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Piraterie - Druckversion

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- Nasenbaer - 09.12.2008

Schneemann schrieb:
Zitat:Angst vor Piraten-Übergriffen

Kapitän lässt Passagiere ausfliegen

Aus Angst vor Piratenüberfällen vor der Küste Somalias hat sich der Kapitän des Hapag-Lloyd- Kreuzfahrtschiffes "MS Columbus" dazu entschlossen, die gefährliche Passage ohne Passagiere an Bord zu befahren. Nach Informationen des Radiosenders NDR 90,3 will der Kapitän alle Passagiere im Jemen an Land bringen und sie dann per Flugzeug nach Dubai ausfliegen lassen.
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Schneemann.

Ob ein Ausschiffen im Jemen wirklich sicherer ist? Wofür haben wir eigentlich eine Bundesmarine?


- Seleukos - 10.12.2008

Weil sie schön aussieht.
Wo immer sie ist, ist sie wegen ihrer Mandate völlig nutzlos. Vor Somalia genau wie vor dem Libanon...

Wenn es nur um die Deko geht, dann bitte mit Schlachtschiffen. Seine Majestät Willhelm II. würde sich zusammen mit Tirpitz im Grabe umdrehen, wüßte er daß der Stolz der Deutschen Marine eine "Fregatte" ist! :lol:


- Schneemann - 10.12.2008

Zitat:Beteiligung an EU-Mission beschlossen

Deutsche Marine erwartet vor Somalia Kampfeinsatz

Für die deutsche Marine rückt ein Kampfeinsatz gegen die Piraterie am Horn von Afrika in greifbare Nähe. Das Kabinett stimmte zu, der EU für die Anti-Piraten-Mission "Atalanta" die Fregatte "Karlsruhe" und bis zu 1400 Soldaten zur Verfügung zu stellen. Die Zustimmung des Bundestags am 19. Dezember gilt als sicher. Es wird erwartet, dass zunächst nur einige hundert Soldaten geschickt werden. Diese könnten noch vor Weihnachten ihren Einsatz beginnen.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/inland/kabinettpiraten104.html">http://www.tagesschau.de/inland/kabinettpiraten104.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- ThomasWach - 12.12.2008

Sehr breiter, recht umfassender Artikel zur Piraterie mit netten Abbildungen und Graphiken (@ Erich: als Tipp für dich?? Wink)

Zitat:On the Lawless Seas, It's Not Easy Putting Somali Pirates in the Dock

In September, special forces in the Royal Danish Navy intercepted two Somali fishing boats in the Gulf of Aden and arrested 10 suspected pirates.

But after holding the suspects for six days in wooden cells aboard the frigate HDMS Absalon, they let the men go. The Danish government wasn't convinced it could convict them, even though the men had been found with assault weapons and handwritten notebooks outlining how to split spoils with warlords on land.

That doubt, shared by many countries helping to patrol the waters connecting the Red Sea and Indian Ocean, reflects a dilemma that is turning one of the world's most vital shipping corridors into one of its most dangerous. Though piracy is a globally recognized crime, few governments are willing to navigate the legal and logistical barriers that impede convicting seaborn bandits.

Unless pirates are caught in the act of storming or holding a ship, authorities often can do little more than search for contraband when suspects are physically apprehended. Even with ample evidence, authorities then have to consider whether a crime can be proved in court and in what jurisdiction to try it.

In an apparent acknowledgement that the current piecemeal system for prosecuting pirates isn't working, the United Kingdom agreed Thursday to hand over captured suspected pirates to Kenya, which has shown a willingness to prosecute pirates captured off the shores of Somalia's lawless coast.
...

Quelle:
http://online.wsj.com/article/SB122903542171799663.html


- Tiger - 12.12.2008

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum man wegen der Piraterie am Horn von Afrika so ein großes Aufheben macht. Gut sie haben zwei oder drei beeindruckende Coups gelanden - aber sonst?
Vielleicht ist sie ein Problem, das man am besten bekämpft, indem man nichts gegen es tut.
Dieses Problem – oder „Krebsgeschwür“, wie Nightwatch hier die Piraterie vor der somalischen Küste klassifiziert hat – kommt natürlich irgendwoher. Nicht nur durch die anhaltende Anarchie in Somalia, sondern vor allem dadurch, das internationale Fangflotten die Gewässer am Horn von Afrika regelrecht leergefischt haben. Ist es da ein Wunder, das man – dieser legalen Beschäftigung beraubt – zur Piraterie übergegangen ist, die nebenbei auch noch etwas Ruhm und Aufmerksamkeit verspricht, nachdem man jahrelang von der Welt ignoriert wurde?

@Raider101

Zitat:Die US-Seemacht muss mal die Muskeln spielen lassen, nicht immer auf den Putz hauen, und dann: "Wir machen nix!"

Die US Navy wurde ursprünglich sogar aufgestellt, um gegen die von ihren damaligen Staaten an der Berberküste – Algier, Sale, Tripolis und Tunis – aus operierenden Piraten eingesetzt zu werden.


Zitat:Was ist eigentlich mit den 33 Panzern auf dem ukrainischen Frachter?

Dürften die Piraten wohl meistbietend versteigern. Wenn sie jedoch richtig clever sind, würden sie Personal anheuern, das diese Kampfpanzer auch bedienen kann, und sich damit die Sharab vom Hals halten.
Bei einem Kampf zwischen religiösen Eiferern und Piraten sind meine Sympathien eindeutig auf seiten der Piraten!


@Erich

Zitat:als erste Antwort würde ich geschützte Konvois nehmen, wie das die Russen gerade machen

Eine zwar alte, aber sehr gute und bewährte Idee.
Übrigens geht diese Idee auf einen ehemaligen Piraten zurück. Dieser, Menendez, entwickelte in spanischen Diensten in den 1560ern dieses System...


@Seleukos

Zitat:Zu den Beiträgen über die Islamisten ist wieder einmal die selektive Berichterstattung der Medien überdeutlich zu sehen!
In fast keiner Meldung wird erleutert, daß die Islamisten nicht gegen die Piraten vorgehen wollen, weil sie Piraterie schlimm finden. Sie wollen gegen die Piraten vorgehen, weil sie es gewagt haben, ein "rechtgläubiges" Schiff zu karpern. Die Karperung von ungläubigen Schiffen ist ihnen völlig egal, da absolut halal gemäß Sunna und Shari'a.

Die somalischen Islamisten haben sich nur aufplustern wollen. In Wirklichkeit könnten ihnen sogar die Möglichkeiten fehlen, gegen die Piraten vorzugehen.


Zitat:Die Reeder registrieren ihre Schiffe in Panama oder Liberia um eine Menge Steuern zu sparen - ihre Schiffe sollen jedoch mit Soldaten und Material geschützt werden, das durch Steuern finanziert wird...
VIelleicht sollte die Bundesmarine einfach Geld für den Eskortdienst verlangen.

Eine exzellente Idee!


@Nelson

Zitat:Kampfhubschrauber wären ne Möglichkeit um den Piraten den gar aus zu machen, aber ich befürchte das die sich dann ganz schnell über den Schwarzmarkt mit Flak oder tragbaren Fla-Raketen ausrüsten...

DAS wird auch geschehen. Immerhin müssen sich die "Brüder der Küste" ja schon vor Überwachungshelikoptern in Acht nehmen...


@Schneemann

Zitat:Die unscheinbaren Kähne schippern dann völlig harmlos in den somalischen Küstengewässern herum und wann immer ein Seeräuberschiff sich nähert, wird es zusammengeschossen. Das passiert dann zwei, drei, vier Mal und sie werden arg vorsichtig werden...

Mehr noch: Man könnte Konvois bilden, in die sich dann deine umgebauten Frachter mischen. Die Chancen für die Piraten würden gegen Null laufen – sie müssten schon mit Angriffen auf mehrere im Konvoi fahrende Frachter vorsichtig sein, und wenn auch nur ein bewaffneter Frachter darunter ist...
Allerdings sehe ich auch die Gefahr, das die Piraten ihrerseits bereits gekaperte Frachter mit Waffen und bewaffnetem Personal ausstatten und zur Aufbringung von weiteren Schiffen einsetzen könnten – oder sie bieten gar, gegen Zahlung einer deftigen Gebühr, ihrerseits an, einzeln oder gemeinsam fahrende Schiffe durch die gefährdeten Seegebiete zu eskortieren.


Zitat:Auch stellt sich die Frage, inwieweit sich die Piraten stärker bewaffnen wollen. Ihre bisherigen Trägersysteme (sprich: ihre Boote) lassen ein stärkere Bewaffnung kaum zu. Man könnte vielleicht noch stationäre schwere MG (12,7 mm, meist sowjetischen Typs) einbauen, aber das wäre es dann weitgehend;

Die Piraten könnten ihre Taktik ändern, und im Zuge dessen auch größere Schiffe einsetzen. Neben bereits erbeuteten Frachtschiffen kämen hier auch Dhaus in Frage. Wenn fast ausschließlich oder auch ganz aus Holz gebaut, sind sie vom Radar nur schwer zu erfassen.
Die kleinen Boote könnte man immer noch mitführen, womit wir wieder bei den Mutterschiffen wären...


Zitat:und diese Bewaffnung wäre der Bewaffnung einer mehreren tausend BRT großen Falle (sagen wir mal zw. 3.000 und 5.000 BRT) immer noch unterlegen.

Käme darauf an, was für Waffen man einsetzt. Siehe weiter unten...


Zitat:Und um gar Anti-Schiffs-Raketen einsetzen zu können

...bräuchte man auch noch ein geeignetes Radar. Das wäre zumindest teuer, und wahrscheinlich auch schwer zu beschaffen.


@Thomas Wach

Zitat:Es kann aber auch passieren, dass statt mehr Vorsicht, die Piraten noch brutaler vorgehen werden, sich noch mehr bewaffnen werden und letztlich dann doch nur die Kriegsmarine sie aufhalten wird.

Bislang haben sich die somalischen Piraten noch nicht so brutal verhalten wie ihre Brüder aus dem indonesisch-malayischen Raum. Bei denen ging bis vor kurzem schon mal die Mannschaft von Bord – nachdem man sie geköpft hatte.
Auf die Gefahr, das sich die Piraten stärker bewaffnen könnten, habe ich bereits hingewiesen. Wenn man in Betracht zieht, was im somalisch-ostafrikanischen Raum noch alles an Waffen buchstäblich herumliegt – oder in Umlauf ist – könnten die somalischen Piraten durchaus formidable Gegner abgeben. Wie wäre es denn mit einem Geschütz von einem alten T-34 oder T-55, das unsere Piraten auf einem zuvor erbeuteten Frachtschiff installieren, oder auch einen Mehrfachraketenwerfer? Ein derart bestücktes Piratenschiff könnte auch ein Kriegsschiff vor echte Probleme stellen...


- Shahab3 - 12.12.2008

@Schneemann

Zitat:Auch stellt sich die Frage, inwieweit sich die Piraten stärker bewaffnen wollen. Ihre bisherigen Trägersysteme (sprich: ihre Boote) lassen ein stärkere Bewaffnung kaum zu. Man könnte vielleicht noch stationäre schwere MG (12,7 mm, meist sowjetischen Typs) einbauen, aber das wäre es dann weitgehend;

DShk dürften die bereits einsetzen. Aber das ist sicher nicht das Ende der Fahnenstange. ZSU-23 (23mm), Type-63 (107mm), sogar AShM und Torpedos lassen sich problemlos und zielsicher auf klein(st)en Schnellbooten einsetzen. Wenn auch für die letzten beiden Waffensysteme sicherlich das Know-How und er Zugang zu entsprechender Ausrüstung fehlt. Die ersten beiden sind dagegen denkbar einfach zu beschaffen, zu montieren und einzusetzen.

Zitat:und diese Bewaffnung wäre der Bewaffnung einer mehreren tausend BRT großen Falle (sagen wir mal zw. 3.000 und 5.000 BRT) immer noch unterlegen.

Das sehe ich nicht unbedingt so, denn das deutlich leichtere Ziel bleibt der behäbige Kahn. Sofern dieser noch irgendwie unauffälig bleiben soll und zudem noch auf sich alleine gestellt bleibt, wird die Crew an und unter Deck, von einer handvoll entsprechend ausgestatteter Schnellboote, hoffnungslos zusammengeschossen.

Zitat:Raketenwerfer oberhalb der RPG lassen sich auch nur schwer realisieren, wenn, dann nur mit größeren Booten/Schiffen (die aber dann wieder zu leichteren Zielen werden könnten, etwa für Seeraumüberwacher).

Genau das ist definitiv nicht der Fall, wie weiter oben bereits geschrieben.

Zitat:Und um gar Anti-Schiffs-Raketen einsetzen zu können (geschweige denn, sie würden darüber verfügen), müsste man mindestens Abschussvorrichtungen von LKW-Größe haben (s. als Vgl. den Abschuss der argentinischen Exocet-Raketen von der Landseite aus 1982 im Falkland-Konflikt oder die chinesischstämmigen Anti-Schiffs-Flugkörper der Hisbollah im Libanon-Krieg 2006), die man auf den bisher eingesetzten Booten aber nicht unterbringen könnte.

Die Hisbollah verfügt offenbar über entsprechend ausgestattete LKWs mit C-701 AShM. Sie hätte diesen aber ohne die Unterstützung der libanesischen Armee (Radar) nicht einsetzen können. Wenn ich mich nicht irre, dann haben die Argentinier luftgestützte Variante der Exocet (AM-39) eingesetzt. Beide Varianten kommen für die Piraten natürlich nicht in Frage.

Zitat: Evtl. hätte man zwar schon Boote, die groß genug wären, um solche Raketen zu tragen, aber diese Boote wären bei weitem nicht so schnell, wie es die Bedürfnisse der Piraten derzeit nötig machen.

Diese Boote können schon relativ klein (+- 10-15m) und schnell (40/50kt) sein, bräuchten aber Systeme zur optischen Zielführung, oder den Rückgriff auf die Zieldaten eines Radars. Torpedos wären noch einfacher zu realisieren. All das gibt es ja auch bereits. Jedoch nicht auf dem Schwarzmarkt, sondern allenfalls als Exportware für erlesene Kundschaft.

Zitat:Kurz: Entweder man wird mit den eigenen Booten zu groß und auch zu langsam – und damit zur leichten Zielscheibe von Kriegsschiffen – oder man hat keine vergleichbaren Waffen, so wie die vorgeschlagenen Fallen.

Wie bereits gesagt. Das Problem der ausufernden Größe existiert für mich nicht.

@Tiger
Zitat:Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum man wegen der Piraterie am Horn von Afrika so ein großes Aufheben macht. Gut sie haben zwei oder drei beeindruckende Coups gelanden - aber sonst?

Es wurden über 100 Schiffe attackiert und rund 40 ge-hijacked. Wie hoch würdest Du die Anzahl der Überfälle den ansetzen, bis man das Problem als solches wahrnehmen darf?


- Nasenbaer - 13.12.2008

SpiegelBig Grineutsche Marine darf Piratenschiffe versenken. Insgesamt hört sich der aktuelle Artikel wesentlich besser an als das Rumgeeiere der letzten Tage.
Zitat:US-Verteidigungsminister Robert Gates hat sich für Angriffe auf die Sammelpunkte somalischer Piraten an Land ausgesprochen. Dazu müssten die Verbündeten im Kampf gegen die Piraterie geheimdienstliche Informationen austauschen, sagte Gates am Samstag bei einem Besuch im Golfstaat Bahrain.
Meiner Meinung ist es richtig, daß sich die USA diese Option offen hält. Ich hoffe aber, daß davon nur Gebrauch gemacht wird, wenn die Geheimdienstinformationen eindeutig sind und die Situation günstig ist. Man sollte unbedingt vermeiden, sich in den somalischen Bürgerkrieg hineinziehen zu lassen.

@Shahab3 Ich glaube nicht, daß die Piraten massiv aufrüsten werden. MGs und RPGs lassen sich einfach über Bord werfen, wenn eine Kontrolle droht. In einen ausgewachsenen Seekrieg können die Piraten nur verlieren, selbst wenn sie spektakuläre Überraschungserfolge haben. Für ein versenktes Schiff zahlt ihnen niemand Geld und tote Besatzungen bringen kein Lösegeld.


- BigLinus - 13.12.2008

Nasenbaer schrieb:Ob ein Ausschiffen im Jemen wirklich sicherer ist? Wofür haben wir eigentlich eine Bundesmarine?
Das Ansinnen der Reederei beim Bundesamt für Seeschiffahrt wurde mit der Begründung abgelehnt, Hapag-Lloyd solle sich mit seiner Bitte um Geleitschutz an den Staat wenden, unter dessen Flagge sein Schiff fährt. Das sind im Falle der 'MS Columbus' die Bahamas. :wink:
Unter Billigflagge laufen um sich damit der deutschen Besteuerung zu entziehen. Dann aber nach Deutscher Hilfe rufen. :evil:
Und wie schreibt die F.A.Z. so schön dazu: "Über eine Präsenz der bahamischen Kriegsflotte am Horn von Afrika ist aber noch nichts bekannt." Tongue

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Zitat:Piraterie - Indische Marine vereitelt Überfall auf Handelsschiff

Die indische Marine hat im Golf von Aden am Samstag einen Piratenüberfall auf ein äthiopisches Handelsschiff verhindert. Nach einem Seegefecht seien 23 somalische und jemenitische Seeräuber gefangen genommen worden, berichtete die indische Nachrichtenagentur IANS unter Berufung auf die Marine weiter.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E1203179278B24CABA571C9143C9BBABC~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... ntent.html</a><!-- m -->


- Nasenbaer - 14.12.2008

BigLinus schrieb:
Nasenbaer schrieb:Ob ein Ausschiffen im Jemen wirklich sicherer ist? Wofür haben wir eigentlich eine Bundesmarine?
Das Ansinnen der Reederei beim Bundesamt für Seeschiffahrt wurde mit der Begründung abgelehnt, Hapag-Lloyd solle sich mit seiner Bitte um Geleitschutz an den Staat wenden, unter dessen Flagge sein Schiff fährt. Das sind im Falle der 'MS Columbus' die Bahamas. :wink:
Unter Billigflagge laufen um sich damit der deutschen Besteuerung zu entziehen. Dann aber nach Deutscher Hilfe rufen. :evil:
Und wie schreibt die F.A.Z. so schön dazu: "Über eine Präsenz der bahamischen Kriegsflotte am Horn von Afrika ist aber noch nichts bekannt."
Der Schutz deutscher Staatsbürger ist immer noch Aufgabe der Bundesregierung, unabhängig von irgendwelchen Verpflichtungen des Schiffseigners. Steuern sind übrigens selten der Hauptgrund dafür, daß Schiffe ausgeflaggt werden. Ich wünschte, der Bankensektor wäre nur halb soviel reglementiert worden wie die Seefahrt.

Die Bundesregierung könnte lauter tönen, wenn sich sonst ihren internationalen Verpflichtungen zur Bekämpfung der Piraterie nachkommen würde.

Zitat:Piraterie - Indische Marine vereitelt Überfall auf Handelsschiff
Meinen Dank an die indische Marine.


- BigLinus - 15.12.2008

Nasenbaer schrieb:Der Schutz deutscher Staatsbürger ist immer noch Aufgabe der Bundesregierung, unabhängig von irgendwelchen Verpflichtungen des Schiffseigners. Steuern sind übrigens selten der Hauptgrund dafür, daß Schiffe ausgeflaggt werden. Ich wünschte, der Bankensektor wäre nur halb soviel reglementiert worden wie die Seefahrt.

Die Bundesregierung könnte lauter tönen, wenn sich sonst ihren internationalen Verpflichtungen zur Bekämpfung der Piraterie nachkommen würde.
Die Aussage ist grundsätzlich richtig und gleichzeitig falsch! Die Sicherheit der Bürger und seiner Gäste obliegt jedem Staat, d.h. z.B. französische Staatsbürger die in Deutschland zu Gast sind, erhalten als Gäste zuerst den Schutz des Gastlandes, d.h. in diesem Beispiel von Deutschland und nicht von Frankreich. :!:

Dies gilt selbstverständlich auch für den Luft- oder Seeverkehr, d.h. an Bord eines Schiffes unter der Flagge der Bahamas gelten die Gesetzte und Schutzbestimmungen der Bahamas und nicht der Bundesrepublik Deutschland. Daher obliegt es zu allererst den Bahamas für die Sicherheit an Bord zu sorgen. Folglich ist die Reaktion des Bundesamts für Seeschiffahrt absolut korrekt.


- Quintus Fabius - 16.12.2008

Zitat:Dieses Problem – oder „Krebsgeschwür“, wie Nightwatch hier die Piraterie vor der somalischen Küste klassifiziert hat – kommt natürlich irgendwoher. Nicht nur durch die anhaltende Anarchie in Somalia, sondern vor allem dadurch, das internationale Fangflotten die Gewässer am Horn von Afrika regelrecht leergefischt haben. Ist es da ein Wunder, das man – dieser legalen Beschäftigung beraubt – zur Piraterie übergegangen ist, die nebenbei auch noch etwas Ruhm und Aufmerksamkeit verspricht, nachdem man jahrelang von der Welt ignoriert wurde?

Man muß sich zudem vor Augen führen, dass sich die Piraten dort oft selber gar nicht so sehen, sie nennen sich meistens selbst Küstenwache bzw Marine Somalias und ihre Lösegelder nennen sie Gebühren. Natürlich ist ihnen klar was sie sind, aber die Wortwahl zeigt auch auf worum es geht.

Zur Zeit der Vorherrschaft der Islamisten wurden zudem gerade die Kriminellen Clans die die Piraten primär stellen bzw unterstützen von den USA aufgerüstet und gestärkt um damit ein Gegengewicht gegen die Islamisten zu bilden.

Die Islamisten wiederum beschäftigten viele Söldner die sie mit Geldern aus Saudi Arabien etc bezahlten. Mit dem von den USA forcierten Einmarsch der Äthopier waren diese Söldner nun arbeitslos und gingen daher zu den Piratenclans über. Paralell also mit dem Fall der Union der Islamischen Gerichte erlebten die Piraten daher einen enormen Zulauf.

Erst aus diesem Zulauf heraus wurden dann Beuten erzielt, die dann das ganze Phänomen zum Selbstläufer werden ließen, nicht der erbeutete Reichtum zog sie anfänglich an, sondern erst durch die Zuwendung dieser vielen Bewaffneten zur Piraterie wurde der Reichtum erbeutet der jetzt im weiteren als Magnet dient.

Viele Piraten sind durchaus keine Fischer, weshalb ja regelmäßig welche beim Entern ertrinken. Sie kommen zum Teil aus Ogaden, also aus dem Landesinneren.

Fassen wir also zusammen:

Der Westen hat dort die Fischgründe nachhaltig zerstört und leer gefischt. Die Fischer ihrer Lebensgrundlage beraubt.

Die einzige Macht die wenigstens teilweise eine Art Ordnung zu schaffen in der Lage war, wurde vom Westen bekämpft weil sie Islamistisch war. Dazu rüstete der Westen zuerst genau diejenigen die jetzt die Piraten führen, dann schickte er die Äthopier und zerstörte besagte Machtordnung womit die gleichen Verbrecher erst recht Zulauf erhielten.

Und dann ist es also ein Krebsgeschwür ??!!

Die Schuld liegt hier recht eindeutig mal wieder beim Westen selbst. Das sind Geister die wir selber einmal mehr gerufen haben und nun beklagen wir uns wollen die Suppe nicht auslöffeln die wir selber gekocht haben.

Zitat:Neben bereits erbeuteten Frachtschiffen kämen hier auch Dhaus in Frage. Wenn fast ausschließlich oder auch ganz aus Holz gebaut, sind sie vom Radar nur schwer zu erfassen.

Werden bereits nachweislich von Piraten benutzt. Aus noch unten erläuterten Gründen ist es enorm schwierig, Piraten auf See tatsächlich zu identifizieren.

Zitat:Bislang haben sich die somalischen Piraten noch nicht so brutal verhalten wie ihre Brüder aus dem indonesisch-malayischen Raum. Bei denen ging bis vor kurzem schon mal die Mannschaft von Bord – nachdem man sie geköpft hatte.

Wenn man es genau betrachtet haben sich die Somalis bisher ausgesprochen korrekt verhalten, bisher kamen kaum Geiseln zu schaden. Der Grund liegt auch in der unterschiedlichen Zielsetzung, im Indonesischen Raum ist das Schiff und die Ladung Primärziel, bei den Somalis ist mehr die Besatzung Primärziel und die Ladung auch nur insofern, als man sie zur Erpressung von Geld nutzen kann. Die Somalis haben im Gegensatz zu den Indonesiern nicht so gute Absatzmöglichkeiten für Güter und Beute, sie zielen daher primär auf Lösegelder.

Und aus dieser Zielsetzung resultiert die bisher sehr korrekte und zuverlässige Behandlung der Opfer.

Zitat:Auf die Gefahr, das sich die Piraten stärker bewaffnen könnten, habe ich bereits hingewiesen. Wenn man in Betracht zieht, was im somalisch-ostafrikanischen Raum noch alles an Waffen buchstäblich herumliegt – oder in Umlauf ist – könnten die somalischen Piraten durchaus formidable Gegner abgeben. Wie wäre es denn mit einem Geschütz von einem alten T-34 oder T-55, das unsere Piraten auf einem zuvor erbeuteten Frachtschiff installieren, oder auch einen Mehrfachraketenwerfer? Ein derart bestücktes Piratenschiff könnte auch ein Kriegsschiff vor echte Probleme stellen...

Das verkennt die Taktik der Piraten. Die haben mit Absicht möglichst leichte Waffen an Bord, damit sie diese bei Bedarf mit Leichtigkeit im Meer entsorgen können. Man geht davon aus, dass man bei den Kontrollen von Schiffen regelmäßig Piraten kontrolliert, aber man findet eben keinerlei Beweise. Die paar AK und RPG sind leicht über Bord geworfen und noch leichter ersetzt. Gerade die Tarnung als unbewaffnete normale Fischer bzw Schiffe ist für die Piraten der primäre Schutz.


- Nelson - 16.12.2008

Ich weiß jetzt nicht inwiefern die Piraten über ein einheitliches "Oberkommando" verfügen, aber wäre es nicht möglich, dass sie, falls man etwa bei ihen Zuhause landet den Supertanker den sie gekapert haben anbohren und damit den halben Indischen Ozean verseuchen? Sie könnten immerhin damit drohen, um sich wenigstens die Arabischen und afrikanischen Staaten vom Hals zu halten, oder?


- Nasenbaer - 16.12.2008

Nelson schrieb:Ich weiß jetzt nicht inwiefern die Piraten über ein einheitliches "Oberkommando" verfügen, aber wäre es nicht möglich, dass sie, falls man etwa bei ihen Zuhause landet den Supertanker den sie gekapert haben anbohren und damit den halben Indischen Ozean verseuchen? Sie könnten immerhin damit drohen, um sich wenigstens die Arabischen und afrikanischen Staaten vom Hals zu halten, oder?

Falls man versucht, das Schiff zurückzuerobern, werden sie das vielleicht machen. Der Schaden an der Umwelt ist dann schlimm, aber doch lokal begrenzt auf Somalia und vielleicht Jemen. Es würde in erster Linie den örtlichen Fischern schaden, die großen Fangflotten würden weiterziehen.

@Quinitus Die Fischfangflotten kommen überwiegend aus Asien, nicht aus dem Westen im engeren Sinne. Das Schiff, daß die Inder in Brand geschossen haben, kam beispielsweise aus Thailand. Ansonsten stimme ich Dir größtenteils zu.

Solange die Piraterie sich auf Küstengewässer beschränkt hat, hat sie mich auch nicht sonderlich beunruhigt. Aber seit kurzem gibt es eine neue Qualität, die Angriffe passieren hunderte Kilometer vor der Küste und ein Ausweichen ist nicht mehr möglich, wenn man nicht eine der wichtigsten Schifffahrtsstraßen überhaupt aufgeben will. Außerdem sind die Erfolge der Piraten so spektakulär, daß ich Angst vor Nachahmer in anderen Teilen der Welt habe, wenn der Westen kein deutliches Zeichen setzt.


- Quintus Fabius - 17.12.2008

Heute gibt es da kaum noch Fischer.

Die Fangflotten aber, die die Fischgründe zerstört haben kamen aus der EU. Heute, wo die Fischgründe weitestgehend zerstört sind, sind dort natürlich keine EU Fischer mehr.

Die ersten Opfer der Piraten waren beispielsweise allesamt norwegische Fischer.

Nun zur Frage wie man im weiteren damit umgehen soll:

Eine Bekämpfung der Piraten zur See muß scheitern. Sie ist sinnlos an sich, noch nie in der gesamten Geschichte ist es gelungen Piraten auf See allein Herr zu werden.

Man müßte:

1 Ihre Dörfer, Städte und Stützpunkte an Land systematisch zerstören

(Einziges Problem: Kollateralschäden)

2 Man muß gegen die mit den Piraten zusammen arbeitende Organisierte Kriminalität hier in Europa massiv vorgehen.

Die Anführer und Mittelsmänner wie Informanten der Piraten sitzen weitgehend in Europa. Sie sind zum Teil namentlich bekannt, über sie verlaufen die Lösegeldverhandlungen.

Das kann nicht sein. Diese Leute muß man ausschalten.

Und die Piraten an Land töten (und eine Menge Unschuldige dazu)

Zitat:Ich weiß jetzt nicht inwiefern die Piraten über ein einheitliches "Oberkommando" verfügen,

Haben sie nicht. Sie zerfallen in viele, untereinander noch zerstrittene und zersplitterte Gruppen.

Es kommen auch nicht alle Piraten aus Somalia, viele Piraten kommen aus Kenia, und zum Teil sogar von Tansania und Eritrea her.

Wie man also sieht findet das ganze aufgrund der Erfolge bereits Nachahmer.

Die Piraten haben auch zunehmend weit reichende Kontakte in die Regierungen Afrikanischer Länder. Man vermutet, daß Höchste Regierungskeise von Kenia mit den Piraten zusammen arbeiten.

Das Problem ist also kein rein somalisches mehr.


- BigLinus - 17.12.2008

Quintus Fabius schrieb:(...)

Die Piraten haben auch zunehmend weit reichende Kontakte in die Regierungen Afrikanischer Länder. Man vermutet, daß Höchste Regierungskeise von Kenia mit den Piraten zusammen arbeiten.

Das Problem ist also kein rein somalisches mehr.
Du schreibst, man vermute ... . Wer ist man und hast du für diese angeblichen Vermutungen irgendwelche nachlesbaren Quellen in Form von Pressemitteilungen oder investigativen Zeitungsartikeln? :?: