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- hawkeye87 - 14.11.2005

nach den neusten meldungen bei <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,384833,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 33,00.html</a><!-- m --> sind es jetzt 2 tote und 3 verletzte deutsche soldaten. dingo?


- Turin - 14.11.2005

Abwarten und Tee trinken. Angesichts der widersprüchlichen Meldungen alles nur Kristallglasleserei. Die Natur des Fahrzeugs interessiert mich auch, aber ich tippe eher auf Dingo. Nicht, dass es wirklich drauf ankommt, wenn so ein Pick-up oder Geländewagen mit genügend Sprengstoff beladen ist.


- Azrail - 14.11.2005

Also in den Nachrichten kam es gerade ein toter Feldjäger und weiterer schwer verletzt.
Fahrzeugtyp:Wolf.
Sudcidangriff mit einem Toyota Pick Up.


- hawkeye87 - 14.11.2005

[Bild: http://img357.imageshack.us/img357/4332/silvershaded8jb.gif] mein beleid den angehörigen [Bild: http://www.world-of-smilies.com/html/images/smilies/armee/wos_armee_007.gif]

wenn es sich um einen wolf handelt, kann man von glück reden, dass es nicht noch tote und verletzte gibt ... selbst ein gepanzerter wolf hält nicht so besonders viel aus.

edit: offenbar gab es eine 2. explosion. von <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/SP192949.htm">http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/SP192949.htm</a><!-- m -->
Zitat:Second car bomb blast in Afghan capital kills one
A second car bomb exploded in the Afghan capital Kabul on Monday, killing at least one person close to where a suicide car bomber earlier killed a German soldier of the NATO-led peacekeeping force, witnesses said. [...]



- hawkeye87 - 14.11.2005

struck hat gerade den tot eines deutschen soldaten bestätigt. von <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,384833,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 33,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Struck bestätigt Anschlag auf deutsche Soldaten
Verteidigungsminister Struck hat bestätigt, dass ein Bundeswehrsoldat bei einem Anschlag in Afghanistan ums Leben gekommen ist, zwei weitere wurden verletzt. Bei einem zweiten Anschlag soll es einen weiteren Toten gegeben haben. [...]
Der Sprecher teilte weiter mit, die Explosion habe sich im Osten der afghanischen Hauptstadt ereignet. Ein mit Sprengstoff beladener Toyota habe ein Isaf-Fahrzeug mit Bundeswehrsoldaten gerammt. Dabei seien weitere deutsche Soldaten und auch Zivilisten verletzt worden. Laut Struck war das gepanzerte Transportfahrzeug der Bundeswehr zur Tatzeit vor einem Uno-Gebäude geparkt. [...]
interessant ist dieser abschnitt:
Zitat:Einem Bericht der Nachrichtenagentur AP zufolge ereignete sich der zweite Anschlag nur 500 Meter vom ersten Tatort entfernt. Auch in diesem Fall soll ein Selbstmordattentäter sein mit Sprengstoff beladenes Auto in das Isaf-Fahrzeug gesteuert und zur Explosion gebracht haben. Über mögliche Opfer gab es zunächst unklare Angaben. Unter Berufung auf Zeugenaussagen berichtete die Agentur Reuters von einem Toten. Auch soll es zu einem Schusswechsel gekommen sein. [...]
Nach dem tödlichen Anschlag auf die Bundeswehr sollen Soldaten der Isaf Augenzeugen zufolge das Feuer auf ein Auto mit Kindern eröffnet haben. Die Augenzeugen berichteten, der Wagen habe trotz Aufforderung der Soldaten nicht angehalten. [...]



- Faithnall - 15.11.2005

Man kann nun schon über den Vorfall diskutieren, muß man abernicht.

Meine stille anteilnahme, gehört den Angehörigen der Opfer dieser, duch nichts zu rechtfertigenden Bluttat Sad


- hawkeye87 - 16.11.2005

:hand: von <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,385291,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 91,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Afghanistan-Mission wird gefährlicher
Der Leichnam des bei einem Anschlag in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten wird heute in Deutschland erwartet. Der Wehrbeauftragte Robbe schließt weitere Todesopfer bei der Mission zum Wiederaufbau des Landes nicht aus.

Durch die Ausweitung des Auftrag der Bundeswehr auf den Norden Afghanistans seien gefährlichere und kompliziertere Einsätze zu erwarten, sagte Reinhold Robbe der "Saarbrücker Zeitung". Die dortigen Drogenbarone könnten versuchen, die Bundeswehr und ihre Verbündeten einzuschüchtern. Er sehe aber keine Alternative zum Engagement in Afghanistan: "Vor den Attentaten der Taliban in die Knie zu gehen, wäre unverantwortlich." Das sähen die Soldaten vor Ort genauso. [...]
Durch den Anschlag wurde eine Debatte über den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan entfacht. [...]
na danke Sad >Sad gibt es eigentlich eine (realistische) längerfristige vision für die zukunft afghanistans?


- Shahab3 - 16.11.2005

Zitat:na danke gibt es eigentlich eine (realistische) längerfristige vision für die zukunft afghanistans?
Kommt darauf an, was man darunter versteht.
Afghanisan wird ziemlich sicher, auf absehbare Zeit, das "Wilde Afghanistan" bleiben. Jedwede Bestrebungen, daran etas zu ändern, sind seit Ewigkeiten zum Scheitern verurteilt.


- hunter1 - 17.11.2005

Zitat:Afghanisan wird ziemlich sicher, auf absehbare Zeit, das "Wilde Afghanistan" bleiben. Jedwede Bestrebungen, daran etas zu ändern, sind seit Ewigkeiten zum Scheitern verurteilt.
Dem kann man wohl zustimmen. Der Sturz des Taliban-Regimes war in meinen Augen notwendig, die Afghanen werden es den Amerikanern danken (besonders die Frauen). Die Taliban-Schikanen sind teilweise bis ins Groteske unmenschlich gewesen und gehoeren nun hoffentlich der Vergangenheit an.
Was hingegen bleibt ist die politische Konstellation, welche Afghanistan seit ewigen Zeiten praegt: quasi-unabhaengige Provinzen, die von Warlords oder Stammesfuersten kontrolliert werden. Letztere haben sich bei den kuerzlich abgehaltenen Parlamentswahlen nun ihre Herrschaft auch noch konstitutionell abgesichert, in dem sie dort kraeftig mitbestimmen werden. Das heisst wohl im Klartext, dass sie in ihren jeweiligen Einflussgebieten weiterhin ihr Sueppchen kochen koennen.
Die ISAF wird irgendwann wieder abziehen muessen, denn insbesondere den Europaern wird bald mal die Lust vergehen, ueber zentralasiatische Steinhaufen zu marschieren und Wache zu schieben, insbesondere, wenn sich die Zahl an eigenen Toten noch haeufen sollte.
Bevor sie jedoch gehen koennen, muss es den Afghanen irgendwie gelingen, eine Allianz unter den Provinzherren zu schmieden, um allfaellige Agressoren (sprich: Taliban) an einer erneuten Uebernahme des Landes zu hindern. Der afghanische Zentralstaat wird dazu wohl noch lange nicht, wenn ueberhaupt je, in der Lage sein. Die Zeit spielt also je laenger je mehr wieder fuer die Taliban, denn diese lassen sich nicht ausrotten und scheinen eher wieder staerker zu werden.
Die Amis wuerden Afghanistan wohl am liebsten gleich kaufen, sprich sehr lange dort bleiben, schliesslich gehts fuer sie ja nicht nur um das Aufspueren vom boesen Onkel O., sondern auch noch um das zentralasiatische Oel, welches einst durch das Land am Hindukush fliessen soll, sowie um den Vorposten im Hinterhof von China und dem Iran. Also denke ich, dass das Sternenbanner auch noch dann in Afghanistan zu sehen sein wird, wenn der afghanische Staat wider Erwarten selbst so stark wird, dass er sich gegen die Taliban zur Wehr setzen kann.

Man koennte ja auch einfach das Heroin legalisieren, dann wuerde dem Land im wahrsten Sinne des Wortes eine bluehende Zukunft gegeben. Auch der Iran haette seine Freude daran, weil seine Sicherheitskraefte dann endlich mal Ruhe haetten an ihrer Ostgrenze. :wall:


- Wolf - 17.11.2005

Zitat:hunter1 postete
Die Zeit spielt also je laenger je mehr wieder fuer die Taliban, denn diese lassen sich nicht ausrotten und scheinen eher wieder staerker zu werden.
Sehe ich nicht so. Eher im Gegenteil: Die Aktion der Fanatiker scheinen im letzten halben Jahr recht unkoordiniert zu sein. Die schlechte Infrastruktur in ihren Rückzugsgebieten, die militärischen Aktionen der Allierten, der Druck auf Pakistan und nicht zuletzt die Legitimation einiger Drogenlords/Clanchefs durch die Wahl, zeigen Wirkung.


- Mr NoBrain - 17.11.2005

Zitat:Taliban wollten deutschen Kommandeur ermorden
Deutschsprechende Afghanen werden als Hilfspersonal in Bundeswehr-Stützpunkte eingeschleust

von Hans-Jürgen Leersch

Berlin/Kabul - Der Anschlag auf deutsche Soldaten in Kabul am Montag, bei dem ein Oberstleutnant der Bundeswehr starb und zwei Feldjäger schwer verletzt wurden, galt möglicherweise dem Kommandeur der deutschen Isaf-Schutztruppen, Hans-Christoph Ammon.
(...)
Ganzer Artikel: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/data/2005/11/17/804663.html">http://www.welt.de/data/2005/11/17/804663.html</a><!-- m -->

Gruß NoBrain


- hawkeye87 - 17.11.2005

Zitat:hunter1 postete
Was hingegen bleibt ist die politische Konstellation, welche Afghanistan seit ewigen Zeiten praegt: quasi-unabhaengige Provinzen, die von Warlords oder Stammesfuersten kontrolliert werden. Letztere haben sich bei den kuerzlich abgehaltenen Parlamentswahlen nun ihre Herrschaft auch noch konstitutionell abgesichert, in dem sie dort kraeftig mitbestimmen werden.
ich glaube, diese situation wird sich auch in den nächsten jahrzehnten nicht ändern, weil afghanistan aus einer vielzahl ethnischer und religiöser gruppen mit unterschiedlichen sprachen, kulturen und religionen. jede dieser gruppen wird von einem anliegerstaat unterstützt, so z.b. die schiitischen hazara durch den iran, die paschtunen (aus denen sich die taliban zumindest teilweise rekrutierten) von pakistan, die nördlichen stämme durch die zentralasiatischen staaten. jeder dieser (oft untereinander verfeindeten) staaten versucht "seine" stammesgruppe zu unterstützen und die jeweils von den anderen staaten unterstützten stammesgruppen zu schwächen.
so unterstützten zb. die vereinigten staaten, pakistan und saudi-arabien die paschtunen um die von russland und einigen zentralasiatischen sowie indien unterstützte nordallianz zu vernichten. beide fraktionen versuchten "ihre" stammesgruppen als vorherrschende gruppe zu etablieren um sie ihre interessen durchsetzen zu können, konkret ging es in den 90er jahren um den bau einer erdölpipeline. zwei wichtige punkte sind also a) die vielzahl ethnischer gruppen und b) die unterschiedlichen und konkurrierenden nationalen interessen der anrainerstaaten und weltmächte.

ein weiterer punkt, der sich aus a) ergibt, ist das fehlen eines afghanischen nationalgefühls; das gleiche problem ist auch in einer vielzahgl afrikanischer staaten zu treffen und kann zumindest teilweise durch den einfluss des islam erklärt werden: die loyalität der einzelnen gilt in erster linien ihrem clan, dann ihrem staat und dann der umma, der (islamischen) gemeinschaft aller gläubigen. die staatseben taucht in dieser hierarchie nicht auf. *
Zitat:Die ISAF wird irgendwann wieder abziehen muessen, denn insbesondere den Europaern wird bald mal die Lust vergehen, ueber zentralasiatische Steinhaufen zu marschieren und Wache zu schieben, insbesondere, wenn sich die Zahl an eigenen Toten noch haeufen sollte.
wass v.a. mit dem schlechten kosten-nutzen-verhältnisses dieses einsatzes zusammenhängt - die kosten (sowohl menschenleben aber auch logistik- und einsatzkosten) sind im vergleich zu den zu erziehlenden resultaten viel zu gering, außerdem fehlt die unterstützung der bevölkerung.
Zitat:Bevor sie jedoch gehen koennen, muss es den Afghanen irgendwie gelingen, eine Allianz unter den Provinzherren zu schmieden, um allfaellige Agressoren an einer erneuten Uebernahme des Landes zu hindern. Der afghanische Zentralstaat wird dazu wohl noch lange nicht, wenn ueberhaupt je, in der Lage sein. Die Zeit spielt also je laenger je mehr wieder fuer die Taliban, denn diese lassen sich nicht ausrotten und scheinen eher wieder staerker zu werden.
die taliban stellen für afghanistan eine eher geringe gefahr dar, da sie über keine ethnische basis im afghanistan verfügten. zwar bestanden sie zum teil aus paschtunen, aber auch aus arabern, pakistans u.a. und in dem feudalistisch geprägten afghanistan spielt die ethnische zugehörigkeit und abstammung eine nicht zu verachtende rolle. von den meisten afghanen wurden die taliban auch als ausländer angesehen. zum einen besteht in den medien die angewohnheit, jedes attentat den taliban zuzuschreiben, weil sie eben "die" feinde des wiederaufbaus sind, zum anderen haben sich unter bezeichnung taliban mittlerweil eine größere gruppe dem westen feindlich gesinnter afghanen zusammengefunden hat.
die provinzherren und warlords stellen eine größere gefahr dar, da sich jeweils auf eine der stammesgruppen stützen (z.b. stützt sich dostum auf die usbeken im norden) und somit eine ethnische basis, was - wie oben erwähnt - in afghanistan eine wichtige rolle spielt, und dadurch auch auf die solidarität ihrer stammesbrüder zählen können, zum anderen, weil sie durch ihre verwicklung in den drogenhandel acuh über die entsprechenden finanziellen mittel verfügen, um eine bedrohung darzustellen.

just my 2 cents Big Grin

* der iran und die türkei stellen hier eine besonderheit dar.


- Shahab3 - 17.11.2005

@Wolf

Genau das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Wenn man diversen Pressemeldungen glauben schenken, dann haben die Anschläge in Afghanistan in den letzten Monaten zugenommen. Es gibt auch Berichte onach die Taliban und die Al-Kaida eine neue Infrastruktur errichtet haben und neue Finanzkanäle erschlossen haben. Davon abgesehen, sind die Taliban ja auch nur eine der Parteien in Afghanistan, von der Unruhe ausgehen kann.
Das ist es ja gerade, was dieses Land so unkalkulierbar macht.
Und dieser Zustand wurde durch die jüngsten Wahlen eigentlich nur bestätigt und gleichzeitig im Parlament manifestiert.

Jeder Warlord verfügt über seine eigenen Interessen, aussenpolitische Kontakte und Machtansprüche/-hemisphäre. Ohne die Kooperation der regionalen Kräfte, hätte man die Talibanregierung nicht so einfach beseitigt, wäre Afghanistan heute immernoch im Bürgerkrieg und hätten die Koalitionstruppen heute kein einfaches Leben. Der große Vorteil der Koalitionstruppen war, dass sie sich im Afghanistan-Krieg im Grunde auf die Seite einer Koalition von versch. Warlords geschlagen haben ("Nordallianz") und mit ihnen gemeinsam die Taliban vertrieben haben.
So müssen die westlichen Truppen aber aufpassen, dass sie den Geschäften und Machtbestrebungen der Lokalfürsten nicht im Wege stehen, sonst wird man ihnen leicht überdrüssig. Deshalb tut ja auch keiner etwas gegen den Drogenhandel, zb...

-> Afghanistan ist keinesfall "unter Kontrolle", der Machteinfluss Karzais beschränkt sich auf Kabul. Die Lage in Afghanistans wird wie eh und je weiter davon abhängen, welche Politilk die Warlords betreiben. Und die Taliban sind derzeit dabei wieder zu erstarken. Sie wurden ja auch nie wirklich vertrieben, sondern sich vom offenen Schlachtfeld zurückgezogen.

@hawkeye

Zitat:so unterstützten zb. die vereinigten staaten, pakistan und saudi-arabien die paschtunen um die von russland und einigen zentralasiatischen sowie indien unterstützte nordallianz zu vernichten. beide fraktionen versuchten "ihre" stammesgruppen als vorherrschende gruppe zu etablieren um sie ihre interessen durchsetzen zu können, konkret ging es in den 90er jahren um den bau einer erdölpipeline. zwei wichtige punkte sind also a) die vielzahl ethnischer gruppen und b) die unterschiedlichen und konkurrierenden nationalen interessen der anrainerstaaten und weltmächte.
hmm..so ungefähr. Die Gegenüberstellung der Parteien und deren Unterstützer ist aber nicht ganz korrekt.

Die Nordallainz wurde vón Indien, Russland und dem Iran unterstützt. Selbige verfolgten eine Poltik der afghanischen Selbstbestimmung und nationalen Einheit, ohne äussere Einflüsse. Selbige bestand aber aus einem durchaus bunten Haufen aus Tadschiken, Usbeken, aber auch Paschtunischen Stämmen.
Somit besteht unter gewissen Umständne durchaus eine gewisse Einigkeit, wenn es um den Kampf um gemeinsame Interessen geht. (-> Vertreibung der Taliban)

Bevor die Taliban die Macht ergriffen haben, schlugen sich diese Gruppen gegenseitig den Schädel ein. [Tadschiken (der legendäre Massoud), gegen Wahadat Islami (Schiiten), gegen Usbeken (General Dostum), gegen Wahabiten (Sayyaf), gegen Paschtunen (Hekhmatyar)]

Selbiges kann natürlich wieder eintreten, wenn die Luft wieder rein ist und sich das Schalten und Walten unter dem Banner Afghanistans nicht mehr lohnt. Genügend offene Rechnungen wird es bestimmt zu begleichen geben.
Durch den Tod Massouds, der es als eintiger verstanden hat unter diesen Gruppen eine nationale Einheit zu bilden, scheint der Traum von der Einheit dieser Gruppen jedenfalls wieder ausgeträumt. Karzai in "Kabulistan" fehlt dabei als Fremder der Background.


- hawkeye87 - 17.11.2005

Zitat:Shahab3 postete
Die Nordallainz wurde vón Indien, Russland und dem Iran unterstützt. Selbige verfolgten eine Poltik der afghanischen Selbstbestimmung und nationalen Einheit, ohne äussere Einflüsse. Selbige bestand aber aus einem durchaus bunten Haufen aus Tadschiken, Usbeken, aber auch Paschtunischen Stämmen.
waren nicht auch die schiitischen hazara (vom iran unterstützt) teil der nordallianz? wobei die nordallianz auch nur durch den willen geeint wurde, die taliban zu vertreiben ... eine weitere interessenabstimmung gab es nicht. und die anrainerstaaten (usbekistan, tadschikistan etc.) unterstütztem natürlich ihre jeweilige volksgruppe und wollten ihr (und damit indirekt auch sich) einen stärkeren einfluss verschaffen.
und dass russland eine politik der afghanischen selbstbestimmung verfolgte ... Rolleyes diese politik hätte auch nur solange angehalten, solange die neue afghanische regierung nicht antirussich bzw. pro-westlich o.ä. gewesen wäre Wink .
Zitat:Somit besteht unter gewissen Umständne durchaus eine gewisse Einigkeit, wenn es um den Kampf um gemeinsame Interessen geht.
sobald ausländische truppen in afghanistan einmarschieren bzw. eine ausländische macht in afghanistan auf die eine oder andere weise eingreift, stellen die afghanen i.d.r ihre inneren konflikte solange zurück, bis der gegner vertreiben ist. solange sich die sowjetischen truppen in afghanistan aufhielten, gab es keine konflikte innerhalb der oft untereinander (um hilfsgelder und einfluss) konkurrierenden fraktionen. erst nach dem sowjetischen abzug brachen offene kämpfe aus.


- Shahab3 - 17.11.2005

Zitat:waren nicht auch die schiitischen hazara (vom iran unterstützt) teil der nordallianz?
Jupp! Dabei haben die Iraner sogar Luftangriffe auf Stellungen der Taliban geflogen, um die Nordallianz zu Unterstützen.
Übrigens war Hekhmatyar ebenfalls für lange Zeit ein engerer Verbündeter der Iraner. Scheinbar haben sie sich aber inzwischen zerstritten. Bzw distanzieren sich die Iraner heute öffentlich von ihm, was sicherlich auch andere Gründe haben kann.
Dieser Konflikt ging aber über den Horizont der reinen Unterstützung kleinerer nahestehender Volksgruppen deutlich hinaus.

Zitat:wobei die nordallianz auch nur durch den willen geeint wurde, die taliban zu vertreiben ... eine weitere interessenabstimmung gab es nicht.
Jein! Es war tatsächlich so wie ich es in meinem letzten Beitrag geschildert habe.
Ahmed Shah Massoud hatte es geschafft die verschiedenen Volksgruppen unter dem Banner Afghanistans zu einigen. Der Hauptaufhänger, war neben der Bekämpfung der Taliban, auch die unabhängigkeit Afghanistans. Eine der Grundphilisophien der Mujahedin-Bewegung!
Praktischerweise liessen sich dieses beiden Ziele vereinen, da die Taliban lange Zeit von Pakistan, Saudi-Arabien und den USA unterstützt wurden und die Taliban und Al-Kaida immer als ausländische/fremde Macht empfunden wurden.

Zitat:und die anrainerstaaten (usbekistan, tadschikistan etc.) unterstütztem natürlich ihre jeweilige volksgruppe und wollten ihr (und damit indirekt auch sich) einen stärkeren einfluss verschaffen.
Auch. In erster Linie mussten die radikal-wahabitisch-islamischen Taliban weg.
Darüber war man sich in Tehran, Moskau und Neu Delhi einig.

Zitat:und dass russland eine politik der afghanischen selbstbestimmung verfolgte ... diese politik hätte auch nur solange angehalten, solange die neue afghanische regierung nicht antirussich bzw. pro-westlich o.ä. gewesen wäre .
Wenn man sich ein wenig mit der Afghanischen Geschichte und der Gründung der Taliban auseinandersetzt, dann war diese Bewegung im Kern absolut Anti-Russisch bzw Anti-Sowjetisch. Die besten Leute von denen wurden nicht ohne Grund vom britischen SAS ausgebildet und vom US-Geheimdienst mit Waffen versorgt.

Mit der Nordallianz hatte man auf russischer Seite das erste mal die Gelegenheit Connections aufzubauen und einen Fuß mit Rückhalt in Afghanistan zu bekommen.

Zitat:sobald ausländische truppen in afghanistan einmarschieren bzw. eine ausländische macht in afghanistan auf die eine oder andere weise eingreift, stellen die afghanen i.d.r ihre inneren konflikte solange zurück, bis der gegner vertreiben ist.
So ist es. Aber wie gesagt, Massoud, der heute noch von fast allen Afghanen (nicht Taliban) als Volksheld verehrt wird, hätte es wirklich schaffen können, eine mittelfristige relative nationale Einheit zu schaffen. Leider wurde er aber bei einem feigen Anschlag getötet.