristan ums Leben gekommen worden. [...] Auch Mitglieder der Taliban in Pakistan und Stammesangehörige stützten diese Vermutung. Eine Bestätigung des Hakkani-Netzwerks gab es jedoch nicht. Die Hakkani werden für zahlreiche Anschläge in Afghanistan und Pakistan verantwortlich gemacht. Sie sind mit der Al-Kaida und den Taliban verbündet. Badruddin Hakkani gilt als der Einsatz-Kommandeur der Hakkani. Er soll auch für die wirtschaftlichen Interessen der Gruppe sowie deren Schmuggelgeschäfte verantwortlich sein.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-islamisten-fuehrer-stirbt-bei-us-drohnenangriff-1.1450906">http://www.sueddeutsche.de/politik/afgh ... -1.1450906</a><!-- m -->

Schneemann.
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#26
Hm...ist das jetzt eine Spekulation, ein Gerücht oder eine Vermutung?
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#27
Zitat:Kreise: Mindestens zehn Tote bei US-Drohnen-Angriff in Pakistan

Dera Ismail Khan (Reuters) - Bei einem US-Drohnenangriff in Pakistan sind am Sonntag Geheimdienstkreisen zufolge mindestens zehn mutmaßliche Taliban getötet worden. Der Angriff habe Extremisten-Verstecken in Süd-Waziristan an der Grenze zu Afghanistan gegolten, hieß es weiter. Bei den Getöteten handele es sich vermutlich um Kämpfer mit engen Verbindungen zur Al-Kaida. [...]

Vor wenigen Tagen war in der Region ein Taliban-Kommandeur ebenfalls bei einem US-Drohnenangriff umgekommen. Die von Pakistan heftig kritisierten Angriffe mit den unbemannten Flugzeugen sind eine Belastung für die Beziehungen zu den USA. Pakistan sieht seine staatliche Souveränität verletzt. Immer wieder kommen bei den Angriffen aus Zivilisten ums Leben.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE90500720130106">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 0720130106</a><!-- m -->

Schneemann.
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#28
Ist die Zukunft... "da wird in einem ohne gesetzliche und juristische Befugnisse und einem Rechtsstaat nicht angemessenen Gremium entschieden auf den Knopf zu drücken" ...nicht erschreckend?
Immer und überall nur auf Zuruf getötet werden zu können?
Oder ist diese Zukunft nicht schon heute Realität? Und die gesellschaftliche Zersetzung auch mit solchen Gremien und Handlungen nicht etwas was das Leben an sich bedroht?
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#29
Im Auftrag von Geheimdiensten und im Rahmen verdeckter Operationen wurden schon lange vor dem Erscheinen von Drohnen Menschen liquidiert. Die Drohne macht dasselbe, einfach ohne den Zwang, Bodentruppen bzw. Agenten hinschicken zu müssen (ausser zur Informationsbeschaffung). Der Unterschied zu früher ist, dass Drohnenangriffe viel mehr Kollateralschäden verursachen. Und dass das Thema in den Medien viel präsenter ist als andere Geheimdiensaktionen.
Als Rechtsgrundlage dienen die Antiterrorgesetze, die nach dem 11. September in Kraft traten. Diese kann man anfechten.
Kritik an Drohneneinsätzen erfolgt übrigens nur halbherzig. Die betroffenen Staaten (Pakistan, Afghanistan, Jemen) empören sich zwar hin und wieder, aber sie verbieten den Einsatz von Drohnen über ihrem Gebiet ja doch nicht permanent. Also billigen sie diesen.

Was einem Sorge bereiten sollte, ist die Verantwortung der Drohnenpiloten und derjenigen, welche die Liquidierungen autorisieren. Wenn man auf der anderen Seite der Erdkugel an einem Monitor über Leben und Tod entscheidet, ist man emotionsloser und mit der Zeit wohl auch abgestumpft. D.h. man nimmt Kollateralschäden eher in Kauf. Das wiederum könnte die RoE verschärfen und den Drohneneinsatz beeinflussen.

Diese obigen Gedanken beziehen sich vor allem auf die USA. Ich denke, die Drohnenoperationen Israels müsste man getrennt davon betrachten. Dort sind die Rahmenbedingungen (quasi Dauerkriegszustand) anders.
Ausser den beiden genannten Staaten setzt zur Zeit ja kaum jemand Drohnen zum gleichen Zweck ein, oder?
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#30
Weil es früher schon gemacht wurde auf andere Art und Weise ist es rechtens?

Jede Tötung ist Unrecht wenn diese ohne Anklage, fairem Prozess vor einem ordentlichen Gericht welches Unabhängig ist, und ohne Verurteilung getätigt wurde.

Die Terrorgesetze nach dem 11.9. geben nicht diese Rechte her. Auch ein Gremium mit Beratungen welches Beschuldigungen abwägt hat und darf solche Urteile nicht treffen und schon gar nicht vollstrecken lassen.

Jeder könnte dann von seinem Standpunkt her sagen das du ein Terrorist bist und schwubs tot.

Es ist auch unerheblicj ob einet oder 10 bei solchen Drohnenangriffen umkommen. Keine darf zu Schaden kommen.

Entweder alle Menschen haben die selben Rechte oder der Staat hat seine Rechtsstaatlichkeit verloren und damit stehen wir wieder im Mittelalter.
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