(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
Das mit dem Home Office will mir bis heute nicht in den Kopf . Ich kenne auch jemand der seine Dienstzeit teilweise im Home Office verbringt. Das kommt ja sowieso nur für Leute in frage die Heimatnah stationiert sind . Damit hat man schon einen Vorteil gegenüber einem großen Teil , warum muss man dann noch zuhause arbeiten ?

Das Thema Berufsarmee hatten wir schon und hat hiermit eigentlich nichts zu tun. Das ist eine einstellungssache zum Beruf des Soldaten . Gerade weil heute selbst uffz Berufssoldaten werden können spielt das überhaupt keine Rolle . Eine Berufsarmee würde das ganze nur verschlimmern . Man würde das Personal verlieren welches nur ein paar Jahre dienen will. Außerdem würde die Reserve Struktur wegfallen . Auch wenn der Nutzen daraus begrenzt ist.
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(15.05.2024, 18:57)alphall31 schrieb: Das mit dem Home Office will mir bis heute nicht in den Kopf . Ich kenne auch jemand der seine Dienstzeit teilweise im Home Office verbringt. Das kommt ja sowieso nur für Leute in frage die Heimatnah stationiert sind . Damit hat man schon einen Vorteil gegenüber einem großen Teil , warum muss man dann noch zuhause arbeiten ?
Der Hauptgrund für Homeoffice sollte eigentlich Kinderbetreuung sein.
Zitat:Eine Berufsarmee würde das ganze nur verschlimmern . Man würde das Personal verlieren welches nur ein paar Jahre dienen will. Außerdem würde die Reserve Struktur wegfallen .
Da bin ich ausnahmsweise deiner Meinung. Die BW - so wie sie ist - braucht Zeitsoldaten.
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Das einzige was zieht ist Geld heutzutage und das Ansehen in der Öffentlichkeit . Solange Bw nicht als Armee gesehen wird steigt auch das Ansehen nicht . Das was man heute erntet ist eher Mitleid .
Beim Geld brauch man sich glaub ich nicht beschweren heute wenn ich überlege was ich als Fw damals hatte .
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(15.05.2024, 20:48)Broensen schrieb: Da bin ich ausnahmsweise deiner Meinung. Die BW - so wie sie ist - braucht Zeitsoldaten.

Natürlich braucht die BW Zeitsoldaten, aber sie braucht eben auch eine realistische Perspektive für diejenigen, die gerne eine Laufbahn einschlagen und ein Leben lang als Soldat dienen möchten.
Und da sind wir wieder beim Thema "Berufssoldat werden in der Bundeswehr", bei welchem das aktuelle Auswahlverfahren einem Lotteriespiel gleicht und zahlreiche Unzulänglichkeiten aufweist (Stichwort Vitamin B, undurchsichtige und ungerechte Abfrage der Jahrgänge etc.).
Der Bundeswehr gehen zahlreiche gute Bewerber durch die Lappen, weil vielen die Gefahr, im mittleren Lebensalter trotz hervorragender Leistungen und hoher Motivation in der zivilen Welt bei 0 anfangen zu müssen, einfach zu hoch ist.
Aber das Thema hatten wir schon beim Strang "Wiedereinführung einer Wehrpflicht", im Kommentar #95 und folgende haben wir das diskutiert.

(15.05.2024, 23:51)alphall31 schrieb: Das einzige was zieht ist Geld heutzutage und das Ansehen in der Öffentlichkeit . Solange Bw nicht als Armee gesehen wird steigt auch das Ansehen nicht . Das was man heute erntet ist eher Mitleid .

Im Grunde gebe ich dir recht, sofern ich deine Worte richtig auslege. Was mir bei dieser Diskussion bezüglich der Motivation von Soldaten jedoch regelmäßig zu kurz kommt ist, dass in den vergangenen Jahren auf verschiedene Arten versucht wurde, dem deutschen Soldaten seinen Stolz auszutreiben. Vaterlandsliebe und Soldatentum sind Begriffe, die heutzutage -vorallem in der Zivilgesellschaft, aber auch in der Bundeswehr- nicht gern gesehen bzw. sogar verpönt sind.
Für die Motivation eines Soldaten, welcher seinen Beruf nicht als Job, sondern als Berufung versteht, sind solche Werte jedoch unabdingbar. Und ebensolche Soldaten braucht man, sollte die Welt weiter eskalieren. Der Verdienst wird für einen Soldaten mit einem solchen Selbstbild automatisch weniger gewichtig. Das es zunehmend Soldaten gibt, welche die BW ihrerseits als "Firma" bezeichnen und dort maßgeblich "auf Feierabend warten", ist in diesem Kontext eine gefährliche Entwicklung in die falsche Richtung (selber schon erlebt).

Ich meine natürlich nicht, dass man nationalsozialistische Tendenzen fördern sollte, sondern dass man es zulässt, dass sich ein Soldat als Teil einer großen Soldatentradition in unserem Land betrachten darf. Geschichtsvergessenheit und der Wunsch, alles zu eliminieren was vor der Gründung der BRD war, sind hier äußerst hinderlich.
Beispielsweise gab es in meiner Dienstzeit viele, die das "Großreinemachen" in den Kasernen im Bezug auf sämtliche Dinge (Bilder / Bücher / Helme und andere Relikte etc.) welche auch nur ansatzweise im Kontext mit der Wehrmacht stehen als sehr unnötig, wenn nicht sogar bedrückend empfunden haben.
Ob man transgeschlechtliche Battalionskommandeure mit peinlichen Einhorn-Zeremonien in den Vordergrund heben sollte darf in diesem Kontext ebenfalls in Frage gestellt werden. Dabei bin ich nicht transophob, sondern vielmehr sollte schlicht nur der Soldat und nicht sein Geschlecht oder sexuelle Neigung eine Rolle spielen (Quintus hatte das ausgeführt, und ich würde das in seinem Sinne unterschreiben).

Zur Wahrheit gehört eben auch, dass der durchschnittliche Typus, der als "geborener Soldat" infrage kommt, im Kriegsfall eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen sämtliche Widrigkeiten aufweist und im großen Chaos konsequent handeln kann, meist nicht allzuviel mit den extrem liberalen Strömungen in unserer Gesellschaft anfangen kann.
Das unsere Gesellschaft so ist wie sie ist, daran wird sich so schnell nichts ändern. Diese Strömungen aber in die Bundeswehr zu übertragen spricht schlichtweg die falsche Zielgruppe an und betrachte ich aus genannten Gründen als Fehler.
Es gibt schon einen gewissen Teil in unserer Bevölkerung welcher passable Soldaten abgeben würde, welcher aber unsere heutige Gesellschaft als nicht mehr verteidigungswert empfindet (was man durchaus kritisch betrachten kann, ist aber so).
Schafft es die Bundeswehr nicht, wieder als "Armee im eigentlichen Sinne" aufzutreten und ein schlagkräftiges Bild zu generieren, verliert man auch automatisch noch diejenigen, die nicht Teil dieser "Gurkentruppe" sein wollen und dafür schon garnicht persönliche Nachteile in Kauf nehmen würden. Auch hier ist der finanzielle Anreiz in diesem Moment völlig nebensächlich.

Deshalb empfinde ich es als schwierig, wenn die Bundeswehr mit blumigen Bildern, Versprechungen von Familienfreundlichkeit und einer Darstellung der BW als "Abenteuerspielplatz" wirbt. Man spricht nämlich nicht nur die falsche Zielgruppe an, man vergrault gleichzeitig diejenigen, die tatsächlich gerne Teil einer schlagkräftigen Armee wären.

Denn wie schon oft festgestellt würde es der Bundeswehr heutzutage gegen einen brutalen, rücksichtslosen Gegner auch an Soldaten fehlen, welche im Feld gegen einen solchen Feind in großer Menge bestehen könnten. Dazu bräuchte man nicht zuletzt beispielsweise jene Typen, welche von unseren Politikern -noch bevor irgendwelche Ermittlungen abgeschlossen waren- kategorisch als "rechtsradikaler Sauhaufen" öffentlich diffamiert wurden (Stichwort KSK).

Ich hoffe, ich habe mit meinen Ausführungen keinen beleidigt und gebe zu, dass ich das ein oder andere überspitzt dargestellt habe. Wir haben durchaus auch viele fähige, robuste Soldaten in der Bundeswehr.
Ich denke aber es ist klar, worauf ich hinaus möchte:
Unsere Armee muss wieder eine Armee werden, welche -wenn sie schon keine Furcht einflößt- etwaigen Feinden aber zumindest einen gewissen Respekt abverlangt.
Bevor das nicht gelingt, kann man mit keinem Geld der Welt wirklich motivierte Soldaten gewinnen, welche morgens mit einem gewissen Stolz ihre Uniform anlegen.


(15.05.2024, 23:51)alphall31 schrieb: Beim Geld brauch man sich glaub ich nicht beschweren heute wenn ich überlege was ich als Fw damals hatte .

Sehe ich ähnlich, am Geld liegt es nicht. Dennoch darf man nicht vergessen, was allein in den letzten Jahrzehnten durch Inflation etc. an reeller Kaufkraft verloren gegangen ist.
Das, was du "damals" (hier wäre es interessant, wann "damals" war) als FW verdient hast, ist also mit dem heutigen Verdienst nicht direkt vergleichbar. Aber wie gesagt, finanzielle Anreize generieren ab einem gewissen Punkt sowieso nicht die Bewerber, welche die Bundeswehr meines Erachtens nach benötigt.
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Zitat:Das, was du "damals" (hier wäre es interessant, wann "damals" war) als FW verdient hast, ist also mit dem heutigen Verdienst nicht direkt vergleichbar.
Damals war 2003 , dazwischen liegen nicht bloß mehr als zwanzig Jahre sondern auch 2000 Euro mehr .
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alphall31:

Zitat:Das Thema Berufsarmee hatten wir schon......Gerade weil heute selbst uffz Berufssoldaten werden können spielt das überhaupt keine Rolle . Eine Berufsarmee würde das ganze nur verschlimmern . Man würde das Personal verlieren welches nur ein paar Jahre dienen will. Außerdem würde die Reserve Struktur wegfallen .

Jeder Uffz der Berufssoldat werden will, kann also hier und heute Berufssoldat werden ?! Da habe ich vollständig anderes mitbekommen. Manche werden Berufssoldaten, andere nicht, bei anderen wird dies aus rein bürokratischen Gründen ausgeschlossen.

Und: eine echte Berufsarmee anzustreben und dennoch Stellen für Zeitsoldaten anzubieten damit auch diejenigen dienen können die dies nur vorübergehend tun wollen, ist kein Widerspruch. Das geht beides zusammen. Man kann sehr wohl jedem der es will eine Stelle als Berufssoldat auf Dauer geben und trotzdem zugleich Zeitsoldaten einstellen.

Es geht also hier nicht um ein Entweder - Oder, sondern darum, dass JEDER Zeitsoldat die Option haben sollte Berufssoldat zu werden, was auch hier und heute gesichert nicht der Fall ist. Was aber dringend notwendig wäre, um dem Personalmangel zu begegnen und was allein jetzt schon reichen würde um die aktuell nicht besetzten Stellen weitgehend zu besetzen.

Eine ausreichende Reserve ist zudem über die aktuellen Zustände ebenfalls nicht aufbaubar, dafür müsste man nochmals ganz andere Wege gehen.


Broensen:

Zitat:Die BW - so wie sie ist - braucht Zeitsoldaten.

Wie schon geschrieben schließt das eine das andere nicht aus. Aber noch darüber hinaus sprechen wir hier ja eigentlich gerade eben darüber, dass die Bundeswehr - so wie sie jetzt ist - eben nicht kriegstauglich ist. Aus einer Vielzahl von Gründen. Gerade eben deshalb sollte die Bundeswehr eben nicht so sein, wie sie jetzt ist, sondern sie muss anders werden, oder wir können sie uns vollständig sparen.
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Zitat:Jeder Uffz der Berufssoldat werden will, kann also hier und heute Berufssoldat werden ?! Da habe ich vollständig anderes mitbekommen. Manche werden Berufssoldaten, andere nicht, bei anderen wird dies aus rein bürokratischen Gründen ausgeschlossen.
Ich hoffe mal das es nicht solche Ausmaße annimmt das man jeden nimmt sondern nur Mangel atn.

Zitat:Es geht also hier nicht um ein Entweder - Oder, sondern darum, dass JEDER Zeitsoldat die Option haben sollte Berufssoldat zu werden, was auch hier und heute gesichert nicht der Fall ist. Was aber dringend notwendig wäre, um dem Personalmangel zu begegnen und was allein jetzt schon reichen würde um die aktuell nicht besetzten Stellen weitgehend zu besetzen.

Das ist garantiert nicht die Lösung für unser Personalproblem . Der allergrößte Teil wird es immer noch durch Leistung und der kleinste Teil mogelt sich durch Beziehung oder arschkriechen durch. Die Bw ist jetzt schon völlig überaltert. Unser beamtentum haben wir als schlechtes Beispiel , das sollte uns Lehre genug sein.
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Es gibt aber viele, und ich schreibe bewusst viele, die länger dienen wollen und dies nicht dürfen, oder die Berufssoldaten werden wollen und dies ebenfalls nicht dürfen.

Und ich würde hier nicht den Vergleich mit dem regulären Beamtentum ziehen, sondern eher mit der Polizei.
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