06.01.2012, 10:44
Zitat:(sda/dapd/afp) Bei einem Angriff auf eine Kirche im Nordosten Nigerias sind am Donnerstag sechs Personen ums Leben gekommen. Bewaffnete hätten am Abend in der Stadt Gombe das Feuer eröffnet, sagte der Priester Johnson Jauro. Unter den Toten sei auch seine Ehefrau.
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/tote_kirche_nigeria_1.14147793.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/i ... 47793.html</a><!-- m -->
Bekannt hat sich zu diesem Anschlag noch niemand, auch wenn natürlich sofort Boko Haram verdächtigt wird.
Erich schrieb:Schneemann, ich habe auch etwas Probleme damit, wenn man ethnische Konflikte, die es entlang aller Überschneidungsgebiete (Bruchzonen) gibt, unter dem Stichwort "Koranschüler", "Taliban" und "islamischer Terrorismus" vereinheitlicht.Ging zwar nicht an mich, aber ich hab dafür Probleme damit, wenn man die Religion als Erklärungsgrund ganz ausklammert, aus welchen Gründen auch immer (Deeskalation von religiösen Spannungen?).
Wenn es sich um einen ethnischen Konflikt handelt, warum wird dann immer und immer wieder die Religion als Grund instrumentalisiert? Warum wird nicht darüber berichtet, dass sich Yoruba und Haussa (oder wer auch immer) bekämpfen, anstatt Christen vs. Muslime? Persönlich glaub ich nicht, dass nur unsere Medien schuld daran sind, bloss weil Islamophobie mehr Quote bringt als ein Konflikt zwischen zwei Ethnien, die man nicht mal kennt. So viel Vertauen hab ich dann schon noch in die Berichterstattung, dass halt doch etwas dran ist an der Instrumentalisierung der ach so friedlichen beiden Religionen als Konfliktgrund.
Erich schrieb:Die religiöse Orientierung (christlich und islamisch) dient der eigenen Identifikation, der "Selbstorientierung" dieser Ethnien. Sie ist Auswirkung und nicht Ursache einer Auseinandersetzung, die in einen ethnischen Bürgerkrieg münden kann.Das mündet in eine Art Huhn-Ei-Frage. Interessant wäre in dem Zusammenhang, ab wann denn die einen Christen und die anderen Muslime geworden sind (bzw. Yoruba und Haussa) und ab wann sie sich gegenseitig zu bekämpfen begonnen haben.
Aber eigentlich spielt es gar keine so grosse Rolle, ob die Religion Ursache oder Auswirkung des Konflikts ist. Wichtig ist, dass sie momentan als Konfliktgrund verwendet wird. Da liegt das Problem. Und hier muss auch die Lösung ansetzen. Sprich, die Religion muss - ähnlich wie in Europa - entmachtet werden. Das ist gängigen afrikanischen Kulturklischees zufolge zwar kaum möglich. Aber so müssten sich die verfeindeten Parteien etwas neues einfallen lassen, um sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und würden dem Islam und dem Christentum nicht einen weiteren Bärendienst erweisen.