Forum-Sicherheitspolitik
Afghanistan - Druckversion

+- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org)
+-- Forum: Blickpunkt Welt (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=90)
+--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=96)
+--- Thema: Afghanistan (/showthread.php?tid=62)



- Turin - 30.06.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.guardian.co.uk/guantanamo/story/0,,1809981,00.html">http://www.guardian.co.uk/guantanamo/st ... 81,00.html</a><!-- m -->

Zitat:Guardian finds Afghan witnesses US couldn't

Declan Walsh in Gardez
Friday June 30, 2006
The Guardian

The US government said it could not find the men that Guantánamo detainee Abdullah Mujahid believes could help set him free. The Guardian found them in three days.
Two years ago the US military invited Mr Mujahid, a former Afghan police commander accused of plotting against the United States, to prove his innocence before a special military tribunal. As was his right, Mr Mujahid called four witnesses from Afghanistan.

But months later the tribunal president returned with bad news: the witnesses could not be found. Mr Mujahid's hopes sank and he was returned to the wire-mesh cell where he remains today. ...



- ThomasWach - 01.07.2006

An ein echtes Revival der Taliban glaube ich eher nicht mehr. Sie stellen sicher ein Problem dar, aber nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist ein wieder Zustandekommen einer Talibanherrschaft nicht gerade das wahrscheinlichste. Zumal viele Warlords sich über den Opiumhandel finanzieren und zumindest in diesem Punkt die Taliban doch die westliche Position teilen und dagegen auch etwas unternommen hatten. Ich sehe die Taliban daher "nur" als schmerzender Stachel im Fleisch, aber nicht als wirkliche dominierende Kraft. Wie schon oft in diesem Thread angesprochen ist Afghanistan derart politisch fragmentiert und mit starken Warlords versehen, dass man kurz- bis mittelfristig wohl mit gar keiner starken Zentralregierung, egal welcher Art rechnen kann.

Und inwieweit nun Iran wirklich da dominierenden Einfluß ausüben sollte, das sehe ich noch nicht. Dafür ist Afghanistan auch viel zu sehr ein Universum in sich, ein abgeschlossenes System. Einfluß: Ja, aber an eine wirkjlich dominierende Stellung würde ich da jetzt sicher noch nicht glauben können.

Zitat:Verteidigungsminister Jung besorgt über Sicherheitslage

Erneut ein Angriff auf die internationalen Truppen in Afghanistan: Bei einem Raketenangriff auf eine Kaserne im Süden des Landes wurden zwei kanadische Soldaten verwundet. Bundesverteidigungsminister Jung zeigt sich besorgt über die Sicherheitslage in Afghanistan.
...
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,424580,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 80,00.html</a><!-- m -->

Diese Festsellung ist sicher richtig, nur sind halt die meisten Anschläge in den südlichen und unruhigsten Provinzen erfolgt. Es war klar, als die neuen ISAF-Truppen der Kanadier, Briten und Niederländer dort unten von dne Amerikanern übernahmen, dass dies ein sehr heißer NATO-Einsatz wird, einer der heißtesten wohl bisher.
Zuzustimmen aber ist Herrn Gertzt in diesem Artikel. Die Aufbaumaßnahmen müssen vorangetrieben werden, den Afghanen muss es auch besser gehen. Sonst lassen sich sicherlich in dieser fragmentierten Situation Elemente für den Terrorismus in wachsender Zahl gewinnen. Denn wenn man nichts mehr zu verlieren hat....


- Marc79 - 01.07.2006

@ Thomas Desweiteren basierte ein Teil der Herrschaft auf dem Geld das aus dem Golf floss (z.B. Saudi Arabien) und die militärische Unterstützung seitens Pakistans. Die fehlt hier total, und ob sich die großen Paschtunen Stämme nochmal an die Seite der Taliban schlagen??? Wie gesagt die Drogen.


- Cluster - 01.07.2006

Die Entwicklung kommt für mich nicht unerwartet, da die Gesamtlage seit 2001 so ist, dass die ISAF usw. in den Städten hockt und mit SOFs in den Bergen unterwegs ist, die noch immer das Herrschaftsgebiet von Aufständischen sind.
Die Sowjetunion hat es ähnlich versucht und musste aufgeben und ich vermute unseren Afghanistan-Missionen ist ein ähnliches Schicksal bestimmt.


- BigLinus - 02.07.2006

Hinsichtlich der von Erich aufgeworfenen Diskussion einer möglichen Vorherrschaft des Iran in dieser Region, verweise ich nochmals auf meinen Punkt der Streitigkeiten zwischen Schiiten und Sunniten.
Hierzu paßt auch eine neue Drohung die Osama bin Laden zugeschrieben wird, wonach er den irakischen Schiiten mit Anschlägen droht, falls diese nicht ihre Angriffe auf seine Glaubensbrüder unterlassen.

Siehe hierzu auch den aktuellen Irak-Thread: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.forum-sicherheitspolitik.org/showtopic.php?threadid=24&pagenum=130&time=1151666618">http://www.forum-sicherheitspolitik.org/show ... 1151666618</a><!-- m -->


- Cluster - 02.07.2006

Is The Middle Ages On The Comeback Trail

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spacewar.com/reports/Is_The_Middle_Ages_On_The_Comeback_Trail_999.html">http://www.spacewar.com/reports/Is_The_ ... l_999.html</a><!-- m -->

Zitat:Three years ago the Taliban operated in squad sized units. Last year they operated in company sized units (100+ men). This year the Taliban are operating in battalion-sized units (400+ men). So reported Gen. Barry R. McCaffrey (Ret), professor of International Affairs at West Point, after his second trip to Afghanistan to assess the balance of forces.
(...)
Taliban now have "excellent weapons" and "new field equipment" -- prized by the equipment-poor ANA -- and "new IED technology and commercial communications," McCaffrey said. "They appear to have received excellent tactical, camouflage and marksmanship training," and "they are very aggressive and smart in their tactics." (...)



- Erich - 02.07.2006

Zitat:Cluster postete
....
Die Sowjetunion hat es ähnlich versucht und musste aufgeben und ich vermute unseren Afghanistan-Missionen ist ein ähnliches Schicksal bestimmt.
das sehe ich auch so, und dann stellt sich die Frage, wer davon profitieren kann - d.h.., in Afghanistan entsprechenden Einflusss gewinnt.
Ich wage mal eine Prognose:

a) international agierende Mächte nicht mehr,
die Großmächte (Russland, Amerika, auch die inzwischen involvierten Europäer) haben sich dann schon die Finger verbrannt, und die Chinesen sind zu clever, um selbst als Besatzungsmacht zu agieren - das würde den Widerstand in Hsinkiang nur noch mehr Auftrieb geben;

b) bleiben regionale Mächte - d.h. die Nachbarn,
und da sehe ich tatsächlich eine "Balkanisierung" Afghanistans kommen;

- die Paschtunen und Belutschen im Süden werden sich mit ihren Stammesgenossen in Pakistan und Iran verbünden, und damit auch für Einflüsse aus diesen Staaten offen sein;
die Paschtunen - wie in Pakistan - als Staat im Staat,
die Belutschen mit deutlich mehr Einfluss des Iran. Wenn es dem Iran gelingt, seinen Minderheiten weitgehende kulturelle Autonomie zu gewähren, also z.B. Schulunterricht in der eigenen Sprache und eine große politische Freiheit von regionalen Parlamenten, könnte eine Vereinigung der Belutschen unter dem Dach des Iran für die meisten Belutschen eine attraktivere Alternative sein als der Verbleib in einem zerrissenen, von Bürgerkrieg und Terror bedrohten Afghanistan;

- die Farsiwan, Hasara und Tadjiken im Zentrum werden sich an den Iran anlehnen, als dem einzigen natürlichen Verbündeten in der Region, dem sowohl Farsiwan und Tadjiken auch kulturell eng verbunden sind,
während die Hasara zwar ethnisch anderer Herkunft sind, aber inzwischen wie die Farsiwan "Dari" sprechen und sprachlich assimiliert sind; das ist wichtig, den Gedanken und Ideen werden übers sprechen ausgetauscht, und damit ist dem Iran die "Tür für die Herzen" der iranisch sprechenden Stämme offen.
Wenn dann noch tatkräftige Unterstützung in der Abwehr der Taliban geleistet wird, ist der Einfluss des Iran in Zentral-Afghanistan nicht mehr zu gefährden;

- die Turkmenen und Usbeken im Norden werden dagegen den bereits jetzt bestehenden Rückhalt mit den eigenen Nationalstaaten jenseits der Grenze verstärken;

und jetzt kommen doch noch die Chinesen ins Spiel:
alle regional beteiligten NAchbarstaaten sind in der SCO - teils als Vollmitglieder, zumindest als Beobachter, miteinander verbunden, und da dürfte es den Chinesen, die in der SCO dominieren, möglich sein, über diese Nachbarstaaten so viel Einfluss auszuüben, dass ein "heißer Konflikt" zwischen den Volksgruppen ausgetrocknet wird;
China und Pakistan - enge Verbündete
China und Iran - beide brauchen sich
China und Usbekistan, Turkmenistan - siehe SCO-Thread;

die spannende Frage bleibt für mich, wie sich die SCO entwickelt,
welchen Einfluss die Russen gewinnen oder behalten und
ob die Türkei sich ebenfalls in Richtung der Turkvölker Asiens orientiert und dann beginnt, dort (immerhin gibts reiche Bodenschätze) mitzuspielen; "Turan" lässt grüßen


- Turin - 03.07.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.timesonline.co.uk/article/0,,3-2254123,00.html">http://www.timesonline.co.uk/article/0, ... 23,00.html</a><!-- m -->

Zitat:UK commander admits Afghan mission is 'changing'
By Sam Knight and agencies

The commander of British forces in Afghanistan today revealed that he had asked for extra equipment and hinted that he may ask for more soldiers to fight the intensifying battle with the Taleban in the south of the country. ...



- Turin - 10.07.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.timesonline.co.uk/article/0,,3-2263706,00.html">http://www.timesonline.co.uk/article/0, ... 06,00.html</a><!-- m -->

Zitat:Britain to send 900 more troops to Afghanistan
By Times Online and agencies

The UK force in southern Afghanistan will be boosted by about 900 troops with extra helicopter support, Des Browne, the Defence Secretary, told MPs today.

The decision follows an urgent request for back-up from commanders in the southern province of Helmand, where six British soldiers have been killed in engagements with the Taleban militia over the past month. ...



- hawkeye87 - 12.07.2006

nach einer serie von (selbstmord-) anschlägen auf die bundeswehr in afghanistan, werden forderungen nach einer änderung der einsatzrichtlinien (roe - rules of engagement) laut. aus der financial times deutschland:
Zitat:Bundeswehr will präventiv zuschlagen
Nach einer Reihe von Angriffen auf Bundeswehrstützpunkte in Afghanistan dringt die Truppe darauf, bei ihrem Einsatz künftig schneller zur Waffe greifen zu können. Bisher halten sich die Deutschen im Vergleich zu anderen Isaf-Truppenstellern strikter an die Vorgabe, sich defensiv zu verhalten.

"Es wäre angemessen, den Auftrag zu transformieren und zu reformieren", sagte der Sprecher der Internationalen Schutztruppe (Isaf) für die Nordregion, Oberstleutnant Markus Werther, der FTD in Masar-i-Scharif. [...]
"Der Gedanke, wir machen in Afghanistan nur Wiederaufbau und sonst nichts, kann nicht funktionieren, da werden wir an die Wand gedrückt", sagte Werther. [...]
Im Unterschied zur US-geführten Anti-Terror-Mission darf die Isaf in Afghanistan keine Kampfeinsätze führen. An dieser Aufteilung möchte man weder im Verteidigungsministerium in Berlin noch in Masar rütteln - auch wenn die Forderungen nach einer Zusammenlegung der Mandate derzeit lauter werden. [...]

Länder wie Großbritannien, die für beide Missionen Soldaten stellen, handhaben die Abgrenzung flexibler, wenn nicht-kämpfende Truppen gefährdet sind. Ihre Ausrüstung ist zudem besser auf Kampfeinsätze ausgerichtet. Dagegen kommt aus der deutschen Truppe oft die Klage, man habe keine Kampfhubschrauber.

Die Soldaten fordern nun die Möglichkeit, bei einer drohenden Gefahr auch präventiv zuschlagen zu können. "Vor dem Selbstmordattentat in Kundus wussten wir genau, von welchem Dorf in der Region die Probleme ausgehen, weil sich dort eine Gruppe von Leuten nicht entwaffnen lassen wollte", sagt der Sprecher des deutschen PRT in Kundus, Oberstleutnant Andreas Timmermann-Levanas. "Wir konnten nichts dagegen machen, aber wir haben damals gesagt: Die werden uns mit diesen Waffen angreifen. Genau so ist es gekommen!" [...]
ich glaubs ja nicht :wall: meine vorschläge (abgesehen vom abzug aus afghanistan) :
1. isaf und oef zusammenlegen, dadurch die befehlskette verschlanken und vereinfachen und mehr personal für bodenoperationen frei bekommen.

2. rules of engament ändern und offensiv gegen feindliche kräfte innerhalb des eigenen verantwortungsbereichs (isaf-north) vorgehen.

3. sofort das benötigte gerät im rahmen des einsatzbedingten sofortbedarfs (esb) beschaffen und nach afghanistan bringen: artillerie (noch knapp 100 fh-155-1 sind eingelagert), kampf- und unterstützungshubschrauber (bo-105p entsprechend bewaffnen und ab nach afghanistan), luchs (mit 30mm mk modernisieren und ab) und mehr gepanzerte, aber auch kampffähige transportfahrzeuge.


- Erich - 18.07.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/894/80814/">http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/894/80814/</a><!-- m -->
Zitat:18.07.2006 12:45 Uhr

Afghanistan
Taliban erobern Distrikt, Jung besucht Bundeswehr

Ungeachtet der anhaltenden Offensive der Koalitionstruppen sind die radikalislamischen Milizen in der Unruheprovinz Helmand weiter auf dem Vormarsch.

...



- Turin - 25.07.2006

Zitat:Koalitionstruppen töten Hunderte Taliban-Kämpfer

Es sind die blutigsten Wochen in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001: Bei ihrer Offensive gegen Extremisten im Süden des Landes haben die US-geführten Koalitionstruppen zuletzt mehr als 600 Kämpfer getötet. Doch der Widerstand ist noch nicht gebrochen. ...
Quelle:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,428458,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 58,00.html</a><!-- m -->


- Schneemann - 26.07.2006

Wie verläßlich sind eigentlich die Angaben der Koalition über die getöteten Taliban- und Qaida-Kämpfer? Es wird ja, wie Turin schrieb, von über 600 Toten gesprochen. Werden hier die Toten wirklich richtig gezählt, also wird ein direkter "body count" vor Ort betrieben, oder wird hier die Statistik über getötete Gegner mit ähnlich laschen Methoden erstellt wie einst in Vietnam? Weil in Büchern über den Vietnamkrieg findet man immer wieder Geschichten darüber, dass US-Truppen nach einem Granatwerferüberfall des Vietcong blindlings mit Artillerie und Bombern in den Dschungel geholzt haben und danach fünf, 15 oder 25 "getötete Feinde" als Ergebnis an die Einsatzleitungen gemeldet haben - ohne das sie im Dschungel direkt gesucht oder tote Feinde gefunden und gezählt hätten. Der Grund: Man nahm an, dass der eigene Beschuss diese Verluste beim Gegner rein statistisch gesehen einfach verursacht haben muss. Richtige Bestätigungen hingegen gab es eher selten.

Insofern: Wie wird das in Afghanistan von der Koalition gehalten? Geht man da bei diesen Zahlenspielen etwas "präziser" vor?

Schneemann.


- BigLinus - 05.08.2006

Zitat:UN-Beauftragter drängt Deutschland zu mehr Hilfe für Afghanistan
Sa Aug 5, 2006 12:40 MESZ

Berlin (Reuters) - Der Afghanistan-Beauftragte der Vereinten Nationen (UN), Tom Koenigs, hat wegen der kritischen Lage des Landes mehr deutsches Engagement gefordert.

"Deutschland sollte mehr Polizeiausbilder nach Afghanistan schicken, und die (afghanische) Regierung braucht mehr Geld für die Besoldung", sagte der deutsche Politiker dem "Spiegel" laut Vorabbericht vom Samstag. Die radikalislamischen Taliban zahlten einen viel höheren Sold als der Staat. Trotz der internationalen Bemühungen um Stabilität, an denen auch die Bundeswehr beteiligt ist, hat sich die Sicherheitslage in dem Land in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=domesticNews&storyID=2006-08-05T104030Z_01_HAG538419_RTRDEOC_0_AFGHANISTAN-DEUTSCHLAND-KOENIGS.xml&archived=False">http://de.today.reuters.com/news/newsAr ... ived=False</a><!-- m -->


- Erich - 08.08.2006

<!-- m --><a class="postlink" href="http://focus.msn.de/politik/ausland/afghanistan_nid_33308.html?DDI=3303">http://focus.msn.de/politik/ausland/afg ... l?DDI=3303</a><!-- m -->
Zitat:Afghanistan
CIA Mann prügelt Häftling zu Tode
.....
was die Akzeptanz der USA in Afghanistan ungemein erhöht ....