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- Erich - 01.07.2009 die Frage ist für mich, ob a) die Verfassung von Honduras eine Volksabstimmung vorsieht (soll ja grundsätzlich nicht undemokratisch sein), b) die Verfassung von Honduras eine Abwahl des gewählten Präsidenten (auch kurz vor dem Ende seiner Amtszeit) vorsieht und durch wen die erfolgen müsste c) die Verfassung von Honduras eine Stellvertreter- oder Nachfolgeregelung hat; sind solche Regelungen - wenn diese denn bestehen - auch eingehalten worden? - Schneemann - 01.07.2009 Zitat:UMSTURZLink: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,633405,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 05,00.html</a><!-- m --> Es ist recht schwierig, hier Ursachen herauszuarbeiten oder zu sagen, wer wie wo falsch gehandelt hat. Zelaya erhält zumindest offensichtlichen Beifall aus dem linksextremistischen Lager von den üblichen Verdächtigen (Kuba, Venezuela), galt aber lange Zeit auch durchaus als Konservativer, ja als treuer Verbündeter von George W. Bush (bis 2008), was also auch eher konservative Beweggründe vermuten ließe. Obgleich trat Honduras unter seiner Herrschaft dem von Chavez ins Leben gerufenen linken Staatenbund ALBA bei, der sich gegen US-Pläne für eine süd- und mittelamerikanische Freihandelszone stellt (was wiederum eine amerikanische Dominanz mit sich brächte). Es zeigt sich also, dass Zelaya zunächst eine konservative Politik mit innenpolitischen Ausgleichsbestrebungen betrieben hat, aber etwa ab 2008 verstärkt ins linke Lager Südamerikas umsiedelte und Kontakte eben zu Venezuela und anderen knüpfte. Ab diesem Zeitpunkt ist ein Anstieg der inneren Spannungen zu erkennen. Vor allem, so munkelt man, weil er – ähnlich wie sein neuer Freund Chavez – sich quasi eine unbegrenzte Wiederwahl-Möglichkeit geben wollte, was die Verfassung nicht erlauben würde. Allerdings, deshalb haben auch eher als konservativ anzusehende Regierungschefs (Argentinien, Mexiko) den Putsch verurteilt, war es mit dieser Wiederwahloption auf unbegrenzte Zeit noch lange nicht so weit – und es wäre auch fraglich gewesen, ob Zelaya sich damit hätte durchsetzen können. Ein Sturz Zelayas war also, wenn man so will, verfrüht. Offenbar wollte man aber Vorsorge treffen und „reinen Tisch“ machen, noch ehe sich ein neuer „Baby-Chavez“ entwickeln konnte. Bleibt also letztlich die Frage, wer wie und wann diese Entscheidung getroffen hat. Schneemann. - Schneemann - 02.07.2009 Zitat:NACH STAATSSTREICHLink: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,633961,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 61,00.html</a><!-- m --> Schneemann. - Erich - 04.07.2009 <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/honduras148.html">http://www.tagesschau.de/ausland/honduras148.html</a><!-- m --> Zitat:Austritt aus der Organisation Amerikanischer Staaten - Erich - 05.07.2009 <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~ED148A5F466F04E2D9633206418D9BE75~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... ntent.html</a><!-- m --> Zitat:Nach dem StaatsstreichHonduras tritt also die Nachfolge von Kuba an - was die Aussetzung der Mitgliedschaft in der OAS betrifft. - Nasenbaer - 08.07.2009 Was macht eigentlich die mittel- und südamerikanischen Nationalstaaten aus? Traditionell definieren sich Nationalstaaten ja über eine gemeinsame Sprache, Religion und Kultur. Gibt es große Unterschiede zwischen den ehemals spanischen Kolonien? Wie schnell wird beispielsweise ein Nicaraguaner integriert, der nach Honduras heiratet? Wie reagieren die Menschen auf die Politiker der Nachbarstaaten? Gibt es, außerhalb der Eliten, ein gemeinsames hispanoamerikanisches Bewußtsein? Es gab in der 1. Hälfte des 19.Jahrhunderts mehrere Konföderationen, die am Streit zwischen lokalen Eliten zerbrochen sind. Waren die Verkehrsverbindungen einfach zu langsam für einen gemeinsamen Staat? - hunter1 - 08.07.2009 @Nasenbaer Aus dem Stegreif, unqualifiziert: Ich würde eingrenzen. Die mittel- und südamerikanischen Staaten, also die lateinamerikanischen Staaten, sind doch regional ziemlich verschieden. Brasilien kann man mal grob wegrechnen, da es der einzige Staat ist, in dem eine andere Sprache gesprochen wird und der eine andere koloniale Vergangenheit hatte. Bei den spanischsprachigen Staaten existieren grosse Unterschiede zwischen Chile und Belize, zwischen Argentinien und Mexiko, etc. Man könnte vielleicht von Clustern sprechen, Gruppen von Staaten, die sich wohl einigermassen ähnlich sind (da auch geografisch und klimatisch ähnlich). Z.B. die Andenstaaten Bolivien, Peru und Equador, die südlichen Staaten Chile und Argentinien, die Staaten im Zentrum Mittelamerikas. "Sonderfälle" stellen Mexiko (Brücke zwischen Norden und Süden, grosse kulturelle Gegensätze) und Kolumbien (failed State?) dar. Aus dieser Vielfalt eine gemeinsame Identität zu basteln, halte ich für unmöglich, obwohl mit der Religion und der Sprache, sowie der gemeinsamen kolonialen Vergangenheit, gewisse Ansatzpunkte vorhanden sind. Nationale Identität kann auch durch Abgrenzung gegenüber den Nachbarn generiert werden. Und da gab es doch z.B. eine Menge Kriege zwischen den einzelnen Staaten, die so etwas gefördert haben könnten und so zur nationalen Identität der einzelnen lateinamerikanischen Staaten beitrugen. - Nasenbaer - 09.07.2009 hunter1 schrieb:Nationale Identität kann auch durch Abgrenzung gegenüber den Nachbarn generiert werden. Und da gab es doch z.B. eine Menge Kriege zwischen den einzelnen Staaten, die so etwas gefördert haben könnten und so zur nationalen Identität der einzelnen lateinamerikanischen Staaten beitrugen.Zwischen den deutschen Kleinstaaten gab es auch jede Menge Kriege. Die Frage ist, ob dahinter mehr steht, als die Machtgier der Herrschercliquen. Was ist, wenn ein starker Diktator diese lokalen Herrschercliquen nachhaltig zerschlägt? Bilden sich nach seinem Tod neue politische Fronten wieder entlang der alten Staatsgrenzen oder eher entlang Kategorien wie Klasse,Beruf,Bildungsstand,Vermögen, Stadt/Land? Ich bin auf die Frage im Zusammenhang mit dem Honduras-Venezuela-Thread gekommen. Würde ein Teil der honduranischen Bevölkerung Chavez als Befreier begrüßen? @hunter Es gibt außer Brasilien noch einige Staaten mit einer anderen kolonialen Vergangenheit und Sprache: Belize, Guyana,Französisch-Guayana, Surinam und die meisten Karibik-Staaten. - Erich - 09.07.2009 wie hunter1 schon festgestellt hat - die regionalen Unterschiede sind durchaus bdeutend, etwa am Beispiel der von ihm aufgeführten andinen Staaten mit dem hohen indigenen Bevölkerungsanteil. Völlig anders ist dagegen Brasilien, das sich auch geographisch und wirtschaftsgeographisch durch seine Urwaldgebiet um den Amazonas unterscheidet, völlig anders sind die karaibischen Inselstaaten .... inwieweit Honduras und Nicaragua (und andere der eher kleinen Staaten auf dem Isthmus) dagegen so unterschiedlich oder nicht doch sehr eng verbunden sind, auch ethnisch, muss ein detaillierter Blick in die Zusammensetzung der Bevölkerung zeigen. - hunter1 - 09.07.2009 @Nasenbaer Stimmt, da war ich unachtsam mit den verschiedenen Guyanas und Belize. Die Karibik habe ich nicht mitgezählt, da, mit der grossen Ausnahme Kubas, diese wohl niemand kulturell zu Mittel- und Südamerika zählt. - Tiger - 09.07.2009 Nicht unterschätzt werden sollte auf jeden Fall der Nationalismus der mittel- und südamerikanischen Staaten. Chavez würde in Honduras wohl kaum als Befreier gesehen werden, und seine Unterstützung für Zelaya ist eher ein Lippenbekenntnis, da Chavez sonst seine eigene Legitimität unterminieren würde. Teilweise richtet sich dieser Hispano-Nationalismus auch durchaus gegen andere Staaten, etwa im Fall von Argentinien gegen Großbritannien oder im Fall von Chile gegen Bolivien und die USA - letzteren hat man dort, und nicht nur dort(!), einen anderen 11.September bis heute nicht verziehen. Prominentestes Opfer des Nationalismus in Lateinamerika war übrigens Che Guevara, dessen Mission in Bolivien von der dortigen Bevölkerung als eine Einmischung betrachtet wurde. @hunter1 Wobei sich die Frage stellt, wo Mittelamerika beginnt. Es gibt - wohl in beiden Staaten - auch genug Stimmen, die Kuba und Mexiko eher zu Nordamerika rechnen. - hunter1 - 09.07.2009 Zitat:Wobei sich die Frage stellt, wo Mittelamerika beginnt. Es gibt - wohl in beiden Staaten - auch genug Stimmen, die Kuba und Mexiko eher zu Nordamerika rechnen.Mexiko halte ich für einen Sonderfall. Zwischen Norden und Süden scheint es grosse Diskrepanzen zu geben: die Indigenas in Chiapas und auf Yucatan haben wohl nicht so viel mit den Bewohnern von Ciudad Juarez gemein. Die Autonomiebestrebungen in Chiapas sprechen da eine doch recht deutliche Sprache. Mexiko unterscheidet sich vielleicht grundsätzlich von den mittelamerikanischen Staaten durch seine Grösse und die daraus resultierende Vielfalt. Ob man das Land deswegen zu Nordamerika zählen soll...naja, glaube nicht. Der Kulturkreis Nordamerikas ist für mich nach wie vor der US-amerikanische. - Tiger - 10.07.2009 @hunter1 Es ist eher so, das Chiapas in gewisser Hinsicht in Mexiko eine Sonderrolle einnimmt. So ist es nicht nur wirtschaftlich hinter der Entwicklung in Mexiko zurückgeblieben, und stellenweise auch ziemlich xenophob geprägt. Der Aufstand der Zapatistas dort war eine Warnung der Vergessenen... Übrigens wurde Chiapas während der Kolonialära von Guatemala aus verwaltet. Der Zuordnung von Mexiko zu Nordamerika stimme ich ebenfalls nicht zu - auch wenn nicht vergessen werden sollte, das erhebliche Teile der USA, wie etwa Texas, früher zu Mexiko gehörten. Kulturell ist Mexiko jedoch ganz klar lateinamerikanisch geprägt. Ich habe diese Zuordnung nur erwähnt, weil sie gelegentlich vorgenommen wird. - Erich - 10.07.2009 <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/international/honduras_usa_1.2968186.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/internati ... 68186.html</a><!-- m --> Zitat:9. Juli 2009, 10:24, NZZ Online - Erich - 11.07.2009 <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30697/1.html">http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30697/1.html</a><!-- m --> Zitat:Verhandlungen zwischen dem Putschisten und dem Präsidenten<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/1829186_Honduras-Streithaehne-treffen-in-San-Jose-aufeinander.html">http://www.fr-online.de/in_und_ausland/ ... ander.html</a><!-- m --> Zitat:11. Juli 2009<!-- m --><a class="postlink" href="http://derstandard.at/fs/1246541869131/Honduras-nach-dem-Putsch-Konfliktparteien-wollen-weiterverhandeln">http://derstandard.at/fs/1246541869131/ ... verhandeln</a><!-- m --> Zitat:Honduras nach dem Putsch |