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Iranisches Atomprogramm - Druckversion

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- Tiger - 26.05.2008

Wird es doch ein heisser Oktober?
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,555548,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 48,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Internationale Atombehörde besorgt über iranisches Nuklearprogramm

Tests von hochexplosivem Sprengstoff, bald 6000 Zentrifugen zur Uran-Anreicherung, dubiose Studien: Die IAEA zeigt sich in einem neuen Report besorgt über Irans Nuklearporgramm. Die Uno-Behörde fordert "substanzielle Erklärungen" - das Mullah-Regime weist alle Vorwürfe zurück.



- ThomasWach - 27.05.2008

Und in diesselbe Richtung nun ein Kommentar vom alten kalten Krieger Brzezinski in der Washington Post, der sich allerdings ziemlich kritisch gegenüber der jetzigen bzw. der bisheriid dominaten US-Politik gegenüber dem Iran äußert und andere Proliferationsfälle vergleichend zum Iran analysiert:

Zitat:A Sensible Path on Iran

By Zbigniew Brzezinski and William Odom
Tuesday, May 27, 2008; Page A13

Current U.S. policy toward the regime in Tehran will almost certainly result in an Iran with nuclear weapons. The seemingly clever combination of the use of "sticks" and "carrots," including the frequent official hints of an American military option "remaining on the table," simply intensifies Iran's desire to have its own nuclear arsenal. Alas, such a heavy-handed "sticks" and "carrots" policy may work with donkeys but not with serious countries. The United States would have a better chance of success if the White House abandoned its threats of military action and its calls for regime change.
...

Quelle:
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/05/26/AR2008052601740.html


- Nightwatch - 27.05.2008

Zitat:The United States would have a better chance of success if the White House abandoned its threats of military action and its calls for regime change.
EDIT Missverständnis

Da hilft es auch nicht wenn man mal locker alle Atomwaffenstaaten zusammenschiebt und meint der Mix wäre genau so auf den Iran anwendbar.
Das man dafür auch noch bezahlt wird...

Naja, "national security adviser in the Carter administration" says it all.


Aber egal, Hauptsache kritisch gegen die akutelle Politik. Dann kanns ja nicht falsch sein!


- Tiger - 27.05.2008

@Nightwatch
Ich glaube, du hast den Satz falsch verstanden. Es wurde verlangt, das die USA nicht nur ihre Androhungen von militärischen Aktionen gegen den Iran aufgeben sollten, sondern auch ihre Forderung nach einem Wechsel des Regimes. Sie sollten laut Text beides aufgeben.


- Nightwatch - 27.05.2008

Tatsache :?
Macht den Artikel aber auch nicht besser.
Iran mit sämtlichen anderen Atommächten in einen Topf zu werfen und vergleiche zu ziehen ist schwachsinnig.


- Marc79 - 27.05.2008

Kissinger war NAtianler Sicherheitsberater unter Nixon und Ford, mit der Regierung Carter schied eer aus dem Amt, Carters NAtionaler Sicherheitsberater war ein Mann namens Zbigniew Brzezinski.


- Nightwatch - 27.05.2008

Steht doch so da :?:

Ich wills jetzt nicht abschreiben:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.militaryphotos.net/forums/showthread.php?t=134920">http://www.militaryphotos.net/forums/sh ... p?t=134920</a><!-- m -->


- ThomasWach - 29.05.2008

Naja...

Odom ist ein relativ bekannter Militärexperte, der auch schon einiges über die RMA geschrieben hat und über Brzezinski sollte man eigentlich keine Worte verlieren müssen, immerhin ist er der außenpolitische Hardliner der Demokraten und ein beinharter Realist und Machtdenker.

Ich denke, dass beide Autoren sehr gut wissen, wovon sie schreiben und fehlerhafter und unzureichender als der bisherige "neokonservative" Außenpolitikansatz kann ja eigentlich kein neuer sein....

Um es kurz zu machen: Auch wenn manche scheinbar nicht das Konzept verstehen, so steckt zumindest doch viel Wahrheit hinter den Ausführungen von Odom und Brzezinski. Meines Erachtens muss man einfach gegenüber der Politik der letzten 8 Jahre kritisch sein, alles andere ist ein Ausweis eigener außenpolitischer Inkompetenz und oder einer individueller ideologischen Verbohrtheit (die allerdings selbst Leute wie Fukuyama oder andere Neokonservative schon längst verloren haben, schließelich haben sie sich von der jetzigen Politik distanziert...). Die Politik der letzten 8 Jahre hat insbesondere gegenüber dem Iran so viele Fehler gemacht und die Ausgangslage für einen neuen Präsidenten derart verschlechtert, dass alles andere als Kritik und Neuanfang wenig funktional und problemorientiert ist!

Heute könnten die Beziehungen zum Iran ganz anders aussehen. Tun sie aber nicht und das liegt nicht nur an der innenpolitischen Fragilität des Irans und des dortigen stetig latenten Machtkampfes, sondern auch an der Verbohrtheit und Engstirnigkeit der Bush-Administration! Ahmedinedschad hatte lange Zeit in Bush einen tendenziell ähnlich radikalen und engstirnigen Counterpart, kein Wunder, dass die Beziehungen und die Probleme so schlecht bzw. so zahlreich sind!

In die nähere Analyse will ich nicht mal gehen, die wurde hier schon zig mal von mir, Erich, Shahab und anderen durchgeführt, daher nur stichpunktartig die Determinanten und Axiome des Iranisch-amerik. Verhältnisses:
- originäre Gegnerschaft von Iran und USA, da Khomenis Iran nicht mehr Vasall der USA sein wollten und sich gegen die USA positionierten
- lange Zeit feindseelige ethisch-weltanschauliche Differenzen
- starke und sich ausweitende Präsenz der USA in Nahen und Mittleren Osten, eine zunehmende Dominanz der USA ab 1990
- Gleichgültigkeit der USA gegenüber ersten Liberalisieurngstendenzen im Iran --> weiterhin Ausbau der Machtstellung am Golf
- Verschärfung der amerikanischen Außenpolitik ab 9/11
- Gleichgültigkeit gegenüber iranischer Hilfe in Afghanistan, Ablehnung von Gesprächs- und Verhandlungsangeboten 2003 durch die US-Adminstration --> gleichbedeutend mit der Abweisung einer relativ konzilanten reformorientierten iranischen Regieurng unter Chatami
- Einkreisung des Iran durch die USA (Afghanistan, Golf, Irak)
- innenpolitische Radikalisierung im Iran ab 2005
- "Eskalationsspirale" zwischen einer aggressiven iranischen und einer aggressiven amerikanischen Außenpolitik seit 2005; Konfliktfelder Golf, Libanon, Irak...

Nimmt man alle diese Punkte zusammen, dann sieht man, dass eine bloße Drohung militärischer Schläge keine sinnvolle Politik darstellt, sondern allenfalls ein kleines Element sein kann, was aber richtig eingebettet sein muss. Denn der Atomkonflikt ist nunmal auch keine eigenständige Frage (auch wenn sie sehr zentral und wichtig ist), sondern ist eingebettet in die gesamten amerik.-iranischen Machtbeziehungen und damit in das gesamte machtpolitische Spiel im Nahen und Mittleren Osten.
Da braucht man sehr, sehr viel mehr, um auch nur ansatzweise berechtigt von einer "Iranpolitik" sprechen zu können. Da muss Syrien, die Golfstaaten, Israel in teilen, aber auch die direkten wirtschaftlichen und politischen Beziehungen, aber auch der Irak eine Rolle spielen.
Brezezinski und Odom weisen daher in die richtige Richtung, dass man eine neue Politik gegenüber dem Iran, wie gegenüber der ganzen Nah Ost Region braucht. Alles andere führt nur zur weiterne Eskalation der Verhältnisse.

Das, das ist zentral und relevant...


- Erich - 19.07.2008

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/iran106.html">http://www.tagesschau.de/ausland/iran106.html</a><!-- m -->
Zitat:Gedämpfte Erwartungen vor Atom-Gesprächen mit Iran
USA sitzen erstmals wieder mit am Tisch

Iran soll seine umstrittene Urananreicherung aufgeben - das ist das Ziel der internationalen Atom-Gespräche, die heute in Genf fortgesetzt werden. Die Erwartungen der Teilnehmer sind gedämpft. Aber immerhin sitzt erstmals ein US-Diplomat mit am Tisch.

...

Stand: 19.07.2008 04:17 Uhr



- Erich - 20.07.2008

die Russen sind zwar Gewinne von hohen Ölpreisen, die auch durch die Unsicherheit am Golf angestachelt werden, aber es scheint so, als ob Russland auch langsam an einer Lösung interessiert ist:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/safety/20080718/114396587.html">http://de.rian.ru/safety/20080718/114396587.html</a><!-- m -->
Zitat:Atom-Streit: Medwedew ruft Teheran zur Klärung aller offenen Fragen auf
22:20 | 18/ 07/ 2008
...
und <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/world/20080719/114416760.html">http://de.rian.ru/world/20080719/114416760.html</a><!-- m -->
Zitat:Medwedew und Ahmadinedschad erörtern Atomprogramm Teherans
12:04 | 19/ 07/ 2008
...



Schneemann - Schneemann - 03.08.2008

Nur um dem Thread mal wieder etwas Aktualität einzuhauchen...
Zitat:Atomfrage

Doppelbotschaft aus Iran

Der Iran beharrt nach den Worten seines Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad auf seinem Recht zur Nutzung der Atomenergie. Was das Recht auf Nutzung der Atomenergie betreffe, werde der Iran "kein Jota" nachgeben, erklärte Ahmadinedschad nach einem Treffen mit seinem syrischen Kollegen Bascher el Assad in Teheran.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.n-tv.de/Atomfrage_Doppelbotschaft_aus_Iran/030820082708/1003294.html">http://www.n-tv.de/Atomfrage_Doppelbots ... 03294.html</a><!-- m -->

Schneemann.


Schneemann - Schneemann - 29.08.2008

Zitat:Iran nennt niedrigere Zahl von Uran-Zentrifugen

Teheran (Reuters) - Irans Vize-Außenminister hat Angaben von Präsident Mahmud Ahmadinedschad zum Umfang des Atomprogramms seines Landes widersprochen.

Derzeit betreibe die Islamische Republik in ihrer Anreicherungsanlage Natans knapp 4000 Uran-Zentrifugen, sagte Vizeminister Aliresa Scheich Attar dem staatlichen Fernsehen nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Irna vom Freitag. An der Installation von weiteren 3000 der Geräte werde gearbeitet.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEKOE93349920080829">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 9920080829</a><!-- m -->

Schneemann.


Fortschritte beim iranischen Atomprogramm - ThomasWach - 16.09.2008

Hier ein Artikel, der sich mit den neuen Berichten der IAEA über den Stand des Iranischen Atomprogrammes beschäftigt und alles in allem recht kritisch mit dem Fortschritt des Programms und den unbeantworteten Fragen durch die iranische Seite ist.

Zitat:Nuclear agency says Iran has improved enrichment
By Elaine Sciolino Published: September 16, 2008

PARIS: Iran has substantially improved the efficiency of its centrifuges that produce enriched uranium, the International Atomic Energy Agency said Monday, indicating that the nation has overcome some of the technical challenges that had plagued its enrichment program.
In a six-page report, the agency charged the Iranians with continuing to stonewall about what some Western governments suspected was Iran's past research on designing a nuclear weapon.
...
In another revelation, the agency said for the first time that a foreign expert or group of experts may have helped Iran with experiments on a detonator that could be used in the implosion of a nuclear weapon.
...
Iran is now running about 3,800 centrifuges, the machines that make enriched uranium, an increase of several hundred in the past four months, the report said.
More significantly, it has increased the efficiency of its centrifuges to about 80 percent from about 50 percent, according to calculations based on the report's figures.
...

Quelle:
http://www.iht.com/articles/2008/09/16/africa/16iran.php


Schneemann - Schneemann - 19.09.2008

Zitat:Neue Sanktionen gegen Iran im Atomstreit nicht absehbar

Washington/Berlin (Reuters) - Der Iran muss wegen seines Atomprogramms in absehbarer Zeit offenbar keine neuen Sanktionen der Vereinten Nationen fürchten.

Vertreter europäischer Staaten und der USA erklärten am Freitag in Washington, die Spannungen mit der Veto-Macht Russland wegen der Kaukasuskrise neue Strafen könnten gegen den Iran erschweren. Außenminister Frank-Walter Steinmeier drohte jedoch, im UN-Sicherheitsrat müsse über neue Sanktionen gesprochen werden, sollte der Iran sein Atomprogramm nicht offenlegen.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEKOE96360420080919">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 0420080919</a><!-- m -->

Schneemann.


Schneemann - Schneemann - 24.09.2008

Zitat:STREIT MIT WASHINGTON

Russland steigt aus Iran-Gesprächen aus

Zu viel Kritik der USA an Moskaus Kaukasus-Politik: Russland steigt wie die Amerikaner aus den geplanten Sechser-Gesprächen zum iranischen Atomprogramm aus. Bundesaußenminister Steinmeier ist "tief besorgt".

Hamburg/New York - Das für Donnerstag geplante Außenministertreffen der Uno-Vetomächte und Deutschlands im Weltsicherheitsrat zum iranischen Atomprogramm ist geplatzt. Russland habe das Treffen nicht für dringlich gehalten, wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Mittwoch am Rande der Uno-Vollversammlung in New York mitteilte. Bei dem Treffen sollte über neue Sanktionen gegen Iran beraten werden.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,580249,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 49,00.html</a><!-- m -->

Das passt ins Programm. Man steigt aus und wird vermutlich Resolutionen gegen einen diktatorischen Staat nicht passieren lassen. Da kann man sich ja in Moskau auf die Schulter klopfen - auch wenn man einen Krieg damit wahrscheinlicher hat werden lassen...großes Kino...

Schneemann.