Afghanistan - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Blickpunkt Welt (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=90) +--- Forum: Sicherheitspolitik und Wirtschaft (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=96) +--- Thema: Afghanistan (/showthread.php?tid=62) Seiten:
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RE: Afghanistan - Schneemann - 03.02.2022 In Australien laufen derzeit Untersuchungen bzw. Verfahren über mögliche Kriegsverbrechen australischer Soldaten während des Afghanistan-Einsatzes, eingeleitet wurde das ganze Thema durch eine interne Untersuchung der australischen Streitkräfte... Zitat:SCHWERE VORWÜRFEhttps://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/australischer-elitesoldat-der-verbrechen-in-afghanistan-beschuldigt-17773553.html Schneemann RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 03.02.2022 Hatten wir ja schon. Gibt auch Filme davon, wie sie mehr oder weniger wahllos irgendwelche Zivilisten töten. Auch wenn es natürlich nicht sein soll, ist das halt die Realität im Krieg. Wer glaubt das jemals ein Krieg ohne solche Vorkommnisse möglich sei, der hat den Kontakt zur Realität verloren. Es gibt auch einige Hinweise darauf das US Soldaten ebenso Kriegsgefangene ermordeten etc, aber die kehren das halt besser unter den Teppich. RE: Afghanistan - Schneemann - 03.02.2022 Zitat:Auch wenn es natürlich nicht sein soll, ist das halt die Realität im Krieg. Wer glaubt das jemals ein Krieg ohne solche Vorkommnisse möglich sei, der hat den Kontakt zur Realität verloren.Das wollte ich auch nicht suggerieren. Vielmehr sollte es eine reine Information sein. Darüber, dass es in Kriegen, zumal in sogenannten asymmetrischen und im Kontext einer Guerillatätigkeit, solche Verbrechen gab und geben wird, besteht Einigkeit. Das ist leider eine der grausamen Begleiterscheinungen eines jeden Konfliktes. Zitat:Es gibt auch einige Hinweise darauf das US Soldaten ebenso Kriegsgefangene ermordeten etc, aber die kehren das halt besser unter den Teppich.Nicht mal unbedingt. Auch in den US-Streitkräften gab es Untersuchungen und Verurteilungen, zu Irak wie zu Afghanistan. Was aber ziemlich skandalös war, ist, dass Präsident Trump dann z. B. Täter begnadigte - entgegen den Empfehlungen aus dem Pentagon... Schneemann RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 03.04.2022 Am heutigen Tag haben die Taliban den Mohnanbau in ganz Afghanistan verboten. Die Felder sollen alle erneut völlig zerstört werden, wer Mohn anbau wird auf der Stelle geköpft. Ich bin mal sehr gespannt ob sie ihren Erfolg kurz vor der westlichen Invasion wiederholen können. Damals haben die Taliban die erfolgreichste Anti-Drogen-Kampagne der Menschheitsgeschichte durchgeführt, in der kürzest denkbaren Zeit: https://www.aljazeera.com/news/2022/4/3/taliban-bans-drug-cultivation-including-lucrative-opium Zitat:Taliban chief orders ‘strict’ ban on opium poppy cultivation Das wird ebenfalls noch weltweite erhebliche Fernwirkungen haben, von einer Destabilisierung von Teilen Indochinas über Verschiebungen bei den Drogenkartellen in Mittel- und Südamerika bis hin zum weiteren Aufschwung synthetischer Drogen in Europa und dem weiteren Absturz Hollands zu einem echten Narko-Staat usw usw usf RE: Afghanistan - lime - 03.04.2022 Könnte aber auch der Anfang vom Ende der Taliban werden. Da dürften viele lokale Milizen die sich bisher noch nicht genötigt sahen sich der NRF anzuschließen dies nun aus rein finanziellen Gründen tun. RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 03.04.2022 Das wird auf jeden Fall eine Menge Gewalt auslösen, Aufstände, Guerillakrieg usw, aber beim ersten Mal haben die Taliban dies auch niederkämpfen können und das unter de facto den gleichen Grundvoraussetzungen. Das Drogenverbot war damals wesentlich für den rasanten Sieg der westlichen Streitkräfte als diese kurz darauf in Afghanistan einmarschierten, dass wird von vielen hier im Westen nicht verstanden. Die Gefahr eines solchen Einmarsches besteht jetzt aber nicht mehr und die Taliban werden zur höheren Wahrscheinlichkeit wie schon beim ersten Male siegen. Und Drogenhandel wird es durch sie selbst auch weiterhin geben. Zunächst mal zielt diese Maßnahme in Wahrheit auf die Konkurrenz ab und soll gerade eben den potentiellen Feinden im Land die Finanzierung, die Geldmittel und die Macht nehmen. Das richtet sich also nicht gegen die Drogen, sondern gegen die lokalen War- und Drogenlords, die aufgrund der Einnahmen aus dem Drogengeschäft für die Taliban gefährlich werden könnten. Es soll diesen wie beim ersten Mal auch die Geldmittel nehmen. RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 19.08.2022 Über das Ausmaß der us-amerikanischen Aufrüstung der Taliban (inklusive Ausbildung) und warum dies einer der entscheidenden Faktoren ist warum die Taliban das Land jetzt so dermaßen im Griff haben. Die Taliban herrschen deshalb und können alle Aufständischen und Partisanen schlagen, weil sie de facto von den USA indirekt über die ANA auf einen früher nie dagewesenen Stand aufgerüstet und ausgebildet wurden: https://www.youtube.com/watch?v=W-y5JZb_E4A Und über den Waffenschmuggel ehemaliger US Waffen aus Afghanistan in alle anderen Länder in die Hände von islamistischen Terroristen. Mit der Ukraine wird das dann noch mal eine komplett andere Hausnummer. RE: Afghanistan - lime - 19.08.2022 (19.08.2022, 18:14)Quintus Fabius schrieb: Über das Ausmaß der us-amerikanischen Aufrüstung der Taliban (inklusive Ausbildung) und warum dies einer der entscheidenden Faktoren ist warum die Taliban das Land jetzt so dermaßen im Griff haben. Hätten die USA damals nicht eingegriffen hätten die Taliban auch damals schon ganz Afghanistan besetzt. Und auch heute würde die NRF den Taliban wieder widerstehen können wenn man sie aus dem Ausland nur ausreichend unterstützen würde. Dies könnte allerdings aktuell nur über Tadschikistan und Usbekistan passieren mit Hilfe Rußlands. Aber Rußland hat kein Interesse daran gegen die Taliban vorzugehen sondern fährt diplomatisch eher einen Kuschelkurs. In Richtung China sind die Taliban auch völlig abgesichert da sie den Chinesen gute Geschäfte im Land ermöglichen und sie sind an einem weiteren Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen interessiert. Bliebe noch Indien, welches zwar als klarer Gegner der Taliban gilt aber auf Grund der geographischen Lage keine Möglichkeiten hat die NRF effektiv zu unterstützen. Würde also nur die USA übrig bleiben, die sich natürlich auf den Vertrag von Doha berufen könnten, der sicher von den Taliban schon x Mal nachweislich gebrochen wurde, was die US Regierung aber bisher toleriert hat, vermutlich auch weil man aktuell kaum passende Optionen hat. Das aus dieser Richtung zeitnah etwas kommt würde ich eigentlich fast komplett ausschließen außer Trump gewinnt die nächste Präsidentschaftswahl. Der wäre vielleicht verrückt genug dort nochmal offensiv tätig zu werden. Allerdings dürfte dies auf Grund der geostrategischen Gesamtlage sehr schwierig werden. RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 19.08.2022 Du vergisst den Iran, der ein Todfeind der Taliban ist und enge Beziehungen zu den Hazara unterhält - zumal es im Iran Unmengen afghanischer Flüchtlinge gibt. Tatsächlich könnte der Westen über die gemeinsame Feindschaft zu den Taliban hier eine Tür aufkriegen, die man auch noch für andere Problemstellungen mit dem Iran nutzen könnte, was insgesamt die Lage im Nahen Osten deutlich verbessern würde, bevor diese auch noch zu einem offenen Krieg der Ölaraber gegen den Iran eskaliert. RE: Afghanistan - lime - 20.08.2022 (19.08.2022, 21:58)Quintus Fabius schrieb: Du vergisst den Iran, der ein Todfeind der Taliban ist und enge Beziehungen zu den Hazara unterhält - zumal es im Iran Unmengen afghanischer Flüchtlinge gibt. Tatsächlich könnte der Westen über die gemeinsame Feindschaft zu den Taliban hier eine Tür aufkriegen, die man auch noch für andere Problemstellungen mit dem Iran nutzen könnte, was insgesamt die Lage im Nahen Osten deutlich verbessern würde, bevor diese auch noch zu einem offenen Krieg der Ölaraber gegen den Iran eskaliert. Dieses Gedankenspiel dürfte in der US-Entscheidung zum Verlassen Afghanistans eine Rolle gespielt haben, aber andersherum. Man hoffte vermutlich dass der Iran so beschäftigt wird. Diese Hoffnung hat sich bisher aber nicht erfüllt. Die Taliban betreiben inzwischen weitreichenden Handel mit dem Iran. Die Hazara werden relativ in Ruhe gelassen, deshalb haben sich auch kaum Milizenführer der Hazara der NRF angeschlossen. Kurz gesagt, ich gehe davon aus dass die USA den Iran als größere Gefahr einschätzt und deshalb würde es nicht zu einer Zusammenarbeit gegen die Taliban kommen. RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 20.08.2022 Zu dem von dir postulierten Handel zwischen Taliban und Iran würden mich Quellen aufrichtig sehr interessieren. Das höre ich zum ersten Mal überhaupt. Aktuell wird meiner Kenntnis nach selbst der ausufernde Drogenhandel nur indirekt abgewickelt, beispielsweise über die Belutschen etc Beide Mächte sind auch ideologisch-religiösen Gründen absolut inkompatibel. Erst vor gar nicht so langer Zeit erklärten die Talibanführer noch, dass die Schiiten schlimmer seien als die "Kreuzfahrer" und Juden zusammen. Und es gibt jede Menge Gewalt in Afghanistan gegen die Hazara, wenn auch nicht so viel wie von mir noch vor einigen Monaten erwartet. Der Grund warum es in den Hazara Gebieten ruhiger als erwartet ist liegt meiner Meinung nach darin begründet, dass die Taliban diese Gebiete jetzt durch die US Waffen wesentlich besser im Griff haben. RE: Afghanistan - lime - 20.08.2022 (20.08.2022, 20:52)Quintus Fabius schrieb: Zu dem von dir postulierten Handel zwischen Taliban und Iran würden mich Quellen aufrichtig sehr interessieren. Das höre ich zum ersten Mal überhaupt. Meldungen dazu scheinen tatsächlich eher rar zu sein. Hier ein relativ aktuelles Beispiel: https://www.voanews.com/a/taliban-to-buy-oil-from-iran-as-fuel-prices-spike-in-afghanistan/6671125.html Gute Bekannte von mir die in Indien und Tadschikistan oft geschäftlich unterwegs sind berichteten mir aber schon vor einigen Monaten davon dass beide Staaten(Iran u. Afghanistan) ihre Handelsbeziehungen stark ausbauen. Und in Sachen Schiiten scheinen die Taliban einfach pragmatischer geworden zu sein. Den Iran als Erzfeind können sie sich einfach politisch nicht leisten, versuchen sie doch ihre Abhängigkeit gegenüber Pakistan langsam abzubauen. Ja es gibt leider Gewalt gegenüber den Hazara, aber den Taliban wäre wesentlich mehr zuzutrauen gewesen. Und die Gewalt gegenüber den Schiiten scheint aktuell auch verstärkt von IS Ablegern ausgeübt zu werden und nicht von den Taliban selbst. Vermutlich ist das eher diplomatische Verhalten der Taliban in Richtung der Hazara sogar ein Hauptgrund dafür warum der IS in Afghanistan an Zulauf zu gewinnen scheint. RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 20.08.2022 Vielen Dank für die Vernetzung. Selbst dieser eine Öl-Kauf ist verblüffend! Es scheint, dass die aktuelle Taliban-Führung wesentlich fähiger ist als man es gemeinhin annimmt. Mit der US Militärausrüstung können sie sich gegenüber dem IS zur höheren Wahrscheinlichkeit komplett durchsetzen. Und wenn sie es jetzt noch tatsächlich schaffen aus pragmatischen Gründen ihre ideologischen Scheuklappen zumindest teilweise zu überwinden, dann werden sie sich meiner Einschätzung nach tatsächlich langfristig etablieren können, dann wird auch sonst jeder Widerstand gegen sie keine Chance haben. RE: Afghanistan - lime - 26.09.2022 Nachdem der NRF Widerstand gegen die Taliban in den letzten Monaten eher eingeschlafen war bzw. auf niedrigem Niveau stattfand mehren sich in den letzten Wochen wieder die Aktivitäten der NRF. Zu den zwei Zentren des NRF Widerstandes in den Bergen von Panshir und Andarab scheint sich jetzt auch die Provinz Badakhshan zu gesellen. Vermutlich hat dies auch mit dem inzwischen wieder härteren Vorgehen der Taliban gegen Drogenanbau bzw. Schmuggel zu tun. Mehrere regionale Talibankommandeure sollen mit ihren Kämpfern in den letzten Wochen die Seiten gewechselt und sich der NRF angeschlossen haben. Die Taliban mussten sich daraufhin wohl aus mehreren Bezirken der Provinz zurückziehen. Bleibt abzuwarten ob sie dort wieder Boden gut machen können oder ob es zu weiteren Absatzbewegungen Richtung NRF kommt. Erstes wichtiges Ziel der NRF dürfte sein die Kontrolle über die Grenzregion Richtung China zu übernehmen. RE: Afghanistan - Quintus Fabius - 27.09.2022 Hat nach allem was ich darüber gelesen habe tatsächlich vor allem damit zu tun, dass die Taliban gegen lokale Drogenlords vorgehen. Aktuell sind die Taliban dabei eine zentralistische Kontrolle über den Drogenanbau und Handel zu errichten, dass führt natürlich zwingend zu Widerstand. Und ganz offiziell begründen sie das mit der Bekämpfung der Drogenproduktion, tatsächlich aber wollen sie damit den Machthabern in den Provinzen ihre Machtbasis und ihren Reichtum nehmen und diesen selbst unter Kontrolle kriegen um ihre Machtposition im Zentrum damit zu stärken. Da der "Widerstand" sich ebenso nicht zuletzt aus dem Drogenhandel finanziert, und die Taliban immer noch endlos US Ausrüstung haben, wird die Strategie der Taliban hier meiner Meinung nach aufgehen und zu einer weiteren Stabilisierung der Taliban-Herrschaft beitragen. |