(23.12.2025, 17:18)Helios schrieb: [ -> ]Honorverse. Die Bücher scheinen in Sci-Fi-Kreisen nicht so gut weg zu kommen, ich habe sie aber nicht gelesen.
Kommt darauf an was du willst. Weber zeichnet keine komplexen Charakterdramen und man muss sich mit der Mary Sue als Protagonistin arrangieren. Die Handlung ist sehr geradlinig gezeichnet und man darf auch keine hochphilosophische Auseinandersetzung im Scifi-Gewand erwarten. Das ist unentschuldigt Military Scifi.
Seine Schreibweise ist manchmal etwas gestelzt. Liest sich im englischen Original wesentlich schöner. Dafür ist er zumindest für mein Dafürhalten auch einfach und angenehm zu lesen.
Infodumps muss man mögen. Wer keine Lust auf Seitenlange Exkurse über den Unterschied zwischen Mk16 DDMs und Mk23 MDMs oder die politischen Verhältnisse in der People's Republic of Haven in den letzten hundert Jahren zu lesen (gerne auch mitten in irgendeiner ActionSzene), ist hier fehl am Platz.
Politisch ist Weber halt ein Republikaner der alten Schule, dass schwingt zumindest im Grundtenor (Space Commies bad) der Bücher mit. Ist in meinen Augen aber höchsten historisch interessant/amüsant nachdem die ersten Bücher über 30 Jahre alt sind und hat mit den heutigen Verhältnissen wenig zu tun.
Was Weber kann ist Worldbuilding. Weniger in Richtung der Gesellschaften oder politischen Systeme in denen die Handlung stattfindet sondern bezogen auf die Streitkräfte die er da gegeneinander antreten lässt. Man merkt das er studierter Historiker ist, er schafft ein (zugegeben sehr techniklastiges) Gesamtkunstwerk, das von großen Geopolitischen Zusammenhängen über die Konzeption seiner Raumschiffe und der Evolution der Kriegsführung bis zu detaillierten Raumkämpfen wunderbar ineinander greift.
Oder anders ausgedrückt: Weber ist einer der wenigen Military-Scifi-Autoren, die einerseits über die Rakete, die der Superdreadnought gerade startet, eine seitenlange in sich logische Abhandlung schreiben kann (und das auch tut) und andererseits das Geschehen in eine stringent gezeichnete Operationsführung einbindet und das ganze noch spannend bis mitreißend verpackt.
Es gibt viel Military Scifi mit gut gezeichneten Raumschlachten. Es gibt verdammt wenig Military Sicfi in dem die Technik stringent aufgebaut ist und regelmäßig den Plot treibt und fast keine Military Scifi, die der Strategischen und erst recht Operativen Ebene so viel Raum einräumt wie dem taktischen Geschehen. Weber brilliert hier streckenweise, zumindest in den ersten Büchern.
Das ist auch ein springender Punkt. Weber heute schreibt im Honorverse sehr andere Bücher als er vor dreißig Jahren geschrieben hat. Der Plot ist ausgefuert, die Handlung hat sich in zuvielen Nebenserien verloren und total verlangsamt. Er hat es mittlerweile zu einem vorläufigen guten Ende gebracht, aber die ganze Handlung um den Fall der Solaren Liga fällt weit hinter dem Frist Havenite-Manticoran War zurück.
Das sollte einem Anfänger allerdings nicht stören, nichts in seinen späteren Werken beeinflusst die ersten Bücher.
Das Erstwerk On Basilisk Station ist leider ein vergleichsweises schwaches Buch. Die Handlung im Mittelteil ist zäh und der Plot insgesamt fast irrelevant für den weiteren Verlauf der Serie. Davon nicht abschrecken lassen, wenn man mal reinschnuppert. Das anschließende The Honor of the Queen ist dagegen ein verdammt starkes Buch, wem das nicht zusagt wird mit Weber nicht glücklich. Buch Nr. 3 The Short Victorious War ist in meinen Augen das beste Buch der Serie und in manchen Aspekten für mich die beste Military Scifi die ich je gelesen habe.
Der erste Zyklus (die Kriege von Haven gegen Manticore) schließt in der Hauptreihe mit Buch 11 (At all Costs) ab, alles danach, inklusive aller Spin-Offs, muss man sich nur geben, wenn man großer Fan des Universums geworden ist.