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(Allgemein) Bundeswehr im Ausland - Druckversion

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- Erich - 06.04.2010

Wir müssen entweder das ganze Land befrieden, oder wir igeln uns in irgendwelchen Lagern ein und versuchen, das Umfeld vom Lager aus zu beherrschen.
Letzteres ist bereits das erste Zeichen für die Resignation und Aufgabe des ursprünglichen Zieles. Dann können wir auch gleich abziehen. Das kostet weniger Opfer - auf beiden Seiten.


- Schneemann - 06.04.2010

Gerade über die Meldung gestolpert (ich poste sie mal, nicht weil ich ihr unbedingt zustimme, aber weil sie hier gut in den Kontext passt).
Zitat:Ausrüstung der Bundeswehr

Künftiger Wehrbeauftragter verlangt Kampfpanzer für Afghanistan

Der Tod von drei Soldaten bei Kunduz hat eine Debatte über die Ausrüstung der Bundeswehr ausgelöst. Der designierte Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus fordert jetzt den Einsatz schwerer Kampfpanzer - nur so könne die Truppe sich ausreichend schützen.

Berlin - Der designierte Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, fordert den Einsatz von schweren Kampfpanzern in Afghanistan zum besseren Schutz der deutschen Truppen. "Wer in das Kanonenrohr eines 'Leopard 2' schaut, überlegt es sich zweimal, ob er eine deutsche Patrouille angreift", sagte der FDP-Politiker dem "Tagesspiegel".
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,687487,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 87,00.html</a><!-- m -->

Schneemann.


- Mondgesicht - 06.04.2010

Mir wurde in diesem Forum beigebracht das man dort nicht mit Leos Streife fahren kann, da die Straßen dies nicht zulassen. Der zukünftige Wehrbeauftragte sollte dies eigentlich auch wissen.

Dennoch: Vielleicht kann ne Hand voll Kampfpanzer nicht schaden. Zumindest der Überwachungsbereich der nicht das überqueren von Brücken erforderlich macht könnte etwas sicherer werden. :?:


- Torsten - 07.04.2010

Rein militärisch machen Leos keinen Sinn, es gibt weder offenes Gelände wo mittels Panzer schnell Geländegewinne erreicht und gesichert werden können, noch bringt die Bewaffnung einen operativen Vorteil innerhalb der dortigen Gefechtssituationen.

Der einzigste Vorteil wäre hier der erhoffte Effekt auf die dortigen Konfliktparteien, nicht zu vernachlässigen ist hier auch der psychologische Effekt auf unsere dortigen Soldaten, die durch die Leopardpanzer am Anfang einen gewissen Schutz empfinden.


- ThomasWach - 07.04.2010

Ich gehe weitgehend mit Erich und Schneemann konform. Wir brauchen mehr Infanterie, die selbstständig und ohne größere operative Beschränkungen agieren kann und den Talibans zusetzt. Dazu braucht es auch entsprechend geschützte Fahrzeuge, die gegen Minen und IEDs Schutz bieten. Des Weiteren sind Hubschrauber enorm wichtig und hier nicht nur die von anderen (auch mir) geforderten Kampfhubschrauber, sondern auch weitere Transporthubschrauber, die schnell und flexibel Truppen an hot spots verlegen können oder auch entsprechende Evakuierungen unter dem Feuerschutz von Kampfhubschraubern durchführen können.

Leopards oder auch Marder haben bis auf einen mehr oder minder beschränkten psychologischen Effekt keine große Wirkung, das sehe ich ähnlich. Zudem schränkt die Topographie und der Zustand der Infrastruktur die Bewegungsfreiheit dieser Einheiten deutlich ein. Dass diese Waffen nun in der öffentlichen Debatte auch von Seiten einiger Politiker gefordert werden, ist mehr eine Frage politischen Aktionismus angesichts neuer gefallener deutscher Soldaten, denn echter militärischer Anforderungen.

Was nun die Panzerhaubitze2000 angeht, so bin ich weiterhin skeptisch. Meines Erachtens würden die nur dann wirkliche Vorteile bringen, wenn die Aufklärungskapazitäten enorm verbessert würden (was allerdings auch natürlich nötig ist) und wir nicht nur auf gut Glück irgendwohin zur Einschüchterung herumballern, sondern ganz gezielt klare Talibanstellungen treffen.

Ganz interessant finde ich in diesem Zusammenhang mal den Blick auf die andere Seite der pakistanisch-afghanischen Grenze. Denn dort haben die Pakistanis auch mit brachialer, konventioneller Feuerkraft im Gefecht der verbundenen Waffen viel Artillerie und auch Panzerunterstützung benutzt. Doch große Vorteile haben sie daraus nicht ziehen können. Bloße Feuerkraft allein macht eben nicht den Vorteil ohne klare Stellungen und Fronten und allein die Einschüchterung der Zivilbevölkerung bringt es auch nicht, schon gar nicht, wenn man sich nicht die Mühe macht zu schaun, ob es sich um loyale, indifferente oder den Taliban zuneigende Clans und Zivilbevöklkerung handelt. Da sind neue Drohnen und entsprechende Echtzeit-Infos und den damit verbundenen Datenverlinkungen sehr viel wichtiger als pure Feuerkraft, die letztlich ins Leere geht.


- Raider101 - 07.04.2010

Ich sehe die größten Baustellen bei den Hubschraubern und der Infanteriebewaffenung.

Hubschrauber, klar fehlt alles von hinten bis vorne.

Bei der Infanteriebewaffnung fehlt es aber auch. Es fehlen Maschinengewehre oder Kanonen die eine Bekämpfung über 2000 m zulassen. Ich denke da an 12,7 mm M2 die wären sicher besser für viele Ziele als das MG3.

Man kann auch noch von Glück sagen, dass die Taliban noch keine Panzerabwehrsysteme haben wie AT-3 und AT-4. Die Dinger sind massenweise nach dem Kaltenkrieg vorhanden. Dagegen haben die Dingos keine Chance, und man kann noch nicht mal zurück schießen. Des weitern fehlen Mörser, die Bundeswehr hat keine 60 mm und 81 mm Mörser im bestand. Ein Infanterie los zuschicken ohne Westentaschen-Artillerie find ein bisschen dumm.


- Nightwatch - 07.04.2010

ThomasWach schrieb:Leopards oder auch Marder haben bis auf einen mehr oder minder beschränkten psychologischen Effekt keine große Wirkung, das sehe ich ähnlich.
Schon heute zeigt die Realität in Kundus auf das dies totaler Blödsinn ist.
Die wenigen Schützenpanzer Marder die die Bundeswehr dort im Einsatz hat werden exzessiv genutzt, müssen exzessiv genutzt werden.
Weil die Taliban sich mitnichten lediglich auf irgendwelchen Höhenzügen agieren sondern direkt vor unserer Nase in den Tälern.

ThomasWach schrieb:Zudem schränkt die Topographie und der Zustand der Infrastruktur die Bewegungsfreiheit dieser Einheiten deutlich ein.
Man könnte fast meinen ein Kampfpanzer benötigt eine asphaltierte Straße und vorgebaute Brücken um irgendwie agieren zu können.
Dabei kann man dies nun wirklich nicht behaupten.
In grauer Vorzeit hatten selbst wir mal die Fähigkeit Panzer mit Pionieren einzusetzen und sogar behelfsmäßig kurzfristig Brücken zu legen.
Aber klar, nach Ende des Kalten Krieges war der Kampf im freien Gelände irgendwie recht schnell out.
Was bleibt ist ein Blick ins Geschichtsbuch der zeigt was möglich ist.

ThomasWach schrieb:Was nun die Panzerhaubitze2000 angeht, so bin ich weiterhin skeptisch. Meines Erachtens würden die nur dann wirkliche Vorteile bringen, wenn die Aufklärungskapazitäten enorm verbessert würden (was allerdings auch natürlich nötig ist) und wir nicht nur auf gut Glück irgendwohin zur Einschüchterung herumballern, sondern ganz gezielt klare Talibanstellungen treffen.
Man könnte ja mal bei den Niederländern anfrangen wie man das so macht.
Einsatz der Artilerie mit Präzisionsmunition gegen irreguläre Kräfte - klar, wahnsinnig schwere Aufgabe das.
Natürlich müsste man die Aufklärungskapazitäten verbessern.
Das heißt mehr Fenneks und Drohnen, Drohnen, Drohnen.
Kostet natürlich.

ThomasWach schrieb:Ganz interessant finde ich in diesem Zusammenhang mal den Blick auf die andere Seite der pakistanisch-afghanischen Grenze. Denn dort haben die Pakistanis auch mit brachialer, konventioneller Feuerkraft im Gefecht der verbundenen Waffen viel Artillerie und auch Panzerunterstützung benutzt. Doch große Vorteile haben sie daraus nicht ziehen können.
Bei allem was recht ist, aber die Pakistanische Armee mit ihrer 70iger Jahre Technologie mit den potentiellen Möglichkeiten der Bundeswehr zu vergleichen ist doch etwas zu kurz gegriffen.
Interessanter ist eher der Blick zu unseren Verbündeten in Afghanistan.


- Quintus Fabius - 07.04.2010

Anbei:

Von den Soldaten die dort in Gefechten standen wird vor allem anderen die mangelnde Feuerkraft als größtes Problem genannt. Das ganze ist so eklatant das es jetzt auch in Berichten der BW Führung zunehmend auftaucht:

Die die Mannstoppwirkung des G36 ist viel zu schlecht, was dazu führt das Feinde selbst nach mehreren Treffern noch agieren können oder gar sich erfolgreich zurückziehen können.
Die MG 3 können die typischen Deckungen in denen die Feinde hocken nicht durchschlagen. Sie scheitern schon an den Lehmmauern einfacher afghanischer Häuser.
Es fehlt bei den Fahrzeugen an wirksamen Bordgeschützen.
usw usf

Zitat aus einem BW Bericht:

"Eine Steigerung der Waffenwirkung ist zwingend erforderlich."

Zitat:Die wenigen Schützenpanzer Marder die die Bundeswehr dort im Einsatz hat werden exzessiv genutzt, müssen exzessiv genutzt werden.

So ist es. Und es sind viel zu wenig. Der tatsächliche Bedarf an Geschützen in diesem Kaliber wäre viel größer. Noch darüber hinaus ist der Munitionsbedarf insgesamt viel größer als bisher angenommen, die BW verbraucht zur Bekämpfung von feindlichen Gruppen deutlich mehr Munition als man annehmen sollte.

Auch das deutet auf eine unzureichende Feuerkraft wie auf unzureichende Ausbildung hin.

Thomas:

Zitat:Wir brauchen mehr Infanterie, die selbstständig und ohne größere operative Beschränkungen agieren kann und den Feinden zusetzt.

So ist es. Aber auch hier scheitert es ja schon an den einfachsten Grundlagen, nämlich an der Unbeschränktheit. Im Gegenteil wird die BW Infanterie in ihren Handlungen massiv beschränkt, so sehr das sie im Endeffekt unfähig ist ernsthafte Angriffe durchzuführen. Kriege werden aber nur im Angriff entschieden. Durch passives Herumsitzen und bloßes Reagieren verliert man.

Zitat:Dazu braucht es auch entsprechend geschützte Fahrzeuge, die gegen Minen und IEDs Schutz bieten.

Und das ist gerade eben diese passive Haltung: Wir brauchen gerade eben nicht mehr Schutz durch Panzerung, sondern wir brauchen mehr Feuerkraft.

Panzerung schützt nur auf einen Weise, indem sie die Waffenwirkung des Feindes zunichte macht.

Feuerkraft schützt auf mehrfache Weise: Sie schreckt den Gegner ab, sie hält ihn auf Abstand durch die größere Reichweite und Präzision unserer Systeme und sie vernichtet den Gegner.

Wir brauchen gerade eben keine Fahrzeuge sondern Infanterie die ohne Fahrzeuge längere Operationen ausführt. Und zwar zur Fuß. Wir brauchen Infanterie die selbst auf die Jagd geht, die getarnt auf Lauer liegt und Feinde aus dem Hinterhalt tötet.

Wir müssen den Gegner über unsere Bewegungen täuschen, selbst Hinterhalte legen, Wehrdörfer anlegen und dauerhaft besetzen, den Gegner ausdauernd jagen. Wir müssen vor allem anderen Angreifen.

Was die BW macht ist das Gegenteil davon. Selbst das was von der BW Euphemistisch als Kampfpatroullien deklariert wird ist schlicht und einfach eine Karikatur einer Offensive. Ein Beispiel:

Man fährt beispielsweise mit lauter gepanzerten Fahrzeugen zu einem Dorf, bleibt aber außerhalb stehen während Afghanische Todesschwadronen (Sicherheitskräfte des Gouverneurs) das Dorf durchsuchen. Dann versucht man noch ein paar Sprengladungen am Rande des Dorfes zu entschärfen und steht noch länger dort herum. Dann erfolgt ein feindlicher Angriff und man zieht sich zurück.

Soll das ein ernsthaftes militärisches Vorgehen sein?!

Zitat:Denn dort haben die Pakistanis auch mit brachialer, konventioneller Feuerkraft im Gefecht der verbundenen Waffen viel Artillerie und auch Panzerunterstützung benutzt. Doch große Vorteile haben sie daraus nicht ziehen können

Doch absolut. Ohne die eingesetzte Feuerkraft hätten die Pakistanis in den Gebieten in die sie da eingerückt sind weder operieren noch sich halten können. Die BW würde übrigens in diesen Gebieten niedergemetzelt werden.


Das ist ein ganz anderes Geschehen als diese begrenzten Scharmützel die wir jetzt im BW Gebiet haben.

Zitat:Bloße Feuerkraft allein macht eben nicht den Vorteil ohne klare Stellungen und Fronten

Das verkennt die Art und Weise wie man Feuerkraft einsetzen kann und wie man sie in einem Assymetrischen Krieg einsetzt. Eine klare Stellung bzw Front ist auch im Assymetrischen Krieg gegeben in dem Moment, in den man auf den Feind stößt. Sie bsteht im Unterschied zum Konventionellen Krieg aber immer nur temporär. In diesem Zeitfenster aber besteht sie und daher kann in diesem Zeitfenster die Feuerkraft eingesetzt werden.

Das scheitert natürlich wenn man dem Gegner die Offensive und die Aktion überlässt und lediglich reagiert. Sobald man aber selber agiert, selbst in die Offensive geht, den Feind überfällt, aus dem Hinterhalt jagt, im Fallen stellt und ihn treibt, dann kann man ihn mittels der Feuerkraft vernichten.

Die Feinde in Afghanistan sind real existierende Menschen. Weshalb man sie finden und töten kann. Und dies ist absolut notwendig wenn man dort sich selbst tragende nachhaltig bestehende Strukturen aufbauen will die den Laden dann irgendwann übernehmen können.

Der Feind wird nicht dadurch geschwächt das man sich in gepanzerten Fahrzeugen beschießen und überfallen läßt. Durch diese Passivität wird er sogar gestärkt.

Der Feind würde nur dadurch geschwächt werden, wenn man selbst in Überfällt und Tötet und dazu braucht man Feuerkraft.

Zitat:Da sind neue Drohnen und entsprechende Echtzeit-Infos und den damit verbundenen Datenverlinkungen sehr viel wichtiger als pure Feuerkraft, die letztlich ins Leere geht.

Natürlich sind die genannten Dinge äußerst wichtig, aber sie sind nicht sehr viel wichtiger als die Feuerkraft sondern eine notwendige Ergänzung derselben. Sie dienen der Feuerkraft in dem sie diese effizienter machen. Sie dienen aber auch der Feuerkraft in dem sie überhaupt erst den Einsatz derselben sinnvoll machen in dem temporär klare "Fronten" erzeugen. Echtzeit-Infos ohne Feuerkraft sind daher völlig sinnfrei.

Feuerkraft kann ins Leere laufen (siehe Vietnam) aber das ist nicht zwingend der Fall. Sie läuft dann nicht ins Leere, wenn man selber mit Überfällen, Hinterhalten, Treibjagden usw agiert. Dazu bedarf es keiner Drohnen (das ist wieder ein typisch passiver feiger Gedanke) sondern dazu bedarf es Menschen die am Boden agieren.

Was wir brauchen sind Einheiten von Fernspähern die lange Zeiten fernab unserer Stützpunkte agieren können und dort auch Kampfaufträge ausführen. Was wir brauchen sind Gebirgsjäger und Jäger die am Boden ohne Fahrzeuge langandauernde Jagden veranstalten. Wobei sie sich tarnen, verstecken, aus dem Hinterhalt töten und dies auch ohne sich zu erkennen zu geben.

Eine solche Kampfweise wäre erfolgreich, würde aber natürlich höhere eigene Verluste hervor rufen.

Und ist ebenso natürlich allein schon deshalb reine Utopie.

Die Feigheit und Schwäche der heutigen "Deutschen" kotzen mich einfach an.


- Schneemann - 07.04.2010

Die ganze Diskussion zeichnet sich durch das Für und Wider von Sicherheitsdenken und Feuerkraft-Idealen aus. Ich lese derzeit ein recht interessantes Buch über die Wehrmacht und deren Partisanenbekämpfung. Ich will jetzt gar nicht auf Verbrechen und zerstörte Dörfer hinaus oder einen Vergleich zwischen Wehrmacht und Bundeswehr anstellen. Wohl aber interessant sind m. E. z. B. die Verhaltensweisen der Wehrmacht bei der Partisanenbekämpfung auf dem Balkan, besonders dort in den gebirgigen und schwer zugänglichen Waldgebieten, sowie bei Anti-Partisanenoperationen etwa im Kaukasus. Zentraler Punkt dabei ist, dass i. d. T. schweres Gerät (Panzer, meist Beutefahrzeuge, Artillerie und teils auch Panzerzüge) eingesetzt wurde, aber eben a) zur Sicherung von Stützpunkten oder Versorgungswegen (Schienenstränge). Ging es aber ins Gebirge oder in den Wald, war die Infanterie der entscheidende Faktor. Und ich denke in dieser Hinsicht, wenngleich auch wirklich nur in dieser, kann man ein Ableiten eigener Strategien festmachen.

Jetzt gilt es, dieses Schema zu sieben: Heute habe ich - im Gegensatz zu früher - a) Drohnen, b) Kampfhubschrauber und c) sehr schnelle Kommunikationswege sowie d) eine allgemein wesentlich höhere Feuerkraft (wenn sie denn da ist), dazu kommt auch, dass der jetzige Gegner e) eine recht schwache Truppe von ein paar hundert Mann ist, zumindest gemessen an früheren Partisanenkriegen, wo die Deutschen teils ganze Divisionen zum Einsatz brachten und die Partisanen im Gegenzug (wie etwa im Jugoslawien) sogar eigene Luftstreitkräfte hatten (wenngleich auch nur alte Hawker Hurricane Mk. I).

Insofern: Wenn denn ein Panzereinsatz erfolgen soll, dann wirklich nur aus den Gründen "Stützpunktsicherung" und "Objektschutz" sowie wegen des "Abschreckungswertes". Reinen Kampfwert sehe ich aber dennoch keinen großen. Und Kommentare, wie dass man meinen könnte, ein Panzer brauche anscheinend eine Straße (Nightwatch), bzw. brauche dies nicht, ist nicht praktisch anwendbar auf den Hindukusch, man solle sich mal vergegenwärtigen, wie die Infrastruktur-Verhältnisse in Afghanistan und die Topographie beschaffen sind. Wieso z. B. drängten sich deutsche Panzerkolonnen während des Einmarsches im Kosovo 1999 (die Bilder habe ich noch im Kopf) auf Straßen hintereinander wie die Lemminge? Wohlgemerkt, im Kosovo, nicht am Hindukusch. Zum Glück erfolgte da nirgendwo ein Hinterhalt. Wieso quetschte die IDF ihre Merkava im Libanon-Krieg auf recht engen Bergstraßen im Südlibanon zusammen, was zu einigen unnötigen Verlusten führte und die Hisbollah nicht wirklich abschreckte? Wieso führten die stark motorisierten Panzerkeile der Roten Armee keine Großoperationen während ihrer Afghanistan-Kampagne durch, sondern verzettelten sich auf Bergstraßen und führten allenfalls Sicherungsaufgaben aus (auch wenn die Panzer schlechtere waren als die heutigen Exemplare)?

Kurz: Panzer können sinnvoll sein, vielleicht sind sie es auch in Bezug auf manche Aufgaben, aber man kann nicht einfach ihre Befähigung eine Kampfhandlung zu entscheiden einfach auf jedes Terrain übertragen. Nordafghanistan ist weder die Kalmücken-Steppe noch der topfebene Irak.

Es ist, um ein Gleichgewicht in der Argumentation zu erhalten, aber sicherlich auch richtig, dass man in Afghanistan mehr Feuerkraft braucht. Da stimme ich ausdrücklich zu und ich erinnere mich auch gut an Quintus Hinweise auf die Ausbildung bei der Bundeswehr und die dortigen Schwächen, die sich an der aktuellen Diskussion zu bestätigen scheinen. Nur sehe ich die Lösung nicht in einem schnellen und Aktionismus beladenen Ruf nach "Panzern!", sondern in einer Kombination. Panzer dort, wo ich sie einsetzen kann (im Umkreis der Stützpunkte), ansonsten Artillerie und CAS (Kampfhubschrauber, PzH, Gunships) und verdammt nochmal Infanterie, um die Taliban aus den Löchern zu hohlen.

Schneemann.


- Skywatch - 07.04.2010

Ich gebe meinen Vorrednern recht. Der Bundeswehr in Afghanistan fehlt es an Feuerkraft. In den letzten beiden Jahren hat die Bundeswehr in Afghanistan nichts bewirkt. Die jeweiligen Einsatzleiter Vorort hatten nur ein Ziel: Möglichst keine eigenen Opfer. Die Politik,aber besonders auch die Bundeswehrführung haben komplett versagt!Siehe <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/2010/10/DOS-Kundus?page=5">http://www.zeit.de/2010/10/DOS-Kundus?page=5</a><!-- m -->

Oberst Klein blieb beim befohlenen Luftangriff in Kunduz keine Wahl. Über 100 Talibankämpfer mit 2 Tanklastzügen in ihrer Hand nur wenige km vom Deutschen Lager entfernt. Was hätte er denn machen können? Soldaten mit Dingos rausschicken um die Laster zu sichern? Oder auf einen Angriff auf das Deutsche Lager warten? Die Deutschen sind doch gar nicht in der Lage 100 Taliban effektiv ohne Luftunterstützung zu bekämpfen!
Das Bild hätte sich wandeln können wenn Leopard 2 im Lager gewesen wären. Das Feldlager in Kunduz steht mitten in weiter Ebene.
Mit Kampfpanzer wäre er in der Lage gewesen, den Luftangriff nicht zu erteilen, sondern weitere Schritte abzuwarten.
In den Medien wird heute berichtet, dass das Verteidigungsministerium einen Einsatz von Leopard 2 Panzern ablehnt, da die örtlichen Gegebenheiten den Einsatz einen 60 Tonnen Panzers nicht zuließen.? Ich frage mich dabei wo der Unterschied zwischen einem Marder und Leo liegt.Wenn der Marder die Wege benutze kann, dann der Leo auch! Außerdem benötigt dir Bundeswehr Distanzwaffen. Der Leo bietet das, die PzH 2000 sowieso und Tiger Kampfhubschrauber werden auch dringen gebraucht.
Da das Bundesverteidigungsministerium den Einsatz von Leos noch ablehnt, Tiger noch nicht verfügbar sind, hoffe ich wenigsten auf die PzH2000. Aber wie ich die Bundeswehrführung einschätze, werden jetzt lediglich zur Ausbildung in Deutschland mehr Dingos zur Verfügung gestellt und die Truppe in Afghanistan mit einigen Fuchs evtl. Boxer mit MG Waffenstation beliefert. Cry


- Mondgesicht - 07.04.2010

Weiß jemand wieviele Marder in Afghanistan sind?


- Opi78 - 07.04.2010

@Mondgesicht

Es sind 4 Marder nicht mehr.

Gruß
Opi78


- Mondgesicht - 07.04.2010

Opi78 schrieb:@Mondgesicht
Es sind 4 Marder nicht mehr.

Confusedhock: Confusedhock:
Armes Deutschland.

:evil:
Da weiß man ja nicht ob man lachen oder weinen soll.


- Opi78 - 07.04.2010

@Mondgesicht

Also mir ist nach Weinen leider,wenn man schaut was wir an Marder SPZ in den Lagern stehen habe und Hunderte schon Verschrottet werden dan verstehe ich es nicht das man nur 4 Marder nach AFG schickt.Man könnte doch wenn der Einsatz zu Ende ist diese SPZ dan der ANA geben wenn wir sie dan nicht mehr Brauchen.

Gruß
Opi78


- Mondgesicht - 07.04.2010

Opi78 schrieb:Also mir ist nach Weinen leider,wenn man schaut was wir an Marder SPZ in den Lagern stehen habe und Hunderte schon Verschrottet werden dan verstehe ich es nicht das man nur 4 Marder nach AFG schickt.Man könnte doch wenn der Einsatz zu Ende ist diese SPZ dan der ANA geben wenn wir sie dan nicht mehr Brauchen.

Und dann baut die ANA die Dinger auseinander und verkauft die Einzelteile. 8)

Nene. Allerdings hätte ich schon gedacht das das Heer dort 12 SPz stehen hat. Man hat ja nun wirklich genug von den Dingern, da kann man auch einige mehr dorthin versenden.