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(Allgemein) Bundeswehr im Ausland - Druckversion

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- grammi - 17.01.2010

Nightwatch,
die entscheidene Frage hierzu ist, wie viele der Veteranen tatsächlich eine psychischen Defekt, egal welcher Art, davongetragen haben. Nicht jeder, der aus Afghanistan kommt, hat PTBS. Und genausowenig hat jeder Veteran des 2. Weltkrieges psychische Schäden davongetragen.
Der Unterschied liegt wohl eher in der Art der Aufarbeitung. Heute wissen wir um die Folgen extremer psychischer Belastung, früher hat man sowas ignoriert, bzw. die Folgen mit Psychopharmaka unterdrück, und sich daran gemacht die zerstörte Heimat wieder aufzubauen. Es wäre, rein wissenschaftlich gesehen, natürlich schon interresant, eine Vergleichsmöglichkeit von damaligen Soldaten und heutigen zu haben. Aus durchaus nachvollziehbaren Gründen bin ich allerdings froh darum, dass solche Aussagen immer hypotetischer und spekulatiiver Natur seien müssen.
Gruß
Grammi


- Nightwatch - 17.01.2010

grammi schrieb:Nightwatch,
die entscheidene Frage hierzu ist, wie viele der Veteranen tatsächlich eine psychischen Defekt, egal welcher Art, davongetragen haben. Nicht jeder, der aus Afghanistan kommt, hat PTBS. Und genausowenig hat jeder Veteran des 2. Weltkrieges psychische Schäden davongetragen.
Naja, das ist weder auf Quintus noch auf meinen Mist gewachsen, es gibt entsprechende Untersuchungen.

grammi schrieb:Der Unterschied liegt wohl eher in der Art der Aufarbeitung.
Ohja. Heute werden die Soldaten ja praktisch mit der Zusicherung in den Einsatz geschickt PTSD zu bekommen sofern sie sich nur tief genug in die Scheiße setzen.
Und wie bei anderen Krankheitsbildern auch, wer fest damit rechnet zu erkranken leidet sehr schnell unter entsprechenden Symptomen.
Aber das hat Quintus hier irgendwo schon mal recht ausführlich erklärt, vielleicht weiß er noch wo.

grammi schrieb:Heute wissen wir um die Folgen extremer psychischer Belastung, früher hat man sowas ignoriert, bzw. die Folgen mit Psychopharmaka unterdrück, und sich daran gemacht die zerstörte Heimat wieder aufzubauen. Es wäre, rein wissenschaftlich gesehen, natürlich schon interresant, eine Vergleichsmöglichkeit von damaligen Soldaten und heutigen zu haben. Aus durchaus nachvollziehbaren Gründen bin ich allerdings froh darum, dass solche Aussagen immer hypotetischer und spekulatiiver Natur seien müssen.
Man kann sich auch Fragen was besser gewesen ist.
Anstatt die Betroffenen nach dem zweiten Weltkrieg durch irgendwelche Aufarbeitungsprogramme zu schleusen waren sie gezwungen sich eine neue Zukunft aufzubauen. Und das hat sehr gut geklappt.
Wie gesagt, nach heutigen Maßstäben müsste die gesamte deutsche Weltkriegsgeneration von PTSD betroffen sein.
Man sollte sich also fragen ob der heute praktizierte Ansatz der Weisheit letzter Schluss ist.


- Schneemann - 17.01.2010

Ähm, nur am Rande: Feige sind die deutschen Soldaten sicherlich nicht, auch nicht schlecht ausgebildet. Die Probleme sehe ich eher darin, dass wir hier in Deutschland sehr lange (glücklicherweise) eine Friedensperiode hatten, die auch eine Generation hervorgebracht hat, die in einer konsumorientierten, hedonistischen Wohlfühl-Welt aufwuchs und die nun mit dem archaischen und brutalen Bürgerkrieg in einem zentralasiatischen Land konfrontiert ist, von dem viele anfangs noch nicht mal wussten, wo es genau liegt (naja, aber von den Amerikanern wussten noch weniger, wo es liegt, was aber auch nicht beruhigend ist). Und ferner ist es auch so, dass die Soldaten eher durch juristische Spielereien in der Heimat gehemmt werden, als durch ihre Einsatzregeln oder ihre Ausbildung. Mittlerweile weiß jeder Soldat nicht mehr genau, ob er kämpfen und schießen soll, weil er jederzeit das Gefühl hat, daheim könnte ja irgendein Winkeladvokat ihn vor den Richter ziehen. Dieser Stress kann kulminieren zu einer PTBS, muss aber nicht. Und meistens ist eine Vorerkrankung da, ehe diese Krankheit ausbricht (z. B. Depression, Angstneurose). Auch hat, um dies mal zu entkräften, eine PTBS nicht unbedingt was mit der Intensität eines Krieges zu tun. Beständiger, gleichbleibender Stress durch Dauerpräsenz kann genauso nervenschädigend wirken wie Feuergefechte oder Luftangriffe.

Diese Faktoren (unsichere juristische Lage, krasse infrastrukturelle und kulturelle Unterschiede, ständige Bedrohungssituationen durch IED’s oder Terroristen, mangelnde Akzeptanz des Einsatzes in der Politik im eigenen Land, ablehnende Haltung auch in der Bevölkerung) sorgen nicht dafür, dass sich Soldaten bestätigter fühlen. Okay, es sollte ihnen auch irgendwo egal sein, weil: Sie sind Soldaten. Wenn man den Job macht, muss man damit rechnen, dass es knallt und man muss dahingehen, wo einen die Politik hinschickt, egal wer dafür oder dagegen ist. Nur haben die deutschen Soldaten hier einen echten Eiertanz im Rücken, der einen frustriert werden lassen kann. Und was bei Frustration passieren kann, zeigte auch Vietnam, wo einstig schneidige Marines nach mehreren Jahren mit glasigen Augen und schlecht rasiert in Saigoner Puffs oder Drogenhöhlen herumvegetierten. Das hat insofern nichts mit deutschen Soldaten im Speziellen zu tun, sondern eher mit den Begleitumständen eines jeweiligen Krieges.

Schneemann.


- Erich - 17.01.2010

einen wichtigen Punkt sprichst Du kaum an, der ist auch heute am Spätnachmittag im Fernsehen "angetalkt" worden (<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tacheles.tv/Dokumentation-Bundeswehr-in-Afghanistan.php">http://www.tacheles.tv/Dokumentation-Bu ... nistan.php</a><!-- m -->).
Die Kurzfassung der Sendung im Internet bringt es auch nicht - aber nach Aussage eines BW-Offiziers beträgt die Vorbereitungszeit (Länderinformation) "zwei Stunden": das reicht nie und nimmer, um sich mit den kulturellen Gegebenheiten und ethnischen Werten der einheimischen Bevölkerung vertraut zu machen.


- Quintus Fabius - 19.01.2010

PTBS ist eine Modekrankheit. Sie entspringt unserer Gesellschaft die den Tod leugnet und die den Krieg als etwas übles negatives betrachtet. Sie ist das Resultat einer Gesellschaft die Ruhm nicht mehr als erstrebenswert betrachtet. In der materielle Werte mehr zählen als Ideelle. In der der Wille zum Kampf eine reine Ableitung aus Sold und Auslandszulage ist. Einer Gesellschaft schlußendlich die es als Krank bezeichnet, wenn jemand Freude am Krieg empfindet, die aber diese Wertung nur aufgrund ihrer eigenen psychischen Schwäche vornimmt.

Grammi:

deine Ausführungen belegen klar das was ich geschrieben habe, nämlich die aus der heutigen Sozialkultur enstandene deutsche Überzeugung, daß Krieg immer böse und schlecht sei und wer etwas anderes denke, der habe ihn nicht erlebt.

Ich selbst aber bin sehr froh, daß ich solche Erlebnisse hatte. Für mich waren diese Erlebnisse mit das Schönste in meinem Leben. Und ich bin jederzeit wieder bereit dazu.

Der entscheidende Unterschied zwischen früher und heute ist, daß die Zahl psychischer Probleme aufgrund von Kriegseinsätzen heute drastisch zugenommen hat. Die Menschen waren früher psychisch wesentlich härter im Nehmen !!

Und das ist Fakt, daß man früher viel mehr einfach weggesteckt hat, aber seit Vietnam ist es irrwitzgerweise in der westlichen Welt akzeptiert, daß Krieg der ja ach so böse und schlecht ist immer psychische Leiden verursacht.

Die Verkommenheit und Disziplinlosigkeit der herunter gekommenen US Soldaten in Vietnam ist heute in der ganzen westlichen Welt das prägende Vorbild für den Umgang und das Denken über den Krieg im allgemeinen. Verstärkt noch durch die vielen Filme darüber ist der Vietnamkrieg als Mem in den ganzen Köpfen der jungen Soldaten die heute in Einsätze ziehen, dabei ist der Vietnamkrieg nur ein Beispiel dafür wie eine Armee im Einsatz durch mangelnde Disziplin und mangelnden Kampfwillen herunter gekommen ist.

Und aus dieser Erwartungshaltung heraus und da die Soldaten wie in Vietnam so auch heute aus einer Traumwelt kommen, Elfenbeinturmbewohner sind, ertränkt in Luxus, kommt dann die Psychische Schwäche dieser Soldaten.

Meiner Überzeugung nach hängt das von der grundsätzlichen Einstellung ab mit der man in einen Kriegseinsatz hinein geht.

Der Tod wird in der heutigen Gesellschaft tabuisiert, ebenso wie Schmerzen. Krieg ist der totale Gegenentwurf zu unserer heutigen Gesellschaft, daraus resultieren diese Probleme. Zum Glück bin ich nicht in diese heutige Gesellschaft hier sozialisiert worden.

Erich:

Zitat:betrachte ich als Unverschämtheit gegenüber den Jungs, die in Afghanistan ihren Ar... hinhalten, weil sie "in Abwägung der Vor- und Nacheile" dort Präsenz zeigen

Das sind keine Jungs, das sind Soldaten deren Aufgabe es eigentlich wäre, dort Sicherheit herzustellen.

Dazu mal was der Gouverneur von Kundus über die Bundeswehr aktuell und bereits mehrfach gesagt hat:

Die Bundeswehr beobachtet nur und macht gar nichts. Deshalb müssen wir unsere echten Freunde, die Amerikaner bitten uns zu retten !

Er verwendete das Wort Retten werter Erich.

Zitat:Die Kurzfassung der Sendung im Internet bringt es auch nicht - aber nach Aussage eines BW-Offiziers beträgt die Vorbereitungszeit (Länderinformation) "zwei Stunden": das reicht nie und nimmer, um sich mit den kulturellen Gegebenheiten und ethnischen Werten der einheimischen Bevölkerung vertraut zu machen.

Das ist in Warhheit schon mehr, aber es reicht trotzdem nie und nimmer sich mit der Kultur vertraut zu machen.

Und auch du werter Erich verstehst die Afghanische Kultur mitnichten. Dazu bist du vom Denken her zu wenig „Archaisch“.

Es genügt nicht, sich einfach die äußeren Formen zu betrachten, dann wird man die eigentlichen Inhalte trotzdem nicht verstehen können. Und die eigentlichen Inhalte der Kulturen in Afghanistan sind eben völlig konträr zu unserem Denken. Jemand der wie ich selber ein Atavistisches Denken hat, vermag da viel eher nachzuvollziehen wie die Menschen dort funktionieren.

Zitat:Soldaten lernen wenn sie müssen.

Noch ein interessantes Stichwort bei der Bundeswehr ist die Dienstgradinflation. Heute macht schon ein Stabsunteroffizier was früher ein Hauptgefreiter oder Obergefreiter gemacht hat. Natürlich können die Zeit- und Berufssoldaten der BW das was man ihnen beigebracht hat. Aber das was ihnen beigebracht wurde ist in einem heutigen Krieg unzureichend.

Wenn man sich die Ausbildung bei der BW genauer ansieht, dann ist diese Ausbildung völlig unzureichend, insbesondere bei der Infanterie.

Selbstzufriedenheit ist eine der größten Schwächen für eine Armee, und die Bundeswehr ist gefährlich selbstzufrieden. Dafür gibt es angesichts der traurigen realen Verhältnisse nicht den geringsten Grund.

Unsere Armee geht zudem den amerikanischen Weg, und dies noch weiter als die Amerikaner. Sie verlässt sich fast vollständig auf technische Lösungen, und vernachlässigt den Soldaten als Menschen überall dort wo er nicht für die moderne Technik technisches Wissen benötigt.

Was die Bundeswehr vergessen hat bzw nicht mehr beherrscht:

Gerade der Assymetrische Krieg wird nicht von Maschinen gewonnen, er wird von Menschen gewonnen !!

Und dazu ist diese Armee nicht mal im Ansatz in der Lage.


- Mondgesicht - 19.01.2010

Quintus Fabius schrieb:PTBS ist eine Modekrankheit.

Confusedhock:
Aha? Und was ist mit dem bereits erwähnten Grabenfieber? Wurde hier bereits erwähnt. War das auch nur eine Erfindung?
Quintus Fabius schrieb:Sie entspringt unserer Gesellschaft die den Tod leugnet und die den Krieg als etwas übles negatives betrachtet.

Unsere Gesellschaft muß total am Arsch sein, wenn sie Krieg nicht mag! Tongue
Quintus Fabius schrieb:Gerade der Assymetrische Krieg wird nicht von Maschinen gewonnen, er wird von Menschen gewonnen !!
Und dazu ist diese Armee nicht mal im Ansatz in der Lage.

Die von dir hochgeschätzten Amerikaner sind dazu ebenfalls nicht in der Lage. Erst gestern knallte es in Kabul mal wieder ordentlich.


- Quintus Fabius - 19.01.2010

Man sollte wissen wovon man spricht: Grabenfieber war ein Grippaler Infekt der von Läusen übertragen wurde.

Vermutlich meinst du das Grabenzittern.

Natürlich gab es auch Ausfälle durch Psychische Krankheiten, aber die hatten andere Symptome und einen anderen Verlauf als das was heute als Posttraumatisches Belastungssyndrom bezeichnet wird.

Und es waren im Verhältnis zur Menge der eingesetzten Soldaten sehr viel weniger solche Ausfälle und das bei einem sehr viel extremeren Geschehen.


- Mondgesicht - 19.01.2010

Quintus Fabius schrieb:Man sollte wissen wovon man spricht: Grabenfieber war tatsächlich ein Grippaler Infekt der von Läusen übertragen wurde.
Einerlei. Schon im (bzw nach) 2. Weltkrieg gabe es posttraumatische Stresssyndrome en Masse. Damals konnte man dies nicht behandeln, das ganze Land musste ja wieder aufgebaut werden.
Dies von dir als Bagatelle dargestellt zu sehen finde ich sehr schade.

Offensichtlich bist du ebensowenig Arzt wie ich.


- Quintus Fabius - 19.01.2010

Man muß kein Arzt sein um Studien zu dem Thema zu lesen:

Von Stressyndromen en Masse nach dem Zweiten Weltkrieg kann gar keine Rede sein. Der Anteil lag bei der Wehrmacht bei ungefähr 1%, nicht mehr.

Heute haben die USA beispielsweise 6%.

Und nun zum entscheidenden Punkt: Wie kann irgendjemand, wie kannst du das Geschehen im Zweiten Weltkrieg mit Abermillionen von Toten innerhalb kürzester Zeit mit dem heutigen lachhaften Getue vergleichen?!

Wie kann man das Gehampel in Afghanistan mit den Schlachten des Zweiten Weltkriegs vergleichen?

Wie kann eine Armee wie die Bundeswehr derart viele Fälle produziere, wo die Bundeswehr doch nirgends in einem ernsthaften Kriegsgeschehen aktiv ist?!

Früher galt die Äußerung, daß alles unter 1000 Toten pro Jahr kein ernsthaftes Geschehen ist!

Wieviel Soldaten der BW sind inzwischen tot? Über wieviele Jahre hinweg?

Weißt du überhaupt wodurch im Ersten Weltkrieg Psychische Krankheiten entstanden sind? Wodurch es zu Grabenzittern kam?

Das entstand wenn die Soldaten in TAGELANGEM Artillerietrommelfeuer in ihren Unterständen wie Puppen stundenlang jeden Tag hin und her geschleudert wurden. Wenn sie gegen die Wände und die Decke geschleudert wurden und lebendig in den Gräben begraben wurden von der Aufgespritzten Erde um dann von den Kameraden wieder ausgegraben zu werden.

Damals wurden einige ! krank, weil in Schlachten wie an der Somme innerhalb der ersten Halben Stunde um sie Herum

30 000 Soldaten fielen. Auf engstem Raum. In einer halben Stunde.

Dann wurden einige Krank, die Mehrheit nicht.

Heute werden viele Krank, weil es sie einmal auf einer Patrouillenfahrt ohne Verluste beschossen wurden.

Damals gab es mehrere Schlachten in denen insgesamt über 1 Millionen Soldaten starben.

Der Vergleich zwischen den Weltkriegen und dem heutigen Geschehen ist derart abstrus, derart lächerlich das sich eigentlich jeder Kommentar dazu verbietet.

Wie kannst du das damalige Geschehen in irgendeiner Weise mit dem heutigen vergleichen?


- Mondgesicht - 19.01.2010

Ich habe "Im Westen nichts neues" von Remarque schon vor 16 Jahren gelesen.
Ich weiß also (zum Glück nicht aus eigener Erfahrung) was das ist.

Und maße mir auch nicht an von Simulanten zu sprechen. Oder von Weicheiersoldaten (denn das imlipzieren deine Aussagen ja), denn ich war weder an der Somme, noch in Ypern oder Stalingrad oder Kunduz.

Ich gebe dir in deiner Aussage Recht, das unsere Männer heute sicher unterm Schnitt ein geringeres Risiko gehen, weil sie bessere Ausrüstung haben, und insgesamt mehr auf die Sicherheit geachtet wird. Die hygienischen Umstände sind um Welten besser, und sie können sich abends "zerstreuen".

Trotzdem: Ich beurteile das nicht gerne, denn ich war nicht da.


- Tiger - 19.01.2010

@Quintus Fabius
Ich kann dir da leider nicht zustimmen.
Viele Veteranen des 1.Weltkriegs erlitten hysterische Lähmungen.
Das prominenteste Opfer dieser Erkrankung war möglicherweise Hitler, dessen Umgebung übrigens die Symptome dieser Krankheit für Parkinson hielt.
Nach dem 2.Weltkrieg fielen solche "Berufskrankheiten" bei Soldaten wohl nicht so auf, weil auch viele Zivilisten, etwa als Folge der Bombardierungen oder dem Nachkriegselend darunter litten.


- Quintus Fabius - 20.01.2010

Zitat:Viele Veteranen des 1.Weltkriegs erlitten hysterische Lähmungen

Ja sicher, aber aus welchen Gründen? Und wie viele exakt in Prozent zur Zahl der Millionen von eingesetzten Soldaten? Die Antwort ist: Prozentual weniger als heute.

Einige Schlachten des Ersten Weltkrieges waren aber wesentlich härter als alles was davor und alles was danach gekommen ist.

Solche Schlachthäuser auf derart engem Raum kamen schon im Zweiten Weltkrieg nur noch selten so vor.

Und trotzdem sind heute die Prozentzahlen der Soldaten die PTBS haben höher als damals.

Selbst bei der US Armee sind heute in Afghanistan 6% der Soldaten betroffen, im Irak waren es sogar fast 15%.

Man könnte dem allenfalls entgegen halten, daß man früher diese Krankheit eben einfach nicht erkannt und nicht diagnostiziert hat.

Ein echtes Argument wäre also die Frage des Dunkelfeldes.

Demgegenüber sind die Kämpfe heute aber auch bei weitem nicht mehr so schlimm. Ich kann die Zahl gerne noch mal wiederholen: Allein an der Somme starben in der ersten Halben Stunde, in 30 Minuten also ungefähr 30 000 Soldaten.

Das macht 1000 Tote je Minute !!

Und wieviel Verluste hat die Bundeswehr heute?

Im Ersten Weltkrieg war das Artilleriefeuer so gigantisch, daß erst die sowjetische Artillerie ab 45 dies übertreffen konnte.

Man setzte Teilmantelgeschosse ein die den Körper regelrecht zerfetzten.

Man setzte C Waffen ein und vergaste den Gegner in den Gräben.

Und man kämpfte Massenweise trotzdem im Nahkampf und schlachtete sich gegenseitig mit Grabenkeule, Dolch und Bajonett.

Angesichts solcher Umstände ist es absolut in Ordnung wenn viele Soldaten deswegen dann psychische Krankheiten entwickeln.

Aber heute? Weil man einmal erfolglos beschossen wurde und ebenso erfolglos zurück geschossen hat?


- Mondgesicht - 20.01.2010

Strategiewechsel in Afghanistan

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,673064,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 64,00.html</a><!-- m -->

Zitat:Die Kritik von Isaf-Chef McChrystal an der Bundeswehr zeigt Wirkung. Verteidigungsminister Guttenberg kündigt an, das afghanische Militär künftig nach US-Vorbild trainieren zu wollen. Für die deutschen Soldaten könnte der Einsatz damit wesentlich gefährlicher werden.
...
Die Kritik an den Deutschen wird im Nato-Hauptquartier in Kabul geteilt. Erst kürzlich mahnte ein hochrangiger Nato-General in Hintergrundgesprächen an, die Bundeswehr müsse sich endlich dem neuen Weg in Afghanistan - raus aus den Lagern, ran an die Menschen - stellen. Sonst sei der ganze Einsatz sinnlos.



- Erich - 21.01.2010

Guttenberg kommt zu Hause unter Druck
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~EBAFAF8AAF99C4AB8953C50D65F1879B4~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Untersuchungsausschuss
Guttenberg in Erklärungsnot wegen Kundus

21. Januar 2010 Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg muss dem Untersuchungsausschuss zu den tödlichen Luftschlägen von Kundus ...

... ein jetzt bekanntgewordenes Papier seines Einsatz-Führungsstabs, das Guttenberg seinerzeit vorlag, .... unterstreicht .... die von der Nato festgestellten Fehler des Kommandeurs Klein, der den Luftschlag angeordnet hatte.
....

Am Ende müsse eine Lehre aus der Affäre gezogen werden. Der Ausschuss soll etwa ein Jahr tagen.
- ob da ein "Strategiewechsel" (raus aus den Lagern würde noch mehr Soldaten bedeuten, weil bisher die meisten dafür verwendet werden, die eigenen Truppen zu bewachen) noch durchführbar ist?
Die Opposition - das halte ich für ziemlich absehbar - wird jedenfalls den unpopulären Krieg in Afghanistan schnellstens beenden wollen, und die Stimmen dazu werden lauter; erst recht, wenn bei der angesprochenen Strategie entweder mehr Soldaten nach Afghanistan müssen - und / oder mehr Opfer unter deutschen Soldaten zu begklagen sind.


- grammi - 22.01.2010

Quintus,
du tust mir ehrlich leid. Das meine ich nicht zynisch, nicht sarksatisch und es soll auch keine Belidigung sein, aber anscheinend fehlt dir das, was wir einen rationalen Geist nennen.
Wer schon ein mal in einem echten Krieg war, dar bezeichnet ihn nicht als ehrvoll, ruhmreich oder schön oder wie auch immer. Krieg ist für einen zivilisierten Menschen, der eine gesunde Psyche aufweißt, das nackte Graußen.
Viele meiner Verwandten waren im Krieg, mein Großvater ist als einer der wenigen nach Hause zurückgekehrt. Diese langjährigen Erfahrungen haben aus ihm einen Menschen gemacht, der Krieg ablehnt. Es mag sein, dass er manchmal notwendig ist, aber auch dann ist an ihm nichts Erhabenes.
Ein Kirchenlehrer hat einmal gesagt: "Ein gerechter Krieg hat drei Voraussetzungen. Die legitimierte Autorität des Herrschers, einen gerechten Grund und eine reine Absicht." Dementsprechend waren nicht viele Kriege der letzten Jahrhunderte gerecht.
Ist dir schon mal eingefallen, dass es sein könnte, dass diejenigen, die die grässlichen Schlachten des zweiten, aber vor allem des ersten Weltkriegs erlebt haben, oft kein PTBS oder wie man es nennen mag, entwickeln konnten, weil sie entweder selbst in dieser Schlacht starben, oder aber weil sie als psychisch gestörte in einem gnadenloßen Kampf keine Überlebenschance mehr hatten?
Mit all diesen Punkten will ich auf eines hinaus: Ich glaube nicht, dass du in einem echten Krieg warst, deine Beschreibungen klingen mir zu positiv, und gleichzeitig zu vage, als dass ich ihnen vertrauen möchte. Wenn du willst, kannst du mich gerne vom Gegenteil zu Überzeugen versuchen, aber ich denke nicht, dass es so leicht wird^^.
Gruß
Grammi