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Nigeria - Druckversion

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- ThomasWach - 21.01.2010

Soweit ich mal gelesen habe, gibt es in quer in der Mitte des Landes von West nach Ost verlaufend einen relativ breiten Streifen "religiös gemischten" Landes, will heißen: In diesen zentralen Teilen Nigerias dominiert keine der beiden großen Religionen absolut, sondern gibt es jeweils ein fast austariertes Verhältnis oder zumindest jeweils größere Minderheiten. Und da inzwischen aus dem perspektivlosen Norden immer mehr Arbeitssuchende auch in die Mitte des Landes auswandern, ergibt sich zusehends in diesen zentralen Provinzen und Städten ein explosives Gemisch.


- Schneemann - 22.01.2010

Zitat:Und da inzwischen aus dem perspektivlosen Norden immer mehr Arbeitssuchende auch in die Mitte des Landes auswandern, ergibt sich zusehends in diesen zentralen Provinzen und Städten ein explosives Gemisch.
Wobei man auch anmerken sollte, dass der Norden auch deswegen eher perspektivlos ist, weil sich dort steinzeitliche Islam-Vorstellungen durchsetzen (Einführung der Scharia) konnten, was wiederum viele Investoren zum Gehen oder sowieso zum Meiden dieser Gebiete veranlasste, was wiederum wenige Jobs und keine großartigen Perspektiven bewirkte. Zudem strömen (anscheinend) aus dem benachbarten Tschad und aus dem weitgehend islamischen Niger (interessanterweise wieder) perspektivlose Muslime nach Nordnigeria und heizen den Konflikt dort noch mehr an.

Hierzu:
Zitat:Massaker in Nigeria

Hetzen, jagen, töten

Christen und Muslime tragen im Herzen Nigerias einen blutigen Religionskrieg aus - Hunderte wurden in den vergangenen Tagen in der Stadt Jos massakriert. Der Konflikt dauert schon Jahre, doch der Staat schafft es nicht, die Gewalt zu beenden. Die Geschichte einer Tragödie. [...]

Doch Festnahmen hat es auch schon bei den Unruhen 2008 gegeben, darunter Muslime aus den benachbarten Niger und Tschad - ein Umstand, der von den Christen gerne angeführt wird, um die Bedrohung noch deutlicher zu machen...
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,673261,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 61,00.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- Erich - 24.01.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,673621,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 21,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 23.01.2010

Religionskrieg in Nigeria
150 Leichen aus Brunnen geborgen

Den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen in Nigeria sind erneut wahrscheinlich Hunderte Menschen zum Opfer gefallen. Nach einem Überfall auf ein Dorf wurden dort 150 Tote aus einem Brunnen geborgen, 60 Einwohner werden noch vermisst.
...

Die Auseinandersetzungen mit schätzungsweise mehr als 300 Toten hatten am Sonntag begonnen. Sie entzündeten sich am Bau einer Moschee in der zentralnigerianischen Stadt Jos und griffen später auf umliegende Städte und Dörfer in dem mehrheitlich von Christen bewohnten Gebiet über.

Jos liegt an der Nahtstelle zwischen dem mehrheitlich muslimischen Norden und dem christlich-animistisch geprägten Süden Nigerias. In den vergangenen Jahren kam es dort immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen, bei denen zahlreiche Menschen starben.
...
wir haben auch und gerade hier wieder das typische Problem der (nach-)kolonialen Grenzen, das Völker einerseits teilt und andererseits unterschiedlichste Völker zwingt, in einem Staat zusammen zu leben.
Dazu kommt die mangelnde Reife zur Demokratie.
Diese Ausgangslage kann nur zu ethnischen Konflikten führen.


- hunter1 - 24.01.2010

Zitat:wir haben auch und gerade hier wieder das typische Problem der (nach-)kolonialen Grenzen, das Völker einerseits teilt und andererseits unterschiedlichste Völker zwingt, in einem Staat zusammen zu leben.
Dazu kommt die mangelnde Reife zur Demokratie.
Diese Ausgangslage kann nur zu ethnischen Konflikten führen.
Nigeria ist ein Vielvölkerstaat, durch den ausserdem eine religiöse Kluft verläuft. Ob der Konflikt zwischen Christen und Muslimen ethnisch ist, das wüsste ich aber gerne genauer. Der einzige Separationskrieg Nigerias war der Biafra-Krieg im Südosten des Landes, ein klar nicht-religiöser Krieg. Daher frage ich mich, ob der momentane religiöse Konflikt im Zentrum des Landes entlang ethnischer Grenzen verläuft. Die Religionsgrenze, wenn man davon überhaupt sprechen kann, hat sich afaik seit der Kolonialzeit auch verschoben. Der Islam stösst quasi entlang der Sahel-Grenze in Richtung Süden vor, nicht nur in Nigeria. D.h., die Religionsgrenze in Nigeria widerspiegelt womöglich keine ethnischen Grenzen. Wäre toll, wenn da jemand mehr wüsste.


- Schneemann - 24.01.2010

hunter1 schrieb:
Zitat:Ob der Konflikt zwischen Christen und Muslimen ethnisch ist, das wüsste ich aber gerne genauer.
In weiten Teilen. Im Norden sind vor allem sunnitische Muslime der Hausa zu finden, während im Süden/Südosten (entlang der Brennpunkte) eher die christliche Ibo/Igbo dominieren. Allerdings ist es tatsächlich schwer, die religiösen Differenzen an den ethnischen Grenzen festzumachen, da z. B. im Norden/Nordosten die Kanuri und im Süden/Südwesten die Yoruba zu finden sind, die sich völlig verschieden teils auf den Islam, teils das Christentum und teils Natur-/Stammesreligionen berufen (also keine „einheitliche“ Religion haben). Insofern kann man die Frage mit einem klaren „Jein“ beantworten, da einerseits es Stämme gibt, die mehrheitlich einer Religion zugehören und die sich entlang der Bruchlinie in der Mitte des Landes die Köpfe einschlagen, aber es auch andererseits Stämme entlang der Bruchlinien gibt, die vielen Religionen zugehören.
Zitat: Der einzige Separationskrieg Nigerias war der Biafra-Krieg im Südosten des Landes, ein klar nicht-religiöser Krieg.
Nicht ganz. Sicherlich dürfte der Kriegsgrund mit der Erdöl-Reichtum Biafras gewesen sein (und natürlich die sezessionistischen Tendenzen und Absichten), aber man darf auch nicht vergessen, dass die Bewohner Biafras mehrheitlich Christen waren (mehrheitlich vom Volke der Ibo), die sich von den Muslimen im Norden/Nordosten an die Wand gedrückt sahen. Der danach geführte grausame Busch-Krieg nahm fast Genozid-ähnliche Formen an, als man beschloss, die Ibo durch eine Hungerblockade zur Aufgabe zu zwingen, was zum Tode von (vermutlich) 1,5 – 2 Mio. Menschen führte. Von einem klar nichtreligiösen Konflikt kann man deshalb m. Mn. nach nicht reden.

Schneemann.


- Schneemann - 08.03.2010

Nigeria kommt nicht zur Ruhe, erneut kam es zu einem Gewaltausbruch...
Zitat:Bis zu 300 Tote bei Konflikten in Nigeria befürchtet

Jos (Reuters) - Nigerias Interimspräsident Goodluck Jonathan hat Sicherheitskräfte zur Niederschlagung der religiös motivierten Ausschreitungen im Zentrum des Landes aufgerufen.

In der Nacht zu Sonntag waren bei Auseinandersetzungen zwischen muslimischen Hirten und christlichen Dorfbewohnern Hunderte Menschen ums Leben gekommen. Ein Reuters-Journalist zählte bei einem Besuch in dem betroffenen Dorf bei Jos in Zentral-Nigeria 120 Leichen, die unter freiem Himmel lagen. Der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Kommissar der Hochebene sprach von mehr als 300 Toten.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE62702120100308">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 2120100308</a><!-- m -->

Schneemann.


- Ingenieur - 11.03.2010

Der letzte Massenmord etwas aufgeschlüsselt. Anbei eine Karte mit der geographischen Verteilung der Ethnien in Nigeria.

Zitat:Fulbe verübten Genozid an Berom

Angehörige der eigenen Volksgruppe wurden angeblich per SMS vorgewarnt
Am Sonntag überfielen Mitglieder der Volksgruppe der Fulbe drei Dörfer der Berom in der Nähe der nigerianischen Stadt Jos. Opferberichten zufolge töteten sie in Dogo Nahawa, Ratsat und Zot nicht nur alle dort ansässigen Berom-Bauern, derer sie habhaft werden konnten, sondern auch Frauen, Kinder und Alte mit Schusswaffen, Macheten, Äxten und Dolchen. Insgesamt sollen nach Auskunft von Gregory Yenlong, dem Informationsminister des Bundesstaates Plateau, in dem die Ortschaften liegen, mehr als 500 Menschen ums Leben gekommen sein. Etwa 200 Verletzte werden derzeit in Krankenhäusern behandelt.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32234/1.html">http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32234/1.html</a><!-- m -->


- Schneemann - 14.03.2010

Kann sein, dass bald das nächste Blutbad folgt, zumindest deutet manches darauf hin...
Zitat:Blutbad mit 500 Toten

Nigerias Trauer schlägt in Wut um

Das Massaker an Hunderten Christen hat Nigeria erschüttert. Die Menschen sind empört über das Versagen des Militärs, das eine Racheaktion nicht verhinderte. Die Bürger fordern ein Machtwort ihres Präsidenten. Doch der ist schwerkrank - ob er überhaupt noch lebt, ist fraglich.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,683275,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 75,00.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- tienfung - 19.11.2010

Zitat:Armee befreit 19 Geiseln im Nigerdelta

Mehrere Tage waren sie in der Gewalt von nigerianischen Rebellen: Nun konnten 19 Geiseln befreit werden, darunter sieben Ausländer. Bei dem Einsatz des Militärs im Nigerdelta wurde offenbar keines der Entführungsopfer verletzt.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,729761,00.html



- Erich - 09.12.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/wikileaks-shell-in-nigeria-sie-wissen-alles-1.1034143">http://www.sueddeutsche.de/politik/wiki ... -1.1034143</a><!-- m -->
Zitat:Wikileaks
Shell in Nigeria - "Sie wissen alles"

09.12.2010, 14:04
Von Malte Conradi

Neue Wikileaks-Veröffentlichung zeigen, wie tief verwurzelt der weltgrößte Öl-Konzern Shell in Nigerias Politik ist. Shell soll in "allen Ministerien" sitzen und deshalb so gut informiert sein, dass die USA dafür sogar militärisches Wissen eintauschen.
....
sie wissen alles - und korrumpieren alle ...


- Erich - 25.12.2010

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,736564,00.html">http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,736564,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 25.12.2010

Nigeria
Dutzende Tote bei Anschlägen auf Weihnachtsgottesdienste


Bei Angriffen auf Gottesdienste sind in Nigeria an den Weihnachtsfeiertagen mehr als 30 Personen ums Leben gekommen. Die Anschläge ereigneten sich in den Städten Jos und Maiduguri. Einen der Angriffe verübte eine radikalislamische Sekte.
...



- tienfung - 28.12.2010

Zitat:Helfer bergen Dutzende Leichen

Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Christen in Nigeria an Heiligabend sind deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen als bislang bekannt. Einem Regierungsvertreter zufolge wurden in der Stadt Jos bislang 80 Leichen geborgen - zunächst war von 38 Opfern die Rede

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,736802,00.html



- Shahab3 - 01.01.2011

<!-- m --><a class="postlink" href="http://presstv.com/detail/158081.html">http://presstv.com/detail/158081.html</a><!-- m -->
Zitat:Blast kills 30 in Nigerian capital
Sat Jan 1, 2011 9:4AM

A bombing in the Nigerian capital Abuja has killed at least 30 people and injured several more at a market inside a military barracks.
...
"There was a bomb blast inside the Mammy market. The bomb exploded where people were eating and drinking," the civil defense corps chief for the capital, Rabi Saidu, told reporters.
...



- Schneemann - 10.01.2011

Unruhen auch in Nigeria (eigentlich schon seit Jahren immer wieder ausbrechende Gegensätze zwischen Christen und Muslimen, besonders in Zentral-Nigeria)...
Zitat:Nigerian city of Jos becomes ghost town after clashes

Nigeria's central city of Jos is a ghost town after weekend clashes between rival groups left at least 18 people dead.

Journalist Andrew Agbese told the BBC banks, schools and markets were closed as residents feared more violence. More buildings were set alight in one area of the city on Monday and extra security forces have been deployed.

Jos lies in Nigeria's volatile Middle Belt - between the mainly Muslim north and largely Christian south. It has been blighted by violence between rival ethnic groups over the past decade, with deadly riots in 2001, 2008 and last year.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-12154874">http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-12154874</a><!-- m -->

Schneemann.


Re: Nigeria - Schneemann - 03.03.2011

Zitat:Nigeria: Deadly blast targets rally near Abuja

A bomb has exploded during a political meeting near the Nigerian capital Abuja, killing at least three people, police say. The blast happened during a rally for the governing People's Democratic Party (PDP) in Suleja, about 40km (24 miles) from Abuja, officials say. National elections are due to be held in Nigeria next month.

Central Nigeria has seen a recent upsurge in violence between rival ethnic, religious and political groups. The device - thrown from a vehicle - missed the centre of the rally but landed close to a market, national police spokesman Olusola Amore said.

"Three people were killed on the spot and 21 wounded," Mr Amore
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-12639290">http://www.bbc.co.uk/news/world-africa-12639290</a><!-- m -->

Oh oh, könnte vielleicht den nächsten interreligiösen Krawall einleiten...

Schneemann.