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Guyana - Schneemann - 10.11.2025

Die Ölvorkommen in Guyana, die ja in der Vergangenheit auch schon zu Spannungen mit Venezuela beigetragen hatten, könnten sich für das kleine Land als Segen erweisen. Gleichwohl: Unabhängig vom unzweifelhaft wachsenden Wohlstand bleiben natürlich auch Risiken, man denke an die Folgen der Ölförderung in Nigeria bzw. die himmelschreienden Verschmutzungen im Nigerdelta sowie an den Klimawandel in globaler Perspektive. Auch bleibt die Frage, wie viel von den Einnahmen im Land selbst bleiben und ob die Bevölkerung zumindest halbwegs gleichermaßen davon profitiert.
Zitat:Guyana

"Der Ölboom übersteigt unsere Kapazitäten"

Vor zehn Jahren wurden vor Guyana riesige Ölvorkommen entdeckt. Seitdem wächst die Ölindustrie rasant, boomt der Export. Doch die Armut ist noch lange nicht überwunden, und Sorgen vor den Umweltfolgen bleiben. [...] Die neue Skyline hier hat sich rasant gewandelt. Hotelhochburgen, riesige Tanker, Container. [...]

Hier, auf wenigen Quadratmetern Boot, zeigt sich, wie unterschiedlich das Öl gesehen wird, das der US-Konzern Exxon entdeckt hat. Für Bootsführer Dhanirem ist es - wie für viele Guyaner - ein Versprechen auf eine Zukunft in Wohlstand. "Das Öl ist wirklich gut für unser Land. Sehr, sehr gut. Wir haben diese Ressourcen und wir können sie fördern. Das schafft nur Exxon." [...] Guyana erlebt eine unglaubliche Verwandlung von einem der ärmsten Karibikstaaten zum neuen El Dorado der fossilen Energie. Mindestens elf Milliarden Barrel Öl, laut Exxon im Wert von mindestens 750 Milliarden US-Dollar, schlummern am Meeresgrund. [...]

Kemraj Parsram, Regierungsvertreter und Direktor der Agentur für Umweltschutz, ist begeistert: "Mit den Ölinvestitionen haben wir unsere Wirtschaft vorangebracht, die Infrastruktur, Bildung und das Leben der Guyaner verbessert. Es ist eine gewaltige Entwicklung." [...]

Das schnellste Wirtschaftswachstum der Welt - es zieht internationale Investoren an. Den Demerara-Fluss überspannt eine neu eröffnete Brücke. Eine Meisterleistung der Ingenieurskunst - aus China. China profitiert direkt vom Ölboom, kooperiert offshore mit Exxon. Doch die Hälfte der 800.000 Einwohner Guyanas lebt weiter in Armut. [...]

Vom Ölboom ist in Georgetown außer auf den Baustellen kaum etwas zu sehen. Viele ungepflasterte Straßen, versumpft, die einst prächtigen britischen Kolonialhäuschen modrig, Kühe grasen am Wegesrand, Menschen campieren zwischen Müllbergen. Der Widerspruch zwischen fossilem Reichtum und sozialer Notlage ist für Wirtschaftsexperte Ram ein Symptom der sogenannten Dutch Disease, der holländischen Krankheit. "Dutch Disease bedeutet einfach, dass die Ressourcen dorthin fließen, wo das Geld ist. "Und das bedeutet im Fall Guyanas: zum Ölsektor. Das Personal fehlt dann in der traditionellen Landwirtschaft. Produkte verteuern sich. Gleichzeitig fließen durch die Exporte viele US-Dollar ins Land, die die eigene Währung, den Guyana Dollar, aufwerten. Die Preise steigen. [...]

Guyana könnte ein neues Norwegen werden, wenn es in den Sozialstaat investiert. Oder ein zweites Venezuela, wo der Reichtum zur Instabilität geführt hat. Oder ein weiteres Nigeria, das unter extremer Umweltzerstörung leidet.
https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/guyana-oelboom-umwelt-100.html

Der letzte Satz trägt es in sich: Ist man vor Ort klug und legt, wie etwa Norwegen, einen Staatsfonds für zukünftige Generationen auf (die auch davon profitieren, wenn der Boom irgendwann ausläuft), dann könnte sich das Land in tatsächlich ein kleines Singapur verwandeln, geht man aber den pseudosozialistischen Weg und verpulvert das Geld anderweitig, kann es auch sein, man landet wie Venezuela im Chaos. Und die Umweltrisiken bleiben, egal, wie man es dreht und wendet...

Schneemann