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- Ingenieur - 08.12.2009

Ehrlich gesagt stelle ich mir die bisher diskutierten Ansätze schwierig in der Umsetzung vor.

Vielleicht ist es durch eine gute Aufklärung, engagiertes Bekämpfen von aufständischer Truppenkonzentrationen und Besetzung strategisch wichtiger Punkte möglich die Taliban auf kleiner Flamme zu halten, wie ich Quintus verstanden habe. Ich sehe dabei jetzt aber keinen großen Unterschied zu dem, was die Amis seit 2006 relativ erfolglos im Süden machen, wie schon Shahab angemerkt hat, verkommt das zu Sysiphus-Arbeit, zu einer Blutpumpe am Hindukusch.

Ebenso wenig glaube ich, dass die "lokalen Kräfte" das Problem lösen werden. Diese sind wenig motiviert und sollte man ihnen die Sache überlassen, dann wird in der kommenden Zeit von lokalen Intrigen, taktischen Spielchen zwischen den Stämmen, Clans, Warlords und Syndikaten sicherlich eine Nische entstehen in der sich die Taliban und Al'Quaeda reformieren können. Eventuell übernehmen sie erneut die Kontrolle über das Land, und der Krieg wäre umsonst. Sie bräuchten nicht einmal das Land zu erobern, es reicht, wenn sie ihnen hörige Leute installiert, die eine ihnen genehme Sicherheitspolitik fährt, namentlich streng islamische Gesellschaftspolitik und Sicherheitsorgane, die sich mit der Länge des Bartes beschäftigen anstatt mit der Bekämpfung von Drogenanbau.
Es braucht eine ideologisch anti-taliban eingestellte Zentralregierung, damit diese überhaupt im gegebenen Rahmen unabhängig sein kann. Eine Regionalisierung würde in einem zweiten Somalia enden.

Ein großes Problem ist doch, dass die Afghanen nicht wirklich motiviert sind, auf Seiten der ISAF zu kämpfen.

Wäre in jedem Dorf, oder zumindest in jedem Landstrich, eine Agentur, die die landwirtschaftliche Produktion kauft und dann weiterverarbeitet und weiter vermarktet, ähnlich wie die Tee-Agenturen in Kenia, wäre die Bevölkerung quasi gezwungen, diese zu verteidigen, denn diese garantieren ihr Einkommen. Die Taliban wiederum wären gezwungen, diese Einrichtungen zu zerstören, denn ausgehend von diesen Agenturen könnte die ISAF und der afghanische Staat seinen Einfluss ausbauen. Es würden so eventuell zu Wehrdörfern, wie schon mehrfach von Quintus vorgeschlagen.


- Quintus Fabius - 15.12.2009

@Erich:

Ich bin in meinem Eintrag durchaus auf diesen Artikel eingegangen und habe mit meinen Ausführungen auch diesen Artikel zugleich widerlegt.
Im weiteren habe ich den Ideen dieses elenden alten Polen noch nie viel Bedeutung zugemessen außer der, daß er in den USA zu viel Einfluß auf die Politik hat und dies zum Schaden Deutschlands.

Zitat:ich behaupte (und die vom Eurasischen Magazin wiedergegebenen Fakten bestätigen mich darin), dass die Strategie der militärischen Aufrüstung nur den Gegendruck erhöht - also eine Strategie ist, die es den so genannten Taliban erlaubt, stärker zu werden.


Das ist meiner Ansicht nach eben grundfalsch.

Ich glaube aber das ich deinen Denkfehler gefunden habe, du setzt einfach jede Militärische Aufrüstung mit jeder Militärischen Aufrüstung gleich.

Das ist aber nicht der Fall. Es gibt verschiedene Formen Militärischer Aufrüstung von denen einige tatsächlich die Taliban stärken könnten, andere aber sie erheblich schwächen würden. Daher möchte ich nochmal betonen, daß jeder Assymetrische Krieg eine komplett eigene Lösung benötigt und das heißt, daß ich nicht einfach Militärische Aufrüstung befürworte sondern eine ganze bestimmte Form derselben.

Wenn wir aber eben nicht militärisch aufrüsten, dann werden die Taliban dadurch eben auch gestärkt. Deine Strategie Erich führt ebenfalls zu einer Stärkung der Taliban. Insbesondere dadurch das wir ohne Militärische Aufrüstung die Afghanen gar nicht vor den Taliban ausreichend schützen können und diese daher mit Druck die Afghanen auf ihre Seite zwingen können!

Zusammenfassung meiner These:

1 Militärische Aufrüstung ist eben nicht !! gleich militärische Aufrüstung sondern es gibt bestimmte Formen davon.

2 Nicht Aufrüsten heißt die Taliban werden Stärker

3 Wir brauchten eine bestimmte Form der Aufrüstung in Afghanistan

Zitat:Denn was da unter "Taliban" läuft, sind vielfach einfach Mitglieder einheimischer Stämme, die Rache für Übergriffe der Alliierten auf eigene Stammesangehörige (Zivilisten) nehmen, und mit jedem militärischen Einsatz steigt die Zahl der Verluste unter diesen Zivilisten.

Genauere Analysen zeigen, daß nur um die 20% der Aufständischen in Afghanistan aus solchen Gründen wie Blutrache etc kämpfen. Der Gros kämpft tatsächlich aus Islamistischen Motiven heraus. Und auch die Islamisten sind nicht alle Taliban.

Zitat:Wenn die einzige militärische Strategie dagegen ist, dann noch mehr drauf zu hauen (mag ja sein, dass ich das nicht verstehe)

Du verstehst es wirklich nicht oder willst es nicht verstehen.

Ich habe nirgends gesagt das wir noch mehr drauf hauen müssen, sondern das mehr Drauf hauen notwendig geworden ist wenn wir den eigentlichen Kern der einzig möglichen Strategie überhaupt umsetzen wollen: Nämlich Territorium zu besetzen und zu kontrollieren.

Es geht um die tatsächliche Kontrolle von Territorium. Das ist das Ziel, die notwendige Maßnahme.

Das Drauf Hauen ist dabei kein Selbstzweck, sondern nur ein Mittel von mehreren, ich habe auch explizit viele andere Mittel genannt. Alle diese Mittel sind gleichberechtigt, vielleicht mit Ausnahme der politischen Mittel die wichtiger sein können. Aber alle diese Mittel sind nur Mittel zum Zweck. Das Drauf Hauen ist nicht der Zweck sondern nur das Mittel zum Zweck.

Und der Zweck, das Ziel ist die Kontrolle von Territorium.

Shahab 3 hat es eigentlich doch so gut erklärt. Die westlichen Truppen machen immer Raids von ihren Festungen aus und siegen und siegen und prügeln die Taliban wie die Kesselpauken aber dann ziehen sie sich sofort wieder in ihre Festungen zurück und überlassen das soeben freigekämpfte Land sich selbst.

Zitat:Und diese Strategie kann politisch nur eine Stärkung der Stämme und Regionen, also eine Kantonisierung Afghanistans sein

Das habe ich selbst schon vor dir explizit genannt, daß wir Afghanistan de facto aufteilen müssen und lokale Mächte stärken müssen. Das hatte ich explizit als ein Mittel genannt. Das ist aber auch nur ein Mittel und keine vollständige Strategie.


@Schneemann:

Man hat jetzt ca. 105.000 Mann vor Ort. 140.000 könnten es werden. Aber das reicht auch nicht. Um überhaupt einen Erfolg zu haben, müsste man 220.000 bis 270.000 Mann einsetzen

140 000 Mann reichen eigentlich völlig aus. Die Frage ist gar nicht, wieviele Truppen man hat, sondern wie man diese einsetzt. Wir können das Land mit der von dir genannten Zahl von Truppen zwar besetzen, aber es gibt kostengünstigere und einfachere und erfolgreichere Konzepte.

Wir könnten beispielsweise die Trennung zwischen unseren Truppen und Afghanischen Streitkräften (gleich welcher Herkunft) aufheben und dann jeweils Einheiten unserer Truppen in Afghanische Einheiten sozusagen einziehen.

Auf diese Weise könnten wir mit nur um die 100 000 Mann bereits insgesamt genug Truppenpräsenz schaffen um den größten Teil des Landes zu kontrollieren.

Dies sollte man kombinieren mit einem Konzept der Wehrdörfer bzw Wehrbauern.

Mir ist natürlich völlig klar, das diese meine Strategie nie von den westlichen Ländern verwendet werden wird.

@Ingenieur:

Zitat:Ich sehe dabei jetzt aber keinen großen Unterschied zu dem, was die Amis seit 2006 relativ erfolglos im Süden machen, wie schon Shahab angemerkt hat, verkommt das zu Sysiphus-Arbeit,

Die Amis sind gar nicht so sehr im Süden, mehr im Osten und Südosten. Direkt im Süden sind primär die Briten.

Beide kontrolieren das Land nicht. Die Briten sitzen in ihren Festungen, machen regelmäßig sehr erfolgreiche "Ausfälle" bei denen sie in Treibjagden die Taliban prügeln wie die Kesselpauken und dann fliehen sie wieder in ihre Festungen.

Ich habe eine Reportage gesehen wo ein französischer Journalist mit den Taliban in Sichtweite der britischen Festung ganz gemütlich spazieren gegangen ist.

Die Amis wiederum mißachten die Lokalen Autoritäten, mißachten die Lokalen Machtverhältnisse. Sie ignorieren einfach die Stammesstrukturen und agieren überhaupt was die politische Seite des ganzen angeht völllig Ignorant.

Zitat:Eventuell übernehmen sie erneut die Kontrolle über das Land, und der Krieg wäre umsonst.

Der ganze Krieg war sowieso umsonst.

Meine Kernthese ist ja, daß wir bereits komplett verloren haben. Nur die Trägheit der eigenen Masse oder die geistige Trägheit unserer poltischen Führung läßt uns dies noch zur Zeit einfach ignorieren.

Zitat:Es braucht eine ideologisch anti-taliban eingestellte Zentralregierung, damit diese überhaupt im gegebenen Rahmen unabhängig sein kann

Und danach brauchen wir ein funktionierendes Gesetz um die Schwerkraft zu bekämpfen. Die Schwerkraft muß einfach verboten werden!

Eine Anti-Taliban eingestellte Zentralregierung wäre bis vor 3 Jahren noch möglich gewesen, wenn man den Führern der Stämme im Norden die Macht komplett überlassen hätte und ihnen die militärischen Möglichkeiten eingeräumt hätte die Paschtunen landesweit zu unterdrücken. Dann hätten wir eine Anti-Taliban Regierung gehabt die als Regierung einer Ethnischen Minderheit die Majorität größtenteils unterdrückt hätte.

Vergleichbar der Situation im Irak unter Saddam (Sunniten gegen Schiiten). Aber es hätte im Süden natürlich trotzdem weiter Taliban gegeben, aber das wäre egal gewesen und wir hätten abziehen können.

Heute aber ist eine Anti-Taliban Zentralregierung völlig unmöglich geworden.

Zitat:Ein großes Problem ist doch, dass die Afghanen nicht wirklich motiviert sind, auf Seiten der ISAF zu kämpfen.

So ist es. Und der primäre Grund dafür ist, daß die ISAF die Afghanen nicht schützen kann, das die eigene Regierung korrupt ist und im Endeffekt die Organisierte Kriminalität vertritt und das darüber hinaus die Wirtschaftliche Lage extrem schlecht ist.

Dazu kommt noch das Problem der Demographie, die Afghanen vermehren sich rasant, und das Land kann schon jetzt die Bevölkerung de facto nicht mehr tragen.

Zitat:Eine Regionalisierung würde in einem zweiten Somalia enden.

Sie würde aber zugleich zumindest mittelfristig verhindern, daß die Tablian sich wieder durchsetzen. Im Endeffekt käme ein Zustand heraus wie vor den Taliban, wo Afghanistan ebenfalls völlig zerfallen war. Die neu entstehenden Machtgebilde und Stammesfürstentümer würden das Vordringen der Taliban sehr stark behindern.

Man könnte diesen Zustand aber sogar durchaus verbessern. Indem man aus Afghanistan im Endeffekt eine Art "Staatenbund" macht, und es eben noch eine Bundesregierung gibt, die dadurch funktioniert, daß man eben bestimmte Interessen damit verknüpft.

Zitat:wäre die Bevölkerung quasi gezwungen, diese zu verteidigen, denn diese garantieren ihr Einkommen. Die Taliban wiederum wären gezwungen, diese Einrichtungen zu zerstören, denn ausgehend von diesen Agenturen könnte die ISAF und der afghanische Staat seinen Einfluss ausbauen

So ist es. Aber meiner Ansicht nach ist die Idee das der Afghanische Staat dann seinen Einfluss ausbaut hier zu ehrgeizig.

Es würde schon genügen wenn die jeweiligen Stämme und Ethnien auf diese Weise geeint und geschlossen würden und wenn die jeweiligen Anti-Taliban Stammesführer ihren Einfluss ausbauen würden.

In fast allen Stämmen und Gruppen, selbst bei den Paschtunen im Süden gibt es noch Lokale Machthabe die Anti-Taliban sind mit der Betonung auf Noch. Aber diese Lokalen Machthaber sind auch oft zugleich Anti-Zentralregierung.

Daher halte ich es für einen realistischeren Ansatz die Stämme als geschlossene Einheiten zu nutzen anstelle einer Zentralregierung.

Im Gegensatz zu Somalia mit seiner Clanstruktur sind die Afghanischen Stämme größere Einheiten und die Ethnische Frage bedeutender. Somalia ist ethnisch einheitlicher, hier zählen die Bande der Großfamilie.

In Afghanistan aber im Gegensatz zu Somalia zählt auch, ob man ein Hazara ist oder ein Paschtune, ob man ein Usbeke ist oder ein Tadschike, ob man Paschtune aus dem Süden oder aus dem Osten ist usw

Wir könnten in Afghanistan die Ethnien nutzen.

Zitat:Ehrlich gesagt stelle ich mir die bisher diskutierten Ansätze schwierig in der Umsetzung vor.

Sie wären eigentlich gar nicht so schwierig von der Umsetzung, im Fall des Konzepts von Schneemann der völligen Besetzung mit eigenen Truppen einfach nur Teuer was das Geld angeht, und im Falle meines Konzepts einfach mit deutlich höheren Verlusten von eigenen Soldaten verbunden.

Aber mal ganz ehrlich:

Wir wissen doch ohnehin alle, daß es in Afghanistan genau so weiter gehen wird wie bisher und am Ende der Abzug kommen wird und das Land wieder an die Taliban fällt. Unsere ganze Diskussion ist daher zwar interessant, aber am Ende wird der Westen in Afghanistan total scheitern und die Taliban werden siegen.

So wird es geschehen.


- ThomasWach - 15.12.2009

Da mir jetzt die Zeit fehlt, möchte ich ganz kurz einen Punkt herausgreifen, der mir beim Drüberfliegen aufgefallen war.

@ Quintus

Zitat:Die Amis wiederum mißachten die Lokalen Autoritäten, mißachten die Lokalen Machtverhältnisse und Bombardieren zu viel um ihre eigenen Verluste am Boden zu verringern. Sie ignorieren einfach die Stammesstrukturen und agieren überhaupt was die politische Seite des ganzen angeht völllig Ignorant.

Zumindest den letzten Fakt in deinem ersten Satz möchte ich bezogen auf die aktuelle Lage klar widersprechen, aber tendenziell würde ich sagen, dass diese Beschreibung der amerikanischen Vorgehensweise ihr Verfallsdatum schon überschritten hat, sprich, dass die Amerikaner zwar mal so vorgegangen sind, aber bei weitem nicht mehr so agieren. Man nehme nur mal die von McChrystal streng verschärften Verfahrensregeln zum Einsatz von Luftangriffen, über die auch unser Oberst Klein etwas gestolpert ist.
Mir war zudem mal ein interessanter Vergleich unter die Augen gekommen: So hatten die im Rahmen der ersten "Surge" von knapp 20.000 Mann nach Afghanistan gekommenen amerikanischen Einheiten sehr viel weniger Luftunterstützung erhalten und nur einen Bruchteil der Bombenlast abwerfen lassen, wie ihre britischen Vorgänger in dem umkämpften Gebiet im Süden, wo sie eingesetzt wurden.
Nimmt man sich mal die Ausführungen von Leuten wie Patraeus, McChrystal oder auch Leuten im Hintergrund wie Fick und anderen ist deutlich, dass die Amerikaner zumindest konzeptionell den Schwenk vom Anti-Terror-Kampf zum Counter-Insurgency Einsatz schon hinbekommen haben und er scheint, dass sie ihn auch in der Praxis vermehrt versuchen.

Zum Rest schreibe ich später mal was....

PS: Bitte nicht so despektierlich gegenüber Herrn Brzezinski...


- Kosmos - 15.12.2009

Zitat:Der Vergleich hinkt. Wir befinden uns im Jahre acht der NATO-Intervention. Zu diesem Zeitpunkt im Vgl. (also 1987/8Cool waren die Sowjets bereits am Ende. Zwar ist die Lage der NATO derzeit auch verzwickt, aber nicht so hoffnungslos wie die der Sowjets damals. Damals pflasterten zerschossene T-62, BMP oder BTR-70 und durch Stinger oder Redeye runtergeholte Mi-8 und Mi-24 die Täler Afghanistans. Die Sowjets waren am Ende. Davon findet man aber heute nichts. Zwar geht hier oder da mal ein NATO-Heli verloren, aber meistens, weil er im Dunkeln gegen einen Berg fliegt.
übertreib es nicht, die Lage der Sowjets war nicht wirklich gefährdet, die Verluste gingen 87-88 sogar zurück.
Auf politischer Ebene wurde die Entscheidung getroffen sich zurück zu ziehen.


- Schneemann - 15.12.2009

Zitat:übertreib es nicht, die Lage der Sowjets war nicht wirklich gefährdet, die Verluste gingen 87-88 sogar zurück.
Die Luftmacht der NATO ist z. B. derzeit so gut wie gar nicht gefährdet. Die Sowjets hingegen konnten zum Schluß hin ihre Helikopter nur noch unter großem Risiko einsetzen. Heute fliegen sogar die Deutschen mit ihren alten CH-53 relativ unbehelligt durch die Lande. Alleine in den letzten Kriegsjahren (ab 1985) gingen mehr als 300 Hubschrauber verloren. Das ist insofern kein Vgl. zu heute.

Schneemann.


- Quintus Fabius - 16.12.2009

Zitat:aber tendenziell würde ich sagen, dass diese Beschreibung der amerikanischen Vorgehensweise ihr Verfallsdatum schon überschritten hat, sprich, dass die Amerikaner zwar mal so vorgegangen sind, aber bei weitem nicht mehr so agieren. Man nehme nur mal die von McChrystal streng verschärften Verfahrensregeln zum Einsatz von Luftangriffen

Bei der Beschreibung der Vorgehensweise der Amis will ich nicht primär auf die Bombardierungen hinaus. Da habe ich mich nicht gut ausgedrückt und es daher mißverständlich geschrieben.

Es geht primär um die Ignoranz in Politischen Dingen. Und damit meine ich nicht Zivile Verluste vermeiden sondern den Umgang mit den Afghanischen Mächten, die Afghanische Innenpolitik, den Einfluss auf die Afghansiche Regierung und die Stämme.


Ich hatte in einem anderen Eintrag gegenüber ich glaube Cpt Danjou schon vermerkt, daß die Amis in Afghanistan besser agieren als die Briten was diesen sehr erstaunte. Daher habe ich gar nichts gegen deine Aussage bezüglich der Partisanenbekämpfung durch die Amis sondern bin der gleichen Auffassung.

Es geht mir gar nicht um die Taktische Umsetzung am Boden, gar nicht um die Art und Weise wie die Amis militärisch kämpfen, das machen sie recht gut.

Es geht mir nur um die Strategie und insbesondere die Politik.

Die Amis missachten auch heute noch Lokale Machtstrukturen und Stammesstrukturen und versuchen immer wieder mal ernsthaft die Macht der Zentralregierung in Gebiete hinein zu tragen in die diese Macht gar nicht hinein gehört. Die Amis ignorieren oft (nicht immer) die Machtstrukturen in Afghanistan und haben zum Teil die falschen Verbündeten und treiben so unnötig militärisches Potential in das Lager der Taliban.

Es sind eben nicht die Bombardierungen die hier neue Taliban erzeugen sondern die politische Ignoranz gegenüber den Stämmen.

Ganz am Anfang waren die Amis da sogar besser als jetzt, als sie mit wenigen Bodeneinheiten sehr elegant die Truppen der Nordallianz unterstützten und zum sieg führten. Daraus hätte man wirklich etwas aufbauen können und den Nördlichen Stämmen einfach die Macht über das Land geben können und die mittel diese Macht selbst durchzusetzen.

Die Amis haben meiner Meinung nach das Problem, daß sie aus Innenpolitischen Gründen ihrer eigenen Propaganda folgen bzw folgen müssen. Deshalb verfolgen die Amis immer wieder falsche Ziele die in Bezug auf Afghanistan eben einfach Utopisch sind.

Die Ziele der USA für Afghanistan waren nach dem spektakulären Sieg über die Taliban am Anfang viel zu ehrgeizig, zu gewagt. In der Folge dessen haben sich die Amis eben politisch verheddert.

Es geht nicht um Luftangriffe sondern um den Umgang mit den Stämmen, um die Macht-Politik in Afghanistan, um die Machststrukturen, um die Frage der Verbündeten usw Demgegenüber sind die Amis ignorant.

Hab meinen Eintrag entsprechend geändert und die Bombardierungen rausgenommen.


- Schneemann - 16.12.2009

Zitat:Sie wären eigentlich gar nicht so schwierig von der Umsetzung, im Fall des Konzepts von Schneemann der völligen Besetzung mit eigenen Truppen einfach nur Teuer was das Geld angeht, und im Falle meines Konzepts einfach mit deutlich höheren Verlusten von eigenen Soldaten verbunden.
Stellt sich aber die Frage, was eher durchzuhalten wäre. Mehr Geld in einen Krieg reinzupumpen, was zwangsläufig nötig wäre, wie ich meine, kann man einer Bevölkerung, die miterlebt, wie mal schnell hunderte von Milliarden in einen kollabierenden Bankensektor gesteckt werden, leichter erklären, als wenn eigene Soldaten tot aus einem Krisengebiet heimkehren. Geld sieht man nicht, man hört nur vom Haushaltsstreit der Parteien, tote Soldaten aber sieht man. Zumindest sorgen Särge auf dem Flughafen bei den Menschen eher für Unruhe als Geld, das irgendwo unsichtbar reininvestiert wird. Und man führt ja schließlich auch einen psychologischen Krieg um die Heimat.

Schneemann.


- Schneemann - 16.12.2009

Zitat:Was Afghanen über den Kundus-Angriff denken

"Man kann die Trauer nicht fortzaubern"

Mehr als drei Monate ist es her, dass bei dem von der Bundeswehr angeforderten Luftangriff nahe Kundus bis zu 142 Menschen getötet wurden, darunter auch Zivilisten. In Deutschland musste deswegen schon ein Minister zurücktreten. Doch wie sehen die Afghanen den Angriff? [...]

"In der Stadt Kundus und in den Distrikten ist es sicherer geworden seit dem Angriff auf die Tanker. [...] Jetzt aber können wir dort wieder hin und man merkt nicht mehr so viel von den Taliban wie vor dem Angriff."
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/kundusafghanistan100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/kundus ... an100.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- Mondgesicht - 16.12.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,667517,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 17,00.html</a><!-- m -->

Zitat:Afghanistan-Mission
Russische Hubschrauber sollen Nato helfen
...
Tatsächlich hat Rasmussen im Gespräch mit Präsident Dmitrij Medwedew am Mittwoch um russische Rüstungsgüter gebeten. "Für das erste habe ich ein Hubschrauber-Paket vorgeschlagen", sagte der Nato-Chef nach dem Treffen mit dem russischen Staatsoberhaupt. Er forderte zudem, Russland solle verstärkt afghanische Polizisten ausbilden.

Nur mal so am Rande:
Was ist eigentlich mit den Mi-8 und Mi-24 der DDR passiert? Stehen die noch in irgendwelchen Depots rum? Könnte man doch jetzt in Afghanistan super gebrauchen... Confusedhock:


- ThomasWach - 16.12.2009

Na, die Polen fliegen doch dort mit Mi-17 und Mi-24 herum und haben sogar mehr Helis vor Ort als die Bundeswehr (9 bei den Polen und ich glaube nur 8 bei der Bundeswehr), und dabei sogar eben auch Kampfhubschrauber wie den Mi-24.
Kurzzeitig wurden sogar 2 Mi-17 den Kanadiern in Kandahar ausgeborgt, weil die in Sachen Lufttransportkapazitäten ein Defizit hatten.

Überhaupt: Es ist beschämend und höchst problematisch zugleich, wie schwach die Hubschrauberkapazitäten gerade der europäischen Verbündeten ausfallen.


- Ingenieur - 16.12.2009

Einen Teil ist man wohl im Balkankrieg losgeworden, wenn man Samuel Huntington glauben darf. Laut "Kampf der Kulturen" hat Deutschland damals den Kroaten einiges an NVA-Material überlassen.


- Kosmos - 17.12.2009

Zitat:Überhaupt: Es ist beschämend und höchst problematisch zugleich, wie schwach die Hubschrauberkapazitäten gerade der europäischen Verbündeten ausfallen.
es ist das Problem aller westlichen Streitkräfte mit Ausnahme der USA (500-700 Mrd. Militärhaushalt eben), Verringerung der Streitkräfte verbunden mit in der Tat horrenden Preisen für die Transporthubschrauber der neuen Generation führen zu absolut nicht ausreichenden Hubschrauberkapazitäten.


- Mondgesicht - 17.12.2009

Stellt sich an dieser Stelle nicht die Frage, ob ein Portfolio an Hubschraubern des neuesten Typs überhaupt notwendig ist?
Da kann man doch auch mal ein Paket aus 150 Mi-8 schnüren, mit leicht "aufgebohrter" Avionik.

Es muß ja nicht immer nur das Beste sein. Hauptsache zuverlässig.
In Afghanistan kann man so jedenfalls nichts reißen. Sad


- Schneemann - 17.12.2009

Zitat:Zwei Bundeswehr-Soldaten bei Kundus verwundet

Chahar Darrah (Reuters) - Bei Gefechten im nordafghanischen Unruhe-Distrikt Chahar Darrah sind zwei deutsche Soldaten verwundet worden.

Die Aufständischen feuerten am Mittwoch mit Panzerfäusten und Gewehren auf eine Polizeistation, in der sich auch Bundeswehr-Soldaten aufhielten, wie ein Reuters-Fotograf in Chahar Darrah berichtete. Eine Panzerfaustgranate schlug auf dem Gelände der Wache ein und verletzte einen Soldaten schwer. Die Bundeswehr erwiderte das Feuer.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE5BF0FE20091216">http://de.reuters.com/article/worldNews ... FE20091216</a><!-- m -->

Schneemann.


- Kosmos - 22.12.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://icasualties.org/OEF/Default.aspx">http://icasualties.org/OEF/Default.aspx</a><!-- m -->

recht bedenkliche Erhöhung der Verluste, Situation ist sehr ernst