Forum-Sicherheitspolitik
Libyen - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Blickpunkt Welt (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=90)
+--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=96)
+--- Thema: Libyen (/showthread.php?tid=711)



Re: Libyen - hunter1 - 21.02.2012

Von hier

Tiger schrieb:Das militärische Eingreifen in den Bürgerkrieg in Libyen hatte gar nichts mit der NATO zu tun, wenn man mal davon absieht das die Mehrheit der Staaten die intervenierten ihr angehören. Gerne übersehen wurde dabei auch die Beteiligung einiger arabischer Staaten - nämlich Katar, Jordanien und den VAE - an den Aktionen gegen das Gaddafi-Regime.
Die USA, Großbritannien und Frankreich griffen vor allem deshalb in den Bürgerkrieg in Libyen ein, weil Gaddafi sie mit seiner Politik in Afrika, etwa mit seiner Beanspruchung der Großen Syrte als libysches Hoheitsgewässer und dem Krieg gegen den Tschad, und seiner Unterstützung terroristischer Gruppen in der Vergangenheit zu sehr provoziert hatte. So hatten etwa die libyschen Versuche unter Gaddafi, besagte Ansprüche auf die Große Syrte durchzusetzen zu mehreren Gefechten mit den US-Streitkräften geführt.
Einen Mitgliedsstaat der NATO hat das Gaddafi-Regime aber nicht direkt bedroht.

Ich denke, Du beziehst Dich hier auf den Gaddafi der 1980er-Jahre. Der Gaddafi der 2000er-Jahre war wiederum ziemlich gut mit europäischen Staaten "befreundet", als Öl-Lieferant, Flüchtlingsbremse und Al-Kaida-Verfolger. Gleichzeitig blieb er aber auch unberechenbar, undiplomatisch und erpresserisch, wie man z.B. bei der Schweiz-Libyen-Affäre beobachten konnte. Als Partner war er somit für die Europäer nicht sehr interessant, eher ein notwendiges Übel, den man vielleicht auch gerne ersetzt hätte. Und die Revolution in Libyen hat dann die Gelegenheit dazu geliefert.


Re: Libyen - Schneemann - 29.02.2012

Droht auch Libyen zunehmend im Dunstkreis der Islamisten zu versumpfen? Nach den Wahlen in Tunesien und in Ägypten, wo beide Male die Islamisten gewannen, könnte es nun auch sein, dass in Libyen die Früchte der Revolte den Islamisten in die Hände fallen...
Zitat:Libyen

Dschihadisten gewinnen Einfluss in Tripolis

Libysche Al-Kaida-Veteranen haben in der ostlibyschen Stadt Derna eine schlagkräftige Miliz aufgebaut. Ihre Macht reicht bis in die Hauptstadt. Von Petra Ramsauer, Derna. [...]

Derna wurde zur Bastion militanter Muslime. Und blieb es bis heute. Mansour al-Hasidi, Sprecher des lokalen Übergangsrates, sozusagen der Bürgermeister, lässt sich im Restaurant am Meer einen kräftigen Mokka servieren. "Um aufzuwachen," wie er mehrmals betont: "Ich habe vergangene Nacht stundenlang mit dem Premierminister über militärische Fragen verhandelt. Unsere Derna-Milizen werden immer dringender gebraucht. In Sirte, Kufra, Bani Walid. Sie verstehen etwas davon, wie man für Sicherheit sorgt. Wahrscheinlich mehr als sonst jemand in Libyen." [...]

Seine Begleiter stellen al-Hasidi ehrfürchtig als Veteranen des Heiligen Krieges in Afghanistan vor. Die eigenen Terror-Erfahrungen will der Neu-Stadtvater allerdings ungern diskutieren, dafür aber jene seiner Milizen. "Dernas Milizen sind deshalb so gut trainiert, weil sie viel Erfahrung gesammelt haben: Beim Kampf gegen die USA in Afghanistan, vor allem aber im Irak. Und sie haben die besten Waffen." [...]

Die überlebenden Irak-Veteranen aktivierte Abdul-Hakim al-Hasadi noch in der Nacht des Aufstands vom 17. Februar und bildete mit ihnen den Kern der berüchtigten Derna-Milizen, An Nour und Shuhada Derna nennen sich die zwei wichtigsten. Einige Hundert Kämpfer hat er seither offiziell unter Waffen. Die Terrorvergangenheit ihres Kommandanten alarmierte schon zu Beginn des Aufstandes die westlichen Unterstützer. "Wir hören, es gibt einen Milizen-Chef im Osten, der sich als Emir feiern lässt," so ein besorgter EU-Diplomat im Februar 2011. Er meinte Abdul-Hakim al-Hasadi. Dieser kämpfte nicht bloß im Ausland, sondern zählte schon zu den Leitfiguren der Islamistischen Libyschen Kampfgruppe (LIFG). Ab 2007 wurde diese Gruppe sowohl vom heutigen Al-Kaida-Boss Aiman al-Sawahiri als vom damaligen Führer der Al-Kaida im Irak, Abu Musab al-Sarkawi, offiziell als Teil der Organisation anerkannt. Dies auch als Dank für die Rekrutierung von Terrorfreiwilligen aus Libyen. [...]

Inzwischen ist in Libyen eine islamistische Machtachse zwischen Derna im Osten und der Hauptstadt entstanden, während gleichzeitig am Hegemoniekampf zwischen den Milizen aus Misrata, Bengasi und Zintan die Handlungsfähigkeit des Übergangsrates zerbröselt.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-02/Libyen-Al-Kaida">http://www.zeit.de/politik/ausland/2012 ... n-Al-Kaida</a><!-- m -->

Schneemann.


Re: Libyen - Schneemann - 05.03.2012

Zitat:Fury over attack on British war graves in Benghazi

Attacks on the graves of British servicemen in Benghazi, Libya, have been described as "horrific" by Foreign Office Minister Alistair Burt.

The Foreign Office said 200 graves and a Cross of Remembrance were damaged at the Benghazi British Military Cemetery. The Benghazi War Cemetery was also targeted. Both cemeteries commemorate British and Commonwealth nationals who died during or after World War II.

The Libyan authorities apologised and pledged to catch those responsible. The damage was "unethical, irresponsible and criminal", the ruling National Transitional Council said.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.bbc.co.uk/news/uk-17244211">http://www.bbc.co.uk/news/uk-17244211</a><!-- m -->

Schneemann.


Re: Libyen - Exirt - 07.03.2012

Zitat:Stammesführer und Milizenkommandeure haben den ölreichen Osten Libyens zu einer autonomen Region ausgerufen. Tausende Stammesmitglieder, Milizionäre und Politiker nahmen an der Zeremonie in der Stadt Bengasi teil. Sie ernannten einen Rat, der die Angelegenheiten der neuen Region regeln soll, die sich von der Küstenstadt Sirte bis zur ägyptischen Grenze erstreckt....

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/libyenautonomie100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/libyen ... ie100.html</a><!-- m -->

Meine Glückwünsche.


Re: Libyen - Erich - 10.03.2012

Das hat auch der SPIEGEL berichtet, aufgemacht mit einer rhetorischen Spekulationsfrage:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,819698,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 98,00.html</a><!-- m -->
Zitat:06.03.2012

Gebiet um Bengasi

Ölreiche Region in Ostlibyen erklärt Autonomie

Bricht Libyen bald auseinander? Im Osten das Landes haben Stammes- und Milizenführer eine autonome Region ausgerufen - obwohl die Zentralregierung in Tripolis sich mehrfach dagegen ausgesprochen hatte. Das Gebiet ist reich an Öl.
...
Eine Regionalisierung des immer noch von Stammesdenken geprägten Landes war (wie im Irak) zu erwarten. Schließlich wurde unter Gaddafi der Osten, der immer noch dem ehemaligen Königshaus nahe stand, gezielt vernachlässigt. Und der Osten will jetzt profitieren, während der Westen um die ehem. G.-Hochburgen nicht verlieren will. Und auch die Berber im Hinterland von Bengasi wollen ihre eigene Kultur und Sprache stärken.
Fraglich ist nur, in welchem Maß sich die Regionen verselbstständigen (können).
Dazu ein Interwie im SPIEGEL:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,820434,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 34,00.html</a><!-- m -->
Zitat:10.03.2012

Autonomiebewegung in Libyen
"Sie wollen sich selbst regieren"

Das neue Libyen zerfällt: Die Region Cyrenaika hat sich für unabhängig erklärt - was die Politologin Amal al-Obeidi aus Bengasi im Interview für unumgänglich hält. Sie fordert von der Regierung in Tripolis eine gerechtere, dezentrale Verteilung von Macht und Ressourcen.
...

SPIEGEL ONLINE: Wie stark sind die Separatisten heute?

Obaidi: Der Begriff Separatisten ist falsch. Ich kenne keinen Libyer, der aus seinem Landesteil einen unabhängigen Staat machen möchte. Worum es geht, ist eine geografisch und gesellschaftlich gerechte Dezentralisierung. Die Menschen wollen sich selbst regieren.
...
Dringend notwendig ist dagegen eine glaubwürdige und effiziente Dezentralisierung. Der Prozentsatz der Protestler in der Ostregion ist hoch, und wenn die Regierung die berechtigten Anliegen der Bevölkerung nicht ernst nimmt, wird der Druck weiter wachsen.
...
und dazu auch eine Einschätzung der Ergebnisse der anstehenden Wahlen:
Zitat:SPIEGEL ONLINE: Wenn in drei Monaten wirklich gewählt wird, werden dann auch in Libyen die Muslimbrüder und die Salafisten den Ton angeben?

Obaidi: Gerade wurde die lang erwartete Partei "Al-Wasat" ("Das Zentrum") gegründet, ein Sammelbecken all derer, die einen liberalen Zivilstaat anstreben. Ein theokratisches System in Libyen entspräche auch nicht unserem Charakter. Unsere Geschichte liefert dafür etliche Beispiele.



Re: Libyen - Samun - 12.03.2012

Ich würde die Äußerungen nur vorsichtig anfassen.
Er versteht darunter noch lange nicht das gleiche wie wir.
Die Aussage, dass niemand einen theolokratischen Staat will, bedeutet für sich nichts.
Denn das was wir schon lange als islamistisch einstufen würden, läuft bei der libyschen Bevölkerung noch unter "normal".
Und seine Aussagen über die Dezentralisierung wiedersprechen sich mit den realen Begebenheiten.
Eine geographisch/gesellschaftliche Dezentralisierung hat es praktisch schon imer gegeben. Es geht ausschließlich um eine wirtschaftliche Dezentralisierung; vor allem der Einkünfte. Und das wird noch böses Blut erzeugen.


Re: Libyen - Erich - 01.04.2012

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/libyenneuanfang100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/libyen ... ng100.html</a><!-- m -->
Zitat:Menschenrechte in Libyen
Ein schwerer Neuanfang

Vor rund einem Jahr begann der Aufstand gegen das Regime in Libyen. Auch mit massiver Unterstützung der NATO wurde das Regime Gaddafi gestürzt. Doch gegen die neuen Machthaber gibt es ebenfalls Vorwürfe wegen gravierender Menschenrechtsverletzungen.
...

Stand: 01.04.2012 12:31 Uhr
Diesen und weitere Beiträge sehen Sie heute Abend um 19:20 Uhr im Weltspiegel im Ersten.


Re: Libyen - Shahab3 - 30.04.2012

Flughafen von Benghazi wurde von Milizen umstellt. Teilung des Landes gefordert. etc...war ja alles abzusehen.

-------

Interessant ist aber auch diese Randnotiz:

Zitat:29.04.2012
Wien
Gaddafis früherer Ölminister tot in der Donau entdeckt
...
Wien - Der Tote habe noch nicht lange im Wasser getrieben, als er am Abend gefunden worden sei, erklärte Polizeisprecher Roman Hahslinger in Wien. Der 69-Jährige sei zweifelsfrei identifiziert, eine Obduktion solle nun nähere Erkenntnisse über die Todesursache bringen.

Spuren von Gewalteinwirkungen seien an dem Körper nicht entdeckt worden. Es sei möglich, dass dem Mann schlecht geworden und er ins Wasser gefallen sei, sagte ein Polizeisprecher laut Nachrichtenagentur AFP.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,830511,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 11,00.html</a><!-- m -->

..doch, klingt plausibel. Smile


Re: Libyen - Erich - 02.07.2012

dass in Libyen keine einheitliche Zentralmacht besteht, sondern ein zersplittertes Sammelsurium von Stämmen und politschen (religiösen) Gruppierungen - was fast in Anarchie ausartet - zeigt diese Meldung
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/nach-geiselnahme-anfang-juni-mitarbeiter-des-strafgerichtshofs-in-libyen-freigelassen-1.1399760">http://www.sueddeutsche.de/politik/nach ... -1.1399760</a><!-- m -->
Zitat:Nach Geiselnahme Anfang Juni
Mitarbeiter des Strafgerichtshofs in Libyen freigelassen

02.07.2012, 18:06 In Libyen haben Milizen vier Mitarbeiter des Internationalen Strafgerichtshofs nach mehrwöchiger Geiselhaft freigelassen. Unter den Gerichtsmitarbeitern ist auch eine australische Anwältin, die einen Sohn von Muammar al-Gadaffi vor Gericht vertreten soll.
...
auch die Verhältnisse zwischen Tripolitanien im Westen und der Cyreneika im Osten des Landes sind auch alles andere als ungetrübt; so streiten die beiden Regionen erbittert um die Zahl der Sitze in der demnächst zu wählenen "Verfassungsgebenden Versammlung". Gaddafi hat keine staatlichen Strukturen etabliert (wie das z.B. in Ägypten geschah), sondern ein wirres Sammelsurium von Vertretungen gesetzt und die Stämme gegeneinander aufgewiegelt und ausgespielt. Im Endeffekt kann da nur eine "Bundesstaatenlösung" ähnlich der BRD mit weitgehender Selbstständigkeit der Regionen und Ethnien einigermaßen befriedend wirken - jede Region und Ethnie regelt die eigenen Angelegenheiten (z.B. Polizeibefugnisse - innere Sicherheit, Kultur) weitestgehend selbstständig (Subsidiaritätsgrundsatz). Dazu erhalten die Regionen einen (einheitlichen) hohen Anteil an den Erdöl- und Erdgaseinnahmen. Die Zentralregierung erhält nur die Kompetenzen, die von den unteren Gliederungen nicht selbstständig erledigt werden können (z.B. Aussen- und Sicherheitspolitik).


Re: Libyen - Erich - 07.07.2012

heute sind Wahlen zur "verfassungsgebenden Versammlung" - etwas, was Libyen nach dem unstrukturierten "Volksmassenstaat" Gaddafis dringen braucht - und die Libyer sind wahlfreudig. Rund 80 % der Wahlberechtigten sollen sich für die Wahlen registrieren haben lassen.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://news.de.msn.com/politik/wahl-in-libyen-begeisterung-und-st%c3%b6rversuche-2">http://news.de.msn.com/politik/wahl-in- ... versuche-2</a><!-- m -->
Zitat:Erstellt am: 7 Juli 2012 | Von dpa, dpa-infocom

Wahl in Libyen: Begeisterung und Störversuche

Die Libyer haben die erste landesweite Wahl nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi zu einem Fest gemacht. Frauen stießen in den Wahllokalen Freudentriller aus und verteilten Schokolade. Männer machten das Victory-Zeichen.
....
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-wahl100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-wahl100.html</a><!-- m -->
Zitat:Bürger entscheiden über Nationalkongress
"Es ist eine Art Hochzeitsfest für Libyen"

In Libyen hat die erste freie Parlamentswahl seit vier Jahrzehnten begonnen. Rund 2,7 Millionen Menschen sind aufgerufen, über die 200 Mandate zu entscheiden. Mehr als 3700 Kandidaten stellen sich zur Wahl. Für die Sicherheit der Abstimmung sind Tausende Soldaten und Polizisten abgestellt.
...

Stand: 07.07.2012 09:49 Uhr
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/hohe-beteiligung-bei-parlamentswahl-libyer-feiern-ihre-erste-freie-wahl-wie-ein-volksfest-1.1405348">http://www.sueddeutsche.de/politik/hohe ... -1.1405348</a><!-- m -->
Zitat:Hohe Beteiligung bei Parlamentswahl
Libyer feiern ihre erste freie Wahl wie ein Volksfest

07.07.2012, 14:12 Schlange stehen für die Demokratie: In 94 Prozent der Wahlbezirke ist die erste freie Parlamentswahl in Libyen laut Übergangsregierung "ausgezeichnet", vielerorts verwandeln ausgelassene Bürger die Veranstaltung in ein Fest. Im Osten des Landes mussten jedoch mehrere Wahllokale nach Angriffen geschlossen werden.
....
ich bin gespannt, wie starkt die Gruppierung um die "Muslimbrüder" vertreten sein wird. Einerseits sind die ja auch in Libyien (mehr oder weniger als einzige landesweite Gruppierung) relativ gut unterstützt, andererseits hat sich in Libyen lange eine Stammestradition erhalten, die wohl eher auf diese Verbindung denn auf religiöse Struktur als "Wahlorientierung" hindeutet.
Und wie stark liberale oder säkuläre Kräfte im Lande verankert sind, kann nach Gaddafi eigentlich wirklich niemand so recht einschätzen.

edit:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-wahl104.html">http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-wahl104.html</a><!-- m -->
Zitat:Wahl in Libyen
Feierstimmung trotz Störversuchen

Die meisten Libyer waren am Tag der ersten freien Wahl seit dem Sturz Gaddafis in Feierlaune. Vor vielen Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen. Doch auch Attacken von Sympathisanten des alten Regimes und sogenannten Föderalisten blieben nicht aus. Inzwischen sind die Wahllokale geschlossen. Die Stimmen werden ausgezählt. Erste Ergebnisse werden in der kommenden Woche erwartet.

...
Stand: 07.07.2012 20:53 Uhr



Re: Libyen - Erich - 08.07.2012

Erich schrieb:... ich bin gespannt, wie starkt die Gruppierung um die "Muslimbrüder" vertreten sein wird. Einerseits sind die ja auch in Libyien (mehr oder weniger als einzige landesweite Gruppierung) relativ gut unterstützt, andererseits hat sich in Libyen lange eine Stammestradition erhalten, die wohl eher auf diese Verbindung denn auf religiöse Struktur als "Wahlorientierung" hindeutet.
Und wie stark liberale oder säkuläre Kräfte im Lande verankert sind, kann nach Gaddafi eigentlich wirklich niemand so recht einschätzen.
...
da bin anscheinend nicht nur ich gespannt: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-wahl106.html">http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-wahl106.html</a><!-- m -->
Zitat:Nach der Parlamentswahl
Gespanntes Warten auf Ergebnisse aus Libyen

Am Tag nach der ersten freien Wahl in Libyen proklamieren bereits verschiedene Bündnisse einen Sieg für sich. Seriöse Ergebnisse sind aber erst in ein paar Tagen zu erwarten.
Der Streit zwischen Vertretern aus den verschiedenen Regionen um Mandate im Nationalkongress geht derweil weiter.
...

Schwere Zwischenfälle im Osten Libyens

Ein Fazit kann dennoch gezogen werden. Im Osten des Landes, wo es zahlreiche Föderalisten gibt, kam es am gestrigen Tag zu schweren Zwischenfällen. Zwei Menschen starben bei Auseinandersetzungen zwischen Wahlgegnern und denen, die ihre Stimme abgeben wollten. Wahllokale wurden verwüstet. Es gab Brandanschläge, der Abstimmungsprozess wurde massiv gestört. Viele Wahllokale mussten geschlossen bleiben. Auch im Südosten Libyens konnten viele Menschen nicht ihre Stimme abgeben, weil Unterlagen fehlten oder die Identität der Wähler nicht festgestellt werden konnte.
...

Stand: 08.07.2012 13:06 Uhr
edit:
allerdings gibt es inzwischen erste Trends: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:parlamentswahl-nach-gaddafis-sturz-liberale-allianz-liegt-in-libyen-vorne/70060550.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 60550.html</a><!-- m -->
Zitat:08.07.2012, 15:53

Parlamentswahl nach Gaddafis Sturz
Liberale Allianz liegt in Libyen vorne


In Libyen hat die erste demokratische Wahl nach Jahrzehnten der Diktatur stattgefunden. Anders als in den Nachbarländern Tunesien und Ägypten zeichnet sich ein Vorsprung für die liberalen Kräfte ab.
...

Bei der Auszählung der Stimmen zeichnete sich am Sonntag ein deutlicher Vorsprung für die liberale Allianz von Mahmud Dschibril ab. Die Gruppierung des ehemaligen Übergangsministerpräsidenten habe in der Hauptstadt Tripolis und in Bengasi die meisten Stimmen erhalten, meldeten Wahlbeobachter nach Wählerbefragungen. Die islamistische Muslimbruderschaft belegte demnach den zweiten Platz.
...

Einige Wahllokale im Osten blieben wegen Sicherheitsproblemen geschlossen. ... Dort, in der Wüstenstadt al-Kufra sowie in Bengasi werde die Wahl nachgeholt, sagte der Leiter der nationalen Wahlkommission, Nuri al-Abbar, am Sonntag.

Einen Termin für die Bekanntgabe des Endergebnisses wollte Al-Abbar vor der Presse in Tripolis nicht nennen. Dass die Resultate korrekt seien, sei für ihn wichtiger als der zeitliche Faktor. "Wir haben 42 Jahre gewartet, da sollten wir jetzt nicht allzu ungeduldig sein", sagte er in Anspielung auf die Regierungszeit von Ex-Diktator Gaddafi.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/wahl-in-libyen-liberale-angeblich-staerkste-partei-11814053.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 14053.html</a><!-- m -->
Zitat:Wahl in Libyen
Liberale angeblich stärkste Partei


08.07.2012 · In Libyen hat die Auszählung der Stimmen zur Wahl des Nationalkongresses begonnen. Die säkulare Allianz der Nationalen Kräfte gibt an, in den meisten Bezirken vorne zu liegen.
...



Re: Libyen - Erich - 19.07.2012

nachdem überall der "Durchmarsch der fanatischen Islamisten" an die Wand gemalt wurde ergibt sich - gerade in Libyen wurde das nicht erwartet - ein anderes Wahlergebnis:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-wahl108.html">http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-wahl108.html</a><!-- m -->
Zitat:Endergebnis der Abstimmung vom 7. Juli
Liberale Allianz gewinnt Wahl in Libyen

Aus der ersten demokratischen Parlamentswahl in Libyen sind die Liberalen als stärkste Partei hervorgegangen. Von den 80 Parlamentssitzen, die bei der Abstimmung vom 7. Juli über Parteilisten vergeben wurden, erhielt die Allianz der Nationalen Kräfte des früheren Regierungschefs Machmud Dschibril 39 Sitze
...

Die Partei für Gerechtigkeit und Wiederaufbau der islamistischen Muslimbrüder wurde mit 17 Mandaten zweitstärkste Kraft. Die restlichen 24 Sitze gingen an rund 20 kleinere Parteien mit meist regionaler Basis.
...

Stand: 18.07.2012 12:43 Uhr



Re: Libyen - Shahab3 - 19.07.2012

In Libyen wählen und regieren in erster Linie Stämme, keine Individuen. Die libyschen Rebellen sind insofern auch weder für ein Kaliphat noch für freie Wahlen in den Krieg gezogen, sondern vorrangig um die Position ihrer eigenen Clique, also ihren Lebensstandard, zu verbessern. Insofern werden auch solche Wahlen nicht mittels politischer Inhalte gewonnen. So faktisch unbedeutend wie das Wahlergebnis ist daher auch, welchen Namen sich eine Partei auf die Fahnen schreibt, die aus dem einen oder anderen Grund die größten Stämme hinter sich vereint. So kurz nach dem Sturz der alten Machtelite, wo nun so schrecklich viele internationale Gelder im Umlauf sind, wo im Vorfeld der Wahlen so umtriebig verhandelt wurde, wo es ja auch starke Interessen und gestellte Bedingungen gibt, gerade nicht die Islamisten gewinnen zu lassen usw.. hat eine solche Wahl keine Aussagekraft über das individuelle Stimmungsbild. Weiterhin kann niemand sagen, in welche Richtung sich Libyen tatsächlich entwickeln wird und wie lange es braucht, wieder einen funktionsfähigen Staat aufzubauen.

Wirklich wichtig ist erstmal nur, dass Libyen als Staat und Störfaktor innerhalb AL und vor allem als maßgeblicher Hardliner innerhalb der OPEC ausgeschaltet ist. Mission accomplished. Jetzt können sich die Wirtschaftsvertreter und PR Experten auf das Land stürzen, denn es winken gute Geschäfte. Der Ausgang der "Wahl" schafft dafür in jedem Fall das nötige Fundament. Soweit gehe ich Deinen Gedanken sicherlich mit. :wink:


Re: Libyen - Shahab3 - 02.08.2012

Zitat:Seven Iranian Red Crescent Envoys 'Kidnapped' in Libya
by Naharnet Newsdesk 31 July 2012, 15:12
...
"An armed group detained at 1:00 am a delegation of seven members of the Iranian Red Crescent after they left the headquarters of the Libyan Red Crescent in Benghazi," a statement said.
...
The delegation arrived in Libya on Monday at the invitation of the Libyan Red Crescent to discuss "various cooperation prospects in the field of humanitarian aid."
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.naharnet.com/stories/en/48452-seven-iranian-red-crescent-envoys-kidnapped-in-libya">http://www.naharnet.com/stories/en/4845 ... d-in-libya</a><!-- m -->


Re: Libyen - Erich - 10.08.2012

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/libyen1720.html">http://www.tagesschau.de/ausland/libyen1720.html</a><!-- m -->
Zitat:Wahl zum Präsidenten des Nationalkongresses
Magarief ist der neue starke Mann Libyens

Der frühere Dissident Mohammed al Magarief ist zum Präsidenten des Libyschen Nationalkongresses gewählt worden. Für ihn votierten bei der Abstimmung am Donnerstagabend in Tripolis 113 der insgesamt 200 Abgeordneten. Die Wahl des als pro-islamistisch geltenden früheren Oppositionspolitikers wurde live im Fernsehen übertragen. Magarief setzte sich gegen den als liberal geltenden unabhängigen Kandidaten Ali Sidan durch, auf den 85 Stimmen entfielen.
...

Nachfolger des Übergangsratsvorsitzenden Dschalil

Als Übergangspräsident des Landes folgt Magarief dem Vorsitzenden des scheidenden Übergangsrats, Mustafa Abdul Dschalil. Dessen Gremium hatte am Mittwoch formell seine Macht an den 200-köpfigen Nationalkongress abgetreten, der am 7. Juli gewählt worden war.
...

Der Nationalkongress ist die erste frei gewählte Volksvertretung in der Geschichte des Landes. 120 Mandate gingen an Einzelkandidaten ohne klare politische Zuordnung. 80 Sitze wurden unter den Parteien verteilt. Stärkste Fraktion wurde die reformorientierte Gruppierung des Regierungschefs der Aufstandszeit, Mahmud Dschibril.

Stand: 10.08.2012 04:40 Uhr
dazu auch <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/arabische-welt/neues-staatsoberhaupt-in-libyen-ein-mann-aus-benghasi-11851574.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/arab ... 51574.html</a><!-- m -->
Zitat:Neues Staatsoberhaupt in Libyen
Ein Mann aus Benghasi

10.08.2012 · Der libysche Nationalkongress hat den gemäßigten Islamisten Muhammad Magaryaf zu seinem Vorsitzenden gewählt. Bis zur Wahl eines Präsidenten ist er Staatsoberhaupt des Landes.

...
113 Abgeordneten stimmten für den gemäßigten Islamisten Magaryaf, 85 für den ebenfalls bekannten früheren Dissidenten Ali Zidan, der als Liberaler gilt.

Beide stammen, wie auch Abd al Dschalil, aus der Region um Benghasi im Osten Libyens,
...
Die Wahl von Magaryaf wirkt den Befürchtungen der Ostlibyer entgegen, im neuen Libyen abermals von der Hauptstadt Tripolis an den Rand gedrängt zu werden.
...
Während Magaryaf Wirtschaftswissenschaftler ist, hatte sein Konkurrent Zidan Jura studiert und sich zuletzt als auf Menschenrechte spezialisierter Anwalt einen Namen gemacht.

Das Monopol der Muslimbruderschaft auf den Islam gebrochen

...
Magaryaf lebte in den vergangenen Jahrzehnten überwiegend in den Vereinigten Staaten. Unterstützt wurden er und seine Dissidentengruppe von Washington und Saudi-Arabien.
...
Magaryafs Partei weist in ihrem Grundsatzprogramm dem Islam zwar eine Rolle im neuen Staat zu, macht zur Stellung des islamischen Rechts aber keine Aussagen. Im Wahlkampf hatten sich selbst säkulare Politiker wie Mahmud Dschibril zum Islam bekannt. Das hatte die Muslimbruderschaft erzürnt, deren Partei nach der Dschibrils lediglich die zweitgrößte Formation im neuen Parlament wurde. Dschibril war es aber gelungen, das Monopol der Muslimbruderschaft auf den Islam zu brechen. Magaryafs Partei spricht sich grundsätzlich für eine liberale Politik aus, sie betont die Rechte der Frauen, will eine Dezentralisierung, nicht aber eine Autonomie von Regionen.
...