1 Die Entstehung der Juden in der Antike
Nightwatch:
Deine Position ist mir absolut verständlich, ich bin aber der festen Überzeugung, daß du meine Position mitnichten verstehst. Denn die Wahre
Geschichte stärkt eher die Legitimation Israels und dies viel mehr als die verfälschte
jüdische Geschichte von der Einwanderung nach Kannan nach der Flucht aus Ägpyten. Den die Antiken Juden sind von ihrer Abstammung her in Wahrheit nämlich Kannaiter. Sie wanderten nie ein, sie lebten schon immer dort. Sie entstanden aus der Vermischung zweier kanaaitischer Stämme, und sind in der Antike von Beginn an die Authochtone Bevölkerung dieses Landes.
Zitat:Übrigens, nach den israelitschen Aufzeichnungen sind zehn Stämme des ursprünglichen israelitischen Volkes seit der Eroberung Israels durch Assyrien ein paar Jahrhunderte vor Christus verschollen.
Diesen Teil des israelitischen Volkes findet sich verstreut und oft aufgegangen in allen Kulturen Eurasiens und Afrikas.
Es ist durchaus denkbar das die Kaufeng da ihre Wurzeln haben.
Ein schönes Beispiel dafür, wie sich die Juden heute ihre
Geschichte nach ihren Zielen zusammen schneidern. So wie sie es brauchen. So steht also heute wie am Anfang der
jüdischen
Geschichte eine Geschichtsschreibung der Juden, die eine Absicht verfolgt. Auch am Beginn des
jüdischen Volkes haben die Juden mit der Tora eine Schrift geschaffen, die einer Konstruktion der Vergangenheit zu bestimmten Zwecken diente. Wie damals (zwischen 650 v Chr und 600 v Chr), so auch heute.
Die Tora/Bibel zeigt von ihrer ganzen Erzählstruktur, dem was in ihr steht klar auf, daß sie nicht über Jahrhunderte Weg
Geschichte für
Geschichte aneinander gereiht wurde, sondern das sie in einem eng begrenzten Zeitraum zusammengestellt wurde. Dies ist deshalb so offensichtlich, weil die Tora in allem was sie Geschichtlich aus der Zeit vor dem König Josia zu berichten weiß, die Zustände zur Zeit eben dieses Königs abbildet. Seien es die politischen Verhältnisse, seien es Städte, Völker, Religionen, alles was die Tora aus früherer Zeit berichtet, stimmt schlicht und einfach nicht mit dem archäologischen Befund und mit den Quellen anderer Völker überein.
Es wird aber dann ganz klar und logisch erklärbar, warum dieser Text so ist, wenn man sich die Verhältnisse zur Zeit des König Josia ansieht. Den zur Zeit dieses Königs wurde die Tora geschaffen, mit einem Ziel: Nämlich die
jüdische Expansion zur Zeit dieses Königs historisch und die Herrschaft des Königs theologisch zu legitimieren. Am Anfang des Judentums steht also die Konstruktion einer Vergangenheit die es so nicht gegeben hat, mit dem Ziel damit die eigenen politischen Absichten zu legitimieren (genau so wie es heute wieder ist, denn heute dient die
jüdische Geschichtsschreibung dem gleichen Ziel der Legitimation Israels). Woher wissen wir dies (und vieles interessante mehr)?
Zitat:Es gibt keine anderen überlieferten Aufzeichnungen aus dieser Zeit.
Es gibt nur diverse Indizien die damit konform gehen.
Wir haben nicht nur eine Vielzahl von Aufzeichnungen anderer Völker aus dieser Zeit (dazu später noch mehr), wir haben darüber hinaus auch den Archäologischen Befund. Mittels der Archäologie kann man höchst einfach verifizieren, ob Behauptungen der Bibel stimmen oder nicht.
Vorausgesetzt man geht ganz wertfrei und neutral an die Sache heran. Das war die längste Zeit aufgrund der christlichen Vorstellungen nicht der Fall. Wann immer etwas ausgegraben wurde, wurde mit allen Mitteln versucht, diese Funde Bibelkonform zu machen. Der Ansatz war: das die Bibel stimmt, und daher alle Funde irgendwie mit der Bibel konform sein müssen.
Dieser Ansatz ist heute nicht mehr aufrecht erhaltbar. Zu eindeutig sind die Widersprüche, zu eindeutig sind die Funde die die Bibel ganz klar wiederlegen. Trotzdem wurde noch sehr lange versucht, die Archäologischen Funde als konform mit der Bibel einzuordnen. Ein Beispiel sind Bücher wie: Und die Bibel hatte doch Recht. Trotz aller rührigen Versuche der Deutung der archäologischen Funde in diesem Sinne, ist es einfach so, daß die Bodenfunde die Tora fast durchwegs wiederlegen. Dies ist auch ganz logisch, wenn man sich vor Augen hält, daß es die Tora zur Zeit der geschilderten Ereignisse ja noch gar nicht gegeben hatte und die Tora darüber hinaus eine politische Agenda hatte.
Zitat:Bei dem israelitischen Volk waren heidnische Religionen durchaus verbreitet. Das findet sich an allen Ecken und Ende in der Torah
Was sich in der Tora aber nicht findet ist, daß diese Religionen gar nicht heidnisch waren, sondern das es sich um ein und diesselbe Religion handelte. Ein schönes Beispiel ist der Baals Kult. Der Glaube an Baal war keine heidnische Religion die von außen gekommen wäre, Baal war in den Anfängen des
jüdischen Volkes der Sohn von Jahwe/El/Gott. Die Juden waren noch bis ins 6 Jahrhundert vor Christus Polytheisten. Der Monotheismus wurde erst von König Josia in die Welt gesetzt, setzte sich aber selbst nicht sofort durch.
Gerade das Lesen der Tora verfälscht hier die tatsächlichen historischen Begebenheiten. Noch darüber hinaus hat man Stätten der religiösen Verehrung ausgegraben und musste feststellen, daß entgegen den Behauptungen der Tora noch lange Zeit Baal völlig ungehindert verehrt wurde, und dies gerade eben deshalb, weil er Teil des
jüdischen Polytheistischen Pantheon war.
Zitat:Bekannte antijüdische und antiisraelitische Thesen die so schlicht und ergreifend falsch und nicht dem Forschungsstand entsprechen.
Weder Antijüdisch noch Antiisraelitisch. Aber gerade die Begriffe Jude und Israeli sind nun einer der wesentlichsten Punkte überhaupt über den ich kurz referieren muß, wenn man über die Herkunft der Juden sprechen will. Im weiteren muß ich auch noch etwas zum Begriff Hebräer ausführen.
Der Clou ist es nämlich, daß in der Antike die Begriffe: Jude, Israeli und Hebräer verschiedene Völker bzw verschiedene Gruppen bezeichneten. Juden und Israelis waren in der Antike im Anfang zwei getrennte Völker in zwei getrennten Staaten. Der Begriff Hebräer wiederum war lediglich eine Sammelbezeichnung unter der auch Nicht-
Jüdische Völker wie die Aramäer geführt wurden.
In der Tora wird behauptet, daß es ein
jüdisches Volk gab, und dieses Volk nach seiner gewaltsamen Einwanderung ins Gelobte Land dort einen Staat gründete. Dann sei dieser nach der Herrschaft Salomons in zwei Königreiche zerfallen, Israel und Juda (daher die beiden Namen). Tatsächlich aber gab es nie einen geeinten
jüdischen Staat vor diesen beiden Königreichen, ja nicht mal ein
jüdisches Volk. Um exakt zu sein, muß man in dieser Zeit die Einwohner des Königreiches Juda als Judäer bezeichnen, die Einwohner Israels als Israeliten. Es handelte sich um zwei getrennte und vor allem eigenständige Völker, die sich kulturell unterschieden. Gemeinsam war lediglich die Religion, und auch hier nicht das ganze Panthenon, sondern nur der Hauptgott, also Jahwe, bzw El.
Das Volk der Israeliten geriet dann zunehmend unter den militärischen Druck der Nachbarn und der Staat Israel wurde immer wieder verheert bzw besetzt. Ein aus Innerassyrischen Kämpfen resultierendes Machtvakuum in der Region nutzt dann der Judäische König Josia sein Reich Juda erheblich auszudenen. Er eroberte den größten Teil von Israel und viele andere Gebiete. Und er vereinte die Israeliten und Judäer und benutzt dazu die Religion, nämlich den gemeinsamen Hauptgott dieser beiden Völker.
Genau genommen entstanden die Juden erst aus dieser Vermischung heraus, die Ethnogenese der Juden beginnt also zur Zeit des Königs Josia, ganz genau genommen kann man diesen als Erschaffer der Juden bezeichnen. Wenn man es etwas weiter greifen will, dann kann man die Judäer vorher ebenfalls als Juden auffassen.
Was aber für Völker waren die Judäer und die Israeliten? Laut der Tora sind sie als ein Volk aus Ägypten geflohen, um dann nach der Wanderung durch die Wüste in das Gelobte Land einzufallen, dieses zu erobern, ethnisch zu säubern und zu besiedeln. Dann sei ein mächtiges
jüdisches Königreich entstanden und dieses dann in zwei Staaten zerfallen. So weit die Tora.
Tatsächlich aber gab es nie eine Einwanderung der Judäer in dieses Gebiet. Im Gegenteil leben sie seit jeher dort. Es gibt Archäologisch keinerlei Abriß in der Besiedlungs
geschichte und keine Einwanderung. Die Judäer sind wie die Israeliten genau genommen Kannaiter. Wie die anderen Stämme in dieser Gegend auch. Genau wie die Moabiter usw usf. Die Judäer und Israeliten entwickelten erst im Laufe der Zeit eine von den anderen Stämmen unterschiedliche Kultur und erst durch den von König Josia in die Welt gesetzten Monotheismus lösten sie sich Kulturell von den anderen Kannaitern ab.
Die Juden sind daher die Nachfahren der Authochtonen Bevölkerung dieses Landes. Sie lebten schon immer dort. Sogar schon bevor die Ägypter erstmals in dieses Gebiet vorstießen. Die Juden wanderten nicht ein und zerstörten dabei Jericho, sie sind viel einfacher die direkten Nachfahren der ältesten Bewohner Jerichos und seines Umlandes.
Zitat:Ich möchte garnicht wissen was du für Fachwelt hältst.
Fachwelt, daß sind für mich vor allem die Archäologen. Denn die Archäologie und die Quellen anderer Völker stimmen genau überein, während die archäologischen Funde mit der Tora eben nicht übereinstimmen.
Es gibt nun viele namhafte Archäologien die sich damit beschäftigen, aber um deinen Ansprüchen gerecht zu werden nehme ich mal als ein Beispiel von mehreren den Forscher Israel Finkelstein heraus (ist dir der Name Jüdisch genug?!)
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Nelson:
Zitat:Das das Alte Testament die einzige vorhandene Quelle ist
Ist es eben nicht.
Wir haben Texte anderer Völker. Und wir haben vor allem den Archäologischen Befund. Und wir haben die Quellenkritik, wir können also auch der Tora mehr entnehmen als wortwörtlich in ihr steht.
Zitat:Wenn man sich z.B die Geschichte von Jericho und den Trompeten ansieht, dann muss ein moderner Mensch, der eine leise Ahnung von Physik und Statik hat und der die Welt der antiken Gleichnisse nicht versteht oder verstehen kann/will, das ganze als Humbug ansehen
Aber noch eins drauf. Wenn man sich die höchst einfache Mühe macht, in Jericho zu graben und die Stadt über die Zeitläufe hinweg archäologisch zu untersuchen dann stellt man folgendes fest:
Es gab keine Einwanderung in dieses Gebiet wie in der Tora beschrieben. Die Mauern stürzten nicht ein. Die Stadt wurde in der von der Tora genannten Zeit nie erobert.
Folglicherweise stimmt nicht, was in der Tora steht. Überhaupt ist die Frage der Einwanderung eigentlich die entscheidende:
Laut Tora sind die Juden in ein fremdes Land eingefallen weil Gott es ihnen gegeben hat. Dann haben sie dieses militärisch erobert und ethnisch gesäubert. Und das dient heute der Legitimiation Israels?! Ich verstehe persönlich nicht, warum Juden heute unbedingt diese Geschenk- und Eroberungs
geschichte brauchen.
Denn die schlichte Wahrheit ist moralisch viel einwandfreier und sauberer, sie bietet eigentlich eine viel bessere Legitimation: Die Juden sind die Authochtone Bevölkerung, sie sind Kanaaiter.
Warum also wehren sich die Juden dagegen? Weil es ihre Religion angreift, weil es ihr Selbstverständnis als das von Gott auserwählte Volk angreift. Weil sie dann nichts besonderes mehr sind. Weil sie dann genau das gleiche sind wie die Palästinenser, nur anderer Religion.
Die Juden möchten aber gerne eine auserwählte Rasse sein, sie möchten die überlegene herrliche Rasse sein, von Gott ausgezeichnet. Wenn die Tora aber geschichtlich quatsch ist, dann greift das diese rassistische
jüdische Identität an.
(so jetzt muß ich zwei drei Tage leider aussetzen, der nächste Teil von mir wird sich mit den Antworten auf meine Ausführungen mit als Teil 2 mit der weiteren
Geschichte der Juden durch die Antike ins Frühmittelalter befassen)