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Russland vs. Ukraine - Druckversion

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RE: Russland vs. Ukraine - lime - 08.08.2022

[quote="Nightwatch" pid='210768' dateline='1659980879']
Gerüchte...

https://twitter.com/StratcomCentre/status/1556591524065976321


Ich frage mich doch immer wieder, was bei denen eigentlich zivilisatorisch schief gelaufen ist.

Das würde ich unter Fakenews einstufen, denn der Nutzen für Rußland wäre nicht nur gleich Null sondern im stark negativen Bereich.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 08.08.2022

Russische Soldaten treiben aktuell vieles was Russland nur schadet. Man muss auch ganz klar zwischen den Interessen und Zielen von russischen Soldaten vor Ort und den Zielen Russlands und/oder der russischen Führung selbst unterscheiden. Noch klarer wird diese Differenz wenn man sich die ganzen Hilfstruppen und deren jeweilige Partikularinteressen und Besonderheiten ansieht (Stichwort Tschetschen, Dagestanis usw usf)


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 09.08.2022

Zur Lage am AKW Saporischschja:
Zitat:UKRAINEKRIEG

Atomkraftwerk vermint und unter Beschuss

Immer wieder kommt es zu Kampfhandlungen am Kernkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine. Die Ukraine berichtet von Minen und Geschossen in den Werkshallen und warnt vor einer „atomarer Erpressung“ durch Russland. [...] Die russischen Truppen, die das Atomkraftwerk (AKW) und die Umgebung besetzt haben, bedrohten ganz Europa durch „Verminung des AKW-Geländes, die Lagerung von Geschossen in den Werkshallen und direkte Drohungen, durch eine Sprengung ‚verbrannte Erde‘ zu hinterlassen“. [...]

Zuvor, ebenfalls am Montag, hatte die ukrainische Atombehörde Enerhoatom in ihrem Telegram-Kanal über die Botschaft eines russischen Generals an seine Soldaten berichtet. Der den Truppen für ABC-Schutz, also vor atomaren-, biologischen und chemischen Gefahren, angehörende Generalmajor Walerij Wasiljew, der „jetzt die Garnison am Kernkraftwerk Saporischschja befehligt“, habe gesagt: „Wir haben alle wichtigen Objekte des Kernkraftwerks vermint.“ [...]

Nachdem am Freitag und Samstag auf dem Kraftwerksgelände Geschosse eingeschlagen waren und ein Reaktorblock heruntergefahren werden musste, meldete Enerhoatom für den Sonntagnachmittag einen weiteren Fall von Beschuss. Die AKW-Mitarbeiterin Julia Janschula habe durch Splitter Verletzungen erfahren und sei „in mittelschwerem Zustand“ in einem Krankenhaus. [...]

Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums sagte am Montag, das „Selenskyj-Regime“ habe am vergangenen Sonntag am Kernkraftwerk einen „neuen Akt des nuklearen Terrorismus verübt“, um eine „humanitäre Kata­strophe in den Gebieten von Cherson und Saporischschja“ auszulösen. [...]

Als Ergebnis ukrainischen Beschusses sei eine Hochspannungsleitung beschädigt worden, die Strom in die beiden Gebiete leite. Ein „Spannungssprung“ sei eingetreten, Qualm habe sich entwickelt, die Stromdurchleitung sei abgestellt worden, der Brandschutz eingeschritten, und das technische Personal habe letztlich die Leistung zweier Blöcke des Kraftwerks herabgesetzt. In dem Kraftwerk arbeitet ukrainisches Personal unter Aufsicht russischer Besatzungstruppen.

Ende Mai hatte der stellvertretende russische Ministerpräsident Marat Chusnullin bei einem Besuch der besetzten Teile der Gebiete Cherson und Saporischschja gesagt, das Atomkraftwerk werde künftig nur dann weiter „für die Ukraine arbeiten“, wenn Kiew für den Strom bezahle, andernfalls „für Russland“.
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/atomkraftwerk-saporischschja-in-der-ukraine-unter-beschuss-18230534.html

So wie ich es deute, geht es also weniger um die Intention, dieses Kraftwerk zu sprengen, sondern eher darum, es zu verminen und somit als Faustpfand zu nehmen, um die Ukrainer unter Druck zu setzen. Macht es natürlich nicht besser und ist quasi dennoch eine atomare Erpressung. Zumal unklar wäre, ob denn diese Sprengladungen, die wohl für den Fall eines versuchten Gegenangriffs gelegt wurden, wirklich gezündet werden würden, wenn das AKW wieder zurückerobert werden würde.

@Nightwatch
Zitat:@Schneemann
Die USA haben mittlerweile die Lieferung von AGM-88 bestätigt
Ja, ich habe es eben auch gelesen (https://edition.cnn.com/2022/08/08/politics/anti-radar-missiles-ukraine-russia-pentagon/index.html), aber ich frage mich, wie die Ukrainer diese Raketen einsetzen wollen? Meines Wissens ist es eine rein luftgestützte Waffe - und mir wäre keine derzeit genutzte Plattform der Ukrainer geläufig, die diese Rakete umgehend einsetzen könnte. Raytheon wird wohl kaum schon einen Rüstsatz für MiG-29 oder Frogfoot gebastelt haben?

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Falli75 - 09.08.2022

(09.08.2022, 09:02)Schneemann schrieb: Zur Lage am AKW Saporischschja:
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/atomkraftwerk-saporischschja-in-der-ukraine-unter-beschuss-18230534.html

So wie ich es deute, geht es also weniger um die Intention, dieses Kraftwerk zu sprengen, sondern eher darum, es zu verminen und somit als Faustpfand zu nehmen, um die Ukrainer unter Druck zu setzen. Macht es natürlich nicht besser und ist quasi dennoch eine atomare Erpressung. Zumal unklar wäre, ob denn diese Sprengladungen, die wohl für den Fall eines versuchten Gegenangriffs gelegt wurden, wirklich gezündet werden würden, wenn das AKW wieder zurückerobert werden würde.

@Nightwatch
Ja, ich habe es eben auch gelesen (https://edition.cnn.com/2022/08/08/politics/anti-radar-missiles-ukraine-russia-pentagon/index.html), aber ich frage mich, wie die Ukrainer diese Raketen einsetzen wollen? Meines Wissens ist es eine rein luftgestützte Waffe - und mir wäre keine derzeit genutzte Plattform der Ukrainer geläufig, die diese Rakete umgehend einsetzen könnte. Raytheon wird wohl kaum schon einen Rüstsatz für MiG-29 oder Frogfoot gebastelt haben?

Schneemann

Die Ukraine bekommt doch A10 und F16 durch die Amis.

Bezüglich Kraftwerk: die Aussage eines russischen offiziellen, war da eindeutig. Das Kraftwerk gehört uns, sonst wird dieser komplette Landstrich von niemandem mehr genutzt werden können....


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 09.08.2022

(09.08.2022, 09:02)Schneemann schrieb: @Nightwatch
Ja, ich habe es eben auch gelesen (https://edition.cnn.com/2022/08/08/politics/anti-radar-missiles-ukraine-russia-pentagon/index.html), aber ich frage mich, wie die Ukrainer diese Raketen einsetzen wollen? Meines Wissens ist es eine rein luftgestützte Waffe - und mir wäre keine derzeit genutzte Plattform der Ukrainer geläufig, die diese Rakete umgehend einsetzen könnte. Raytheon wird wohl kaum schon einen Rüstsatz für MiG-29 oder Frogfoot gebastelt haben?
Warum nicht, man hatte mehr als 30 Jahre Zeit.
Ich würde vermuten wollen, dass das ursprünglich für die polnischen MiG-29 gebastelt wurde.

TylerRogoway schrieb dazu:
The AGM-88 could work with relatively minimal integration, potentially leveraging a federated interface, such as e-tablet, for very basic functionality. Ukraine's fighters are Soviet-era machines and totally lack the right interfaces, including the basic bus architecture, for modern NATO-compatible weaponry. But it's possible a relatively crude modification could have been adapted for this single weapon. There is also the possibility of a clandestine transfer of Soviet-era aircraft from NATO states that have been upgraded with NATO-standard bus architecture and adaptable avionics that could provide an interface for the HARM.

https://www.thedrive.com/the-war-zone/does-ukraine-now-have-agm-88-high-speed-anti-radiation-missiles


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 09.08.2022

Offenbar gab es einen ukrainischen Angriff auf die russische Luftwaffenbasis Nowofedoriwka auf der Krim. Anscheinend wurden Munitionsbunker getroffen. Das ist gut 200km Luftlinie hinter der Front.

Videos:
https://twitter.com/IntelCrab/status/1557018631866925058
https://twitter.com/RALee85/status/1556996656079507456

Zitat:Pinged a senior Ukrainian Ministry of Defense official just now about these stunning long-range strikes on a Russian air base in Crimea. His reply: "It's just warming up."
https://twitter.com/michaeldweiss/status/1557005280017260547


RE: Russland vs. Ukraine - voyageur - 10.08.2022

Mittwoch, 10. August 2022
Auf dem Weg zu einem Korsarenkrieg in der Ukraine?
La voie de l'épée (französisch)
Im Lagebericht vom 21. Mai vertrat ich die Ansicht, dass die Russen, wenn die Kräfteverhältnisse so blieben wie sie waren und sie die Front weiterhin mit denselben Ressourcen "fütterten", bis Juli das Städtepaar Sewerodonezk-Lysychansk und bis Ende August das Städtepaar Slowjansk-Kramatorsk eingenommen haben müssten.

Die Eroberung des Donbass, das seit dem 29. März offiziell erklärte Angriffsziel, wäre dann fast erreicht worden. Es würde nur noch die Eroberung der Kleinstadt Pokrowk als Verkehrsknotenpunkt im Zentrum der unter ukrainischer Kontrolle verbleibenden Provinz Donezk fehlen, um einen vollständigen Sieg zu verzeichnen.

Wenn der erste Teil der Hypothese zutrifft, ist es nun äußerst unwahrscheinlich, dass es den russischen Streitkräften gelingt, Slowjansk-Kramatorsk vor Ende August oder sogar September einzunehmen. In der Zwischenzeit haben sich die Dinge tatsächlich verändert und wir nähern uns dem Punkt Omega, an dem die verfügbaren Lager- und Produktionsressourcen nicht mehr ausreichen, um die Angriffe zu unterstützen.

Die Angriffe gehen natürlich weiter, insbesondere bei Bakhmut, dem südlichen Eingangstor zum Kramatorsk-Bracket, oder weiter südlich in der Nähe der Stadt Donezk, aber die Gesamtausbeute all dieser Kämpfe in Quadratkilometern, die seit einem Monat erobert wurden, ist die niedrigste des gesamten Krieges. Auf der ukrainischen Seite sieht es nicht besser aus, wo in der Region Charkiw mehrere Vorstöße erzielt werden konnten, die dann aber wieder gestoppt und teilweise zurückgeschlagen wurden. Auf der Seite von Cherson, der anderen ukrainischen Offensivfront, steigt das Ergebnis der Spaltung zwischen der Anzahl der Male, die das Wort "Gegenoffensive" in den letzten zwei Monaten ausgesprochen wurde, und der Anzahl der tatsächlich eroberten Quadratkilometer immer weiter an.

Schon vor der Veröffentlichung von Karten, die die rapide Verringerung der Anzahl der Artillerieschläge, dem Lebensnerv des Stellungskriegs, zeigen, gab es Hinweise auf Veränderungen. Am 8. Juli verkündete Wladimir Putin, dass "die ernsten Dinge in der Ukraine noch nicht begonnen haben".

Einige Tage später versprach sein Außenminister eine territoriale Ausweitung des Konflikts "über den Donbass hinaus" und fügte wenig später hinzu, dass "Russland der Ukraine zwingend dabei helfen wird, das 'volksfeindliche' Regime in Kiew loszuwerden". Wenn politische Führer meinen, ankündigen zu müssen, dass sie nicht locker lassen werden, bedeutet dies in der Regel, dass sie in Wirklichkeit bereits das Feld räumen müssen.

All diese Erklärungen fielen nämlich mit der Zeit zusammen, in der die russischen Streitkräfte seit Kriegsbeginn am wenigsten aktiv waren, der sogenannten "operativen Pause", d. h. einer Phase des Wiederaufbaus/der Umverteilung der Streitkräfte, die normalerweise zu einem neuen Impuls führen sollte. Dito auf ukrainischer Seite, wo man sich nach der erschütternden Niederlage im Severodonezker Vorsprung genötigt sah, die Kräfte durch eine interne Säuberung und die erneute Ankündigung einer Großoffensive in Cherson wieder zu mobilisieren, während man vor allem die Wunden im Donbass leckte.

Ein Krieg ist ein Zusammenspiel von zwei Kostenkalkulationen am Rande. Wenn man glaubt, dass man mit den Opfern des Kampfes am nächsten Tag etwas erreichen kann, auch wenn es nur ein symbolisches Ergebnis ist, macht man weiter.

So kommt es, dass durch die Kumulation kleiner Entscheidungen, Kriege fortzusetzen, diese schließlich langwierig und für alle Beteiligten schrecklich teuer werden, ganz im Gegensatz zu dem, was anfangs fast immer gewünscht wurde. Erst wenn mindestens eine der beiden Seiten zu dem Schluss kommt, dass es für sie keine Hoffnung mehr gibt und jedes Opfer sinnlos ist, kann man einen Frieden durch Unterwerfung in Betracht ziehen.

All dies ist natürlich sehr subjektiv. Die deutsche strategische Führung ist im Oktober 1918 der Ansicht, dass es keinen Sinn mehr hat, den Krieg fortzusetzen, da es kein mögliches Szenario für einen Sieg mehr gibt. Diejenige von 1945 setzt den Krieg bis zur Eroberung Berlins fort, da sie noch an der Idee einer möglichen Wende festhält, die insbesondere durch "Wunderwaffen" oder den Bündniswechsel der Westalliierten gegen die Sowjetunion möglich ist. Zu siegen bedeutet, alle Siegesszenarien beim Feind zu zerstören.

In Ausnahmefällen kann es vorkommen, dass beide Seiten gleichzeitig die Sinnlosigkeit des Weitermachens einsehen, weil auf beiden Seiten mindestens ein akzeptables Ziel erreicht wurde, das den Nutzen des Weitermachens verringert. Auf diese Weise kann ein einvernehmlicher Frieden erreicht werden.

Dies würde in der Ukraine voraussetzen, dass wie in der Spieltheorie die Russen davon ausgehen, dass sie mit dem, was sie bereits erobert haben, das Minimum der erreichbaren Ziele erreicht haben, und die Ukrainer das Maximum dessen, was sie angesichts des ursprünglichen Kräfteverhältnisses erwarten konnten. Dies ist oft ein instabiler Gleichgewichtspunkt und führt in der Regel nur zu einem vorläufigen Frieden.

In der Ukraine ist es jedoch noch nicht so weit, da beide Kontrahenten mit der aktuellen Situation noch nicht zufrieden sein können und jeder von ihnen noch Siegesszenarien hat. Unter diesen Umständen wird alles, was auch nur ein wenig dazu beiträgt, die Eroberung des Donbass auf der einen Seite fortzusetzen und die Russen auf die Linien vom 24. Februar zurückzudrängen, als nützlich angesehen und rechtfertigt es, weiterzumachen.

Das Problem dabei ist, dass diese Ziele die Eroberung von Boden erfordern, was zunehmend schwieriger wird. Eine starke Verteidigungsposition anzugreifen bedeutet, große Mittel aufzubringen, und große Mittel in einer stark bewachten Umgebung aufzubringen bedeutet, gesehen und geschlagen zu werden.

Man kann versuchen, sich zu tarnen, die Kräfte im letzten Moment zu bündeln, die feindliche Artillerie im Vorfeld zu kontern, sich mit einer starken Luftschutzblase zu umgeben, die Verteidigung durch indirektes Feuer zu neutralisieren und dann den Angriff zu führen, aber all dies erfordert erhebliche Anstrengungen, um ein Dorf oder bestenfalls einige Kilometer zu gewinnen. Das ist möglich, aber teuer, während die Ressourcen schwinden.

Das defensive Gegenstück zu diesem Nullsummenspiel, nämlich den anderen bei der Erreichung seines Ziels zu bremsen, ist einfacher, sei es statisch mit Feldbefestigungen, die bei entsprechender Arbeit mit der Zeit immer widerstandsfähiger werden, oder dynamischer durch tiefe Schläge auf das Kommando- oder Logistiknetzwerk. So kommt es, dass in den Medien mehr über Artillerieschläge als über Schlachten berichtet wird.

Die Frage ist, ob wir nach dem "Krieg" (im Französischen fehlt die Unterscheidung zwischen War - Krieg als politischer Akt - und Warfare - Kriegführung) der Bewegung, dem Krieg zur Eroberung von Stellungen und dem "Korsarenkrieg", um einen Begriff aus dem Indochinakrieg aufzugreifen und dem, was in Wirklichkeit nur ein Abnutzungskrieg ist, einen etwas romantischen Namen zu geben, eine neue Phase der Kämpfe erleben.

Die Idee dahinter ist, dass es beim derzeitigen Stand der Kräfte "unbezahlbar" ist, große Geländeabschnitte zu erobern und zu halten, und dass man sich daher damit begnügen muss, den Feind punktuell mit Razzien und Schlägen anzugreifen. Dies kann dazu dienen, einen langen Verhandlungsprozess zu unterstützen, wie in Korea von 1951 bis 1953.

Manchmal kann durch die Kumulierung kleiner, unabhängiger Aktionen eine strategische Wirkung erzielt werden, wie bei der Belagerung von Sadr City durch die Amerikaner im Jahr 2008 oder auch bei den regelmäßigen Zusammenstößen zwischen Israel und der Hamas oder jüngst dem Islamischen Dschihad in Gaza.

Es kann auch dazu dienen, zu zeigen, dass man etwas tut, und die Motivation aller - der Armee, der Bevölkerung und der Alliierten - aufrechtzuerhalten, indem man die Zahl der kleinen Siege erhöht, während man in der Zwischenzeit seine Armee umbaut. Das war die französische Strategie vom Sommer 1917 bis zum Frühjahr 1918 gegenüber den Deutschen. Das ist die ägyptische Strategie während des Abnutzungskriegs von 1969 bis 1970. Vielleicht ist es das, was gerade in der Ukraine passiert.

Abnutzungskrieg bedeutet also, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln Schläge auszuteilen, aber, außer in sehr punktuellen Fällen, ohne das Feld zu besetzen. Im letzten Beispiel vor der Ukraine setzten die Ägypter zunächst ihre starke Artillerie und dann immer mehr Kommandoeinheiten ein, um israelische Posten am Suezkanal zu belästigen oder den Hafen von Eilat anzugreifen. Die Israelis antworteten ihrerseits mit spektakulären Kommandoangriffen auch auf ägyptischem Territorium, Artillerieangriffen auf Städte in der Nähe des Kanals und vor allem mit einer Luftangriffskampagne in Ägypten.

Der überraschende Einsatz einer sowjetischen Luftabwehrdivision, ein gutes Beispiel für die Strategie des "unvorsichtigen Fußgängers", beendete den Zermürbungskrieg. Die Sowjets wurden zwar taktisch besiegt, aber ihre Eskalation löste die Angst vor einer Ausweitung des Konflikts aus, was alle Eiferer beruhigte. Wie so oft bei dieser Art von Konfrontation können beide Gegner behaupten, dass sie gesiegt haben, was im ägyptischen Fall nach dem Desaster des Sechstagekriegs 1967 psychologisch von unschätzbarem Wert war.

Der Krieg in der Ukraine beginnt tatsächlich, diese Form anzunehmen. Die russische Einsatzpause endete offiziell am 16. Juli. Seitdem ist ein relativ schneller Rückgang der russischen Artillerie festzustellen, der auf verschiedene Gründe zurückzuführen ist, vor allem aber auf die Behinderung der Logistik der von ukrainischem Feuer getroffenen Granaten oder auf die Verknappung der Bestände. Im Stellungskrieg "Artillerie erobert und Infanterie besetzt" gibt es bei weniger Granaten zwangsläufig auch weniger Angriffe.

Die Angriffe beschränken sich de facto auf einige kleine Aktionen im Donbass ohne große Ergebnisse, außer vielleicht in Bakhmut, was angesichts der Gesamtstärke der in der Ukraine eingesetzten russischen Armee und ihrer Verbündeten mager ist. Darüber hinaus gibt es Anzeichen dafür, dass eine große russische Armee im südlichen Dnjepr-Gebiet stationiert wird, wahrscheinlich zu Verteidigungszwecken, was, wenn es sich bestätigt, ein Zeichen für die neue Ausrichtung wäre.

Vor allem seit dem Ende der russischen Pause wurden vermehrt ballistische Raketen oder Marschflugkörper auf zahlreiche ukrainische Städte abgefeuert. Die Fähigkeit, diese lange Schlagkampagne durchzuführen, zeugt übrigens von materiellen Ressourcen, die man unterschätzt hatte (und gleichzeitig ihre technische Zuverlässigkeit überschätzt hatte), aber die Russen schaffen es, die Raketenangriffe aufrechtzuerhalten, selbst wenn sie alte, ausgemusterte KH-22 Kitchen-Anti-Schiff-Raketen oder sogar S-300-Luftabwehrraketen einsetzen, die am Boden zuschlagen.

Sie setzen ihre gefürchteten Mehrfachraketenwerfer immer noch mit Macht ein, die weit weniger präzise sind als die US-amerikanischen HIMARS-Batterien, aber viel größer, und die immer noch den ukrainischen Rücken sowie die russischen Angriffsflugzeuge und Hubschrauber treffen können.

Eine der Überraschungen dieses Konflikts ist die Unauffälligkeit der russischen Kommando-Einheiten. Die Russen haben jedoch eine regelrechte Armee aus Phantomsoldaten von der 45. Spezialbrigade bis zu den Spetsnaz-Brigaden der verschiedenen Armeen und eine Überfalltruppe mit vier Divisionen und vier Luftlande-/Luftangriffsbrigaden aufgebaut.

Der Misserfolg der anfänglichen luftbeweglichen Überfälle in Kiew dämpfte wohl die Kühnheit der russischen Führung, und die 45. Brigade und die Luftangriffseinheiten wurden vor allem als Infanterieeinheiten eingesetzt. Auch die Spetsnaz werden manchmal als gute Infanterieeinheiten eingesetzt, insbesondere in Cherson, aber sie dienen zweifellos auch dazu, Zielaufklärung in der Tiefe zu liefern oder umgekehrt, um Infiltrationen der ukrainischen Spezialeinheiten insbesondere in der Nähe der Logistikachse von Belgorod in den Donbass abzuwehren.

Dennoch kann man ihnen keine spektakulären - im Sinne von gewagten und medienwirksamen - Aktionen zuschreiben, was jedoch paradoxerweise für "Schattenmänner" von großem Interesse ist. Der gefährliche Himmel eignet sich schlecht für Infiltrationen aus der Luft, aber Handstreiche an der Front bleiben möglich.

Auf der Gegenseite sind die Dinge politisch mehrdeutiger, denn während die ukrainischen Streitkräfte natürlich ohne jede Zurückhaltung handeln können, außer um die Bevölkerung in den von den Russen besetzten Gebieten oder den abtrünnigen Republiken zu erhalten, ist es für sie viel heikler, Russland anzugreifen, aus Angst, eine Eskalation bis hin zum offiziellen Kriegseintritt Russlands und einer Mobilisierung von Mitteln zu provozieren, die über die derzeitige "weiche Mobilisierung" hinausgehen würde.

Die Ukrainer verfügen über weniger Mittel, aber diese sind vielfältiger und ihr Einsatz ist zweifellos fantasievoller. Sie verfügen auch über mehr Informationen aus der Tiefe des Feindes als die Russen, dank der technischen Unterstützung durch die Vereinigten Staaten, aber auch und vielleicht vor allem durch die stets aufrechterhaltene Verbindung zur Bevölkerung in den besetzten Gebieten.

Sie waren zu weniger, aber umso spektakuläreren "Schlägen" in die Tiefe fähig, da sie manchmal, ohne sich dazu zu bekennen, auf russischem Territorium stattfanden. So erinnern wir uns an die Raketenangriffe auf den russischen Luftwaffenstützpunkt Millerovo ab dem 25. Februar, auf die Landungsschiffe im Hafen von Berdiansk oder wohl am 9. August auf den Luftwaffenstützpunkt Saki auf der Krim.

Es gab auch einen Luftlandeangriff auf Belgorod am 1. April und Zerstörungen von Eisenbahnbrücken in Russland. Die Lieferung "moderner" Artillerie (die in Wirklichkeit oft etwas älter ist) aus dem Westen, wie Caesar-Geschütze und vor allem die hochpräzisen Mehrfachraketenwerfer HIMARS oder M-270, die unter der Voraussetzung einer genauen logistischen Überwachung neue Perspektiven für die Guerilla-Artillerie bieten, mit einer seit mehreren Wochen andauernden Kampagne von Angriffen auf russische Granatdepots.

Die spektakulärsten Aktionen fanden auf See statt, was für einen Korsarenkrieg normal ist, natürlich mit der Zerstörung des Kreuzers Moskwa am 14. April durch die Kombination eines Drohnenangriffs und eines Angriffs mit Anti-Schiffsraketen. Es gab auch mehrere Angriffe mit Drohnen, Kampfflugzeugen und Artilleriebeschuss auf die Schlangeninsel, die von den Russen gleich zu Beginn des Krieges eingenommen und besetzt wurde, was - ein seltenes Beispiel dafür, was eine Strategie der Schläge erreichen kann - dazu führte, dass die Russen sie am 30. Juni aufgaben und wenig später die ukrainische Flagge aufstellten.

Das Meer bietet übrigens einige Möglichkeiten für Guerillakämpfe an den Küsten auf beiden Seiten. Man kann sich vorstellen, was die Ukrainer mit den kleinen Patrouillenbooten Mark VI Patrol Boat, die vor dem Krieg bestellt wurden und über die europäischen Flüsse geliefert werden können, anstellen könnten, wenn sie mit leichten Sea-Greif-Raketen oder Schleicherdrohnen vom Typ Switchblade 600 oder sogar mit Raketen zur U-Boot-Bekämpfung bewaffnet sind.

Wie bei den Russen wartet man immer noch auf spektakuläre Kommandoüberfälle, aber vielleicht verhindern auch hier die aktuellen Umstände solche Überfälle. Vor allem wird der Aufbau eines echten Netzwerks von Anhängern erwartet, wie es beispielsweise die sunnitisch-arabische Guerilla im Irak gegen die Amerikaner ab dem Sommer 2003 aufgebaut hat.

Dies wäre eine echte Bedrohung für die russischen Streitkräfte und ein großer ukrainischer Trumpf. Doch bislang beschränkt sich diese Guerilla aus Angst, das Schicksal der Tschetschenen zu erleiden, aus Mangel an Mitteln, auch aus Desinteresse oder manchmal sogar russischer Mitgliedschaft auf einige Sabotageakte, die Ermordung von Mitarbeitern der Russen, Geheimdienstinformationen und Flugblätter. Die Fähigkeit, diese Guerilla aufzubauen oder nicht, ist eine große Herausforderung für die Ukraine.

Natürlich wird dieser Korsarenkrieg in allen Bereichen, auch im zivilen Bereich, ausgeübt und schließt sich in dieser Hinsicht an die Konfrontation zwischen dem Westen und Russland an. Von Cyberangriffen über die Beeinflussung von Sympathisanten, um die Politik von Staaten zu beeinflussen, bis hin zu allen wirtschaftlichen Druckinstrumenten ist alles einsetzbar, um die Stärke des anderen zu untergraben. All das ist mittlerweile hinlänglich bekannt.

Wie gesagt, all das ist selten entscheidend. Man kann wie auf dem Sinai monate- oder gar jahrelang Razzien und Angriffe durchführen, ohne dass sich an der strategischen Situation etwas ändert. Sofern nicht beide Seiten ihre Ziele reduzieren, ist diese Art von Krieg nur als Begleitung oder vorübergehender Ersatz für einen neuen Feldzug denkbar, bei dem man Flaggen auf einer Landkarte aufstellt.

Dafür gibt es keine andere Möglichkeit, als die bestehenden Armeen so umzugestalten, dass sie wieder in der Lage sind, die Front zu durchbrechen oder zumindest effektiver zu hämmern. Es wird angenommen, dass dies ein Prozess ist, der auf beiden Seiten bereits begonnen hat. Es geht nicht nur um das Volumen der Streitkräfte. Es ist eine tiefgreifende Transformation erforderlich, die in einer Armee im Frieden Jahre dauern würde, im Herzen des Krieges aber innerhalb weniger Monate vollzogen werden muss.

Der Erste, der wieder überwältigende Feuerkraft, woher auch immer sie kommt, mit echten und zahlreichen Stellungsangriffsdivisionen kombiniert, wird die Fahnen als Erster hissen.
Veröffentlicht von Michel Goya am 8.10.2022


RE: Russland vs. Ukraine - Helios - 10.08.2022

(09.08.2022, 10:18)Nightwatch schrieb: Ich würde vermuten wollen, dass das ursprünglich für die polnischen MiG-29 gebastelt wurde.

Das halte ich für unwahrscheinlich, der Bedarf dafür war schlicht nicht da. Man hat schon relativ schnell nach dem NATO-Beitritt die Beschaffung der F-16 organisiert, die nicht nur eine tiefere Integration der Waffe ermöglichte, sondern auch explizit als Jagdbomber beschafft wurde, während die MiG-29 in polnischen Diensten sehr stark auf die Jagdrolle ausgelegt war. Wenn man es also auf eine solche Beschaffung und Verwendung ausgelegt hätte, dann eben für die F-16, nicht für die MiG-29.

Sofern also entsprechende Vorarbeiten zur einfachen Integration durchgeführt wurden, dann entweder ohne einen bestimmten Nutzer im Hinterkopf als allgemeine, anpassbare Entwicklung, oder für eines der Länder, die auch nach dem NATO-Beitritt längerfristig auf ex-sowjetische Muster in der Luft-Boden- oder Mehrzweckrolle setzten (bspw. Slowakei, Bulgarien).


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 11.08.2022

@Helios
Zitat:Das halte ich für unwahrscheinlich, der Bedarf dafür war schlicht nicht da. Man hat schon relativ schnell nach dem NATO-Beitritt die Beschaffung der F-16 organisiert, die nicht nur eine tiefere Integration der Waffe ermöglichte, sondern auch explizit als Jagdbomber beschafft wurde, während die MiG-29 in polnischen Diensten sehr stark auf die Jagdrolle ausgelegt war. Wenn man es also auf eine solche Beschaffung und Verwendung ausgelegt hätte, dann eben für die F-16, nicht für die MiG-29.

Sofern also entsprechende Vorarbeiten zur einfachen Integration durchgeführt wurden, dann entweder ohne einen bestimmten Nutzer im Hinterkopf als allgemeine, anpassbare Entwicklung, oder für eines der Länder, die auch nach dem NATO-Beitritt längerfristig auf ex-sowjetische Muster in der Luft-Boden- oder Mehrzweckrolle setzten (bspw. Slowakei, Bulgarien).
Wäre es denn möglich, dass die Konfiguration für die Su-27 vorgenommen wurde? Nach gegenwärtigen Meldungen sollen die Ukrainer von diesen noch rund 30+ Stück im Bestand haben und diese hätte wohl auch mehr Kapazitäten als die MiG-29.

Aktuelle Meldungen - zu den Explosionen auf der Saki-Airbase auf der Krim: Während die Russen in relativ bekannter Manier von einem Unglück bzw. Explosionen sprechen (was natürlich nicht falsch ist, aber einen verklausulierten Zungenschlag enthalten kann - für sich alleine und genau genommen sank z. B. auch die Yamato 1945 "nach Explosionen"), kommt von offizieller ukrainischer Seite allerdings auch keine Bestätigung, was auch ein wenig untypisch ist, wenn man den Jubel nach der Versenkung der Moskwa im April als Vergleich heranzieht. Möglicherweise ist also tatsächlich eine Art von Sabotage im Spiel gewesen...
Zitat:Let’s Talk About The Explosions That Rocked Russian Navy’s Saki Air Base In Crimea [...]

Massive explosions, visible from miles away, rocked a Russian airfield near Novofedorivka in Crimea on August 9, 2022, at about 15:20LT. The airfield in question is Saki Air Base, home of the Russian Navy Black Sea Fleet’s 43rd Independent Naval Attack Aviation Regiment (43 OMShAP), which flies Su-24 Fencer bombers and Su-30 Flanker fighter jets. [...]

The cause of the explosions is not clear at the moment. [...] The Ukrainian MoD didn’t acknowledge an attack on the Crimean airfield, but some anonymous officers told the New York Times that the Ukrainian forces were behind the attack, but they did not elaborate on how it was performed, other than saying that “a device exclusively of Ukrainian manufacture was used.” The airfield is more than 200 km from the frontlines, well behind the reach of many Ukrainian weapons, including the Tochka-U Short-Range Ballistic Missile system, which has a range of about 120 km. [...]

Either way, videos surfacing online, which have been geolocated at Saki Air Base, are showing the opposite of what has been disclosed to the press by the Russians. At least a Su-24 Fencer bomber has been completely destroyed on the flight line, and heavy damage can be seen throughout the airfield. Since satellite photos always show aircraft parked in close proximity on Saki’s apron, it is possible that multiple aircraft have been either damaged or destroyed.
https://theaviationist.com/2022/08/10/explosions-rocked-russian-navys-saki-air-base-in-crimea/

Zur Artillerieschlacht - es zeichnet sich aktuell eine beiderseitige Ermüdung ab. Laut Satellitenauswertungen hat die Aktivität der Russen deutlich nachgelassen. Es wäre allerdings zu früh, eine eindeutige Ursache festzulegen, möglich sind neben Verlusten und Verschleiß auch Umgruppierungen nach dem Süden hin (wurde hier ja schon angesprochen).

Hierzu (von Ende Juli):
Zitat:The Russian army reaches a dead end after more than 150 days of war in Ukraine

The Russian invasion has passed the five-month mark, marked by a decline in the intensity of front line fighting. Strategic exhaustion or tactical ruse? Experts are divided on Moscow's true fighting capabilities.

Strategic exhaustion or tactical ruse? The Russian army has been on operational pause for two and a half weeks. A strange break that is out of step with the aggressive language used by the Russian leadership. On July 16, the end of the operational pause was announced by Russian Minister of Defence Sergei Shoigu, who ordered "an intensification of operations in all directions." On July 20, his foreign affairs counterpart promised a territorial extension of the conflict "beyond the Donbas." [...]

When he announced the end of the pause on July 16, Mr. Shoigu ordered Russian generals to "exclude the possibility of the Kyiv regime inflicting massive rocket and artillery fire on civilian infrastructure and inhabitants of populated areas of the Donbas and other regions." The only concrete translation of these orders was the intensification in July of Russian cruise missile attacks on Ukrainian cities (Chasiv Yar, Kharkiv, Bakhmut, Sloviansk, Kramatorsk, Mykolaiv), including those far from the front line (Odesa, Vinnytsia, Kremenchuk, Dnipro, Kryvy Rih) that resulted in dozens of civilian deaths.
https://www.lemonde.fr/en/international/article/2022/07/26/war-in-ukraine-after-150-days-of-war-the-strange-breakdown-of-the-russian-army_5991452_4.html

Die SZ hat dazu auch ihre Meinung (hinter Schranke) - interessant ist dabei im Artikel das Bild des feuernden Systems: Es handelt sich um einen schweren 2S4 Tyulpan-Mörser vom Kaliber 240 mm. Das Thema Mörser wurde ja hier im Strang auch schon einmal angesprochen.
Zitat:Krieg in der Ukraine

Wenn die russische Artillerie verstummt

Putins Armee hat Probleme, die Intensität ihrer Angriffe im Donbass hat deutlich nachgelassen. Das zeigen auch Satellitendaten der Nasa. Kommt jetzt eine Großoffensive der Ukraine? [...]
https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/ukraine-krieg-himars-frontverlauf-artillerie-e974292/?reduced=true

Aber nicht nur die Russen, auch die Ukrainer haben erheblich unter Verschleiß zu leiden:
Zitat:"Massiv genutzt"

"Noch 5 von 15 Panzerhaubitzen sind einsatzbereit"

Die Panzerhaubitze 2000 gehört zu den schweren Waffen, die Deutschland an die Ukraine geliefert hat. Dort ist das System im Dauereinsatz - zumindest anfangs. Derzeit soll nur noch ein Drittel genutzt werden können, wie das Verteidigungsministerium einem FDP-Abgeordneten sagt. [...] Ursache der Ausfälle sei aber nicht russischer Beschuss, sondern dass die Geschütze von den ukrainischen Streitkräften "massiv genutzt" würden, sagte Faber in einem ntv.de-Interview, der in den vergangenen Tagen die Ukraine besucht hatte. [...]

In diesem Zusammenhang sei von ukrainische Seite der Wunsch nach mehr Ersatzteilen geäußert worden. Im Grundsatz sei man in Kiew dann "optimistisch, dass sie die Einsatzbereitschaft wieder nach oben bringen können".
https://www.n-tv.de/politik/Noch-5-von-15-Panzerhaubitzen-sind-einsatzbereit-article23518394.html

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 11.08.2022

TheWarzone hat Satellitenbilder veröffentlicht, da sieht man relativ deutlich Einschlagskrater
https://www.thedrive.com/the-war-zone/widespread-destruction-seen-after-blasts-at-russian-base-in-crimea

Ich würde ja alle beschränkt verfügbaren LongRange Fähigkeiten auf die vier, fünf größeren Brücken zwischen Kherson und der Krim konzentrieren, aber ich muss nicht alles verstehen.


RE: Russland vs. Ukraine - Helios - 11.08.2022

(11.08.2022, 06:53)Schneemann schrieb: Wäre es denn möglich, dass die Konfiguration für die Su-27 vorgenommen wurde? Nach gegenwärtigen Meldungen sollen die Ukrainer von diesen noch rund 30+ Stück im Bestand haben und diese hätte wohl auch mehr Kapazitäten als die MiG-29.

Möglich ist in der Hinsicht vieles, die Frage ist halt zu welchem Zweck man das gemacht haben sollte? Bzw. für welchen (potenziellen) Kunden? Die Grundbefähigung zum Einsatz lässt sich mit relativ wenig Aufwand herstellen, insbesondere, weil selbst in den russischen Mustern seit Jahren NATO-Kompatible Avionik zum Einsatz kommt. Trotzdem wären natürlich Anpassungsarbeiten notwendig (sowohl mechanisch wie elektronisch). Die AGM-88 ist zwar relativ schwer, aber prinzipiell wäre auch der Einsatz von Hubschraubern aus möglich. Optionen gibt es viele.


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 12.08.2022

BLICK VON OSTEN

Zitat:Ich versuche, nicht über unsere Verluste zu schreiben, selbst wenn sie mir zuverlässig bekannt sind. Meiner Meinung nach ist es sogar sinnvoll, eigene Verluste zu verbergen, die von feindlichen Geheimdiensten sonst zu leicht festgestellt und dokumentiert werden könnten. Aber so offen derart gegen die Realität zu lügen ist nicht nur unzweckmäßig, es ist offen gesagt dumm und erweckt sogar den Verdacht auf Sabotage, weil es ebenso der feindlichen Propaganda ein perfekte Vorlage gibt. Aber ich verstehe, dass für das Amt des Sperrholz-Marschalls der Nutzen oder Schaden für den Staat und die Armee völlig unwichtig sind. Sie befassen sich ausschließlich mit der Erhaltung ihrer eigenen Posten und der ihnen zustehenden "Nischtjakow". Und wenn es dazu notwendig ist, fortwährend dreist und hektisch zu lügen, werden sie genau dies tun.

Zitat:An allen Fronten - praktisch keine Änderungen. Die Offensive bei Donezk ist ins Stocken geraten, es geht nicht voran. Es gab keine Berichte über irgendwelche Fortschritte in Bakhmut. An der Front von Cherson - gegenseitige Artillerieschläge auf Stellungen und hintere Gebiete. Die gute Arbeit unserer Artillerie am feindlichen Brückenkopf am Fluss wird zunehmend bemerkt. Im Gegenzug zerstören die Streitkräfte der Ukraine weiterhin alle Brücken über den Dnjepr (im Moment sind alle stationären Brückenstrukturen in unterschiedlichem Maße beschädigt oder vollständig zerstört). Dies gelingt anscheinend vor allem mit westlicher Präzisions-Munition. Der Feind zeigte auch Aktivitäten im Raum Davydov Brod, ohne Folgen. In der Region Zaporozhye bewegt der Feind aktiv Kampfeinheiten aus der Tiefe seines Raumes nach vorne. Ich habe keine Informationen über die Kämpfe in der Region Charkow.

Zitat:Im Allgemeinen erklärte das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation, dass Munition in Novofedorovka gelagert wurde, sie explodierte von allein, es gab keinen Angriff darauf. Die Munition lag einfach für sich selbst da, und dann (gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten) explodierte sie einfach zeitgleich. Es kann natürlich rein theoretisch so sein.......
Eine Chance zu einer Million in einer Million Jahren, aber welche Art von Wundern geschieht nicht in dieser unserer Armee......Und wenn irgendjemand denkt, dass DoD-Beamte die Öffentlichkeit irreführen, dann lehne ich eine solche Möglichkeit entschieden ab! - es ist allgemein bekannt, dass der Sperrholz-Marschall und seine Mitarbeiter nicht lügen können ... höchstens werden sie ein wenig mitgerissen (wie im Fall von 30.000 "syrischen Freiwilligen", die begierig darauf sind, an der sogenannten Sonderoperation teilzunehmen ... ganz zu schweigen von der Tatsache, dass "unsere Armee mit allem Notwendigen ausgestattet ist"). Aber sind leidenschaftliche Menschen etwas Schlechtes? Ist die Fähigkeit zu fantasieren (und dabei sogar kreativ zu sein) keine Tugend, sondern ein Laster geworden?!? Nein, sicher nicht. Daher muss sich die gesamte Krim gedulden! Daher muss sich der gesamte Donbass gedulden! Und beachten Sie - der Donbass hat 8 Jahre gelitten und leidet immer noch! Wenn sich also jemand einbildet, dass die Partner einige "rote Linien" überschritten haben, dann sind solche Gedanken zutiefst unpolitisch und wir werden sie trotzdem gnadenlos bekämpfen!

Zitat:Am Morgen gab es keine Nachrichten über Änderungen an der Frontlinie. An der Cherson-Front - ein Austausch von Raketen- und Artillerieschlägen. In der Region Donezk rückt inzwischen nur noch die Artillerie vor, während die Infanterie versucht, wieder Ordnung in ihre Reihen zu bringen.

Zitat:Bis zum halben Jahrestag des sogenannten Sonderoperation sind es jetzt weniger als 2 Wochen. Schon jetzt ist klar, dass sich die „Third Effective“-Phase der Operation als noch erfolgloser herausstellte als die „Second Concrete“-Phase (was für lächerliche Begriffe). All diese Erfolge: mehrere Dörfer im Vorfeld der Hauptverteidigungslinie des Feindes entlang der Linie Seversk-Soledar-Bakhmut sowie 2/3 von Maryinka in der Nähe von Donezk wurden eingenommen: Um es milde auszudrücken - "das ist nicht sehr dick." Und diese Erfolge waren sehr teuer, was angesichts einer so wunderbaren Taktik nicht verwundert - der frontale Angriff ohne jedes Überraschungsmoment mit unzureichenden Kräften auf ein langfristig befestigtes Gebiet. Vor dem 11. September ist es höchstwahrscheinlich unmöglich, das gesamte Territorium der DVR zu besetzen oder auch nur Slawjansk einzunehmen. Es stellt sich eher bald die Frage: „Wie hält man das, was schon besetzt ist, mit den verbliebenen verfügbaren Kräften?“.

Das Scheitern der russischen Militärstrategie in der Ukraine ist offensichtlich.
Dazu habe ich drei Vorschläge:
1) das gesamte Politbüro erschießen;
2) den Kreml in einer gelb-schwarzen Farbe neu streichen;
3) Beginnen Sie mit der Umsetzung einer bewährten Rückzugsstrategie nach Moskau, um die Gegner in den Außenbezirken einzufrieren.

Darüber sich auch nur noch Gedanken zu machen ernsthaft zu kämpfen – ich stottere nicht einmal mehr – das ist der ein Versuch eines Heiligen geworden.



RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 13.08.2022

Für das Protokoll, ist ja offensichtlich was da zur Zeit versucht wird.

Zitat:Ukraine Situation Report: Kherson Bridges Out, Russians Face Supply Nightmare

Reports are circulating that Kherson’s occupation leadership fled south over the Dnieper River as Ukrainians strangle fragile supply lines.
https://www.thedrive.com/the-war-zone/ukraine-situation-report-kherson-bridges-out-russians-face-supply-nightmare


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 16.08.2022

Schon wieder auf der Krim - und erneut deutlich (über 100 km) hinter der Frontlinie...
Zitat:Ukraine war: Explosions rock Russian base in Ukraine's Crimea

A military base in Russian-occupied Crimea has been hit by a series of explosions, reportedly leaving at least two people hurt. Russian officials said a fire triggered the blasts at an arms dump in the Dzhankoi area in northern Crimea.

A fire was also visible at an electricity substation. What caused the blasts is unclear, but last week Russian warplanes were destroyed in an apparent Ukrainian attack on the Crimean coast.

Russia's defence ministry said the fire had broken out at a temporary ammunition storage site near the village of Maiske at around 06:15 Moscow time (03:15 GMT) and that the cause was being investigated. The ministry said there had been no "serious" casualties, but a Russian-appointed official said two people had been wounded. [...] A Crimean Tatar leader, Refuat Chubarov, also described the explosions as a "hit" that could be heard "far across the steppe".
https://www.bbc.com/news/world-europe-62560041

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 17.08.2022

Angesichts der Zustände in der russischen Armee könnte das alles sein, von Sabotage über feindlichen Mörserbeschuss bis hin zu eigener Blödheit. Strelkov geht jedoch von Drohnenangriffen aus.

BLICK VON OSTEN:

Zitat:Eine weitere Sabotage auf der Krim. In Dzhankoy wurde ein Transformator durch Saboteure niedergebrannt, und in der Nähe des Dorfes Maiskoye im Bezirk Dzhankoy wurde ein großes Munitionsdepot in die Luft gesprengt. Meiner Ansicht nach wurden die Angriffe mit Loitering Munition durchgeführt, aber wir warten auf neue Nachrichten des russischen Verteidigungsministeriums über die Nichteinhaltung der Brandschutzvorschriften ...

Den nächsten Angriff führten "die Partner" auf dem Flugplatz in der Nähe des Dorfes Gvardeyskoye in der Region Simferopol durch, ebenfalls mit einer Drohne. Jetzt denke ich: Vielleicht war es ihre Bewerbung um einen Fernsieg bei unseren internationalen Armeespielen?