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Sechster Nahostkrieg - Druckversion

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RE: Nahostkrieg 2023 - Philippe Gauchat - 27.10.2023

(26.10.2023, 20:31)Schneemann schrieb: ...bereits 1947 (und davor) eine Situation vorlag, die jedwede Basis für diese Annahme als zumindest dezidiert fragwürdig erscheinen lassen muss. Höflich ausgedrückt.

Die Palästinsenser sind meines Erachtens wesentlich friedenswilliger als noch 1947.

Die Araber ebenfalls und nähern sich insgesamt Israel an.

Vor der isalmischen Revolution 1979 waren Iran und Israel Partner. Daher ist Iran im Grundsatz auch kein Hindernis für einen Frieden.

Ein Westfälischer Friede im Nahen Osten wird einzig durch die iranische Regierung verhindert.


RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 27.10.2023

Und dies aus reinem Eigennutz, damit sich die Mullahs weiter an der Macht halten und ihre Pfründe genießen können.

Derweilen schlägt die israelische Luftwaffe inzwischen anscheinend derart rein, dass das Internet und auch sonst jede Kommunikation im Gazastreifen ausgefallen ist:

Massiver israelischer Beschuss im Gazastreifen - Internet bricht zusammen

https://web.de/magazine/politik/nahostkonflikt/krieg-nahost-massiver-israelischer-beschuss-imgazastreifen-internet-bricht-38808330

Zitat:Der Norden des Gazastreifens ist am Freitagabend massiv von der israelischen Armee beschossen worden. Dies zeigten von der Nachrichtenagentur AFP gefilmte Live-Aufnahmen. Die Angriffe begannen demnach gegen 19.00 Uhr (Ortszeit) und dauerten weiter an. Die israelische Armee teilte der AFP mit, dass sie "im Gazastreifen kontinuierlich" gegen die dort herrschende militante Hamas vorgehe.

Die Hamas-Führung in Gaza erklärte, Israel habe am Freitag die Kommunikation und den größten Teil des Internets im gesamten Gazastreifen gekappt. Das Medienbüro der Hamas-Regierung warf Israel vor, diesen Schritt zu nutzen, "um mit blutigen Vergeltungsschlägen aus der Luft, zu Lande und zur See Massaker zu verüben". Die israelischen Angriffe seien "die heftigsten seit Beginn des Krieges" am 7. Oktober.

Die Essedin-al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, teilte im Onlinedienst Telegram mit, danach am Freitagabend "Raketensalven" auf israelisches Gebiet abgefeuert zu haben. Israelischen Medienberichten zufolge wurden Raketen in Richtung Tel Aviv, in Richtung des Zentrums des Landes sowie des Nordens des besetzten Westjordanlandes abgefeuert. Ein AFP-Reporter hörte starke Explosionen in der Gegend von Ramallah im Westjordanland.

Nach Angaben der Palästinensischen Telekommunikationsgesellschaft fielen alle Kommunikations- und Internetdienste aus. Schuld sei die heftige Bombardierung durch die israelische Armee, teilte das palästinensische Telekommunikationsunternehmen Paltel mit.

Auch die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte auf der Plattform X einen Zusammenbruch der Internet-Verbindungen im Gazastreifen. Dieser habe großen Auswirkungen auf Paltel. Das Unternehmen sei der letzte große Betreiber, der in dem Küstengebiet noch Dienste anbiete. (dpa/afp)

Und die Strukturen dort sind ja einiges gewöhnt, wenn die komplett ausfallen werden wohl anscheinend erneut ganze Stadtviertel zertrümmert. Flächenbombardements aus der Luft solchen Ausmaßes hat man schon lange nicht mehr gesehen.

Parallel versucht Israel aktuell regelmässig darzustellen, wo genau die Hamas ihre Infrastruktur in und unter Krankenhäuser, Schulen, Moscheen usw. errichtet hat. Teilweise hochinteressante Darstellungen von denen man glatt diesbezüglich noch was lernen kann. Ob da nun alles so im Detail auch stimmt sei dahin gestellt, die Grundaussage ist sicher richtig.

Wenn das jetzt in der Intensität weiter geht, einschließlich einer vollumfänglichen Bodenoffensive wird man eine mittlere fünfstellige Zahl toter Zivilisten im Gazastreifen produzieren, dass muss halt auch jedem klar sein. Es gibt aber natürlich gar keine Alternative dazu.


RE: Nahostkrieg 2023 - Nightwatch - 27.10.2023

Nachdem eine systematische Evakuierung der ausgewiesen Kampfzonen nicht stattfindet halte ich bei einer vollumfänglichen Bodenoffensive eher eine sechstellige Zahl für realistisch.
Inwieweit es allerdings zu einer tatsächlich vollumfänglichen Offensive kommt und wie lange die IDF dann Zeit hätte Gaza auseinanderzunehmen steht auf einem anderen Blatt.

Momentan sieht es ja stark danach aus, als ob man beabsichtig die Bodenangriffe sukkzessive auszuweiten. Mir stellt sich in diesem Zusammenhang auch vor dem Hintergrund der bereits erfolgten Raids diese Tage die Frage, inwieweit die Hamas den Kampf überhaupt, bzw. ab den ersten Häusernblocks auch aufnehmen wird. Ich könnte mir da auch vorstellen, dass die israelischen Verbände relativ tief eindringen können und es da jenseits durchaus beständiger Nadelstiche einzelner Kommandos keinen fassbaren Widerstand geben und kein exzessiv intensiver Häuserkampf stattfinden wird.


RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 27.10.2023

Werter Nightwatch:

Meiner Einschätzung nach könnte auch bei einer Bodenoffensive und trotz der verbliebenen Zivilisten die Zahl der getöteten Zivilisten durchaus im fünfstelligen Bereich bleiben, dass sollte man nicht so dramatisieren. Ich bin da mal gespannt wer von uns hier Recht behalten wird, und ich lege mich mal hiermit und jetzt fest: die Verluste in der Zivilbevölkerung werden selbst bei einer vollumfänglichen Bodenoffensive im mittleren fünfstelligen Bereich zum liegen kommen, noch konkreter - nicht mehr als 50.000 bis 60.000 betragen (maximal!). Natürlich wird bevor man es sicher feststellen kann alles mögliche behauptet werden und die entsprechenden Schlagzeigen (Massenmord, Genozid usw.) sehe ich auch schon vor mir. Anbei: selbst die Russen in Grozny haben bei nicht unähnlichen Verhältnissen keine sechsstellige Zahl toter Zivilisten produziert und die haben einfach nur blindwütig auf alles geschossen was beschießbar war.

Deiner Einschätzung bezüglich des Vorgehens bei einer Bodenoffensive stimme ich jedoch vollumfänglich zu. Das ist für die Hamas ohnehin der einzig sinnvolle Weg, die israelischen Truppen so tief und so weit wie möglich in die Zivilbevölkerung hinein zu ziehen und erst dann den Kampf richtig zu eröffnen inmitten der Zivilisten. Und vorher allenfalls die üblichen Heckenschützen, kleine Suizidkommandos usw.

Beschließend habe ich noch eine These zu den aktuellen Bombardements: diese sollen meiner Ansicht nach die Zivilbevölkerung vertreiben und werden entsprechend ausgeführt: zum einen um die Zivilbevölkerung wie bei einer Treibjagd von Viertel zu Viertel zu verdrängen, zum anderen um der Hamas die Möglichkeit zu nehmen die Zivilisten festzuhalten. Indem man die Straßensperren, Hamasstrukturen usw. ausschaltet, ermöglicht man mehr Zivilisten die Möglichkeit zur Flucht. Die Bombardements reduzieren dann die Möglichkeiten der Hamas diese Massenflucht zu verhindern und meine Interpretation etlicher Berichte aus den letzten Tagen ist, dass dies auch praktisch so stattfindet und immer mehr der verbliebenen Zivilisten aus Nordgaza fliehen bzw. fliehen können (da die Sperren der Hamas wegfallen).


RE: Nahostkrieg 2023 - Philippe Gauchat - 27.10.2023

(27.10.2023, 21:39)Nightwatch schrieb: Inwieweit es allerdings zu einer tatsächlich vollumfänglichen Offensive kommt und wie lange die IDF dann Zeit hätte Gaza auseinanderzunehmen steht auf einem anderen Blatt.

Momentan sieht es ja stark danach aus, als ob man beabsichtig die Bodenangriffe sukkzessive auszuweiten.

Der "Zorn der arabischen Straße", der tatsächlich zu einem Problem für die jeweiligen Machthaber werden könnte, und auf den Israel auch dehalb Rücksicht nimmt, lässt sich durch die Interessengruppen nicht beliebig lange hoch halten.

D.h., erfolgt die Bodenoffensive in mehreren Schritten über einen längeren Zeitraum, wird der Protest moderater sein.

(27.10.2023, 21:48)Quintus Fabius schrieb: .... und ich lege mich mal hiermit und jetzt fest: die Verluste in der Zivilbevölkerung werden selbst bei einer vollumfänglichen Bodenoffensive im mittleren fünfstelligen Bereich zum liegen kommen, noch konkreter - nicht mehr als 50.000 bis 60.000 betragen...

Das wird politisch und moralisch zu recht nicht gehen.

Es gibt bestimmte Grenzen, die mit Ereignissen der Weltgeschichte konnotiert sind und die die Weltgemeinschaft einer Demokratie nicht durchgehen lassen kann und wird.


RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 28.10.2023

Es ist natürlich ein Gedanke, durch ganz langsames Vorgehen, einen sehr langen Krieg und schließlich Stückchen für Stückchen alle einfach abzustumpfen und an den Zustand zu gewöhnen, (wie es ja selbst in der Ukraine gekommen ist), aber ein derart langsames Eskalieren kann sich Israel meiner Einschätzung nach aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten und müsste dann erheblich durch westliche Länder refinanziert werden, was wiederum eine politische Abhängigkeit von diesen erzeugen würde, welche sich negativ auf die israelischen Kriegsziele auswirken muss, da zu viele westliche TM Länder eine von Ideologie und Naivität zu stark beeinflusste Vorstellung von Politik haben.

Bezüglich der Aussage dass man Demokratien solche Anzahlen von Toten nicht durchgehen lassen kann, Moral und Ethik usw. - allein im Irak haben die Kriegshandlungen der USA im Laufe von ungefähr 10 Jahren ungefähr 1 Millionen Tote produziert, was dann auf gemittelt 100.000 Tote pro Jahr kommt. In den ersten drei Jahren des Irakkrieges zählte IBC bereits über 200.000 Tote und eine Studie in der Medizinzeitschrift The Lancet ergab eine Zahl von um die 600.000 Toten, was dann ungefähr 70.000 bis 200.000 Tote pro Jahr in der Anfangsphase gewesen wären. Nur mal so mal am Rande.

Ob eine Demokratie mit etwas durchkommt oder nicht, hängt allein davon ab, wie sie den Krieg im Informationsraum führt und ob sie dort den Krieg für sich entscheiden kann oder nicht. Es gibt keine Grenze die man nicht problemlos überschreiten könnte - und trotzdem wäre man im Nachhinein der Gute, wenn man es schafft das entsprechende Narrativ zu verbreiten. Primär notwendig ist dies ja ohnehin nur gegenüber der Gutmenschenbevölkerung des Westens TM, andere Völker kratzt das in keinster Weise. Beispielsweise feiert man in Indien das israelische Bombardement weil es Muslime tötet und andere Völker wie Russen und Chiinesen sehen in der Eskalation nur eine Chance für sich selbst. Mitleid und Mitmenschlichkeit beherrschen diese Menschheit nicht, und ziehen sich zunehmend auf Teile der ethnischen Bevölkerung Westeuropas zurück.

Und die Weltgemeinschaft....allein den Begriff finde ich erstaunlich. Wird doch die Weltgemeinschaft vor allem von Diktaturen und autoritären Regimen gestellt, welche Menschenrechte nach belieben missachten, aber zugleich Demokratien welche diese hochhalten Einschränkungen auferlegen wollen. Und damit erweist sich dieses ganze Menschenrechtsgeschwafel der sogenannten Weltgemeinschaft nur als ein bloßes Machtinstrument, welches man halt einsetzt gegen die Demokratie, welches man als ein bloßes Mittel zum Zweck missbraucht um damit aktiv gegen Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen und diese zurück zu drängen.

Das beste Beispiel wäre der sogenannte UN Menschenrechtsrat in welchem sich Diktaturen gegenseitig vor Repressalien und Resolutionen schützen.

Es ist doch ein Witz sondergleichen wenn Länder wie Saudi-Arabien nun Israel dazu auffordern die Menschenrechte einzuhalten, ein Land mit öffentlichen Hinrichtungen, ein Land in welchem noch vor wenigen Jahren ein paar Frauen wegen Hexerei hingerichtet wurden und dass einfach nach Belieben Menschen ermorden lässt, einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg im Jemen führt und in welchem Christen für den Besitz einer Bibel oder eines Gottesdienstes im Geheimen ebenfalls getötet werden, wenn sie nicht gerade nützliche westliche Idioten sind die man dann nur ausweist um seine Pfründe damit nicht zu gefährden.

So sieht die Lage aus in Bezug auf Moral, Menschenrechte und Weltgemeinschaft. Krieg ist Frieden, Lüge ist Wahrheit, Freiheit ist Sklaverei. Das ist in Wahrheit der einzige Stand der Moral dieser sogenannten Weltgemeinschaft, der verlogensten und heuchlerischsten Zusammenstellung von Niedertracht in der Menschheitsgeschichte.


RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 28.10.2023

In diesem Kontext:

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/israel-vertreter-rechnet-mit-un-ab-kaputt-und-moralisch-korrumpiert-19271641.html

Zitat:Zwar feiere die UN in dieser Woche ihren 78. Geburtstag, sagte der Ständige Vertreter. „Doch wenn man sich diese Resolution und die Ehrengäste anschaut, die hier heute empfangen werden, dann hat diese Organisation gezeigt, dass sie so kaputt, dass sie so moralisch korrumpiert ist, dass ich keine großen Hoffnungen hege für ein 90. oder gar 100. Jubiläum.“

Anlass der Sitzung und auch des trotz seit jeher angespannten Beziehungen außergewöhnlichen Ausbruchs Erdans war ein Resolutionsentwurf, den Jordanien und andere arabische Staaten am Freitag vorlegen wollen. Darin wird ein Waffenstillstand gefordert, ebenso wie der uneingeschränkte Zugang zu humanitärer Hilfe im Gazastreifen. In einer auf der Plattform X veröffentlichten Version ist von Israel als „Besatzungsmacht“ die Rede. Ein Recht Israels auf Selbstverteidigung ist nicht erwähnt.

Nichts hinzuzufügen.

Zitat:Wenige Minuten vor der Grundsatzkritik an den UN hatte Erdan auf seinem Tablet ein Video gezeigt: Aufnahmen der Enthauptung eines thailändischen Landarbeiters mit einer Schaufel durch die Hamas. „Er war kein Israeli, er war kein Jude“, sagte der Ständige Vertreter. Es sei unglaublich, dass sich die Dringlichkeitssitzung nicht ausschließlich auf die Gräuel der Hamas konzentriere, sondern auf diese „absurde“ Resolution. Die Verfasser behaupteten, es gehe ihnen um den Frieden. „Doch die verkommenen Mörder, die diesen Krieg ausgelöst haben, werden in der Resolution nicht einmal erwähnt – nicht einmal erwähnt!“

Das Video kenne ich. Und es ist halt kein Einzelfall eines psychisch kranken Täters, sondern die exakt gleiche Qualität der Taten war systemisch überall so, sie war gezielt und sie war von vornherein geplant. Das ist halt noch mal etwas anderes im Vergleich beispielsweise zu russischen Soldaten nach extremsten Kampfhandlungen, hungernd und sturzbesoffen irgendwo anfangen willkürlich Passanten niederzuschießen. Die Täter der Hamas hier planten diese Taten systematisch, führten sie aus wie geplant und waren dabei völlig nüchtern.

https://twitter.com/giladerdan1/status/1718024766106309061?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Etweet%7Ctwtr%5Etrue

Zitat:Today is a day that will go down in infamy. We have all witnessed that the @UN
no longer holds even one ounce of legitimacy or relevance.

Israel categorically rejects the General Assembly resolution passed this afternoon that does not even name Hamas – not once!



RE: Nahostkrieg 2023 - Schneemann - 28.10.2023

In der arabischen Welt wird die Position Deutschlands wohl zunehmend feindselig gesehen:
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Israel-Wut-in-Agypten-Ihr-Deutschen-luegt--article24493590.html

Zur betreffenden UN-Resolution:
Zitat:UN verabschieden Resolution zu Gaza – ohne Hamas zu erwähnen

Mit den Stimmen von 120 Staaten hat die Vollversammlung der UN eine Resolution angenommen, in der zu einer „humanitären Waffenruhe“ im Gaza-Streifen aufgerufen wird. Doch der Terror der Hamas wird in dem Dokument nicht erwähnt. [...] 120 der 193 Mitgliedsländer stimmten dafür, 14 dagegen. 45 enthielten sich. Eingebracht hatte die Resolution eine Gruppe aus 22 arabischen Staaten unter der Führung von Jordanien. [...]

Bei der Abstimmung nahmen westliche Länder uneinheitliche Positionen ein. Frankreich stimmte für die Resolution. Deutschland, Italien und Großbritannien enthielten sich der Stimme. 14 Staaten stimmten mit Nein. Dies waren neben Israel nur die USA, Österreich, Kroatien, Tschechien, Guatemala, Ungarn, die Fiji-Inseln, Nauru, die Marshall-Inseln, Mikronesien, Papua-Neuguinea, Paraguay und Tonga.
https://www.welt.de/politik/ausland/article248246580/UN-verabschieden-Resolution-zu-Gaza-ohne-Hamas-zu-erwaehnen.html

Ich bin ja nun doch etwas verwirrt, dass Frankreich hier offenbar zugestimmt hat. Da hätte sich Macron den Besuch in Nahost wirklich auch sparen können. Oder hatte man Angst, dass sonst der Unfriede in den Vorstädten wieder hochkocht, wenn man dagegen votiert?

Zu möglichen Evakuierungen:
Zitat:05:22 Uhr +++ Bundeswehr hat mehr als 1.000 Soldaten in den Nahen Osten verlegt +++

Die Bundeswehr hat für eine mögliche Evakuierung deutscher Staatsbürger inzwischen mehr als 1.000 Soldaten in den Nahen Osten verlegt. Die ganz überwiegende Zahl der Männer und Frauen sei nun auf Zypern in Bereitschaft, wurde der Nachrichtenagentur dpa aus Sicherheitskreisen erklärt. Sie seien von dort aus praktisch sofort einsatzbereit, ohne dass aber die weitere Entwicklung in der Folge des Großangriffs der Hamas auf Israel abzusehen sei.

Das Verteidigungsministerium hatte am vergangenen Wochenende erklärt, die eigene Reaktionsfähigkeit in der Region werde erhöht. Auf Zypern wurde ein Planungs- und Führungsstab für einen möglichen Evakuierungseinsatz aufgebaut. Auf der Insel sind auch Spezialkräfte der Deutschen Marine (KSM) mit den Kampfschwimmern in Warteposition. Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) sind nach Jordanien geflogen worden.
https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-samstag-104.html

Schneemann


RE: Nahostkrieg 2023 - voyageur - 28.10.2023

Zitat:Ich bin ja nun doch etwas verwirrt, dass Frankreich hier offenbar zugestimmt hat. Da hätte sich Macron den Besuch in Nahost wirklich auch sparen können. Oder hatte man Angst, dass sonst der Unfriede in den Vorstädten wieder hochkocht, wenn man dagegen votiert?
Warum ??
Innenpolitisch ist es ein Drahtseilakt, Frankreich hat den größten Anteil, sowohl von Mitbürgern jüdischer als auch muslimischer Religion.
Außenpolitisch, war er ganz klar, Hamas sind Terroristen, auszurotten wie Daesh (und er war zur Unterstützung bereit) Israel hat das Recht sich zu verteidigen, aber muss das internationale Recht respektieren. Die Palästinenser haben das Recht auf einen eigenen Staat. Die Zivilbevölkerung muss geschützt werden. Und die Geisel sollten befreit werden.
Zusätzlich haben wir französische Bürger im Gazastreifen die nicht ausreisen können.
Israel hat seinen Angriff gestartet , Objectif Rache, Rache ist kein militärisches Ziel, kann nicht in einem Auftrag definiert werden, und ist meiner Meinung nach eine grosse Gefahr für Tsahal. Und es ist kein erfolgreiches Ende abzusehen.


RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 28.10.2023

Gerüchten zufolge (jede Kommunikation und Internet in Gaza sind praktisch gesehen ausgefallen) gibt es immer weitere kleine Vorstöße israelischer Bodentruppen, die bisher wie vorher auch alle in Grenznähe verbleiben, aber inzwischen erfolgt anscheinend oft kein Rückzug mehr. Diverse arabische Quellen berichten basierend auf Gerüchten und spärlichen Informationsbrocken, dass die israelische Armee jetzt an mehreren Stellen permanent im Gazastreifen steht, wenn auch nicht tief.

Das Bombardement letzte Nacht soll laut einem BBC Reporter der heute mal kurz durchdringen konnte das heftigste gewesen sein dass er jemals irgendwo gesehen hätte. Es herrsche bei der Zivilbevölkerung inzwischen grenzenlose Panik und diese versuche mit allen Mitteln vor den Bomben so weit wie möglich zu fliehen. Entsprechend könnte es also sein, dass dies tatsächlich intentional dazu dient das Kampfgebiet von der Zivilbevölkerung weitergehender zu räumen und dass die zunehmenden Vorstöße von Bodentruppen jetzt der erste Hinweis auf eine unmittelbar bevorstehende größere Bodenoffensive sind.

Al Jazeera bzw. Katar verbreiten derweilen, dass es Quellen gäbe, dass die Hamas auf einen Austausch aller Geiseln gegen eine Waffenruhe hinaus will und dass seitens Katar in diese Richtung verhandelt wird. Man kann nur hoffen dass die vielen Naivlinge nicht auf solche Ränke herein fallen. Selbst das allerkleinste entgegen kommen würde hier bedeuten, die Hamas als Verhandlungspartner und damit als eine politische Größe die überhaupt das Recht hat hier noch etwas mitzubestimmen anzuerkennen.

Alles außer eine vollständige Vernichtung der Hamas in Gaza gefährdet einfach Israels dauerhaftes Überleben extrem, weil die Abschreckung für andere Fraktionen und Mächte drastisch senken würde, deshalb:

voyageur:

kann ich hier deine Aussage, es ginge vor allem Rache so nicht teilen. Meiner Auffassung nach geht es primär um Abschreckung, vor allem auch gegen den Iran und die Hisbollah. Das militärische Ziel ist nicht Rache, sondern die Widerherstellung der Abschreckung und damit diese funktioniert und nicht noch wesentlich schlimmeres passiert als jetzt (Atombomben auf den Iran etc) muss die Abschreckung glaubhaft sein. Und die Widerherstellung von Abschreckung kann sehr wohl als Auftrag klar formuliert werden, die größte Gefahr für die israelischen Streikträfte sehe ich daher viel eher in den unsicheren Kantonisten im Westen TM.

Wie man in dieser ganzen Region Erfolg überhaupt definieren könnte ist auch noch so eine Frage. Ein erfolgreiches Ende wäre die Zerstörung und möglichst teilweise Entsiedelung dieser Entinität Gaza und die Vernichtung aller Kapazitäten der Hamas in Gaza uind dass ist machbar, dass ist erreichbar, man muss es nur zulassen.


RE: Nahostkrieg 2023 - voyageur - 28.10.2023

Zitat:kann ich hier deine Aussage, es ginge vor allem Rache so nicht teilen. Meiner Auffassung nach geht es primär um Abschreckung, vor allem auch gegen den Iran und die Hisbollah. Das militärische Ziel ist nicht Rache, sondern die Widerherstellung der Abschreckung und damit diese funktioniert und nicht noch wesentlich schlimmeres passiert als jetzt (Atombomben auf den Iran etc) muss die Abschreckung glaubhaft sein. Und die Widerherstellung von Abschreckung kann sehr wohl als Auftrag klar formuliert werden, die größte Gefahr für die israelischen Streikträfte sehe ich daher viel eher in den unsicheren Kantonisten im Westen TM.

Wird aber nicht so von der gesamten israelischen Regierung kommuniziert. Und was kommt danach ???, das haben wir doch vor einigen Seiten diskutiert.
Abschreckung ist ok, aber sie muss auch komplett sein und eine politische Perspektive haben.
Israel kann kein "mano a mano" gegen Hamas gewinnen, nur eine internationale Koalition kann das schaffen. Und wenn man einige andere iranische Proxis dazunimmt, kann es auch einige arabische Staaten interessieren. Aber dazu braucht es eine politische Perspektive für die Zukunft.


RE: Nahostkrieg 2023 - Quintus Fabius - 28.10.2023

Was danach kommt ist simpel. Das Gebiet wird der Fatah übergeben und diese übernimmt es. Eine wirkliche internationale Koalition könnte dann darauf hinarbeiten Israel dazu zu bringen, einen palästinensischen Staat anzuerkennen, auch wenn Nightwatch das noch so sehr als unmöglich bezeichnen mag. Wenn Israel seine Kriegsziele in Gaza militärisch erreicht hat, wird dies theoretisch auch innenpolitisch in Israel vorübergehend verkaufbar sein, da man angesichts von zehntausenden toten Zivilisten in Gaza aufwärts nun durchaus soviel Druck rausgenommen hat und gleichzeitig Verbindlichkeiten gegenüber der "Weltgemeinschaft" erzeugt hat, dass man hier Hebel hätte.

Und ich bin immer noch der Auffassung, dass es für Israel äußerst nützlich wäre, selbst die Erschaffung eines Staates Palästina zu betreiben statt dies anderen zu überlassen. Über die Details (Siedlungen, Wasserrechte und was auch immer) kann man sich dann immer weiter nicht einigen und endlos weiter verhandeln und kämpfen und ich glaube auch nicht daran, dass ein Staat Palästina Frieden bringen wird. Die nächsten Kriege werden dann halt zwischenstaatliche Kriege sein.

Aber es wäre ein erheblicher politisch-strategischer Vorteil für Israel unilateral selbst ein Palästina zu schaffen und dies am besten tatsächlich aus den Ruinen und der Asche von Gaza heraus, nachdem man diese Entinität dort zerstört hat.

Und Israel kann sehr wohl gegen die Hamas gewinnen. mano a mano ist eben nicht das was hier geschehen darf und was bisher nur deshalb der Fall war, weil sich Israel derart zurück gehalten hat. Deshalb hoffe ich sehr, dass jetzt die Bodenoffensive vollumfänglich durchgeführt wird:

https://de.euronews.com/video/2023/10/28/israelische-bodentruppen-rucken-in-gaza-vor-gleichzeitig-schwere-luftangriffe

https://de.euronews.com/2023/10/28/israelische-bodentruppen-rucken-in-gaza-vor-gleichzeitig-schwere-luftangriffe


RE: Nahostkrieg 2023 - voyageur - 28.10.2023

Zitat:Was danach kommt ist simpel. Das Gebiet wird der Fatah übergeben und diese übernimmt es
Simpel wird es nicht sein, aber es wäre ein politisches Ziel. Müsste aber parallel zur Bodenoffensive gesagt werden.


RE: Nahostkrieg 2023 - alphall31 - 28.10.2023

Was sich die Bw mit ihrem Theater verspricht erschließt sich mir auch nicht . Mir scheint das man hier nach der negativen Presse in letzter Zeit eine Einsatzbereitschaft vorspielen will . Da Evakuierungen das einzige positive sind was in letzten Jahren groß in der Presse gelandet ist von der Bw versucht man da wieder aufzuspringen.


RE: Nahostkrieg 2023 - Philippe Gauchat - 28.10.2023

(28.10.2023, 09:11)Quintus Fabius schrieb: ... aber ein derart langsames Eskalieren kann sich Israel meiner Einschätzung nach aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten und müsste dann erheblich durch westliche Länder refinanziert werden, was wiederum eine politische Abhängigkeit von diesen erzeugen würde, welche ....

... ohnehin da ist.

Israel war noch nie zu 100% "eigenfinanziert".

Und Deutschland ging auch nicht in die Knie, weil Corona die Wirtschaft ausbremste.
Probleme würde Israel dann bekommen, wenn ein größerer Krieg länger als ein Jahr dauern würde und natürlich wenn die USA durch einen Konflikt mit China beeinträchtigt wären.

Sehe ich aber beides nicht.

(28.10.2023, 09:11)Quintus Fabius schrieb: Und die Weltgemeinschaft....allein den Begriff finde ich erstaunlich.
(...)
Das beste Beispiel wäre der sogenannte UN Menschenrechtsrat in welchem sich Diktaturen gegenseitig vor Repressalien und Resolutionen schützen.

Das ist durchaus richtig.
Jedoch ist all das eben Realität.