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- ThomasWach - 22.02.2009

@ Shahab

Zitat:(...) Zu diesem späteren Zeitpunkt war die vom CIA und ISI befruchtete Brut aber bereits geschlüpft. Darauf wollte ich hinaus. (...)

Aber genau an diesem Punkt setze ich meinen Widerspruch deiner Argumentation gegenüber an: Diese "Brut", wie du sie selbst nennst, war eben nicht von der CIA und dem ISI befruchtet worden, sondern, wie du später wieder selbst teilweise einräumst, eine "Eigenentwicklung" oder auch eine ungewollte, missratene Nebenfolge der gesamten Umstände. Diese Gruppierungen, die letztlich dann die Taliban bildeten, profitierten sicherlich auch vom ISI, vom saudischen Geld und auch von Geldern der CIA, aber ihre Formierung hatte damit nichts zu tun. Um mal bei deiner bildichen Sprache zu bleiben: Diese Brut wurde durch ISI und CIA in gewissem Maße mit ernährt und mit aufgezogen, aber letztlich waren diese äußeren Einflüsse nicht so entscheidend. Die bedenklichen Entwicklungen in einigen Bereichen der islamischen Theologie, die Zustände in Afghanistan und in den Flüchtlingslager waren die entscheidenden Punkte.

Mit dem Einfluß der islamischen Internationale kamen "Hardcore-Islamisten" aller Couleur in die pakistanischen Grenzgebiete, die zum Sammelpunkt afghanischer Paschtunen worden. Diese Konzentration aber war ein Nebeneffekt der staatlichen Hilfsleistungen für die Afghanen. Man brauchte schließlich vor Ort auch Personal. Und dieses Personal hatte seine eigene Agenda. Die Ausbilung in den Madrassen beispielsweise änderte sich schlagartig, sobald diese Leute Zugriff auf sie hatten. Und das taten sie. So worden Lehrpläne zusammengekürzt und auf eine klare Ideologie verengt. All das passierte im Schatten des afghanischen Widerstandes, mehr als Resultat der gesamten Einflüße und Umstände, kaum zurechenbar auf einen bestimmten Akteur oder als Folge ganz bestimmter Handlungen ansehbar. Das amerikanische und saudische Geld floß in ganz verschiedene Taschen und half ganz unterschiedlichen Gruppen. Was sich da nun ganz genau in den paschtunischen Flüchtlingslagern und den dortigen Madrassen im Rücken der afghanischen Front zusammenbraute, war letztlich ein giftiges Gemisch mit vielen Zutaten.
Daher sind die Taliban sozusagen ein Schattengewächs dieser Jahren und dieser Umstände, nicht der CIA oder auch des ISI.


- Erich - 28.02.2009

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,609967,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 67,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 26.02.2009

AFGHANISTAN-EINSATZ
"Den Amerikanern ist egal, ob die Europäer mehr Truppen senden"

Europas Regierungen fürchten, dass Barack Obama ihnen mehr Soldaten für den Kampf gegen die Taliban abverlangt - ein Irrtum, sagt US-Militärexperte Jeremy Shapiro im SPIEGEL-ONLINE-Interview. Tatsächlich wolle Amerika in Afghanistan mehr selbst kontrollieren: Denn die Verbündeten hätten in mancher Hinsicht versagt.
..

SPIEGEL ONLINE: Aber wird all das nicht schon lange erprobt? Europäer, gerade die Deutschen, haben seit langem versucht, die afghanische Polizei zu schulen.

Shapiro: Der Beitrag der Europäer, auch der Deutschen, war in dem Gebiet einfach grausig. In mancher Hinsicht stünden wir jetzt besser da, wenn sie gar nichts gemacht hätten.
...
:x starker Tobak, aber offenbar ist die Einschätzung der deutschen Verantwortlichen über den Beitrag der USA nicht viel besser - so zitiert der SPIEGEL (print, 26.01.2009 auf Seite 14) den deutschen Vier-Sterne-General Egon Ramms, bei den zur Terroristenjagd eingesetzten US-Truppen gebe es "bisweilen Fehlentwicklungen, die weder gesundem Menschenverstand entsprechen noch rechtlich in Ordnung sind."
Ich frag mich jetzt nur, ob das fehlende Wissen über Rechtsstaatlichkeit, Verhältnismäßigkeitsgrundsatz usw - also die "Rambo-Mentalität" - ein gemeinsames Niveau afghanischer Polizisten und US-Einheiten ist.


- Nightwatch - 28.02.2009

Hach ja, bevor deutsche Generale über die Operationsweisen der Amerikaner den Mund aufreißen sollten sie nun wirklich im eigenen Stall ausmisten. Das ist einfach nur peinlich.
Denn eins ist sicher, wären wir verantwortlich im Süden wären die Taliban schon längst wieder in Kabul einmarschiert.


- ThomasWach - 01.03.2009

Flotte Sprüche und oberflächliche Analysen helfen selten weiter.

Shapiros durchaus überspitzte Kommentare zur Irrelevanz europäischer Truppen muss man in den Kontext des jahrelangen NATO-internen Diskurs über Verfügbarkeiten und Befugnisse der jeweiligen Truppenteile der NATO-Staaten stellen. Kurz gesagt, zur Effektivierung und Leistungssteigerungen der Koalitionstruppen vor Ort war den Amerikanern immer daran gelegen, eine straffe Kommandostruktur zu schaffen und dabei die Truppen flexibel einzusetzen zu können. Das geht aber mit nationalen Vorbehalten und Einsatzbeschränkungen (den berühmt berüchtigten national caveats) nunmal nicht.

Die sollten, müssten und könnten auch ruhig entfallen, zum Wohle der NATO und für eine verbesserte Operationsführung. Schaut man also auf die Operationsstruktur und die Kommandokette ist die prononcierte Kritik von Shapiro, sein Wunsch nach mehr Effizienz und Effektivität also durchaus gerechtfertigt.
Ramms geäußerte Zweifel dagegen, die in bei u.a. beim (noch) derzeitigen NATO Oberbefehlshaber Craddock stark in Verruf gebracht haben, beziehen sich auf die Kampfstrategie und Taktiken in den umkämpften Gebieten. Und wenn man sich nun die amerikanische Debatte anschaut, die ich mit einem Auge mitverfolge, dann ist auch in den USA die bisher verfolgte Strategie und Vorgehensweise der US-Truppen stärker in die Kritik gekommen. Nicht umsonst gab es im letzten Jahr eine interne Untersuchung zu den Kollateralschäden durch CAS, nicht umsonst wird die extrem häufige Luftunterstützung auch immer häufiger kritisch diskutiert und die negativen Folgen auch in der amerikanischen Öffentlichkeit gesehen, die durch einen exzessiven Gebrauch von Luftunterstützung entstehen und nicht umsonst ist die Afghanistan-Strategie immer noch in einem Neubewertungsverfahren. Und wenn man dem Glauben schenken kann und will, was man liest, dann wird die neue Strategie (beteiligt an ihrer Ausarbeitung auch wieder General Petraeus) neue Akzente setzen und sich vom bisher zu brutalen, zu agressiven und zu sehr auf Feuerkraft und Luftunterstützung verlassenden Ansatz unterscheiden. Daher ist Ramms Kritik nicht nur gerechtfertigt, sie liegt auch auf Linie mit der neueren amerikanischen Debatte zu dem Thema, in den Medien und in Fachkreisen (ausgeschlossen davon natürlich die üblichen hillbillies und Brett-vorm-Kopf-Ideologen). Zudem obliegt in meinen Augen durchaus Ramms als NATO-General, der für diese Region und den ISAF-Einsatz in unterschiedlichen Positionen tätig war, durchaus auch entsprechende, kritische Kommentare zur NATO abgeben zu können. Schließlich bezieht sich Ramms von seiner functio her als NATO-Kommandeur auf alle NATO-Staaten.

Schaut man also genauer hin und achtet man darauf, worauf sich diese kritischen Kommentare beziehen, so sollte man bei beiden jeweils erkennen, dass dahinter einiges an Substanz steckt, sprich, dass beide Kritiken gerechtfertigt sind. Und in meinen Augen gehört zu einem guten transatlantischen Verhältnis, das ich durchaus auch gern sehe, nunmal auch ein offener Diskurs.


- Ingenieur - 01.03.2009

Ich finde, die Kritik von Gen. Ramm greift deutlich zu kurz. Wenn irgendjemand von den NATO-Ländern schuld hat, an der aktuellen Stärke der Taliban, dann sind es die USA.

Im Süden von Afghanistan wurde bis 2006 anstatt zum Wiederaufbau mit PRTs etc überzugehen, wie in anderen Landesteilen auch, die Terroristenjagd fortgesetzt. Die Einwohner sahen also 4 !! Jahre lang nur Spezialkommandos und Luftschläge, aber keinen Aufbau, keine neuen Straßen, Schulen oder sonstige staatliche Infrastruktur.
Dabei waren die Taliban nach dem Umsturz erst mal für einige Zeit fast nicht mehr aktiv; es wäre also die richtige Zeit gewesen um auch hier mit dem Wiederaufbau zu beginnen und ganz normale friedenssichernde Truppen zu installieren.
Und nach 4 Jahren dämmerte unseren amerikanischen Freunden, dass die Bewohner sich eher Taliban-freundlich verhalten, wenn man sie im permanenten Kriegszustand hält. Als dann die NATO im Jahr 2006 mit den armen Kanadiern und Briten in den Süden einrückte gab es natürlich einnen Riesenaufstand als Dankeschön für die letzten 5 Jahre.
Der "Geist der NATO" gebietet zwar eine gewisse Solidarität, aber ich kann da einige europäische Länder verstehen, wenn sie eher darauf pochen, dass jeder in seinem eigenen Verantwortungsbereich die Konsequenzen trägt.
Die Holländer und Kanadier haben jetzt schon keine Lust mehr, die ziehen sich bis 2011 zurück. Und bei den Kanadiern kann ich es verdammt gut verstehen.

Im deutschen Sektor gab es eine Demonstration der lokalen Bevölkerung für die Bundeswehr, als der erste größere Selbstmordanschlag die Deutschen traf. Das ist das Ergebnis einer Strategie, die die Amerikaner besser von Anfang gefahren hätten, dann sähen jetzt Süden und Osten nicht so schlimm aus.


- Quintus Fabius - 01.03.2009

In Afghanistan wurde eine Umfrage wiederholt (Quelle: Afghan Institut for Social and Public Opinion Research) die auch schon vor einigen Jahren durchgeführt wurde, in der die Afghanen über die Lage ihres Landes und über ihre Ansichten bezüglich der Präsenz von Europäern und Amerikanern in ihrem Land befragt wurden.

Nur noch 30% der Afghanen sind der Ansicht, dass ihr Land sich positiv entwickelt. Bei der ersten Umfrage vor dreieinhalb Jahren waren es noch 77%.

Insgesamt in Afghanistan sind nur noch 32% der Bevölkerung für die Präsenz westlicher Truppen im Land. Bei der ersten Umfrage waren es noch 68%.

Dabei ist ein deutlicher Unterschied zwischen Nord- und Südafghanistan feststellbar, im Süden sind weniger als 20% der Bevölkerung für die Präsenz westlicher Truppen, aber auch in Südafghanistan waren es bei der ersten Umfrage noch 66%.

Wie ist diese extreme Entwicklung, dieser drastische Meinungsumschwung zu erklären?

Landesweit kennen 43% der Afghanen Zivile Opfer die durch militärische Angriffe westlicher Truppen verursacht wurden aus ihrem direkten unmittelbaren Umfeld, sehr oft auch innerhalb ihrer Familie. In Bezug auf die Beurteilung der Gründe der Zivilien Verluste schreiben 41% der Afghanen die ausschließliche Schuld den westlichen Truppen zu.

In Südafghanistan kennen 92% aller Afghanen Zivile Opfer in ihrem unmittelbaren Umfeld durch militärische Angriffe westlicher Truppen.

Diese Zahlen passen nicht zu den von den westlichen Streitkräften oder der afghanischen Regierung genannten Zivilen Opferzahlen. Alle Befragungen und auch die Kenntnisse westlicher NGOs deuten darauf hin, dass die militärischen Operationen westlicher Streitkräfte wesentlich mehr afghanische Zivilisten das Leben gekostet haben als es hier im Westen bekannt ist.

Paralell dazu steigt das Vertrauen in die Taliban innerhalb der afghanischen Bevölkerung. In vielen Gegenden wendet man sich in rechtlichen Streitfragen an die Taliban, weil diese als unbestechlich gelten. 64% der Afghanen möchten die Taliban integrieren und streben deshalb eine Verhandlungslösung an die eine Beteiligung der Taliban an der afganischen Gesellschaft und am afghanischen Staat vorsieht.

Bei der ersten Umfrage waren nur 8% der Afghanen dieser Ansicht. Um diese Lösung zu erreichen ist es nach Meinung der meisten Afghanen dringend notwendig, dass die westlichen Truppen möglichst bald vollständig abziehen. 51% der Afghanen wünschen den Abzug aller westlicher Truppen noch in diesem Jahr, im Süden sind es sogar 71% die dies wünschen.

Die von Präsident Obama geplante Aufstockung der Truppen heißen nur 9% der Afghanen gut, im Süden sogar nur 3%.

Auch militärische Gewalt gegen die westlichen Truppen wird von immer größeren Teilen der Bevölkerung gut geheißen. Landesweit befürworten mehr als 50% militärische Gewalt gegen US-Truppen.

Die Afghanische Regierung wird ebenfalls zunehmend abgelehnt. 85% der Afghanen halten die gesamte Regierung in Afghanistan für hochkorrupt und völlig unfähig.

Im Süden hat die Bevölkerung inzwischen mehrheitlich mehr Zutrauen in die Taliban als in die Regierung.

Die Armut in Afghanistan hat seit dem Sturz der Taliban und trotz vieler Entwicklungshilfeprojekte des Westens zugenommen. Die Afghanen leben insgesamt noch schlechter als vor einigen Jahren.

Nur noch 37% der Afghanen können die notwendigsten Lebensmittel bezahlen. Es herrscht allgemein eine zunehmende Unterernährung. 31% der Afghanen haben selbst im Winter keinerlei Heizmaterial.

Die einzigen Kontrapunkte in der allgemein katastrophalen Lage sind die breite Zustimmung der Afghanen zu Frauen rechten, was doch ziemlich überrascht. 90% der Afghanen sind für das Wahlrecht für Frauen und für Schuldbildung für Mädchen.
77% bejahen die Berufstätigkeit von Frauen.

Diese Befürwortung der Frauenrechte ist der letzte entscheidende Punkt warum sich die Afghanen nicht mehrheitlich den Taliban zuwenden, da die Taliban die Frauenrechte wieder vollständig abschaffen wollen. Selbst in den Paschtunischen Gebieten im Süden wenden sich noch viele allein deshalb nicht den Taliban zu, weil diese dermaßen massiv gegen Frauenrechte sind.

Laut Aussagen vieler Afghanen wären die Taliban wenn sie in diesem Punkt flexibler wären die am besten geeignete Führung für Afghanistan, dieser Ansicht stimmten 80% der Afghanen zu.

Verbesserungen werden von den Afghanen auch im Bereich Trinkwasser und Infrastruktur gesehen. Der Bau von Brücken und Straßen durch die US-Truppen wird von 42% der Afghanen als die einzige positive Leistung der USA im Lande genannt. 77% der Afghanen sehen den Bau von Schulen durch westliche Truppen und Organisationen positiv.

Insgesamt muß man aus diesen Zahlen zu der Schlussfolgerung kommen, dass der Kampf um die Köpfe und Herzen der Afghanen eindeutig verloren ist.


- Erich - 01.03.2009

Quintus Fabius schrieb:In Afghanistan wurde eine Umfrage wiederholt (Quelle: Afghan Institut for Social and Public Opinion Research) die auch schon vor einigen Jahren durchgeführt wurde, in der die Afghanen über die Lage ihres Landes und über ihre Ansichten bezüglich der Präsenz von Europäern und Amerikanern in ihrem Land befragt wurden.

Nur noch 30% der Afghanen sind der Ansicht, dass ihr Land sich positiv entwickelt. Bei der ersten Umfrage vor dreieinhalb Jahren waren es noch 77%.

Insgesamt in Afghanistan sind nur noch 32% der Bevölkerung für die Präsenz westlicher Truppen im Land. Bei der ersten Umfrage waren es noch 68%.Dabei ist ein deutlicher Unterschied zwischen Nord- und Südafghanistan feststellbar, im Süden sind weniger als 20% der Bevölkerung für die Präsenz westlicher Truppen, aber auch in Südafghanistan waren es bei der ersten Umfrage noch 66%.

Wie ist diese extreme Entwicklung, dieser drastische Meinungsumschwung zu erklären?
Ist's ein Wunder?
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan840.html">http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan840.html</a><!-- m -->
Zitat:Statistik der Nachrichtenagentur AP
NATO und ISAF töteten mehr Zivilisten als die Taliban

In Afghanistan sind in den ersten zwei Monaten dieses Jahres mehr Zivilpersonen bei Militäraktionen der alliierten Truppen als bei Angriffen der Taliban getötet worden. Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AP kamen bei Angriffen von US- und NATO-Soldaten sowie afghanischen Streitkräften seit Jahresbeginn 100 unbeteiligte Zivilisten ums Leben. Die Taliban töteten der Zählung zufolge etwa 60 Zivilpersonen. AP stützte sich bei der Zählung auf Angaben von US- und NATO-Vertretern sowie der afghanischen Regierung.
...
Quintus Fabius schrieb:Landesweit kennen 43% der Afghanen Zivile Opfer die durch militärische Angriffe westlicher Truppen verursacht wurden aus ihrem direkten unmittelbaren Umfeld, sehr oft auch innerhalb ihrer Familie. In Bezug auf die Beurteilung der Gründe der Zivilien Verluste schreiben 41% der Afghanen die ausschließliche Schuld den westlichen Truppen zu.

In Südafghanistan kennen 92% aller Afghanen Zivile Opfer in ihrem unmittelbaren Umfeld durch militärische Angriffe westlicher Truppen.

Diese Zahlen passen nicht zu den von den westlichen Streitkräften oder der afghanischen Regierung genannten Zivilen Opferzahlen. Alle Befragungen und auch die Kenntnisse westlicher NGOs deuten darauf hin, dass die militärischen Operationen westlicher Streitkräfte wesentlich mehr afghanische Zivilisten das Leben gekostet haben als es hier im Westen bekannt ist.
.....

Insgesamt muß man aus diesen Zahlen zu der Schlussfolgerung kommen, dass der Kampf um die Köpfe und Herzen der Afghanen eindeutig verloren ist.
und - leider - am meisten wurde im Tätigkeitsbereich der US-Truppen verloren, wobei man der Fairness halber auch sagen muss, dass die US-Truppen, die mit ihrem Konzept den schlechtesten Lösungsweg hatten, auch noch die schwierigste Ecke des Landes beackern sollten ...
das Ergebnis sieht man nicht nur bei der Akzeptanz der westlichen Truppen in den oben genannten Umfragewerten, sondern auch bei den US-Truppen selbst:
nochmal <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan840.html">http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan840.html</a><!-- m -->
Zitat: ... Dreimal so viel tote US-Soldaten wie im Vorjahr

Die Zahl der getöteten US-Soldaten stieg in den ersten beiden Monaten 2009 gegenüber dem selben Zeitraum des Vorjahres um mehr als das Dreifache von acht auf 29. Es kamen auch mehr Soldaten aus anderen NATO-Staaten ums Leben als vor einem Jahr. Die Zahl erhöhte sich auf 18, zwölf davon waren Briten. Im Januar und Februar 2008 wurden 13 Soldaten aus anderen NATO-Ländern getötet.
...

Stand: 01.03.2009 00:45 Uhr



- Quintus Fabius - 01.03.2009

Meiner Ansicht nach ist es die zwingende Schlußfolgerung aus diesen Daten, aus Afghanistan tatsächlich abzuziehen.

Schon seit Jahren bin ich der festen Überzeugung das Afghanistan geostrategisch irrelevant ist, und unsere Präsenz dort völlig sinnlos ist.

Wir sollten alle Truppen und Organisationen die wir in Afghanistan binden lieber in den Irak werfen, wäre dies vor 3 Jahren geschehen, hätte man den Irak heute im Griff.

Tatsächlich geschieht nun das exakte Gegenteil, die größtmögliche Dummheit wird nun wirklich durchgezogen: der Abzug aus dem Irak und die Verlegung der frei werdenden Kräfte nach Afghanistan.

Man hätte zu dem Zeitpunkt aus Afghanistan abziehen sollen, wo noch eine Mehrheit der Bevölkerung den Westen gutgeheißen hat. Dann hätte man die Operation dort als Erfolg darstellen können.

Hätten die Taliban wieder mehr Einfluss gewonnen hätten die Afghanen dann heute von selbst wieder westliche Truppen gewünscht und wir könnten jederzeit durch die afghanische Zustimmung zum Westen legitimiert dort eingreifen. Unsere Option in Afghanistan präsent zu sein wäre dann durchgehend vorhanden geblieben.

Stattdessen hat man jede Grundlage für einen Erfolg dort systematisch zunichte gemacht.

Ich bin aber der festen Überzeugung, daß es nie anders hätte laufen können. Eine Strategie wie du Erich sie vorschlägst wäre ebenso gescheitert bzw wäre unmöglich bzw ist unmöglich.

Es konnte nie anders kommen.

Daher hätte man schon vor Jahren abziehen müssen. Auch ziviler Aufbau und noch so friedliches und zurückhaltendes Vorgehen wären in der genau gleichen Situation geendet wie jetzt bzw dann hätten die Taliban noch größere Teile des Landes zurück erobert.

Schon vor 4 Jahren habe ich geschrieben, daß die Afghanen in jedem Fall, egal was wir tun werden uns in einigen Jahren ablehnen und hassen werden.

Damals hat man mir geantwortet, daß die Afghanen doch die westlichen Truppen mögen, ja das zwei Drittel der Afghanen für die Präsenz westlicher Truppen sind (die erste Umfrage damals)

Ich habe geschrieben, exakt diesen Vorteil müssen wir nutzen und jetzt abziehen, solange sie uns noch positiv sehen.
Dann hat man mich verlacht und erklärt, die Entwicklung werde schon so weiter gehen.

Jetzt ist es exakt so gekommen wie ich es prognostiziert hatte.


- Erich - 01.03.2009

Und Karzai will vorgezogene Wahlen - weil die Stimmung sonst noch schlechter wird und er jetzt noch als Amtsinhaber kandidieren kann:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EC3544C51C3E44231BB3F6B567BCD181A~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Afghanistan
Karzai will Wahlen schon im April

Von Friederike Böge, Kabul

01. März 2009 Die Präsidentenwahl in Afghanistan soll nach dem Willen Amtsinhaber Karzais um vier Monate auf April vorgezogen werden. Dazu forderte der Präsident die Wahlkommission am Samstagabend per Dekret auf. Mehrere Konkurrenten Karzais kritisierten den Schritt als Benachteiligung anderer Kandidaten. Ein Sprecher des amerikanischen Außenministeriums sagte, die Vereinigten Staaten hielten den ursprünglich festgelegten Termin im August aus Sicherheitsgründen für den besten Zeitpunkt.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/395/460031/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/395/460031/text/</a><!-- m -->
Zitat:01.03.2009 12:12 Uhr
Trennlinie
Afghanistan
Karsai will Wahltermin vorziehen

Der afghanische Staatschef Karsai hat überraschend die Präsidentschaftswahlen für April angesetzt. Das stößt international nicht nur auf Zustimmung.
...



- Ingenieur - 01.03.2009

@Quintus

Inwiefern wäre es von Interesse die Bundeswehr in den Irak zu verlegen? Den idealistischen Ansatz, nämlich um das Leben der Iraker sicherer zu machen, hattest du vermutlich nicht im Sinn. Die Ölquellen kassieren die Briten und US-Amerikaner und Aufträge bekommt die deutsche Exportindustrie auch ohne Militärpräsenz reichlich.
Und geostrategisch gesehen hätte die Bundesrepublik Truppen an der Grenze zu Iran und Syrien.
Wo ist da jetzt effektiv der Nutzen, den du dir davon versprichst?


- Schneemann - 07.03.2009

Zitat:PRÄSIDENTENWAHL IN AFGHANISTAN

Verfassungskrise um Karzai

Der afghanische Präsident Hamid Karzai ist nun doch bereit, über sein Mandat hinaus zu regieren - bis zum 20. August nämlich, den Wahltermin, den die Wahlkommission für realistisch hält. Doch es droht eine Verfassungskrise, Oppositionspolitiker fordern einen früheren Rückzug.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,611965,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 65,00.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- Erich - 08.03.2009

ich setz das mal hierher, weil es die Taliban betrifft:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/261/460891/text/">http://www.sueddeutsche.de/politik/261/460891/text/</a><!-- m -->
[code]08.03.2009 08:01 Uhr

US-Außenpolitik
Obama erwägt Annäherung an moderate Taliban

US-Präsident Obama schließt Gespräche mit gemäßigten Taliban nicht aus. Durch eine Zusammenarbeit könnten die Verhältnisse in Afghanistan stabilisiert werden.
...
Zitat:
[/code]


- Schneemann - 09.03.2009

Zitat:AFGHANISTAN

Talibansprecher schlägt Obamas Gesprächsangebot schroff aus

US-Präsident Obama erwägt Gespräche mit gemäßigten Taliban. Gegenüber SPIEGEL ONLINE nennt ein Sprecher der militanten Islamisten die Offerte jetzt allerdings "sinnlos" -und fordert den Abzug aller westlichen Truppen, bevor es Gespräche geben könne.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,612190,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 90,00.html</a><!-- m -->

Prima, dann kann man endlich mal reinen Tisch machen...

Schneemann.


- Schneemann - 10.03.2009

Zitat:USA fordern Hilfe von Nato-Partnern in Afghanistan

Brüssel (Reuters) - Die USA haben angesichts der sich verschärfenden Lage in Afghanistan ihre Nato-Verbündeten zu mehr Unterstützung gedrängt.

"Die sich verschlechternde Situation in der Region stellt nicht nur für die USA eine Gefahr dar, sondern für jede einzelne, an diesem Tisch versammelte Nation", sagte US-Vizepräsident am Dienstag in Brüssel zu Vertretern des 26 Staaten umschließenden Nato-Militärbündnisses.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE52907220090310">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 7220090310</a><!-- m -->

...und...
Zitat:Jung fordert von gemäßigten Taliban Hilfe beim Wiederaufbau

Feisabad (Reuters) - Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hat an gemäßigte Taliban appelliert, am Wiederaufbau Afghanistans mitzuwirken.

"Ich kann nur die Taliban auffordern, der Gewalt abzuschwören und sich zu engagieren für eine friedliche Entwicklung", sagte Jung am Dienstag bei einem Besuch des deutschen Feldlagers in Feisabad.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/domesticNews/idDEBEE5290AR20090310">http://de.reuters.com/article/domesticN ... AR20090310</a><!-- m -->

Schneemann.


- Erich - 10.03.2009

jetzt müsste man doch eigentlich nur noch die gemäßigten Taliban finden (nicht die, die Gesprächsangebote ausschlagen)
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.handelsblatt.com/politik/international/auf-der-suche-nach-moderaten-taliban;2197171">http://www.handelsblatt.com/politik/int ... an;2197171</a><!-- m -->
Zitat:10.03.2009 , 07:31 Uhr
Dialogangebot von Obama
Auf der Suche nach moderaten Taliban
von Andreas Rinke

Die Ankündigung von US-Präsident Barack Obama, künftig auch mit "moderaten Taliban" in Afghanistan zu reden, ist in Europa und Afghanistan selbst auf ein positives Echo gestoßen. "Dies wird die moderaten Elemente bei den Taliban ermutigen, eine Aussöhnung mit der afghanischen Regierung zu suchen," sagte Afghanistans Präsident Hamid Karsai.
...