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Iranisches Atomprogramm - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Krisen, Konflikte und Kriege (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=99) +--- Thema: Iranisches Atomprogramm (/showthread.php?tid=63) Seiten:
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- Ingenieur - 01.08.2006 Gibt es eigentlich irgendwelche zuverlässigen Informationen wie lange die Iraner noch brauchen (ohne Atomtest), um die Bombe fertig zu bekommen? Soweit ich mich informieren konnte, kommt es auf den Zentrifugentyp an (und darauf, dass man die Brennelemente in die Finger bekommt). So könnte Deutschland beispielsweise eine "schmutzige" (ungestetet und deswegen suboptimale) Bombe innerhalb von einem Tag zusammen basteln, da wir hier die leistungsfähige Zentrifugen haben. Die Israelis gehen seit zwei Jahren von einem "halben Jahr" aus, die CIA soweit ich weiß von einem, und deutsche Institute von 3-5 Jahren. Weiß jemand was genaues? - Turin - 01.08.2006 Zitat:So könnte Deutschland beispielsweise eine "schmutzige" (ungestetet und deswegen suboptimale) Bombe"Schmutzig" bedeutet nicht "ungetestet", sondern bezieht sich vor allem in der neueren Berichterstattung darauf, mittels eines konventionellen Sprengkopfes strahlendes Material in der Gegend zu verstreuen, das dann durch Langzeitstrahlung wirkt. Es handelt sich also nicht wirklich um eine A-Waffe traditionellen Zuschnitts. Die prognostizierten Daten, insbesondere die US-Angaben von mehreren Jahren beziehen sich auf den Zeitraum, den der Iran braucht, um einen echten Atomsprengkopf zu entwickeln und fertigen, der dann auf einer passenden Trägerwaffe zum Einsatz gebracht wird. Ansonsten kommt es nicht nur auf die Art, sondern auch auf die Zahl der Zentrifugen an. Ich weiß nicht, wieviel Zentrifugen derzeit in Deutschland verfügbar sind, allerdings arbeiten wir mit A-waffentauglichem Material zu Forschungszwecken, der Output dürfte daher niedrig sein. Um dann mit diesem Material auch operativ etwas anfangen zu können, muss man noch mal eine geeignete Trägerwaffe inkl. Sprengkopf besitzen. Das wird ganz sicher nicht nur ein paar Tage dauern. Für eine richtige A-Waffe (wohlgemerkt nur Sprengkopf) von simpler Art würde ich eher von einigen Monaten ausgehen. Und dann fehlt uns immer noch die Trägerwaffe, wenn man nicht auf ein Flugzeug als Trägerplattform und ein freifallendes System setzen möchte. - Ingenieur - 01.08.2006 @Turin In Gronau gibt es doch ne ganze Anreicherungsanlage mit genug Zentrifugen für alle deutschen Atomkraftwerke. Ich weiß jetzt nicht, was die kritische Masse ist, aber die müsste doch jedenfalls innerhalb von einem Tag erreichbar sein. Der Sprengkopf selbst ist dann kein Problem: ein entsprechend geformter Metallbehälter und ein Zünder rein. - Turin - 01.08.2006 "Genug Zentrifugen für alle deutschen Atomkraftwerke" ist ein vager Ausdruck, der keinen Schluß auf die Tagesproduktion von hochangereichertem Uran zulässt. Zum einen ist es ja so, dass all diese Kraftwerke auch nicht gerade täglich beschickt werden. Zum anderen benötigen diese Kraftwerke Uran mit einem Anreicherungsgrad von 3 bis 5 %, während der von waffentauglichem Uran jenseits von 90 % liegt. Das wirkt sich entsprechend noch mal auf die Zeit aus, insbesondere da mit dem Anreicherungsgrad der Zeitbedarf überproportional wächst. Zitat:Der Sprengkopf selbst ist dann kein Problem: ein entsprechend geformter Metallbehälter und ein Zünder rein.Dann hast du trotzdem nur eine Bombe, aber noch nicht eine operativ sinnvoll verwertbare Waffe. Dazu fehlt die Trägerplattform, siehe oben. Im Fall Irans ist das nachrangig, da entsprechende Plattformen potentiell wohl schon vorhanden, bei Deutschland sieht das aber wieder ganz anders aus (nur weil das Beispiel hier genannt wurde). - Marc79 - 01.08.2006 @ Turin & Ingenieur Ich würde mal meiner bescheidenen Meinung nach sagen, dass es ca. 1 Jahr dauert bis Deutschland vernünftige A Waffen bauen kann, dann aber in Serie. Die Komponenten sollten alle da sein, auch so sachen wie Zünder. Immerhin kaufte der Irak seine ja bei uns. Als Träger würde ich eine Taurus Variante erstmal nehmen, ist halt da. Und das sollte auch machbar sein. Das als Referenz geltende System sollte die W80 der USA sein, das aus dem Jahr 1976 stammt. Also für die BRD nachbaubar. Selbst wenn nicht wäre noch genug Spiel nach oben offen vom Gewicht her. - Ingenieur - 01.08.2006 :ot: Ich glaube langsam kommen wir von ursprünglichen Frage ab. Uns interessiert ja nicht wie schnell Deutschland eine Bombe bauen könnte, sondern der Iran ![]() Wo bekommt eigentlich der Iran sein Brennmaterial her? Und ist die Quelle auch in Zukunft sicher? Das ist vermutlich die Grundvoraussetzung für ne Bombe, glaube ich ![]() - Shahab3 - 01.08.2006 Im Iran gibt es natürliche Uranvorkommen. Rein theoretisch sind die Iraner technisch in der Lage den Brennstoffkreislauf komplett zu beherrschen. Also vom Erz, über Yellowcake, bis zur Anreichung von ~4% ist alles dort. Probleme gibt es wohl noch bei der Qualität des Yellowcake. Zum Test der Zentrifugen musste dazu UF6 Gas aus China importiert werden. Die IAEA berichtete von zudem von qualitativ minderwertigen Proben. Auch die Zahl der Zentrifugen dürfte noch nicht groß genug sein. - Schneemann - 01.08.2006 Marc79 schrieb: Zitat:Ich würde mal meiner bescheidenen Meinung nach sagen, dass es ca. 1 Jahr dauert bis Deutschland vernünftige A Waffen bauen kann...Habe ich schon andere Sachen gehört. In einer Sendung auf n-tv wurde gesagt - es ging in dieser Sendung um die Proliferation von Massenvernichtungswaffen - , dass die CIA und andere Geheimdienste davon ausgehen, dass hochentwickelte Nicht-Atommächte, wie etwa Deutschland oder Japan, innerhalb von 14 bis 21 Tagen Atombomben planen und bauen könnten. Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber ich habe es eben so noch in Erinnerung... Schneemann. - Shahab3 - 02.08.2006 @Schneemann Lies dir mal den Post von Ingenieur vom 01.08.2006, 19:51 Uhr durch. Vielleicht fällt Dir dann etwas auf ![]() @Topic Es wird ja oft gesagt, man sei so überrascht gewesen, als angeblich eine iranische Exilorganisation das iranische Anreicherungsprogramm aufgedeckt hat. Diese vermeintliche Tatsache wird immer als Argument vorgeschoben, wie sehr der Iran die Internationale Gemeinschaft an der Nase herumgeführt hat und wie arg man darüber doch schockiert sei. Im folgenden kann ich belegen, dass die IAEA schon lange von den iransichen Aktivitäten gewusst hat, oder zumindest gewusst haben muss. Gleiches gilt selbstverständlich für die Geheimdienste. 1989-1990(IAEA) Zitat:The Atomic Energy Organization of Iran wishes to assess geophysical data related to uranium exploration in the country. The information is already stored on magnetic tapes but needs to be evaluated.1990 (IAEA) . <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.iranwatch.org/international/IAEA/iaea-technical">http://www.iranwatch.org/international/ ... -technical</a><!-- m --> cooperation-1990.pdf Zitat:The IAEA's Tehnical Cooperation Activities in 1990 - Iran1991-92 (IAEA) <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.iranwatch.org/international/IAEA/iaea-projectschedule-199192.pdf">http://www.iranwatch.org/international/ ... 199192.pdf</a><!-- m --> Zitat:TECHNICAL CO-OPERATION1993-94 (IAEA) <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.iranwatch.org/international/IAEA/iaea-projectschedule-199394.pdf">http://www.iranwatch.org/international/ ... 199394.pdf</a><!-- m --> Zitat:TECHNICAL CO-OPERATIONArtikel von wise auf dem Jahr 1998: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www10.antenna.nl/wise/index.html?http://www10.antenna.nl/wise/502/4948.html">http://www10.antenna.nl/wise/index.html ... /4948.html</a><!-- m --> Zitat:Iran: Stepping up laser-enrichment program, cooperation with EU?In den Analysen ist zwar nicht ausdrücklich von urananreicherung die Rede, aber mit ein bischen Sachverstand (den ich der IAEA und den Geheimdiensten eigentlich zutraue) müsste man aus den vorliegenden Informationen eindeutig schliessen können, dass der Iran an verschiedenen Methoden arbeitet, den Brensstoffkreislauf komplett im eigenen Land durchzuführen. Wer sich also nicht mit beiden Händen die Augen zugehalten hat, hätte aus den intensiven Bestrebungen Hinsichtlich des Abbaus von Uran, den Arbeiten an diversen Forschungsreaktoren und der Rekonstruktion des Reaktors in Bushehr schliessen können -nein müssen!-, was Sache ist. - BigLinus - 05.08.2006 Zitat:Spiegel: Fischer sieht wenig Hoffnung auf Atomeinigung mit IranQuelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=domesticNews&storyID=2006-08-05T104049Z_01_HAG533586_RTRDEOC_0_IRAN-ATOM-FISCHER.xml&archived=False">http://de.today.reuters.com/news/newsAr ... ived=False</a><!-- m --> - Shahab3 - 05.08.2006 Was für eine Geldverschwendung mit der Erkenntnis nach hause zu kommen, dass der Iran einem Stop seiner Urananreicherung nicht zustimmen wird. Mir verhließt sich der Sinn dieser Konsultation. - Shahab3 - 06.08.2006 Und hier haben wir es offiziell. <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID5785240_REF1,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... F1,00.html</a><!-- m --> Zitat:Atom-Resolution erneut zurückgewiesen - Shahab3 - 07.08.2006 Und es deutet sich auch so langsam an, was ich vermutet habe. Da der Iran die Inhalte der Verhandlungen immer als Diktat empfunden hat und ein Nachgeben Irans ausgeschlossen scheint, wird man die "harte Tour" mit all seinen möglichen Konsequenzen bevorzugen. Tjoar...Dank an die IAEA. An ihr lag es nicht. <!-- m --><a class="postlink" href="http://english.farsnews.com/newstext.php?nn=8505150546">http://english.farsnews.com/newstext.php?nn=8505150546</a><!-- m --> Zitat:Parliament Set to Ban IAEA Inspections of Nuclear Sites - Erich - 22.08.2006 Zitat:Shahab3 postetewas der Iran macht ist eine konsequente Hinhaltetaktik, so lange die Verhandlungen raus zögern, bis Fakten geschaffen sind - erst nur mit den USA, dann wieder nur ohne USA ..... <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5837032_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m --> Zitat:Bewegung im Atomstreit - Schneemann - 22.08.2006 Shahab3 schrieb: Zitat:Und es deutet sich auch so langsam an, was ich vermutet habe. Da der Iran die Inhalte der Verhandlungen immer als Diktat empfunden hat und ein Nachgeben Irans ausgeschlossen scheint, wird man die "harte Tour" mit all seinen möglichen Konsequenzen bevorzugen.Aus deinen iranfreundlichen Ansichten, die schon in mehreren anderen Threads durchgeklungen ist, drehe ich sicher keinen Strick. Auch deine mitunter arg unkritische Haltung gegenüber Angelegenheiten, die den Iran betreffen, kann ich halbwegs noch mit der Rubrik "Überzeugung" entschuldigen, bzw. erklären. Aber in diesem Fall habe ich irgendwie den Eindruck, dass du die "harte Tour" geradezu herbeisehnst. Entschuldige, vielleicht verstehe ich dich jetzt falsch, aber dir sollte doch bitte klar sein, dass der Iran wohl der Hauptleidtragende einer solchen Konfrontation wäre. Ich bin sicher kein Fan dieser Mullah-Truppe, aber wenn es hart auf hart kommt, so wird der Iran als Land am meisten leiden. Das kannst du ja auch nicht wollen? Abgesehen davon verstehe ich auch nicht so ganz, warum man immer von einem Diktat redet. Wenn die derzeitige US-Administration einen solchen Entwurf ausgearbeitet hätte, so hätte ich den Streß und die Dickkopf-Haltung in Teheran verstehen können. Aber die "schwächlichen" Europäer, denen Präsident Ahmadinedschad auch mal schon die "Hände abhacken" lassen wollte, können doch, wenn man der Sprachführung von Ahmadinedschad folgt, wohl kaum ein Diktat vorlegen. Das wäre ja ein Widerspruch in sich. Jemand der schwach ist, bzw. als schwach bezeichnet wird, könnte rein logisch ja einer so 'starken Nation' wie dem Iran kein Diktat aufzwingen. Oder lässt man sich in Teheran neuerdings auch noch von Schwächlingen gängeln? Kurz: Da wird ein Vabanque-Spiel mit allen rhetorischen Raffinessen gespielt. Schneemann. |